bei Stromberg verlorenes Geschütz wieder. Der Feind befindet sich in vollem Rückzug. Die englischen Verluste sind noch nicht vollständig fest- gestellt, doch sind dieselben unerheblich.
Die neueste britische Verlustliste für den südafrikanischen Krieg, die das englische Kriegsamt veröffentlicht, reicht bis zum 9. Juni und gibt 2055 Offiziere und 32 255 Mann an, und zwar sind tot 235 Offiziere und 2518 Mann, verwundet 841 und 11405, vermißt 73 und 614, gefangen 200 und 4758, an Krankheit gestorben 112 und 3721, verunglückt 58 Mann, heimgeschickt als Invalide, Kranke und Unbrauchbare 604Offiziere und 11 171 Mann. Inden Lazaretten liegen aber noch 40 000 Mann, die teils an Seuchen, teils an Erschöpfung erkrankt sind. Um zu der, wenn auch nur annähernd richtigen Zahl des Gesamtverlustes zu gelangen muß man die im Kleinkrieg seit dem 9. Juni erlangten Verluste hinzurechnen und diese sollen 800 Mann tot und verwundet betragen, schließlich sind zu rechnen 5000 tote, verwundete oder kranke Troßknechte, Civilfreiwillige und Schanzarbeiter, sodaß alles in allem ein britischer Gesamtverlust von 81045 Mann herauskommt. In der That, einer teuerer Preis!
Unterhaltender Heil.
Die Irre von Sankt Rochus.
Kriminalroman von Gustav Höcker.
(Fortsetzung."!
Der Detektiv blätterte weiter und fuhr fort: „Punkt drei betrifft die Thür, welche aus dem Empfangssalon des Professors auf den Korridor führt, stets sorgfältig von innen verriegelt war und dennoch vom Kriminalkommissar offen gefunden wurde. Das Dienstmädchen Therese Zeidler giebt zu, daß sie die Thüre in der ersten Bestürzung selbst aufgeriegelt haben könne. Sie könne sich hierin aber auch geirrt und die Thüre bereits offen gefunden haben, meint der Verteidiger. Beruhte es auf einer Vergeßlichkeit, daß der Riegel nicht vorgeschoben war, so traf es sich doch seltsam, daß gerade mit dieser ganz ausnahmsweisen Vergeßlichkeit der Mord zusammenfiel. War der Thäter eine andere Person als die Angeklagte, so mußte es für ihn von Wichtigkeit sein, die Thüre offen zu finden, denn sein Eindringen durch dieses, dem Entree zunächst gelegene Zimmer in das Schlafkabinett war viel weniger der Gefahr ausgesetzt, bemerkt zu werden, als wenn er den Weg zu seinem Opfer durch den Sammlungssaal hätte nehmen müssen, dem gegenüber sich das Zimmer der Vorleserin befand. — Mit Recht hat der Verteidiger diese Punkte hervorgehoben, aber sie erscheinen neben dem Belastungsmaterial unwesentlich."
Doktor Gerth seufzte schwer auf.
„Könnte man nicht auf den Gedanken kommen, daß irgend eine Person ein Interesse gehabt habe, das Leben des Professors abzukürzen?" frug er, sich seines ersten Gespräches mit Konstanze erinnernd.
„Hm," machte Allram, „daß jemand seinen Tod herbeigewünscht hätte? Meinen Sie das mit Ihrer Frage?"
„Es kommt ganz auf dasselbe heraus," erwiderte der Irrenarzt.
„Gewöhnlich Pflegen es ungeduldige Erben zu sein, die so etwas herbeiwünschen," bemerkte Allram trocken.
„Professor Georgi hatte keine Leibeserben," fuhr Gerth fort. „Seine Sammlungen hat er der Universität vermacht. Alles Uebrige aber, (der Sprechende dämpfte hier Plötzlich die Stimme), sein bedeutendes Baarvermögen und sein Haus ist testamentarisch seiner Wirtschafterin Frau Bruscher zugefallen."
„Ich verstehe," nickte der Detektiv. „Aber hier ist beiläufig erwähnt," fügte er hinzu, auf die Broschüre deutend, „daß Georgi an einem unheilbaren Brustübel litt, welches ihm nur noch eine kurze Lebensdauer vergönnt hätte. Ein paar Jahre früher oder später, — das hätte sich schwerlich verlohnt, sich einen Mord aufs Gewissen zu laden, und das Risiko, dafür um einen Kopf kürzer gemacht zu werden, zu tragen."
„Das ist freilich auch meine Ansicht," gab Gerth zu. „Vergebens suche ich nach einem anderem Grunde, und doch muß es einen solchen geben."
„O ja," versetzte Allram, „z. B. die Furcht vor Abänderung des Testaments zu Gunsten eines Anderen."
„Ja, ja," rief der Arzt lebhaft, „zu Gunsten eines Anderen! Das wäre ein Gedanke —"
„Den wir noch weiter ausspinnen können, da wir nun einmal dabei sind, den Prozeß zu revidieren," sagte der Detektiv lächelnd. „Es ist ja keine Seltenheit, daß Junggesellen im Alter des Professors sich Plötzlich heftig verlieben und die Welt durch eine Heirat in Erstaunen setzen. In den Zeitungen stand es, und in dieser Broschüre steht es auch, und Sie, Herr Doktor, können es vielleicht aus eigener Anschauung bestätigen, daß diese Konstanze Herbronn eine ungewöhnliche Schönheit ist. Zu diesen äußeren Vorzügen kam noch eine geistige Bildung, die einen feinsinnigen Gelehrten Wohl hätte anziehen können. Wer weiß ob —" Er zuckte die Achseln.
„Sie meinen —Gerth wagte den Gedanken nicht auszusprechen. Sein Antlitz erglühte Plötzlich in dunklem Rot.
Dem Detektiv entging das nicht. Um zu prüfen, ob er die innere Bewegung, die dem jungen Arzte das Blut zu Kopfe trieb, richtig beurteilte, fuhr er schonungslos fort: „Ich meine, daß zwischen dem gelehrten Herrn und seiner Vorleserin sich vielleicht ein zärtliches Verhältnis angesponnen hatte. Eine tüchtige Wirtschafterin, welche einem ledigen älteren Herrn ihre liebevolle Pflege widmet, besitzt für so etwas ein scharfes Auge. Hatte dieses Auge eine derartige Entdeckung gemacht, dann war allerdings eine Abänderung des Testaments zu Gunsten der schönen jungen Vorleserin zu fürchten, und es war dringend zu wünschen, daß der heiratslustige Junggeselle das Zeitliche segnete, ehe er eine solche Unbesonnenheit beging."
Man hätte meinen sollen, daß diese Folgerungen Allrams dem jungen Arzte aus der Seele gesprochen waren, und dennoch berührten sie sein Inneres wie Reif die Frühlingsknospen. Er merkte, wie es um ihn stand, welche Gefühle für die schöne, unglückliche Zellenbewohnerin in ihm die Oberhand gewonnen hatten, und der Detektiv merkte es auch. Sich vorzustellen, daß Konstanze zu dem Professor in einem innigeren Verhältnisse als dem einer Vorleserin gestanden haben könne, erschien Gerth unmöglich, aber vielleicht nur, weil ihm dieser Gedanke unerträglich war. Und doch hätte hiermit das Schweigen, welches sie sich selbst auferlegte, das Geheimnis, in welches sie sich einhüllte, seine einfachste Erklärung gefunden! Erschien es denn aber denkbar, daß der Zartsinn eines Mädchens, die Furcht, vor einer öffentlichen Versammlung ein Herzensverhältnis einzugestehen, so weit ging, daß sie lieber den Verdacht eineH,?Hurchtbaren Verbrechens auf sich nahm, als die Beweggründe bloszulegen, welche einer anderen Person den gewaltsamen Tod des Gelehrten hätten wünschenswert machen können?
Allram ließ ihm Zeit zu dieser Gedankenreihe. Dann sagte er, als wolle er das Gespräch von der bisherigen Richtung ablenken: „Das tragische Ende Professor Georgis hat mich mit lebhaftem Anteil erfüllt. Ich hatte Gelegenheit, seine Persönliche Bekanntschaft zu machen, zwar nur vorübergehend, aber in dieser flüchtigen Berührung wurde er mir sehr sym- Patisch. Es mag fünf Jahre her sein, als er in einer Diebstahlssache — aus seiner Antiquitätensammlung war ihm ein kostbarer Gegenstand entwendet worden — meine Dienste in Anspruch nahm. Ich ermittelte den Dieb und entlastete dadurch eine brave Person, auf welcher fälschlicher Weise der Verdacht ruhete."
„So kennen Sie Wohl auch Frau Bruscher?" frug Gerth aufmerksam.
„Sie scheint Ihnen nicht aus dem Kopf zu wollen," lächelte der Detektiv. „Wie ich mich zu erinnern glaube, lag sie damals krank in einer Klinik. Ich habe sie nie gesehen. Im übrigen werden Sie mit mir übereinstimmen, daß sie die Blutthat an ihrem Herrn nicht
vollführt hat, denn ihre Abwesenheit zu Me», Zeitpunkte, wo dies geschah, ist durch einwands- freie Zeugen nachgewiesen."
„Daran läßt sich nicht rütteln," stimmte der Irrenarzt bei. „Aber ein Mörder ist vorhanden, und an die Schuld Konstanze Herbronns glaube ich nun und nimmermehr. Vertrauen zu Ihnen gesagt: ich glaube auch nicht, daß sie an Epilepsie leidet, und was sie in unzurechnungsfähigem Zustande nicht beging, dazu war sie bei gesundem Sinne nur um so weniger fähig. Für die Erforschung des wirklichen Mörders soll mir kein Preis zu hoch sein und ich bin in der Lage, ihn zu erlegen. Nennen Sie mir die Summe, die ich deponieren soll."
„Wie ich Ihnen mitteilte, bin ich halb und halb schon versagt," entgegnete der Detektiv. „Doch will ich Sie mit keinem unbedingten Nein fortgehen lassen. Sie werden von mir hören; ich gebe Ihnen mein Wort darauf."
Doktor Gerth schüttelte die ihm treuherzig dargebotene Hand und verabschiedete sich. . . , (Fortsetzung folgt).
(Ein Dummer.) Ein Deutscher, namens Ludwig Moch, Badenser, machte auf den großen Pariser Boulevards die Bekanntschaft eines deutschredenden Mannes, mit dem er schnell befreundet wurde, und lud denselben zum Abendessen ein. Da er nur deutsches Geld bei sich hatte, erbot sich der Unbekannte, es zu wechseln, und ward natürlich nicht mehr gesehen!
sAuskunft unter Vorbehalt.! Karlchen: „Papa, was ist denn ein Junggeselle?" — Papa: „Ein Junggeselle ist ein beneidenswerter Mensch, aber sage es nicht der Mama!"
sEin Schäker.) Gast: „ Das sind Ihre ganzen Räume? Sie sagten doch, hier könnten zweihundert Personen speisen?" — Wirt: „Ja, aber nacheinander!"
Mutmaßliches Wetter am 13. und 14. Juli.
«Nachdruck verboten.!
An der Nordküste Schottlands hat sich die letzte Depression auf 755 mm vertieft. Ein Hochdruck von 765 nnn liegt aber noch über dem ganzen deutschen Reich, Dänemark, Südschwedcn, der unteren Ostsee, den russischen Ostseeprovinzen und Böhmen. In Irland sind überdies wieder die Vorposten eines neuen Hoch, drucks eingetroffen. Demgemäß ist für Freitag und Samstag trockenes und größtenteils heiteres Wetter bei warmer Temperatur zu erwarten.
Am 14. und 15. Juli.
Ueber Südschweden, Seeland und dem südwestlichsten Teil der Ostsee behauptet sich noch pin Hoch, druck von 765 mm. Ueber dem deutschen Reich mit Ausnahme von Süddeutschland steht das Barometer noch etwas über Mittel. An der Nordküste von Schottland und weiter nordwestwärts liegt eine Depression von 755 mm, eine gleiche Depression auch über Ungam einerseits und der Bretagne andererseits. Gerade letztere Depression bewirkt bei uns noch immer östliche Winde; dagegen beginnen sich wieder gewitterige Luft- einsenkungcn in Suddeutschland zu zeigen, welche zu vereinzelten, kurzen Störungen führen können. Hievon abgesehen, ist aber für Samstag und Sonntag noch immer vorwiegend trockenes und auch mehrfach heiteres Wetter bei warmer Temperatur in Aussicht zu nehmen,
Telegramme.
Berlin, 12. Juli. Eine besondere Ausgabe des „Militärwochenblatts" meldet: Generalmajor v. Lessel, beauftragt mit der Führung der 28. Division in Karlsruhe, ist unter Beförderung zum Generalleutnant zum Kommandeur des ostastatischen Expeditionskorps ernannt. Generalleutnant Frhr. v. Gemmingen, Kommandeur der 38. Division in Erfurt, ist zum 1. Oktober zum Präsidenten des zu errichtenden Reichsmilitärgerichtes ernannt. (Für diese Stelle war bekanntlich auch der Chef des Militärkabinets, General der Infanterie v. Hahnke, genannt worden.)
Konstantinopel, 12. Juli. Nach einer aus der Hauptstadt von CYpern, Levkosia, im Jildispalaste eingelaufenen Nachricht ist dort eine aufrührerische Bewegung gegen die Engländer aufgetreten.
New-Jork, 12. Juli. Die „Saale" ist flottgemacht; es wurden in dem Schiff noch 24 Leichen gefunden. Die Gesamtzahl der Toten des Schiffes beträgt demnach 60.
Redaktion, Druck und Verlag von C. Me eh in Reuenbürg.