72 Jahre sehr rüstig und besorgte ihre Haus­haltung allein. Ein kleines Schulmädchen, welches des Morgens das Frühstück brachte, besorgte ihr auch die notigen kleinen Gänge. Dieses Mädchen war am Dienstag Morgen um 10 Uhr noch in der Wohnung anwesend. Als sie gegen Mittag wieder kam, erhielt sie auf wiederholtes Klingeln und Klopfen keinen Ein­laß. Auf die Ermittelung des Mörders wird im Laufe des heutigen Nachmittags eine Be­lohnung von 1000 ^ ausgesetzt.

Mit Rücksicht auf gewisse Hetzereien des BerlinerTimes"-Korrespondenten bemerkt die Post", der BerlinerTimes"-Korrespondent dürfe sich nicht Wundern, wenn man in Deutsch­land seines Treibens endlich müde würde und ihm Gelegenheit gäbe, jenseits der schwarz-weiß- roten Grenzpfähle, fern von den ihm so ver­haßten Deutschen, die ihm tagein tagaus Anlaß zu ernstem Tadel und zornigen Prcßfehden geben, ein beschauliches und friedlicheres Dasein zu führen. Das ist ein deutlicher Wink für den Herrn.

Württemberg.

Ulm, 12. April. Beim großen Offiziers­konkurrenzschießen der Kriegsschule in Spandau hat die besten Schießresultate erzielt Hanptmann Magirus vom 8. Infanterieregiment in Straßburg, gebürtig von Ulm, und früher hier in Garnison. Er erhielt den Ehrensübel vom Kaiser.

Ulm, 12. April. Gestern wurde die in den letzten 2 Jahren mit einem Aufwand von 105 000 hergestellte Donaukorrektion zwischen Göttingen und Ulm von einer Uebernahme- kommission, bestehend aus staatlichen Gemeinde­vertretern untersucht und als wohlgelungen über­nommen.

Ausland.

Die Reise der hochbetagten Königin Viktoria nach Irland ist ohne Zweifel aus der Erwägung der Regierung hervorgegangen, daß im jetzigen verhängnisvollen Moment ein irischer Aufstand verhängnisvolle Folgen haben würde und die Regierung scheint Anhaltspunkte dafür gehabt zu haben, daß ein solcher Aufstand zur Zeit nicht zu den Unmöglichkeiten gehört. Die Verwick­lungen, welche England infolge des südafrikanischen Kriegs Wohl noch bevorstehen, lassen es selbst­verständlich wünschenswert erscheinen, daß in Eng­land Ruhe, andauernde Ruhe herrsche. Ob der Besuch der greisen Königin dazu führt, ob die gegenwärtig in der englischen Presse herrschende Aufregung nicht wieder verdirbt, was die Königin erreichen wollte, bleibt abzuwarten.

London, 10. April. Es wird behauptet, daß Präsident Krüger dem Prinzen von Wales zu seiner glücklichen Errettung beim Brüsseler Attentat Glück gewünscht habe. Von anderer Seite wird diese Nachricht jedoch ernstlich be­zweifelt, da Krügers Gesinnung ihm Wohl ge­stattet, in Depeschenwechsel mit der Königin Viktoria zu treten, nicht aber mit dem Prinzen von Wales, den er für einen Gönner und Protektor Jamesons ansehe.

Die den Engländern so ungünstigen Nach­richten aus Südafrika in der letzten Woche haben schnell die Stimmung in England gründlich geändert. Der Uebermut und der gehässige Hohn, mit dem die Rhodes-Presse bis dahin in täglich zunehmender Steigerung über die Buren, deren Präsidenten und europäische Freunde Her­zog, ist wie weggeblasen, und mit Staunen und Verwunderung lesen wir jetzt, daß das englische Volk und die englische Presse eigentlich immer für eine Versöhnung gewesen sei. Dieses Jonglieren mit Worten und dieses Hin- und Herlavieren im Zickzack ist so recht bezeichnend für das Unsichere der ganzen Situation. Der innere Halt und das Gefühl der Sicherheit ist den Führern der Kriegspartei längst abhanden gekommen, und da die Ueberzeugung, im Rechte zu handeln, in den höheren Schichten des eng­lischen Volkes immer mehr abnimmt, während der Mob, das Lesepublikum derDaily Mail" undEvening News," auch schon anfängt, ver­wirrt zu werden, so befindet sich die englische Bevölkerung jetzt wiederum in einem Stadium der Nervosität, das dem aus der Zeit der ersten

Mederlagen recht ähnlich ist. Dieselben An­klagen werden wieder erhoben wie damals, es heißt Offiziere taugen nichts, was übrigens nicht ganz unzutreffend ist, dazu kommt dann aber noch, daß im Laufe dieses Krieges trotz aller Vorsichtsmaßregeln zu viel von den Einzelheiten über den Anteil der Rhodes - Clique an diesem nationalen Defensivkriege" in England bekannt geworden ist.

Zur Vereinfachung einer Mobilmachung der englischen Flotte ist dem Unterhause eine Gesetzes-Vorlage zugegangen, die der Admiralität eine diskretionäre Gewalt einräumt, die Flotten- Reserve einzuberufen. Die Vorlage wurde vom Unterhause in zweiter Lesung angenommen.

New-Aork, 11. April. DemJournal" zufolge hat die englische Regierung einen Ver­trag über den Ankauf von 30 bis 35000 amerikanischen Pferden abgeschlossen.

Feinde rin gsum!" kann heute Lord Roberts mit Recht ausrufen. Die Freistaaten haben ihre Einkreisungs-Operationen fast zum Abschluß ge­bracht, ihre Geschütze beherrschen bereits an mehr denn einer Stelle die Verbindungslinien des Feldmarschalls, die Telegraphenlinien selbst sind bereits an zwei Stellen durchschnitten und die fliegenden Kommandos der Förderirten operiren bereits, fast ohne Widerstand zu finden, wieder von der Modder bis zum Orangefluß hinab.

Die Aufgabe des Burengenerals de Wet, welcher südlich von Brandfort, bei Merkatsfontein, am letzten Samstag einen glänzenden Sieg über die Engländer erfocht, bestand nach der Kapitulation Cronjes darin, den Vormarsch Lord Roberts so sehr wie möglich aufzuhalten, um Zeit für die Organisierung des weiteren Widerstandes und zur Konzentrierung der Hauptarmee bei Brand­fort, Winburg oder Kroonstadt zu gewinnen. Diese Aufgabe hat General de Wet mit seinen wenigen tausend Mannschaften und seinen paar Geschützen vorzüglich gelöst. Er hat schon bei Paardeberg und später bei Abrahams Kraal den Engländern bedeutende Verluste beigebracht und dieselben lange aufgehalten. Daß er schließlich von den britischen Truppen umgangen wurde, ist kein Beweis einer fehlerhaften Taktik des Buren­generals, denn derselbe hatte bei diesen täglichen Gefechten stets gegen eine acht- bis zehnfache zu kämpfen. Es ist mit Sicherheit anzunehmen, daß General de Wet, dessen natürliche Begabung für Truppenführung sogar bei seinen Landsleuten anerkannt wird, die sich alle selbst für sehr klug und gescheit in der Kriegsführung halten, auch fernerhin den Engländern viel zu schaffen machen wird.

Bis zur Stunde lagert über dem denk­würdigen Kampfe bei Merkatsfontein, in welchem der Burengeneral De Wet den Eng­ländern so empfindliche Verluste bereitet hat, ein undurchdringliches Dunkel. Die Nachrichten sind spärlich, und das Londoner Kriegsamt stützt sich trotz der unzweideutigen Depeschen der Londoner Blätter noch immer auf die Hoffnung, daß die Bestätigung von der Niederlage der Engländer ganz ausbleiben dürfte. Da giebt es nur zwei Möglichkeiten: entweder will das Kriegsamt die eingelaufenen Meldungen nicht mitteilen, oder es kann Nichts mitteilen, weil die telegraphische Verbindung des Lord Roberts mit Kapstadt, wie ja schon behauptet wurde, seit dem 7. d. M. thatsächlich zerstört ist. Daß der letztere Fall auf die Lage der Roberts'schen Armee ein noch trüberes Licht wirft als der erstere, liegt auf der Hand.

Den Erfolgen der Buren bei Sannasport und Reddersburg hat sich bei Merkatsfontein ein neuer Sieg hinzugesellt. Infolge der ein­getretenen Veränderung der Kriegslage gehen die Farmer der anscheinend beruhigten Gebiete des Oranje-Freistaats und des Nordwestens der Kap-Kolonie wieder in Hellen Haufen in das Lager der verbündeten Republiken über. Die Eisenbahn-Verbindung mit Bloemfontein ist äußerst gefährdet, und selbst dieTimes" muß zugeben, daß Lord Roberts Lage höchst bedroht sei. So sind die Hoffnungen auf einen schnellen Siegeszug nach Prätoria jäh zu Schanden geworden.

Bloemfontein, 11. April. General Gatacre kehrt nach England zurück. An seiner Stelle ist General Chermside zum Kommandeur

Redaltion, Druck und Verlag von E. Me eh in Neuenbürg.

der 11. Division ernannt worden. Voraussichtlich werden auch in den Kommandos der Brigaden Veränderungen eintreten.

Ladysmith, 11. April. Die Buren er- öffneten heute früh, wie das Reutersche Bureau meldet, das Feuer und warfen von drei weit von einander entfernten Stellungen Granaten in das britische Lager bei Elands Laagte, richtete aber keinen Schaden an. Die Geschosse fielen in das Freiwilligenlager. Cavallerie, berittene Infanterie und Infanterie recognoszierten und fanden den Feind in großer Stärke und gut verschanzt. Die Schiffsgeschützs erwiderten das Feuer der Buren. Der Long Tom wurde von den Buren wieder in Stellung gebracht.

Ladysmith, 12. April. Das Reutersche Bureau meldet: Das Geschützfeuer dauerte gestern früh drei Stunden. Die Buren demaskierten 6 große Geschütze und schleuderten Granaten in das englische Lager. Die Schiffsgeschütze wurden gefechtsunfähig. Unterdessen versuchten die Buren eine Flankenbewegung zur Rechten und Linken der Engländer, die aber durch das englische Feuer verhindert wurde. Zwei bei der Bedienung der Geschütze thätige Matrosen sind gefallen. Auch haben die Engländer noch etliche weitere Verluste erlitten. Gerüchtweise heißt es, daß eine Buren­abteilung südwestlich von Elandslaagte aufge­taucht sei. (Das klingt fast so, als würde dem General Buller da oben im Nordosten ein zweites Ladysmith zurecht gemacht. Die Red.)

Prätoria, 12. April. Den letzten hier eingegangenen Nachrichten zufolge dauern, wie das Bureau Reuter meldet, die Kämpfe bei Elandslaagte und Dewetsdorp fort. Einzelheiten fehlen noch.

Prätoria, 12. April. Hier geht das Ge­rücht, Oberst Baden-Powell, der Verteidiger Mafekings, sei in Mafeking gestorben.

Gaberones, 11. April. Das Reutersche Bureau meldet unter dem 3. ds.: General Plumer wurde in dem Gefecht am 31. März am Arm verwundet.

Durban, 12. April. General Hunter ist aus Ladysmith hier eingetroffen; ferner trafen zahlreiche Mannschaften ein, die an Bord der Transportdampfer gebracht werden. Eine ganze Brigade ging, demStandort" zufolge, von Natal ab, um zu Lord Roberts zu stoßen. Zwei weitere Regimenter schifften sich gestern ein. General Hunter übernimmt das Kommando über die Brigade.

London, 12. April. Nach einem Kabel­telegramm aus Pietermaritzburg zog Buller am 11. April nach heftigem Artilleriekampfe seine Truppen auf Ladysmith zurück, nachdem in Elandslaagte das Lager unhaltbar geworden, seine Flanken umgangen und beim Rückzuge die Truppen bedroht worden waren. Botha setzt die Offensive auf der ganzen Linie fort.

Rätsel.

Als liebliche Kinder des Gartens erfreuen im

Herbste wir dich.

Aenderst du schnell unfern Kopf, bin ich ?

Mutmaßliches Wetter am 13. und 14. April.

In Spanien und Südfrankreich ist der Hochdruck aus 765 nun gestiegen und hat auch in Süddeutschland das Barometer zu weiterem Steigen gebracht, gleich­zeitig aber auch die Depression über dem tyrrhenischen Meer nahezu ausgelöst. Der letzte Luftwirbel über der oberen Nordsee weicht langsam nordwärts zurück, da sich über dem nördlichen Rußland noch immer ein Hoch­druck von 765 mm behauptet. Bei langsam steigender Temperatur'ist für Freitag und Samstag nur mäßig bewölktes und fast ausnahmslos niederschlagsfreies, dabei auch zeitweilig aufgeheitertes Wetter in Aussicht zu nehmen.

Am 15. und 16. April.

An der mittelnorwegischen Küste ist nunmehr ein neuer Lustwirbel von 740 mm eingetroffen, der zunächst den nordrussischen Hochdruck von 765 mm nach Süd­rußland verdrängt hat und in der Hauptsache gegen die untere Ostsee vorzudringen sich anschickt. In Spanien und Südfrankreich ist der Hochdruck aus 765 mm, in Italien auf 764 mm gestiegen. Für Sonntag, Montag und Dienstag ist demgemäß größtenteils bewölktes und auch zu vereinzelten Niederschlägen geneigtes Wetter in Aussicht zu nehmen.

Mit einer 4seitige« Beilage.

Die nächste Nr. ds. Bl. erscheint am Dienstag den 17. ds. nachmittags.