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den« Munde und zog die rechte Hand aus der Tasche, um sie als Sonnenschutz über die Augen zu liegen. Am Ende der langen, ost durch Zwischenräume unterbrochenen Dorfstraße zeigte sich eine Männergestalt, die auffallend an ihn, Andreas Althöffer selbst, erinnerte, nur war die saubere Kleidung' sehr viel unscheinbarer und ärmlicher.

Ohne Eile kam der Mann näher und blieb vor dem Bauern stehen, welcher sich nicht vom Fleck gerührt hatte und nur blaue Wölkchen vor sich hin Paffte.

Guten Tag, Bruder Andreas!"

Andreas wendete sich kaum zu dem An­kömmling herum und brummte widerwillig:N' Tag!"

Ich habe mit dir zu sprechen," fuhr der andere fort,willst du's draußen oder drinnen hören?"

Was wir miteinander zu reden haben, kann hier geschehen!"

Gut! Um's kurz zu machen, Hermann ist von den vierten Jägern zurück und als herzog­licher Forstlaufer in Prilip angestellt!"

Da ist er gerade was Rechts," lachte Andreas kurz auf,was gehts mich an?"

Dich weniger, als deinen Sohn!"

Was willst du damit sagen, Jörg?" fuhr der Bauer auf.

Nicht mehr, als wie alle Spatzen pfeifen! Der Leonhard geht wildern und hat sich bloß noch nicht erwischen lassen; erkannt wurde er aber in voriger Woche vom Hermann. Weil der Leonhard kein Aasjäger ist und nicht wegen dem Gewinn, sondern wegen der Schußpassion nebenher läuft, hat der Oberförster für diesmal ein Auge zugedrückt, zumal kein Schuß gefallen sei und die Möglichkeit nicht ausgeschlossen wäre, daß der Leonhard aus Versehen auf herzogliches Revier übertrat, zumal die Grenzverhältnisse dort ziemlich verzwickt. Der Herr Oberförster läßt dem Leonhard hiermit eine schriftliche Verwarn­ung zukommen," hier zog Georg Althöffer einen Brief aus der Brusttasche und reichte ihn seinem Bruder,die ich Überbringer! mußte, damit die Sache in Rücksicht auf dich, den geachteten Groß­bauern, den Leuten gegenüber nicht gar zu amt­lich aussieht. Bitte um Bescheinigung!"

Komm 'rein!" sagte Andreas kurz und schritt voran ins Haus.

Das Verhältnis zwischen den beiden Brüdern war nichts weniger als liebevoll. Georg, der Jüngere, war dereinst als Nachgeborner mit ge­ringem, nur beweglichem Erbe, abgefunden worden, und statt in eine andere reiche Bauernfamilie hineinzuheiraten, was ihm durchaus nicht schwer geworden wäre, folgte er dem übermächtigen Zuge seines Herzens und nahm die bildschöne, aber blutarme Förstersweise Marianne Ricker zur Frau. Das hatte ihm vor allem seine nun längst verstorbene Schwägerin sehr verdacht und dem Bruder dieserhalb nicht zum Guten geredet. Es Prasselte damals ein fürchterliches Unge­witter im Bauernhöfe los, und Georg verließ seine Großknechtsstelle Knall und Fall, um sich als Holzhauer in den herzoglichen Forsten anstellen zu lassen. Kaum, daß seit dieser Zeit die Brüder sich zufällig einmal im Jahre be­gegneten, sie gingen sich aus dem Wege, wo sie konnten. Sie wurden sich so fremd, daß nur ihre außerordentliche Familienähnlichkeit das gegenseitige Nichtmehrerkennen ausschloß.

' Heute durfte Georg Althöffer' seinem Ober­förster und alten Gönner den scheinbar kleinen Dienst, der noch obendrein dem guten Namen Althöffer galt, nicht ausschlagen, aber blutsauer war ihm der Gang doch geworden. Wäre der schwere Aerger über den leichtsinnigen Sohn wegen Spielschulden und Hirtentochter nicht fast gleichzeitig gekoMien, so hätte es setzt vielleicht einen Tanz gesetzt. So aber fertigte Andreas ohne weiteres die Empfangsquittung aus, und die zerfallenen Blutsgenossen schieden nach kurzem Gruß ohne Handschlag wieder von einander, vielleicht auf Jahre.

(Fortsetzung folgt).

Deutschlands Kohlenschätze. Interessant sind die Schätzungen, die in der Sitzung des preußischen Abgeordnetenhauses am l. Febr. der

Abg. Dr. Schultz, Bochum, über den Kohlen­vorrat des niederrheinisch - westfälischen Stein­kohlenbeckens gegeben hat. Bekanntlich hat das enorme Wachstum der Kohlenförderung zu wiederholtenmalen die Frage angeregt, wie lange der Reichtum wohl anhalten werde. Aengstliche Gemüter rechneten zuweilen schon mit der Mög­lichkeit, daß in absehbarer Zeit der ganze Kohlen­vorrat erschöpft sein werde. Darüber braucht man sich nach den Berechnungen des Geh. Berg­rats Dr. Schultz keine Sorgen zu machen. Allein im rheinisch - westfälischen Steinkohlenrevier, in seiner heute erschlossenen Größe, stehen noch bau­lohnend an.

bis zur Tiefe von 700 m ll.OMilliardenTonnen in der Tiefe von 700-1000 m 18,3

von 1000 bis zu 1500 ui 25,0

bis zu 1500 in insgesamt 54,3

Darunter, unter der dem Bergbau heute schon zugänglichen Tiefe bis zur untersten Ablagerung, sind noch weitere 75 Milliarden vorhanden', im ganzen 129,3 Milliarden. Unter Zugrundelegung einer Jahresförderung von hundert Millionen Tonnen, beinahe dem Doppelten der gegen­wärtigen Produktion, wozu, nebenbei bemerkt, etwa 400000 Arbeiter benötigt würden, würde bis zu einer Tiefe von 1000 ni der westfälische Kohlenvorrat noch 293 Jahre ausreichen, bis zu einer Tiefe von 1500 m, die in Amerika bereits erreicht ist, noch 543 und endlich bis zur völligen Erschöpfung noch 1293 Jahre. Dabei ist das westfälische Steinkohlenbecken noch lange nicht in seinem ganzen Umfang erschlossen, und sein Vorrat wird noch weit, weit übertroffen von den unterirdischen Reichtümern Oberschlesiens. Da wird denn wohl der Abg. Dr. Schultz Recht gehabt haben, wenn er bemerkte, daß in Zeit­räumen, die für menschliche Vorausberechnung zugänglich sind, an eine Erschöpfung des un­vergleichlichen, von Gott in unseren Boden ge­legten Schatzes nicht zu denken ist.

Bergheim, 6. April. Daß auch vor 200 Jahren schon Weinpantschereien vorkamen und bestraft wurden, geht aus einem Urteil hervor, welches im Jahre 1718 der Lonseil souverain ä' ^Isaee gegen zwei Eheleute aus Rodern fällte. Um dem Rotwein einen schönen Glanz zu geben, hatten dieselben dem Wein Nachtschatten zu- ae setzt, und zwar in solcher Menge, daß ein Mann, welcher von dem Wein trank, davon starb. Die Eheleute wurden daher verurteilt, an einem Markttage durch zwei Polizeidiener in den Straßen unseres Städtchens umhergeführt zu werden, nachdem man ihnen vorher sowohl auf die Brust, als auch auf den Rücken eine Tafel mit der In­schrift:b'rölatours äe vin! Weinverfalscher!" gehängt hatte. Außerdem mußten sie 30 Livres Almosen bezahlen, damit für die Seele des ver­storbenen Zechers Gebete verrichtet würden.

Allerlei drollige Briefe an eine Berliner Lehrerin werden imS. B." mitgeteilt. Wir geben davon die folgenden wieder:Fräuhlein! Pauline f<st bis zum 15. nächsten Monats. Meine älteste Henriette ist bei ihrer Tante ge­reiht die sterben möchte und dabei nicht allein sol sein in Eberswalde. Und da muß Pauline unsere Wirttschaft füren weil ich meine Stehlung nicht auffgeben kann. Aber ich verspreche sie das ich in die Zeit wenn ich Abend zu Hause kome meinne Pauline in lesen schreibben und deitsch unterrichten werde damitt sie nich allens vergießt."Meine Emma kommt heute nicht weill ich fort muß und meine Frau nicht alleine bleiben darf und Emma die Frau Neumann rufen muß wenn es mit meinne Frau so weit ißt.Geertes Fräuhlein. Am 25. Januar ist mein Geburtstag. Da möchte ich gerne meinen Mann eine kleine Freude machen indem meine Trude mir ein hübsches Gedicht aufsagt. Weil nämlich mein Mann immer behaubtet das die Trude beschränkt ist und wir uns darum immer das Zanken kriegen. Darum bitte ich Sie ganz ergebend lernen Sie meine Trude ein hübsches Gedicht ein, etwas recht schweres und langes, damit sie es mir richtig aufsagt und mein Mann siet was es für ein kluges Mädchen ist das ich ihn mit in die Ehe gebracht habe. Erwartnngs- vol das Sie meine Bütte erfüllen, Euer Hoch­wohlgeborene ganz ergebenste."Bitte Jber-

bringerin dieses meine Dochter Marie ganz mächtig z« ferbimmsen Sie hat mir wider die jantze Millich heute morgen außgetutscht was nun in die drei Dage daß dritte Mahl is. Ich habe ihr schohn gehauen, aberit ich habe Reis- matistmuhs in die Armee. Indem ich Hofe das sie keinen Reismatistmuhs nicht habben bitte ick ihr möglichsteus zu tun."

Mutmaßliches Wetter am 11 und 12. April?

iNachdruck verboten.)

Ueber Finnland und Nordrußland liegt noch immer ein Hochdruck von 770 mra, dagegen über Schleswig.Holstein, Pommern Brandenburg und Sachsen ferner an der Nordküste von Schottland und an der Riviera je ein Lustwirbel von 750 mw. Von Spanien her ist ein schwacher Hochdruck nach Südfrankreich vor- gedrungen und ebenso ist auch von Westen her ein neuer Hochdruck gegen Irland im Anzug. Der norddeutsche Luftwirbel wird demgemäß bald aufgelöst, der schottische Lustwirbel nordwärts verdrängt werden. Für Mitt. woch und Donnerstag ist zwar noch mehrfach bewölktes aber säst ausnahmslos trockenes Wetter zu erwarte»/

Am 12. und 13. April.

Ueber der oberen Nordsee liegt nuumehr ein Luft- Wirbel von 745 mm, welcher de« Hochdruck über Finn­land und Lappland zwar auf 755 mm abgeflacht hat, aber nordwärts zurückweichen muß, weil nicht nur in Westfrankreich, sondern auch in Irland der Hochdruck zunimmt. Ueber Norditalien und Istrien liegt noch ein Lustwirbel von 750 mm, der aber durch den neuen Hochdruck aus Westen wohl bald abgefiacht wird. Bei etwas gelinderer Temperatur ist für Donners­tag und Freitag zwar noch zeitweilig bewölktes, aber fast ausnahmslos trockenes Wetter in Aussicht zu nehmen.

Telegramme.

Hamburg, 10. April. Der auf der Werft Blohm und Voß für Rechnung der deutschen Ostafrikalinie erbaute Doppelschraubendampfer Kronprinz" lief heute nachmittag 2 Uhr glück­lich von Stapel. Das Schiff hat 6000 Tonnen Tragfähigkeit. Der Pate des Schiffes ist der deutsche Kronprinz. j

Frankfurt, 10. April. Die Frankfurter Zeitung" meldet aus Konstantinopel: Die >

interessierten Eisenbahnen sind dahin überein­gekommen, am 1. Mai einen neuen, 3mal wöchentlich hin- und her verkehrenden direkten Orientexpreßzug Berlin-Konstantinopel über Breslau, Oderberg, Budapest, Belgrad und Sofia einzuführen. Die Dauer der Fahrt von Berlin nach Konstantinopel wird 50 Stunden ^

betragen. !

Ladysmith, 10. April. (Reutermeldung.) : Heute früh wurde von Suudayriver her ein !

heftiges, einige Stunden anhaltendes Feuer gehört. Einzelheiten liegen noch nicht vor. Ein Kaffernläufer, welcher aus New-Castle hieher gekommen ist, berichtet, die Buren seien im Begriff, auf den Biggarsbergen Geschütze in Stellung zu bringen.

London, 10. April. Die Abendblätter melden aus Pietermaritzburg von heute: Heute früh begann eine heftige Kanonade vor Elands- laagte.

London, 10. April. Das Reuter'sche Bureau meldet aus Bethulie vom 9. d. M.:

Die Buren halten tatsächlich den Freistaat öst­lich der Eisenbahnlinie besetzt. Der Feind nahm eine Stellung ein, 12 Meilen östlich von Bethulie.

Gnzthiiler-

Alionnemruts

für das II. Huartat

werden noch von allen Poststellen u. Postboten entgegengenommen. In Neuenbürg abonniert man bei der Expedition. Wir bitten davon recht zahlreich Gebrauch zu machen.

Red. und Verlag des Euzthälers.

UM" Des h. Karfreitags wegen fällt das Freitagsblatt aus. Inserate für die am Samstag vor Ostern, vormittags, erscheinende Nr. wollen bis Donnerstag mittag übergebe» werden. Kleinere Annoncen finden noch Aus­nahme, wenn sie bis Samstag vormittag 8 Uhr übergeben finiü

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Rr. 58.

Erscheint Montag viertelj. ^ 1.25, mc

Im Genässt Beschluß der Geu E. G. m. u. H. der bisherigen Fi

E. G. m. u. H. Direktor" an de getragen.

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nachmittags 12'/ Eröffnung im Wi Registerausz amt zu beziehen.

Aus den G

Abteilung Oberer 9 § 26 3

Abteilung Knhrai 1 (

Abteilung Hotenb 1 (

Redaktion, Druck und Beklag von L. Meeh in Reaenbürg.