«»« Stadt, Bezirk und Umgebung.

Neuenbürg, 2. März. Zum Stadtvikar dahier ist vom 7. März d. I. an der bisherige Pfarrverweser Klein von Schura und vom 4 April ab der Predigtamtskandidat Otto Fleck, derzeit in Basel, bestellt worden.

Neuenbürg, 2..März. Auf die wenigen schönen, warmen Frühlingstage, die uns so unvermittelt am 24. v. Mts. (Mathiastag) und ! am 2S./27. Febr. beschert waren, ist ebenso rasch und auffällig wieder ein Rückschlag der Witter­ung eingetreten; denn mit dem 1. März sind Wir Plötzlich wieder in den tiefsten Winter versetzt ! Worden. Bei wenigem Schnee weht ein kalter Wind von Norden her, der eine sternenklare ^ Nacht und heute aufs Neue leichten Schnee brachte. Der auf der Sommerseite befindliche Thermometer steht heute Mittag auf dem Null­punkt; es ist also zum Schneien fast zu frostig. Die großen wieSchneeglöckchen" niedergehenden Flocken müssen uns einstweilen dasMärzveilchen" ersetzen. Nachschr. v. 3. März. Heute früh zeigt das Thermometer 3 ° unter Null.

-ü- Herrenalb, 2. März. Die Restau­ration des Konversationshauses wurde heute um die Summe von 1050 -/A an I. Hardt­mann zum Hotel Stern verpachtet, der sie auch im Vorjahre in Händen hatte; von einem Karls­ruher war ein noch höheres Angebot gemacht worden. Die Bahnhof-Restauration wird Hotelbesitzer Hauber übernehmen. Die Arbeiten an der Bahnhofstraße sind durch den Wiedereintritt des Forstwetters unterbrochen worden; wir haben heute bereits wieder eine ! Schneedecke von 18 cm.

! Calw, 27. Febr. Nachdem im Lauf der

letzten 4 Jahre die Zahl der Abonnenten des Wasserwerks bedeutend zugenommen hat, und die Einnahmen sich dadurch gesteigert haben, wurde von den bürgerlichen Kollegien beschlossen mit Wirkung vom 1. April d. I. ab, die Wasser­zinse um l0°/o zu ermäßigen. Ausgenommen von dieser Ermäßigung sind Abonnenten, welche nach der Wasseruhr und solche, welche Pro Jahr nicht mehr als 8 ^ bezahlen. Der Umbau des Gaswerks wird mit möglichster Beschleunigung betrieben.

Alten steig, 1. März. Auch hier wird ein Elektrizitätswerk gebaut werden; die Aus­führung hat die Firma W. Reißer in Stuttgart übernommen; im August d. I. soll die Eröffnung erfolgen.

Am letzten Dienstag führte in Altensteig in der geräumigen Turnhalle Pfarrer Sigwart von Emmingen Lichtbilder geschichtlich interessanter Stätten des heiligen Landes vor, dieselben in angemessener, sachkundiger Weise erklärend. Im Frühjahr 1898 bereifte der Redner Palästina und Syrien und machte dort selbst photographi­sche Aufnahmen vieler geschichtlich hervorragender Punkte. Dem fesselnden Vortrag lauschten die Zuhörer mit gespannter Aufmerksamkeit. Zum Schluß dankte Hr. Stadtpfr. Breuninger dem Redner für den gebotenen Genuß.

Pforzheim, 28. Febr. Die Kosten der bevorstehenden Enzkorrektion werden auf 2Millionen Mark veranschlagt, von denen der Staat ein Drittel übernehmen soll. Da zur Flußregulierung aber auch der Umbau der Auer- brücke erforderlich ist, hat das Ministerium auch hierzu einen Beitrag für angemessen erachtet, und sich danach bereit erklärt, den Staatsbeitrag für die Regulierungsarbeit im Ganzen auf 900 000 Mark zu bemessen. Der Antrag auf Bewillig­ung einer ersten Rate dazu seitens der badischen Landstände soll noch in dieser Tagung einge­bracht werden, wenn die Stadt sich verflichtet, die Arbeiten innerhalb 6 Jahren zu Ende zu führen.

Pforzheim, 27. Febr. Welch'bedeutende Summen eine Stadt von der Größe Stuttgarts > für die Straßenreinigung und die Abfuhr von Hausabfällen abzugeben hat, wurde in der letzten Srtzung des Stuttgarter Gemeinderats bekannt. Danach betrugen im Rechnungsjahr 1898/99 die Ausgaben dafür 253409 denen 88356 Einnahmen gegenüberstehe«, so daß die Stadt Am Zuschuß von 165053 ^ zu leisten hatte. Was dagegen Pforzheim aufbringt, reicht auch

im Verhältnis zur Einwohnerzahl nicht an diese Ziffern heran.

Langenalb, A. Ettlingen, 25. Febr. Bei der heute stattgehabten Pfarrwahl wurde unser seitheriger Herr Pfarrverweser Karl Britsch zum Pfarrer der Gemeinde einstimmig gewählt.

Neuenbürg, 3. März. (Schweinemarkt.) Zufuhr 30 Stück Milchschweine. Preis pro Paar 1824 ^

Herrenberg, 28. Febr. Auf dem am gestrigen Jahrmarkt abgehaltenen Schweinemarkt wurden 362 Stück Milchschweine und 255 Stück Läuferschweine zugeführt. Bezahlt wurde für 1 Paar Milchschweine 2536 für 1 Paar

Läufer 40103 -/A Der Verkauf ging gut. Der Pferdemarkt war diesmal stark besucht und wurde lebhaft gehandelt. Der Viehmarkt mußte leider wegen der im Bezirk herrschenden Maul- und Klauenseuche verboten werden.

Mühlacker, 2. März. In letzter Zeit kamen hier öfters Diebstähle vor; so wurde am Dienstag von einem bis jetzt noch unbekannten Thäter einem Müllerburschen aus dessen Koffer 140 <^. gestohlen.

Deutsches Weich.

Der Reichstag nahm am Mittwoch zu­nächst die dritte Lesung des Antrags der reichs­ländischen Abgeordneten auf Beseitigung des Diktatur-Paragraphen in Elsaß-Lothringen vor. Irgendwelche neue Gesichtspunkte traten in dieser Debatte nicht mehr hervor, war doch das ge­nannte Thema schon in der zweiten Lesung des Antrags erschöpfend behandelt worden. Die Elsäßer Wetterlc und Roettinger sprachen noch­mals zu Gunsten des erwähnten Antrags, wobei beide Redner persönliche Angriffe auf den Abg. Prinzen Hohenlohe unternahmen, die aber vom Präsidenten Graf Ballestrem ernstlich gerügt wurden. Schließlich wurde der Antrag gegen die Stimmen der Konservativen definitiv ange­nommen, doch muß es nach der ablehnenden Haltung der Regierungsvertreter bei seiner ersten und zweiten Lesung als ausgeschlossen gelten, daß er endlich die Zustimmung des Bundesrats findet. Es folgte dann die Beratung eines weiteren Initiativantrages der Elsäßer, betr. die Einführung des Reichstagswahlrechtes bei den Wahlen zum elsaß-lothringischen Landes-Aus- schusse. In zweiter Lesung fand der Antrag debattelos Annahme. Die weitere Sitzung wurde durch Erledigung von Petitionen ausgefüllt, wobei aber nur die vorliegenden Petitionen gegen die sächsische Konsumvereinsteuer eine wirkliche Debatte hervorrief. Dieselbe endete damit, daß das Haus über die betreffenden Petitionen ge­mäß dem Anträge der Kommission zur Tages­ordnung überging. Am Donnerstag beriet der Reichstag den Etat des Auswärtigen Amtes.

In unterrichteten Kreisen ist man zu der Ueberzeugung gelangt, daß die Aussichten der Flottenvorlage durchaus günstig sind, und daß sich auch über die Deckungsfrage eine Ver­ständigung ohne erhebliche Schwierigkeiten finden wird.

Elbing, 25. Febr. Der in Langfuhr ver­storbene Kaufmann Julius Meyer bestimmte sein 650000 betragendes Vermögen zu einer Stiftung für arme Handwerker.

Freisinnige Blätter melden mit Behagen, daß ein großes Berliner Warenhaus seine Fabrikanten durch Rundschreiben zur Gewährung von 2 vom Hundert Umsatz-Vergütung aufge­fordert habe, und daß Inhaber großer Waren­häuser die Gehälter ihrer Angestellten, um die Umsatzsteuer aufzubringen, kürzen wollen! Diese Bestrebungen zeigen die Ramschbazare in ihrem richtigen Lichte. Im übrigen ist es gleichgültig, in welcher Form und unter welchem Vorwände sie ihre Fabrikanten zu drücken versuchen, denn dieses Geschäft betreiben sie ständig. So werden denn auch die Mätzchen, die sie jetzt gegen die Umsatzsteuer machen, nicht den gewünschten Ein­druck Hervorrufen, wohl aber dazu beitragen, dem Publikum die Augen zu öffnen.

Württemberg.

Stuttgart, 2. März. Eisenbahn-Ange­legenheiten und -Fragen beherrschten in der letzten Zeit die einheimische Politik in hervor­ragender Weise. Bevor dem ständischen Ausschuß

der Gesetzentwurf betreffend die Beschaffung von Geldmitteln für außerordentliche Bedürfnisse der Staatseisenbahnverwaltung für das Etatsjahr 1900 zuging, wurden im Schoße der volkswirt­schaftlichen Kommission der Regierung einige Wünsche nahegelegt, deren Erfüllung indessen voraussichtlich noch geraume Zeit auf sich warten lassen dürfte. So ist die Verstaatlichung der Ermsthalbahn angeregt, aber an maßgebender Stelle ist man offenbar der Ueberzeugung, daß man dieses schon vor Zeiten erwähnte Projekt noch für weitere Wunschzettel zurückstellen kann. An ähnlichen lauten und stillen Wünschen fehlt es auch sonst nicht; so war seit einiger Zeit auch von der Verstaatlichung der Filderbahn die Rede, obwohl feststeht, daß davon auf einige Menschen­alter hinaus keine Rede sein kann. Dagegen wurden die Kanzachthalbahn und die Linie Kirchheim u. T. Weilheim in der volkswirt­schaftlichen Kommission mit Nachdruck empfohlen; dasselbe gilt von der Schönbuchbahn, deren Inangriffnahme mit Rücksicht auf die Verbind­ung mit Baden von Bedeutung werden wird. Soviel von den immer wieder auftauchenden Eisenbahnwünschen, deren Einfluß auf die Politik am deutlichsten bei der Welzheimer Landtags­ersatzwahl zu Tage tritt; für den Bahnbau nach Welzheim sind alle Parteien, nur in Betreff der Route, welche die Bahn einschlagen soll, gehen die Wünsche auseinander. Ein Beobachtung verdienendes Ereignis war die Konstituierung eines Eisenbahnerverbands auf christlicher Grund­lage. Der neugegründete Verband hat insofern auch eine politische Bedeutung, als durch ihn die Abwendung seiner Mitglieder von sozial­demokratischen Tendenzen erstrebt wird. Die Bildung des Verbands vollzog sich in sehr stürmischer Weise; auf sozialdemokratischer Seite war man so unklug, dem Verdruß über das Zustandekommen des Verbands einen überaus starken Ausdruck zu verleihen. Der Verein be­zweckt die Hebung und Verbesserung der sozialen und moralischen Lage seiner Mitglieder. Daß der Präsident der Generaldirektion, Staatsrat von Balz, die Bildung einer solchen Vereinigung nur gut heißen konnte, versteht sich von selbst.

Infolge des mit dem Eintritt des Bürger­lichen Gesetzbuches erfolgten Wegfalls der Ge­bühren der Gemeinderäte ist dadurch auch eine Kürzung der Gehälter der Ortsvor­steher eingetreten. Andererseits ließen auch die Zeitverhältnisse überhaupt den Erlaß einer neuen Gehaltsordnung thunlich erscheinen. Ein im Regierungsblatt des Königreichs Württemberg Nr. 11 erschienener Erlaß des Ministeriums des Innern hat nun eine diesbezügliche Skala be­kanntgegeben, nach welcher der einheitliche Gehalt eines Ortsvorstehers und gleichzeitigen Rats­schreibers zu betragen hat: bei Gemeinden bis zu 500 Einw. auf 350 800 bei Gem. mit 50l bis 1000 400-1000

1001 1500 900-1800 ^

1501 2000 13002200 uL

2001 3000 1700-2800 ^

3001 5000 22004000 ^

5001 10000 32005200

Bei dieser Beschlußfassung ist einerseits der mit dem 1. Januar 1900 eingetretene Weg­fall des Gebührenbezugs nach altem Recht auf dem Gebiet der freiwilligen Gerichtsbarkeit, andererseits aber auch der nach dem neuen Recht zu erwartende teilweise oder volle Ersatz ins­besondere im Falle der Besetzung des Grund­buchamts durch den Ortsvorsteher oder Rats­schreiber zu berücksichtigen.

Vom Lande, 28. Febr. Welch großen Einfluß die gesteigerten Kohlenpreise auf die in gegenwärtiger Zeit stattfindenden Holzverkäufe ausüben, zeigt, wie der Ludwigsburger Zeitung gemeldet wird, der am letzten Montag den 26. Februar abgehaltene Holzverkauf im allbekannten Forst bei Bietigheim. Es wurden Preise erzielt, die bisher unerreicht dastehen; so wurde u. a. das Hundert Wellen (nicht prima) zu 36 das Rm. Holz (Prügel) bis zu 14 und 15 ^ verkauft; enorme Preise wurden auch bei dem sich anschließenden Stammholz-Verkauf erreicht. Selbst der leitende Oberförster machte die Käufer auf die ungewöhnlichen Preise aufmerksam und suchte die Leute von der blinden Steigerungs­wut zu warnen, jedoch vergebens, denn die große