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desselben, da hiedurch der Einschleppung von Ge­flügelseuchen am besten vorgebeugt werde (im Jahre 1901 seien z. B. in Württemberg allein 16620 Tiere eingegangen, und jetzt schon wieder höre man von da und dort von einem Wiederaus­bruch der verheerenden Geflügelcholera); auch über dieBehandlungderBruteier unddieEierkonservierung zu Haushaltungszwecken erteilte der Vortragende beachtenswerte Ratschläge. Reicher Beifall wurde dem Redner für seinen ausführlichen, lehrreichen Vortrag zu teil, und Hr. Vorstand Fischer drückte demselben noch in besonders anerkennenden Worten den Dank des Vereins aus. Nach Besprechung einiger Vereinsangelegenheiten und Besichtigung eines im Besitze des Hrn, Bilharz z. Rößle be­findlichen Brutapparates fand zum Schluß noch eine Gratisverlosung einer großen Anzahl Bruteier unter die anwesenden Mitglieder statt, bei der weit­aus die meisten Teilnehmer mit einem Gewinn er­freut wurden.

Neuenbürg, 7. April. In der vergangenen Nacht brach im benachbarten Schwann Feuer aus, wodurch das Doppelwohnhaus des Kaufmanns Astfalk samt einem großen Warenlager vernichtet wurde.

Wildberg, 7. April. Vorgestern wurde auf hiesiger Station ein Ballon aufgegeben, der in Sulz, O.A. Nagold, gelandet war. Der unbe­mannte Ballon war am Donnerstag früh um 7 Uhr in Straßburg aufgestiegen und ging schon nach 1'. - Stunden nieder. Er wurde von einem Professor des meteorologischen Landesinstituts aus Straßburg abgeholt.

Alten steig, 7. April. Bei dem Verkauf von Windfallholz am letzten Samstag stellten sich viele Kaufsliebhaber ein. Zwei Besitzer größerer Bäckereien aus Stuttgart kauften ca. 50 Rm., eben­so ersteigerte ein Vertreter von Papierfabriken ein ziemlich großes Quantum. Der Durchschnittserlös für 1 Nm. Tannenscheiter war 8 60 A, Prügel

6 60 A, Anbruch 5 70 Z,. Der Gesamt­

erlös beträgt 109°/° vom Revierpreis, was als ein günstiges Resultat zu bezeichnen ist.

N e ck a r sie i n a ch. Wie dieNeue Bad. Landesztg." meldet, ist die Lederfabrik Hart­meyer mit nahezu 800000 Verbindlichkeiten zahlungsunfähig geworden. Beteiligt seien hauptsächlich süddeutsche Firmen. Ein Münchener F-elllieferant, dessen Forderungen 200000 be­tragen, habe sich ans Kummer über den drohenden Verlust ertränkt.

Ehingen a. D., 7. April. Gestern nach­mittag wurde einem siebenjährigen Mädchen, das über das Geländer einer der zahlreichen Schmiech- brücken der unteren Stadt in das Wasser schaute, von einem Windstoß die Kopfbedeckung fortgerissen und in den Fluß entführt. Hierüber geriet das Mädchen in solche Aufregung, daß es vom Schlage gerührt tot umfiel.

Aus T ärmst ad t wird derFrkf. Ztg." folgendes heitere Geschichtchen berichtet: Am zweiten Ostertag fuhr Großherzog Ernst Ludwig mit einigen Gästen per Rad die Heidelbergerstraße entlang gegen Eberstadt zu. Bei dem ziemlich schlechten Wetter und den aufgeweichten Wegen benützte man an einer bestimmten Stelle den Fußweg, der für Radfahrer verboten ist. Plötzlich erscheint ein Gendarm auf der Bildfläche und donnert dem vorausfahrenden Großherzog ein energischesHalt, absteigen!" enigegen. Der Großherzog stieg folgsam ab und gab auf die ebenso energische Frage des Hüters der öffentlichen Ordnung:Wer sind Sie?" die Antwort: Ich bin der Grobherzog von Hessen. Damit Sie aber nicht auch noch die nachfolgenden Herrschaften absteigen lassen, teile ich Ihnen mit: Das sind der Prinz und die Prinzessin Heinrich von Preußen!" Der Gendarm salutierte:Königliche Hoheit, Gesetz ist Gesetz!" zog seine Brieftasche heraus und schrieb den Großherzog auf. Die Uebertretung der Fahr­ordnung kostet für gewöhnliche Sterbliche 7 ^

Berlin, 7. April. Vor drei Jahren machte der Kaiser auf seiner Nordlandreise dem Lloyd­dampferAugusta Viktoria" einen Besuch. Ter Kapitän brachte dem Kaiser den Wunsch eines Mr. Wannamaker, Ehef des bedeutendsten Manufaclur- warenhauses Amerikas vor, ihm vorgcstellt zu werden. Der Kaiser gewährte die Bitte sofort. Mr. Wanna­

maker quittierte die Vorstellung damit, daß er, wie das Kleine Journal berichtet, alle höfischen Förm­lichkeiten bei Seite lassend, mit einem überaus kräftigen Druck die Hand des Kaisers ergriff und sie kräftig schüttelte, indem er sagte, eS freut mich, die Bekanntschaft eines so unternehmenden jungen Mannes zu machen. Grade das bewundern wir Amerikaner. Entsprechend dieser Einleitung setzte der Amerikaner das Gespräch fort. Der Kaiser schien sich indes nicht übel zu unterhalten, denn am Schluffe des Gesprächs äußerte der Monarch zu seiner Umgebung, so hat in meinem ganzen Leben noch nie jemand zu mir gesprochen.

Berlin, 7. April. Ein großer Krawall hat während der Nacht in Spandau stattgefunden. Er nahm gegen 10 Uhr seinen Anfang auf dem außer­halb der Altstadt gelegenen Budenplatz. Die Polizei­beamten waren nicht im Stande, die Ruhe wieder herzustellen und ordneten deshalb vorzeitig die Schließung der Schaubuden und Schankzelte an. Nunmehr zog ein Trupp von etwa 500 Menschen nach dem Marktplatze vor das Rathaus und die Polizeiwache. Ein Haufen versuchte in die Polizei­wache einzudringen und konnte nur mit Gewalt zurückgehalten werden. Schließlich sah sich die Polizei genötigt, vom 5. Garderegiment Hilfe zu requirieren. Hiernach wurde die tumultarische Menge nach verschiedenen Richtungen auseinandergetrieben, aber erst nach 1 Uhr war die Ruhe wiederhergestellt. 10 Personen wurden Wert, jedoch bis auf einen wieder freigelassen.

Berlin, 8. April. Ein mit äußerster Frechheit in der verflossenen Nacht unternommener Einbruch in die Konitzer Synagoge wird dem Kleinen Journal von dort gemeldet: Die Diebe zertrümmerten die Eingangsthüre und hausten im Innern der Synagoge wie die Vandalen. Sämt­liche Schränke und Gerätschaften wurden gewaltsam erbrochen und nach Wertobjekten durchsucht. Da die Spitzbuben sich in ihrer Annahme, reiche Beute zu machen, enttäuscht sahen, verunreinigten sie die Synagoge in ekelerregendster Weise. Wie nach anderen Meldungen verlautet, soll der Einbruch nicht erfolgt sein, um etwas zu stehlen, sondern es soll sich um Personen handeln, die durch antisemi­tische Agitatoren aufgehetzt, das Gotteshaus be­schädigten.

Berlin, 8. April. Nach einem Telegramm aus London depeschierte Lord Kitchener an das Kriegsministerium, daß Krutzinger vom Kriegs­gericht freigesprochen wurde und nunmehr als gewöhnlicher Kriegsgefangener behandelt werden wird.

Berlin, 8. April. Aus Fiume wird gemeldet: Gestern ist der 59. Dampfer mit Pferden auf englische Bestellung ausgelaufen. Ins­gesamt wurden bisher 45 611 Pferde für Südafrika eingeschifft.

Haag, 7. April. Tie europäischen Buren­delegierten haben auS Südafrika einen Bericht er­halten, wonach die Engländer im westlichen Trans­vaal gegen eine Reihe protestantischer Geistlicher in grausamster Weise vorgegangen sind. Tie Häu­ser derselben wurden niedergebrannt, die Kirchen zerstört und ihnen unter nichtigen Gründen hohe Steuern auferlegt.

Amsterdam, 7. April. Nach hier ein­getroffenen Meldungen vom Kriegsschauplätze habe die Transvaal-Regierung die Initiative zu den gegenwärtigen Friedensverhandlungen nicht ergriffen. Wenn aber trotz der günstigen Lage der Buren Verhandlungen eingeleitet worden seien, so sei anzunehmen, daß die englische Regierung einem höheren Drucke folgend, Concessionen zu machen bereit sei. In den nächsten Tagen soll der europäischen Burenregierung ein Kabelzum Meinungs­austausch mit den Burenführcrn im Felde überlassen werden.

London, 7. April. Daily Expreß meldet aus Petersburg: In Rußland herrscht seit einigen Tagen eine wahre Schreckensherrschaft, infolge der zahlreichen Attentate gegen höhere Beamte. In amtlichen Kreisen verschweigt man diese Attentate vollständig. Tie Zeitungen dürfen nichts darüber bringen. Es finden jedoch täglich zahlreiche Verhaftungen statt. Gegen den Gouverneur von Finnland, General Bobrikow wurden in einer Woche drei Attentate verübt, wobei er einmal leicht verletzt wurde.

London, 7. April. AusKronstadt wird gemeldet: Obgleich Schalk Burger fortwährend in Unterhandlungen mit Steijn und Dewet steht, schreiten dieselben nur langsam fort, infolge der großen Entfernung, welche die Mitglieder der Trans­vaalregierung von einander trennt. Man glaubt, daß die Transvaal-Delegierten demnächst Kronstadt verlassen werden und sich an einen andern Ort be­geben, wo die Unterhandlungen schneller fortgesetzt werden können.

Washingtons. April. Staatssekretär Hay hat an das amerikanische Burenhilfs-Comite ein Schreiben gerichtet, worin er im Aufträge des Präsidenten Roosevelt mitteilt, daß dieser eine erste Unterstützungssumme für die Buren im Betrage von 5000 Dollars an den amerikanischen Consul in Kapstadt abgesandt habe. Das Burenhilfs-Comite, welches über dieses Ergebnis sehr erfreut ist, wird nunmehr weiter bemüht sein, bedeutende Geldsummen für die Buren zusammen zu bringen.

Chicago, 7. April. Die Stadtvertretung hat durch ihr Oberhaupt den Präsidenten Krüger einladen lassen, der Stadt einen Besuch ab- z »statten und ihm gleichzeitig mitgeteilt, daß ihm das Ehrenbürgerrecht erteilt werden soll.

DaS neue Anarchistengesetz für den Staat New-Iork enthält sehr strenge Bestimmungen. Wie ein Kabeltelegramm meldet, Unterzeichnete Gouverneur Odell das Anarchisten­gesetz, welches- für den Staat Newyork die Verkün­digung anarchistischer Doktrinen in Wort oder Schrift mit zehn Jahren Zuchthaus oder 5000 Dollars Strafe bedroht. Verleger sowie Redakteure anarchistischer Veröffentlichungen sollen mit zwei Jahren Gefängnis oder 2000 Dollars Geldstrafe bedacht werden. Eine gleiche Strafe blüht den­jenigen, die anarchistische Zusammenkünfte in ihren Räumen dulden oder notorischen Anarchisten Unter­schlupf zur Ausführung verbrecherischer Pläne ge­währen. Dieses Staatsgesetz bedeutet eine wesent­liche Verschärfung des noch immer nicht publizierten Bundesgesetzes. Johann Most dürfte dadurch ge­nötigt sein, seineFreiheit" in einem anderen Staate herauszugeben.

Perrnischles.

Ein Zug fünf Tage eingeschneit. Aus New-Iork wird vom 3. ds. gemeldet: Auf der Prairie eingeschneit ist ein Zug der Great Northern Railroad mit 250 Passagieren. Fünf Tage lang blieben die Leute bei Williston in Nord­dakota eingeschneit und einem sehr heftigen Blizzard ausgesetzt. Die Nahrung ging aus, und der Vorrat an Feuerung war bald erschöpft, so daß die Passa­giere sich zusammendrängten, um sich zu Wärmen. Die Männer benahmen sich mit musterhafter Selbst­verleugnung und gaben den Frauen ihre wollenen Decken und Ueberzieher, um die zitternden Körper gegen die erbarmungslose Kälte zu schützen. In­zwischen hatte der Lokomotivführer und seine Gehilfen alles Mögliche versucht, um eine Durchfahrt durch die Schneeschranke zu erzwingen. In der Hoffnung, daß sie Hilfe erhalten würden, war die Lokomotive abgekoppelt worden, und man versuchte sie durchzu­bringen, aber alles war vergeblich. Der Lokomo­tivführer, da er sah, daß er nichts ausrichteu konnte, wurde verrückt, ebenso zwei Passa­giere. Ein Professor Colegrove aus dem Staate Washington schnitt sich in der Verzweiflung den Hals durch. Die tiefste Schwermut bemächtigte sich der Unglücklichen, die mit erstarrten Sinnen auf das Schlimmste gefaßt waren. Schließlich fand sich im Zuge ein Telegraph, und ein Elektriker, der mit im Zuge war, depeschierte nun an die nächsten Stationen und teilte die schreckliche Lage des Zuges mit. Schneepflüge wurden ausgeschickt und erreichten den Zug, dessen Passagiere vor Hunger und Frost fast umkamen.

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