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sprechend schon recht volksstark, wie oft erst im Mai. Auch versprechen die überall so schön stehenden Obstbäume ihnen recht bald gute Weide zu bieten. Sodann wurden der Versammlung einige Stücke praktischer Arbeiten des Bienenzüchters vorgemacht: Das Wabengießen und das rationelle Ausrüsten einer Bienenwohnung für einen Schwarm. Ein Vortrag über Schwarmverhinderung und -Beförderung vom Hrn. Vorstand wurde mit großem Interesse verfolgt. Für unsere Gegend und für unsere Trachtverhältnisse ist es angezeigt, das Schwärmen ja nicht durch Zukauf von den sehr schwarmlustigen Krainern und Heidebienen zu fördern. Wenig Schwärme und viel Honig soll die Losung sein! Ein weiterer Punkt der Tagesordnung, die Haftpflichtversicherung, konnte aus Mangel an Zeit nicht mehr zum Vortrag kommen. Der Verein war bisher beim Allgemeinen DeutschenVersicherungs- verein gegen Haftpflicht versichert. Da dieser aber bloß Schäden von 10 an vergütet, so scheint es angezeigt, einer andern Versicherung beizutreten, die auch die mehr vorkommenden, kleineren Schäden reguliert. (Im Nebligen s. Inserat.)
x. Calw, 8. April. In den beiden Prozessen der Ludwig Bauer'schen Konkursverwaltung gegen den BadbesitzerG.Brake vonTeinach sollte am letzten Freitag vor dem Reichsgericht in Leipzig verhandelt werden. Die Verhandlung konnte jedoch nicht stattfinden, da durch den kürzlich erfolgten Tod des Anwalts des Herrn Brake das Prozeßverfahren unterbrochen worden ist. Es ist jetzt zunächst ein anderer Anwalt des Herrn Brake zu bestellen, worauf seitens des Reichsgerichts neuer Termin zur Verhandlung der Rechtsstreite bestimmt werden kann. Diese Prozesse beendigt zu sehen, hat sich infolge dieses Zwischenfalls nicht erfüllt, indessen hat die Konkursvcrwaltung die nötigen Schritte gethan, daß der neue Termin vor dem Reichsgericht noch vor den Mitte Juli beginnenden Gerichtsferien stattfinden kann und einer weiteren Verzögerung der Prozesse vorgebeugt wird.
Calw. Dem Holzhauer Konrad Reichle von Altburg, der seit 40 Jahren in den städtischen Waldungen als Holzhauer beschäftigt ist, wurde seitens der bürgerl. Kollegien in Anerkennung seiner langjährigen, tüchtigen Dienstleistungen eine Geldprämie von 40 ausgesetzt.
Stuttgart, 5. April. Zum Kommandeur der 27. Division (Ulm) wurde der bisherige Kommandeur der 52. Infanterie-Brigade, Generalmajor von Frendenberg ernannt und der seitherige Kommandeur dieser Division, Generalleutnant von Stohrer in den Ruhestand versetzt.
Stuttgart. Durch den Verein für häusliche Kun st arbeiten wird den Kranken in der Olgaheilanstalt das Herstellen von B r i e f m a r k e n m o s a i k gelehrt, welche Arbeit für dieselben eine nützliche, lehrreiche Beschäftigung ist, abgesehen von der Wohlthat, welche den Kranken durch Vergessen ihrer Leiden und ihres Zustandes während dieser Arbeit, die auch von Bettlägerigen ausgeführt werden kann, bereiter wird. Menschenfreunde sind freundlichst gebeten, Briefmarken aller Art an die Olgaheilanftalt, Bismarckstraße 8, Stuttgart, einzusenden (als Muster ohne Wert).
Berlin, 4. April. Der Kaiser und der Kronprinz werden am 16. ds. Mts. mit großem Gefolge und einer Anzahl geladener Herren sich von Berlin nach Bremerhaven begeben, um auf Einladung des Norddeutschen Lloyd an einer Ausfahrt des Lloyddampfers „Kronprinz Wilhelm", welche für den 17. und 18. ds. Mts. anberaumt ist und weit hinauf in den nordöstlichen Teil der Nordsee sich erstrecken soll, teilzunehmen.
Berlin, 5. April. Wie der Lokalanzeiger aus Stuttgart meldet, stattete Graf Pos ado wsky heute Vormittag verschiedenen württem belgischen Ministern Besuche ab. In der preußischen Gesandtschaft fand zu Ehren des Staatssekretärs ein Frühstück statt.
Berlin, 4. April. Der Schah von Persien, der auf seiner Europareise bekanntlich auch mehrere Tage Gast des Kaisers in Potsdam sein wird, dürfte am 28. Mai dortselbst eintreffen. Es wird großer Empfang mit militärischen Ehren stattfinden. Am 30. und 31. Mai wird der Schah der Frühjahrs-Parade in Berlin und Potsdam beiwohnen.
Berlin, 4. April. Aus Paris wird dem Berliner Tageblatt depeschiert: Der Temps veröffentlicht eine lange Korrespondenz aus Rom, die sich mit der Unterredung zwischen Bülow und Prinetti sowie ihren Folgen beschäftigt. Der angeblich von italienischer Seite stammende Artikel spricht zunächst von der Annäherung, die sich zwischen Italien und Frankreich vollzogen hat und sagt dann, zu der Unterredung in Venedig übergehend, Bülow habe Prinetti naturgemäß keine festen Vorschläge machen können. Er habe die Erwartung geäußert, daß der Reichstag die Handelsbeziehungen mit Italien nicht abbrechen werde, worauf Prinetti versichert habe, daß in diesem Falle der Dreibund erneuert werden würde. Man glaubt in Rom, daß in der Unterredung von Prinetti auf die Notwendigkeit hingewiesen wurde, den Dreibund-Vertrag mit Rücksicht auf die Annäherung zwischen Italien und Frankreich umzugestalten. Frankreich wünsche nicht den Austritt Italiens aus dem Dreibunde herbei- znführen. Dann könnte aber Italien die gegen Frankreich gerichteten Vertragsbestimmungen nicht mehr annehmen.
Berlin, 5. April. Der Lokalanzeiger meldet aus London: Cecil Rhodes hat in seinem Testament bedeutende Summen für Erziehungszwecke bestimmt und besonders die Universität Oxford reich bedacht. Außer Freistellen für Studierende aus den englischen Kolonien und den Vereinigten Staaten von Amerika werden in einem besonderen Codizill 15 permanente Stipendien von je 250 Pfund Sterling für deutsche Studierende gestiftet. Die Auswahl von Studierenden zur Besetzung dieser Stellen ist dem deutschen Kaiser überlassen.
Berlin, 5. April. In hiesigen amtlichen Kreisen hat es, wie der Lokalanzeiger berichtet, angenehm berührt, daß Cecil Rhodes in seinem Testament auch Deutschland bedacht hat. Ueberrascht sei man aber eigentlich nicht gewesen, da man wußte, daß Rhodes den deutschen Kaiser außerordentlich verehrte und denselben in schwierigen Zeiten warm gegen die deutsch-feindlichen britischen Kreise vertrat.
Prag, 6. April. Anläßlich der gestern Abend stattgefundenen ersten Vorstellung des Zirkus Schumann kam es zu england-feindlichen Demonstrationen. Bei der Vorführung des Bildes König Eduards mittelst des Kosmograph begann das ganze Haus zu zischen und die Aufregung legte sich erst, als das Bild Kaiser Wilhelms erschien.
London, 4. April. Aus Brüssel wird berichtet: Das Ergebnis der bei Dr. Leyds stattgefundenen Burenconferenz gestatte die Mitteilung, daß die Einstellung der Feindseligkeiten noch nicht in Aussicht gestellt werden könne, da die englische Regierung es noch immer ablehne, die Unabhängigkeitsfrage anzuerkennen. Die Burendelegirten erklärten, die englische Regierung verlange die Ueber- gabe der Buren noch bevor sie mit Schalk Burger in Unterhandlungen trete. Diesem Verlangen werde jedoch keine Folge gegeben, solange England nicht eine Grundlage aufgestellt haben wird, welche eine Garantie dafür ist, daß die Unterhandlungen Aussicht auf Erfolg haben. Auch über die Frage der Unabhängigkeit herrscht dieselbe Ansicht. Die Buren könnten in dieser Hinsicht von ihren Forderungen nicht abgehen.
London, 5. April. Cecil Rhodes bezeichnet u. a. in seinem Testament ein gutes Einvernehmen zwischen Deutschland, England und Nord- Amerika als eine sichere Gewähr des Weltfriedens. — Die Morgenblätter kommentieren das Testament sehr eingehend und finden darin den Beweis, daß Cecil Rhodes von höchstem Patriotismus beseelt war.
Plymouth, 5. April. Die an Bord des Dampfers „Dunra" aus Südafrika eingetroffenen Offiziere erklärten, im Ganzen seien 31 Anklagen gegen australische Offiziere eingereicht worden, darunter nicht weniger als 7 wegen Ermordung von Frauen und Kindern.
Petersburg, 5. April. Sechs Offizier e des Leibkosakenregiments wurden wegen Weigerung, mit ihren Leuten während der Straßen- Kundgebungen gegen die Demonstranten vorzugehen, vor ein Kriegsgericht gestellt.
London, 6. April. Nach Meldungen aus Pretoria sind die Bemühungen Schalk Burgers, die im Felde stehenden Burenführer zur Annahme der Autonomie anstatt der vollen Una b- hängigkeit zu bewegen, resultatlos geblieben. Steijn, Tewet, Delarey und Botha lehnen jedes Kompromiß ab und bestehen auf völliger Unabhängigkeit.
Landwirtschaft!. Byirksmrein.
Da die Pächterei des Lützenhardter Hofs ihre Forderung bezüglich Entschädigung für verschiedene auf dem Gut vorgenommene Meliorationen nachträglich erhöht hat, so haben sich die Verhandlungen wegen Uebernahme dieses Hofs durch den landw. Verein zum Zweck des Betriebs einer Jungviehweide zerschlagen, wovon die Vereinsmitglieder hiemit in Kenntnis gesetzt werden.
Calw, 4. April 1902.
Der Vereinsvorstand Regierungsrat Voelter.
nicht zurückweist, denn sie ist von der Reise abgespannt und müde. Während Klara sich an dem ihr Vorgesetzten Wein und den aufgetragenen Speisen erquickt, berichtet Ada. Sie erzählt von Herrn Guntermanns Besuch und daß die beiden Männer einen Streit gehabt haben müssen, dem dann die Forderung zum Duell gefolgt sei.
Klara hört mit gespanntem Interesse zu. Ein schwaches Rot bedeckt die Farblosigkeit ihres Gesichts.
„Herr Guntcrmann kam in Deinem Auftrag?" bemerkt Ada halb fragend, halb vorwurfsvoll.
Klara nickt. Sie ist unendlich erschüttert bei dem Gedanken, daß sie indirekt die Veranlassung des Streites und der Duellforderung gewesen. Daß Herrn Gunternianns Mission gescheitert ist, weiß sie bereits. Er selbst hat es ihr brieflich kurz mitgeteilt, ohne jedoch bezüglich eines zwischen ihm und Axel stattgchabten Streites auch nur die leiseste Andeutung zu machen.
„Es handelt sich lediglich um Geldsachen," erwidert sie. „Und ich begreife nicht —" Sie bricht ab und legt sinnend die Hand an die Stirn.
„Wann soll das Duell stattfinden?" fragt sie jetzt.
„Schon morgen — morgen in aller Frühe," giebt Ada hastig Bescheid. „Die Zeit drängt, kein Augenblick ist zu veilieren. Vergebens habe ich schon in Axel gedrungen, er hört nicht auf mich. In meiner Angst kam ich auf den Gedanken, an Dich zu depeschieren. Vielleicht, daß Du ihn bewegen kannst, seinen Streit mit Herrn Guntermann friedlich beizulegen."
Klara sieht in das erregte Gesicht der Sprechenden. Ada's Mienen zucken, ihre ängstlich blickenden Augen, die Bläffe ihres Gesichts spiegeln deutlich die Empfindungen wieder, von denen sie bewegt wird.
Sie liebt ihn noch immer! sagt sich Klara und ein eisiges Gefühl durch- >
strömt sie. Sie erhebt sich und hinter dem Stuhl stehend, legt sie ihre beiden Hände auf die Lehne. Kühl nnd abweisend entgegnete sie: „Ich bezweifle, daß meine Einmischung von irgendwelchem Nutzen wäre, ja, daß sie überhaupt statthaft ist."
„Aber Du bist doch seine Frau!"
„Du vergissest, daß ich es bald nicht mehr sein werde."
Ada sieht die vor ihr Stehende erstaunt, empört an.!
„Bei einer solchen Veranlassung," sprudelte sie erregt, „vergißt man doch jeden Hader und jede Uneinigkeit. Und Ihr standet Euch doch noch vor Kurzem so nahe!"
„Wir werden uns bald ganz fremd gegenüberstehen," erwidert Klara, deren Gesicht einen immer finsteren, kälteren Ausdruck annimmt „Es kommt mir taktlos und unangemessen vor, wenn ich mich jetzt in Axel's Privatangelegenheiten mischen soll, die mich doch nichts mehr angehen. Und er selbst würde sicher am allermeisten davon überrascht sein und es peinlich empfinden."
Sie kehrt sich ab — es ist ihr unmöglich, der vor Angst Verzehrten länger ins Gesicht zu sehen, die um Axel's Leben bangt, als gehöre es ihr. Sie tritt an das Fenster und sieht zum Firmament hinauf, als wollte sie sich nach der Wetterlage erkundigen.
Ada blickt ihr mit unsäglich geringschätziger, verächtlicher Miene nach. Und neben der Entrüstung, die sie erfüllt, regt sich nun ein Gefühl freudiger Genug- thuung. Sie hat es gewußt. Klara liebt ihn nicht und nicht Liebe ist cs gewesen, die sie einst veranlaßt hat, Axel zu erhören, sondern nur kleinliche Eitelkeit, nur die Sucht, etwas zu bedeuten und in eine höhere gesellschaftliche Sphäre aufzusteigen. Doch gleich darauf kommt wieder die Angst über ne und macht sie beredt.
(Fortsetzung folgt.)