^Z-Li.rss.ü.

^ 42.

Amts- und AnzeigeölaLL für den Bezirk Galw.

77. Jahrgang.

Sirsch«int Dienitagi, Donn-rrtas« und Samilags. Dil A!>cku«giqrbühr bitrSgt im vcztrk und in nächster Uwgedun» s Psg. di- Z-Il-, wkiter «ntfrrni lr Pfg.

Dienstag, den 8. April 1902.

Vierteljährlicher SbonnemenlSpreiS in der Stadt Mk. 1.16 ins Haus gebracht, Mk. 1. 15 durch die Post bezogen im Bezirk; außer Bezirk Mk. 1t 35.

Amtliche Bekarmtmachrmgen,

Den Ortsbehörden

gehen heute mit der Post

1. die Katasternachweisungen für die landwirt­schaftliche Berufsgenossenschaft des Schwarz­waldkreises nebst Anlagen unter Hinweis auf 8 18 Abs. 3, § 19 u. ff. der Min.-Verf. vom 18. Juni 1891, Reg.-Bl. S. 154;

2. die Verzeichnisse über die Beschäftigung von Arbeiterinnen und jugendlichen Arbeitern,

3. diejenigen über Gestattung von Sonntags­arbeiten in den Fabriken

wieder zu.

Calw, 5. April 1902.

K. Oberamt.

V o e l t e r.

Tagesneuigkeiten.

8t. Calw. Am 1. April hielt die hiesige Ortsgruppe desAlld euts ch en V erb and es" eine zahlreich besuchte Versammlung imWald-. Horn", in welcher Hr. Redakteur Schrempf- Stuttgart, der durch sein mannhaftes Auftreten in der Polendebatte sich den Dank aller national ge­sinnten Deutschen erworben hat, über diese brennende Frage einen ebenso eingehenden wie gediegenen Vor­trag hielt.

Ausgehend von der geschichtlichen Seite wies der Redner nach, wie der polnische Staat, im spä­teren Mittelalter einer der mächtigsten in Europa, an 2 Fehlern seiner Verfassung zu Grunde ging, liberum vsto", d. h. das Recht jedes einzelnen polnischen Adligen, durch seinen Einspruch jeglichen Beschluß des Landtags ungültig zu machen, und dasjus kosäerarionts", welches Vereinigungen der Polen untereinander und mit dem Auslande zum Zwecke der Erreichung irgend welcher Ziele ausdrück­lich gestattete das waren die zwei Grnndübel,

an denen Polen krankte, und den polnischen Staat zu einer steten Gefahr für die Nachbarländer machten. Zu ihrer eigenen Sicherheit sahen diese sich genötigt, dem unerträglichen Zustande ein Ende zu machen, und die politische Sebständigkeit Polens zu ver­nichte».

Aber wenn auch die Polen Grund haben, den Untergang ihres Staates zu beklagen, so sind sie nicht entfernt berechtigt, sich über Vernachlässigung von Seiten der Regierung, speziell in Preußen, zu beklagen. Im Gegenteil: die ehemals öden und dünn, oder gar nicht bevölkerten Gebiete, in denen es an jeglichem Mittelstände gefehlt hatte, sind heute zu blühenden Provinzen geworden, in denen freie Bauern auf eigenem Grund und Boden sitzen, freie Handwerker ihr Geschäft treiben. Und die heutigen Polen würden auch nicht in dem Maße unzufrieden sein und ihrer Unzufriedenheit Ausdruck geben, wenn sie nicht durch ihre Geistlichkeit aufgehetzt und durch den unverständigen Kosmopolitismus des deutschen Philisters unterstützt würden.

Es würde den uns zur Verfügung stehenden Raum überschreiten, wenn wir ausführlicher die ge­wandten und von regem Nationalgefühl getragenen eingehenden Darlegungen des Redners im Einzelnen wiedergeben wollten.

Reicher Beifall lohnte dem Redner seinen fast 1'Mündigen Vortrag. Dem Dank der Versamm­lung gab Hr. Handelsschullehrer Stracke Ausdruck. Er wies darauf hin, daß ursprünglich schwere Be­denken innerhalb des Ausschusses der Ortsgruppe laut geworden seien, einen ausgesprochenen Partei­mann in einer Versammlung desAlld. Verb." reden zu lassen, da derAlld. Verb." seinen Satz­ungen gemäß jeden Versuch, das Kuckucksei der Par­teibestrebungen in das parteilose alldeutsche Nest zu legen, zurückweisen müsse. Aber der Referent habe in so parteiloser Weise gesprochen, daß ihm der Dank aller Anwesenden gewiß sei. Redner schloß sodann mit einem Hoch auf die deutschen Frauen, die nach

Bismarcks Ausspruch in erster Linie berufen seien, daS Nationalgefühl in der Jugend zu wecken und zu pflegen.

Hr. Oberamtsarzt vr. Müller brachte in seiner von köstlichem Humor und tiefem Gefühl ge­tragenen Darstellungsweise den Gedanken zum Aus­druck, daß auch heute noch, besonders in der Be­handlung der Polenfrage, das alte Wort des Schwedenkanzlers Oxenstierna gelte:Mein Sohn, du wirst erkennen, mit welch' geringem Maße von Weisheit die Welt regiert wird". Allzugroße Rück­sichtnahme auf die Gefühle anderer Völker verhin­dere noch immer eine kräftige nationale Politik im Innern wie nach außen. Nur wenn das deutsche Volk diesen unpraktischen Gefühlsdusel ablege, könne eS die Stufe erreichen, zu der das Geschick es be­stimmt.

Hr. Zahntechniker Bayer weihte ein Glas den Manen Bismarck's, des deutschesten aller Deutschen. Dann schloß der gemeinsame Gesang des herrlichenDeutschland, Deutschland über Alles" den offiziellen Teil der Versammlung, während die Gemütlichkeit noch lange die Teilnehmer vereint hielt. Zu wünschen wäre, daß spätere Veranstaltungen der Ortsgruppe ebenso zahlreich oder besser noch zahl­reicher, namentlich auch von Damen besucht würden, da die Vorträge sich stets von allen: Einseitigen fern halten und nur das betonen, was wirklich alldeutsch" ist, d. h. was alle Deutschen unter­schreiben können, welcher Partei sie auch angehören mögen, sofern sie nur in erster Linie Deutsche und erst in zweiter Parteimänner sein wollen.

** Calw, 7. April. Der Bienenzüchter- ver ein des Bezirks Calw hielt gestern imBad. Hof" seine Frühjahrsversammlung ab. Der Vorstand, Hr. Kaufmann Knecht, begrüßte die sehr zahlreich erschienenen Imker. Voll froher Hoffnung dürfen dieselben dem kommenden Bienen­jahr entgegensehen, denn die Bienen haben im all­gemeinen sehr gut überwintert und sind dem ent-

Ferriüetarr» Nachdruck verboten.

Um der Mitgift willen.

Roman von Arthur Zapp.

(Fortsetzung.)

Ein unendlich peinliches Gefühl malte sich in d:s Mannes Zügen. Un­willkürlich warf er einen raschen, ängstlichen Blick nach der Thür. Im nächsten Moment ergriff er die Weinende an den Händen und zog sie in die Höhe.

Du Du weißt nicht, was Du thust, Ada!" raunte er ihr hastig, eilig zu.So komm' doch zu Dir! Was einst zwischen uns war, darf nicht, kann nicht mehr sein. Nieine Empfindungen für Dich sind nicht erstorben, aber sie haben sich in di- eines Freundes, eines ehrlichen, aufrichtig ergebenen Freundes verwandelt. Ich schulde Deinem Manne Dank, Du auch, Ada. Nie nie werde ich die Gastfreundschaft, die er mir erwiesen, mit schändlichem Undank

lohnen. Gute Nacht, Ava! Morgen wirst Du denken wie ich. Es ist

nur die erste Bestürzung, die aus D-r spricht. Gute Nacht!"

Er drückte ihr noch emmal beide Hände und führte sie zu dem nächsten Fauteuil, in dem sie weinend zusammenbrach, während er zur Thür eilte und hinauf in sein Zimmer.

Eine Weile weinte Ada heftig und leidenschaftlich. Dann begann sie zu sinnen. Sollte sie ihre Hände ruhig in den Schoß legen und unthätig geschehen lasten, daß er dem Tode entgegenging? Nein, nein! Unmöglich erschien ihr das! Aber was thun, welchen Einfluß auf ihn aufbieten, um ihn andern Sinnes zu machen ?

Da durchzuckte sie plötzlich der Gedanke an Klara. Würde ihr vielleicht gelingen, was sie selbst nicht hatte vollbringen können? Ein heißer, schwerer Kampf spielte sich in der Brust der Einsamen ab. Endlich siegte die Angst um Axel's Leben.

Thatkräftig sprang sie auf und eilte zum Schreibtisch. Auf ein Blatt Papier warf sie ein paar hastige Worte.

Frau v. Düringshofen

Karlshagen bei Daber.

Komm' sofort! Axel's Leben in Gefahr.

Ada."

Dann ging sie hinaus, um den Wirtschaftsinspektor wecken zu lasten. Einer der Knechte sollte sich unverzüglich auf ein Pferd werfen und nach der Stadt reiten. Die Depesche mußte noch in der 'Nacht oder doch spätestens morgen in aller Frühe aufgegeben werden.

XlV.

Am andern 'Nachmittag kommt Klara an. Der Amtsrat ist aufs Feld hinausgeritten, Axel sitzt in seinem Zimmer und schreibt. Ada empfängt Klara. Von den beiden Männern ahnt keiner der Letzteren Gegenwart. Aeußerlich ruhig, nur noch ein wenig blasser als früher ist Klara, während sie vom Wagen steigt. Ihre Augen freilich spiegeln ihre innerliche Erregung und Unruhe.

Ein Unglücksfall?" Das sind die beiden hastigen Worte, die sie an Ada richtet, die ihr die Hand zum Gruße bietet.

Ada verneint.

Augenblicklich ist er in keiner Gefahr", antwortet sie.Es handelt sich um ein Duell."

Ada bemerkt nicht, daß Klara leise aufatmet. Das Gesicht, in das sie forschend blickt, hat einen ruhigen, gefaßten Ausdruck. Ada ist erstaunt und em­pört, während sich doch auch zugleich ein leises Gefühl der Genugthuung in ihr erhebt. Wie gleichgiltig sie sich verhüt! Sie liebt ihn sicherlich nicht denkt Ada.

Sie führt ihren Gast in den Salon und besorgt eine Erfrischung, die Klara