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Aus Stadt, Bezirk und Umgebung.
-ü- Herrenalb, 9. Febr. Anläßlich einer im Hotel „Sonne" stattgehabten Sitzung des Naturkunde-Vereins der Lehrer des Bezirks Herrenalb hielt Apotheker Tränkler einen wohldurchdachten und sehr interessanten Vortrag über die Kohlenhydrate. Man bezeichnet mit diesem Ausdruck hauptsächlich solche meist im Pflanzenreich verbreiteten Körper, welche aus Kohle, Wasserstoff und Sauerstoff bestehen: Cellulose (Holzfaser), Stärkemehl, Gummi und Zucker (Rohr- Milch- Frucht- u. Traubenzucker). Der Redner schilderte in sehr anschaulicher Weise die chemische Zusammensetzung dieser Stoffe, ihr Vorkommen in den Pflanzen, ihre Gewinnung und Verarbeitung, Bedeutung im Haushalte der Natur, im täglichen Leben, sowie in der Industrie. Besonders wichtig waren die Ausführungen über den Wert der genannten Stoffe (Stärkemehl und Zucker) als Nahrungsmittel, ferner über das Wesen der Gärung. Am Schluffe des Vortrags sprach der Vorsitzende, Schullehrer Fuchs, dem Redner den wärmsten Dank der Versammlung aus.
Wildbad. Die Lehrlingsprüfung findet in der ersten Woche des Monats März statt.
Nagold, 10. Febr. Der seit 5. Januar vermißte 50 Jahre alte Bauer Gottlob Aichele von Deckenpfronn OA. Calw wurde vorgestern abend 5 Uhr oberhalb des Ziegelbachs, Markung Wildberg tot aus der Nagold gezogen. Der Verunglückte hinterläßt eine Wittwe mit drei Kindern.
Pforzheim, 11. Febr. Eine Meldung deS Tagblattes besagt, daß hier wieder 2 sogen. Goldschnipfler, 2 Brüder aus Singen, verhaftet wurden. Dieselben sollen die Golddiebstähle schon über ein Jahr lang betrieben haben.
Deutsches Aeich.
Der Reichstag beschäftigte sich am Donnerstage in erster Lesung mit der Novelle zum Flotten-Gesetze. Die Debatte wurde durch eine den Entwurf begründende Rede des Staatssekretärs Tirpitz eingeleitet. Nach ihm sprach der Zentrums-Redner Dr. Schädler. Derselbe führte aus, solange die Deckungs-Frage nicht gelöst sei, sei an eine Verhandlung über die Sache selbst nicht zu denken. Auch könne er erklären, daß das Zentrum für das Gesetz in Form und Umfang der Vorlage nicht zu haben sei. Abg. v. Levetzow (dkons.) erklärte im Namen der Konservativen, daß die allergrößte Mehrheit derselben der Vorlage freundlich gesinnt sei. Es folgten ablehnende Reden der Abgg. Frohme (Sozd.) und Hilpert (bayr. Bauernb.) und eine zustimmende des Abg. Bassermann (natl.) Letzterer verfocht den Satz, daß, wer die See beherrsche, auch den Handel beherrsche. Er berief sich ferner auf die der Flotten-Bermehrung durchaus günstige Volksstimmung und legte schließlich die Nachteile einer Reichstags-Auflösung dar. — Am Freitag wurde die Debatte fortgesetzt. Graf Arnim (Rp.) legte zunächst in längern Ausführungen den zustimmenden Standpunkt seiner Partei dar. Darauf wies Staatssekretär Graf v. Posadowsky ziffermäßig die Bedeutung der See-Interessen Deutschlands und die sich daraus ergebende Notwendigkeit eines stärkern Flottenschutzes nach. Abg. Richter (freis. Vp.) bestritt, daß sich aus der Denkschrift über die See-Interessen irgend welche Folgerungen ziehen lassen für die Verstärkung der Flotte. Er gelangte demgemäß zu einem ablehnenden Standpunkte, machte aber doch das Eingeständnis, daß eine starke Flotte ein Erfordernis für Deutschland sei. Nach einer kurzen Erwiderung durch den Staatssekretär Tirpitz trat alsdann Abg. Rickert (freis. Vg.) für die Flotten-Vorlage ein. Namens der Fraktion der Polen erklärte sich Abg. Motty egen jede Flotten-Bermehrung. Den Schluß ildeten eine Rede des Abg. Liebermann v. Sonnenberg (ds. Rp.), der seine persönliche Zustimmung äußerte, für die antisemitische Partei aber noch keine bindende Erklärung abgeben konnte, und eine ebenfalls zustimmend gehaltene Erklärung des Littauers Smalakhs. Am dritten Tag der Beratung, am Samstag den 10. sprachen die konserv. Graf v. Schwerin-
Löwitz und Stollberg-Wenigerote, des Frhrn. v. Wan gen heim (Bund d. Landw.) und des Zentr.-Abg. Szmula, sowie die Abgg. Bebel und Konr. Haußmann- Balingen, welch letzterer , sagte: Der Wechsel für die eventl. Bewilligung der Vorlage werde ja von den betreffenden Parteien bald präsentiert werden. Er müsse gegen die Unterstellung protestieren, keine Partei stimme gegen die Vorlage, um das Vaterland wehrlos zu machen.
Berlin, 10. Febr. Der Gesetzentwurf, betr. die Besteuerung der Warenhäuser wurde im Staatsministerium bereits durchberaten.
Berlin. (Getreidemarkt-Bericht.) Ein Wetter-Umschlag mit viel Schnee und leichtem Frost hat in ganz Westeuropa einen zweiten Winter mit abgeschwächter Kraft gezeitigt, dessen Wirkung aber nur bei dauernder und strenger Kälte schädlich sein könnte. Ueber den Stand der Wintersaaten laufen aus den Balkan-Ländern und aus Südrußland günstige Berichte ein; ebenso aus Rumänien, wo von schädigendem Einflüsse früherer Uebcrschwemmungen nichts mehr zu spüren ist. Bis jetzt ist somit ein ziemlich allgemein günstiges Urteil über die Ueber- winterung der Saaten zu fällen. Uebersehen darf nicht werden, daß die Periode der Wetter- Schwankungen diesmal sehr früh begonnen hat und den Saaten noch größere Gefahren daher bevorstehcn können.
Eine Umfrage über die See-Interessen der drei süddeutschen Staaten und Elsaß-Lothringens hat ergeben, daß allein von 930 Betrieben, in denen eine Viertel Million Menschen Beschäftigung und über eine Million Personen ihren unmittelbaren Unterhalt finden, nicht weniger als 425 Millionen Mark See-Interessen vertreten werden. Dazu kommt die große Fülle von See-Interessen, die durch diese, natürlich nur auf die größeren Betriebe erstreckte Umfrage nicht festgestellt werden konnte.
Unsere blauen Jungen in der Ferne. Aus Santo Crux de Tenerife wird folgender schöne Zug unserer Marine gemeldet: „Am 28. vorigen Monats brach in hiesiger Stadt ein Feuer aus, das in kürzester Zeit eine derartige Ausdehnung annahm, daß man befürchten mußte, der ganze Häuserblock würde in Flammen aufgehen. Trotzdem das gerade auf unserer Rhede liegende deutsche Schulschiff „Charlotte" ziemlich weit vom Lande ankerte, war die sofort von Bord eutsandte Abteilung der Marinemannschaften mit einer Schiffsspritze prompt zur Stelle, was allgemein umso mehr auffiel, als die städtische und die militärische Feuerwehr erst nach einer geraumen Weile eintrafen. Den außerordentlichen Anstrengungen der deutschen Marinemannschasten, welche unter persönlicher Leitung des Kommandanten der „Charlotte," Kapitäns zur See Vüllers, und des Oberleutnants zur See Freiherrn Georg von Bülow den Hauptteil der Löscharbeiten verrichteten, ist es zuzuschreiben, daß das Feuer auf seinen Herd beschränkt blieb. Die prompte und exakte Hilfeleistung der „Charlotte "-Mannschaft hat denn auch nicht verfehlt, hier den allerbesten Eindruck hervorzurufen."
Der Mitteilung in der letzten Nr. über den Brand des Landauerschen Warenhauses in Karlsruhe am Donnerstag abend ist nachzutragen, daß nicht nur zwei sondern drei Ladenmädchen mit verbrannt sind, und zwar die Tochter des Schutzmanns Karrer, die Tochter des Oberschaffners Weiß und die Tochter des Oktroierhebers Schmitt. Das Feuer entstand abends halb 6 Uhr, als die Schaufenster-Gaslampen angezündet wurden. Rasend schnell griffen die Flammen in den leichten Karnevalstoffen, die im Schaufenster lagen, um sich und verbreiteten sich weiter über den ganzen Ladenraum. Die drei Mädchen befanden sich in einem Arbeitsraum, aus dem sie nicht heraus konnten, weil, wie die Badische Presse meldet, die Ausgangsthür verschlossen war. Die offene Treppe, die im Laden vom ersten in den zweiten Stock führte, leitete das Feuer schnell dorthin, während es zugleich sich an der Rückseite des Gebäudes einen Ausgang suchte und von dort sowohl das Seiten- wie das Quergebäude ergriff und völlig in Flammen einhüllte und vernichtete. Die Eisenkonstruktion des Vorderhauses hat sich insofern
bewährt, als der im Oktober fertig gestellte Neu- ! bau in seinem Gerippe vollständig stehen geblieben ist. Die eisernen Ladensäulen und die Unterzüge in dem hohlen Bodenraum sind feuersicher unter- mantelt, so daß der durch die Treppe verbundene Zwischenstock allerdings ebenfalls ausbrannte die darüber gelegenen 3 Stockwerke indessen unversehrt blieben, aus denen nicht ein Möbelstück entfernt werden konnte. Als eine bittere Ironie des Schicksals muß es bezeichnet werden, daß erst vor wenigen Tagen der Stadtrat das Bezirksamt um eine Kontrolle der Schaufensterbeleucht, ungen ersucht hat, damit event. Maßnahmen gegen Feuersgefahr getroffen werden können. Zu de« traurigen Fall wird nun weiter gemeldet, daß am Freitag morgen ein viertes Mädchen, Verkäuferin, im Spital ihren Wunden erlegen ist, da sie teils durch ihre brennenden Kleider, teils durch den rettenden Sprung durch die zersplitterten Schaufenster sich zugezogen hatte. (Anm. d. Red. Die 18 jährige Frln. Schmidt, welche mit ihren beiden Genossinnen den so jammervollen Flammen- tod fanden, war eine Enkelin des vor einigen Jahren verstorbenen Küblers Jak. Bubs Ehel. v. Neuenbürg; sie war als erste Stickerin im Landauerschen Geschäft angestellt.) Das ! furchtbare Unglück, das an den neulichen Brand ! in Rixdorf erinnert, hat allgemeine Teilnahme, aber auch große Erbitterung wegen der leichtsinnigen Fahrlässigkeit der Ladenbesitzer hervor- gerufen. !
Karlsruhe, 9. Februar. Während deS gestrigen Brandes im Landauerschen Geschäft ließ der Großherzog zweimal Erkundigungen einziehen und darnach fragen, ob Gefahr vorhanden. Heute vormittag beauftragte der Großherzog den Hof- marschall Grafen Andlaw mit der Besichtigung der Brandstätte, welche auch Minister Eisenlohr heute in Augenschein nahm.
Vom Bodensee u. Rhein, 8. Febr. Ein ! höchst bedeutendes und industrielles Unternehmen ! bilden die geplanten Kraftübertragungswerke am i Rhein unterhalb Waldshut. Diese werden einen ! Kilometer unterhalb der Brücke auf den Ge- ^ markungen der Schweizerstadt Großlaufenburg ' und des badischen Dorfes Rhina am Ausgang ^ der engen Thalschlucht des Rheines erstellt. Ein gewaltiges Wehr aus Stein und Eisen soll hier die oberhalb durch Gneisfelsen eingedammten Wasser stauen. Die prächtigen Stromschnellen, die durch ihr gewaltiges Tosen und Schäumen einen imposanten wildromantischen Anblick gewähren, werden dann nicht mehr zur Geltung kommen. Die zahlreichen Klippen und Riffe in der Felsenenge des Flußbettes, das dort eine Tiefe von über 10 Mtr. aufweist, sollen durch Sprengungen entfernt werden. Die beiden Städte Klein- und Großlaufenburg haben am „Laufen' und in der Felsenenge ein eigenes Fischereirecht. Der Fischpacht bringt den beiden Städten über 20000 ^ ein. Durch Erstellung des Wasserwerks wird die Fischerei, welche namentlich viel« Rheinsalmen ergab, erheblich beeinträchtigt.
In Klingenberg am Main erhalten die Bürger aus den reichen Einkünften der Stadt bekanntlich jährliche Revenuen. Für letztes Jahr kamen kürzlech 90000 ^ zur Verteilung, also auf jeden der 300 Bürger 300
(Eine seltene Ueberraschung) wurde einem Bankier in Zabern zu teil. Der Postbote über- s gab ihm einen eingeschriebenen Brief mit 3420 Mark Inhalt. Der Absender, der seinen Namen verheimlicht hatte, beschränkte sich auf folgende Worte: „Anbei die 3420 Mark, welche vor drei Jahren aus Ihrem Kassenschrank verschwanden.' Der Empfänger, der nattürlich sehr erfreut war, kann sich des an ihm begangenen Diebstahls nicht einmal entsinnen.
Württemberg.
Der „St.-A." bringt eine Nachweisung über den Stand der Maul- und Klauenseuche im Deutschen Reiche am 15. Dezember 1899. Wir entnehmen daraus die Zahlen für Württemberg, wie folgt: Von der Maul- und Klauenseuche wurden befallen: im Neckarkreis: 13 Oberämter, 53 Gemeinden, 302 Gehöfte; i« Schwarzwaldkreis: 15 Oberämter, 78 Gemeinden, 707 Gehöfte; im Jagstkreis: 13 Oberämter, 52 Gemeinden, 186 Gehöfte; im Donaukreis: 13 Oberämter, 226 Gemeinden und 1532 Gehöfte.
Ludwigsburg, werden in den württemb, scheu Garnisonen amtlic stellt, was die Einführur Kasernen und sämtlicher kosten würde. Es soll e gegenüber der jetzigen verbessert werden, und a die Militärverwaltung des amerikanischen Petrc der den Preis des Erdo so unverschämt m die H
Ulm, 11. Febr. Al es interessieren, daß von eben ein „Reiseführer" L Alb erschienen ist, ern p> Und flott geschrieben , Handlung G. Ebner-Uln strationen ausgestattet.
Saulgau, 11. Fe in Pfrnngen wurde bei E rede Plötzlich vom Schl«! Beerdigung gerade anw von Allmrnsee konnte d« letzte Oelung erteilen, U schied.
Aus!
Bom euglisch-d»
Der russische Staa der Berliner Korrespond Unterredung hatte, sagte Krieg bestätigte die Beh- daß die modernen Waff Aussicht auf Erfolg benel der Schußwaffen ist die S der hinter guten Deckung, Hafter geworden, währe greifers ungleich unvor: Das Verhältnis Beider I. Darüber sind heute a! Dazu kommt noch, daß seine Waffe genauer und v kann als der stürmende 2 sind die Distanzen bekan die Zeit nicht, die der Ar benötigt, während deren schießen kann. Die Ste ist eine so überlegene, dc teile gegen große Ueber können. Wir sehen das b in diesem Kriege. Die l es schon immer ausfüh als die Kriege früherer schlachten giebt es überhai wenn nun England alles ungeheure Vermehrung ungeheure Massen den zu heften, um einen ehre: zu können?" — »Das Weit. Die Ernährung schlossen erscheinen, daß gcheure Truppenzahl in trieren können, und je Küste entfernen, um so s Nahrung sein. Hiezu kor durch den Krieg erst c Auch das fällt erschwer Die Aussichten der En schlechter werden. Es k der kriegerischen Beweg« Die Truppen werden fick liegen und im kleinen Kri Um jeden Fußbreit Lande Zu einem großen Angr kommen. Das kann Jc bessere Einsicht Platz gec Stockungen des Geldmar lichen Krisen ein dröhnend — „Was wird nun schli Auf solche Kriege sind w eingerichtet, wir können l 30 jährigen Kriege führ« daß der gesunde Sinn der dem Gemetzel Einhalt g wird, vielleicht nach St Kabinets, selbst ein Sck Wenn der Krieg ein Iah: einschließlich der Berw 80000 bis 100000 Ma