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Deutsches Weich.
Berlin, 6. Feb. Das Zentrum beriet gestern abend die Flottenvorlage; es fand eine allgemeine Aussprache statt, bei der der Wunsch einer Verständigung hervortrat; auf die Deckungsfrage wird besonderer Wert gelegt. Heute abend wird die Beratung fortgesetzt werden.
Berlin, 6. Febr. Eine sehr starke, von der freisinnigen Vereinigung einberufene Versammlung, woran auch hervorragende Mitglieder der freisinnigen Volkspartei teilnahmen, nahm mit überwältigender Mehrheit eine Resolution zugunsten der Flottenvorlage an.
Die empörenden Ausschreitungen an rauen, welche von Mannschaften einer in den orden Transvaals eingefallenen englischen Kolonne begangen worden sind, haben den bekannten Pfarrer Lic. Weber in M.-Gladbach, den Vorsitzenden der allgemeinen deutschen Sittlichkeitskonferenz zu einem bemerkenswerten Schritte veranlaßt. Er forderte die Ehrenpräsidentin des britischen Bundes zur Bekämpfung der Prostitution, Frau Buller, vermutlich die Gattin des englischen Oberstkommandierenden in Natal, zu einem Protest gegen diese Verbrechen von Angehörigen des englischen Heeres auf. Die genannte Dame erwiderte, in der Sache sei bereits an das Unterhaus berichtet, sowie an General Buller telegraphiert worden; falls die Untersuchung Schuldige ergebe, so würden die- elben öffentlich erschossen werden. — Da nach )en vorliegenden Berichten nicht im Mindesten )aran gezweifelt werden kann, daß die betreffenden Schändlichkeitn von englischen Soldaten und Offizieren auch wirklich verübt worden sind, so darf man Wohl erwarten, daß die angedrohte schwere, aber gerechte Strafe die Schuldigen treffen wird.
In Leipzig hat eine Konferenz der Arbeitnehmer-Beisitzer der deutschen Gewerbegerichte stattgefunden, der 80 Vertreter aus 71 Orten Deutschlands beiwohnten. Die Versammlung beschloß, beim Reichstage die obligatorische Errichtung von Gewerbegerichten zu beantragen; ferner möge die Zuständigkeit der Gewerbegerichte auch auf Dienstboten, sowie land- und forstwirtschaftliche Arbeiter ausgedehnt werden.
Prof. Nernst-Göttingen, der Erfinder des nach ihm benannten Lichtes, wird in der deutschen Abteilung der Pariser Welt-Ausstellung ein eigenes Laboratorium einrichten und dort seine epochemachende Erfindungen vorführen lassen, auch Wohl Einiges von Fachleuten selbst demonstrieren.
Baden-Baden, 24. Jan. Ein klares Bild über die fortschreitende Entwicklung der Industrie, des Handels und Verkehrs geben unstreitig die Steuerkapitalien im Vergleich mit jenen des Vorjahres. Darnach zu schließen hat der die vier Amtsbezirke Achern, Baden, Bühl und Rastatt umfassende Kreis Baden, dessen Kapitalien von 335 Millionen Mark im Jahre 1899 auf 347 Millionen für 1900 gestiegen sind, offenbar ein gutes Jahr hinter sich. An der Zunahme von 12 Millionen hat der Amtsbezirk Rastatt mit 5560000 ^ und der Amtsbezirk Baden mit 4800000 teil. Unter den Städten des Kreises Baden steht die Stadt Baden bezüglich der Vermehrung mit 4fts Millionen weit oben an. In der Stadt Rastatt macht sich jetzt auch eine sehr starke Kapitalvermehrung mit 2'/i Millionen für 1900 bemerkbar.
Württemberg.
Stuttgart, 6. Febr. Der König wohnte gestern abend mit Gefolge einem vom württem- bergischen Landesausschusse des deutschen Flotten- vereins im Konzertsaale der Liederhalle angeregten Vortrag der Dampfschifffahrt-Inspektors, Kapitänleutnants Bethge aus Friedrichshafen bei, der über die Notwendigkeit einer Flottenverstärkung handelte. Nach dem Vortrage, zu dem sich zahlreiche Zuhöhrer eingefunden hatten, sprach der König Herrn Bethge seinen zustimmenden Beifall aus und besichtigte mit lebhaftem Interesse die aufgelegten Skizzen.
Stuttgart, 5. Febr. Seit seinem Bestehen durfte das Stuttgarter Hoftheater Wohl kaum jemals eine so jubelnde und herzliche Kund
gebung gesehen haben, als diejenige, welche die Theaterbesucher am Samstag abend dem Kammersänger Heinrich Sontheim zu seinem 80. Geburtstag bereiteten. In Szene ging das alte Raimund Kreuzersche Zaubermärchen „Der Verschwender" in welchem der Jubilar Sontheim als „Gast" mitwirkte. Schon bei seinem Eintritt in die Szene wurde er mit so stürmischem und anhaltenden Beifall begrüßt, daß es geraume Zeit dauerte, bis der Hoftheatersingchor unter Mitwirkung der ersten Kräfte des Solopersvnals den Veteranen mit einem von Professor Gerst- mann gedichteten und nach einer Melodie aus dem „Nachtlager" gesungenen Liede willkommen heißen konnte. Nun sang Sontheim selbst zwei Lieder mit einer staunenswerten Frische und einem herrlichen Wohlklang der Stimme; dann aber erbrauste ein orkanartiger Applaus durch das Theater und „wollte sich nimmer erschöpfen und leeren," ebensowenig wie die Blumengewinde und Kranzspenden, die es von allen Seiten her auf die Bühne regnete. Als zum Schluß der wackere Sänger das reizende Gratulationsliedchen sang, da wiederholte sich der Beifall mit so elementarer Gewalt, daß man beinahe fürchten mußte, „das Haus breche zusammen." Selbst nach dem Aktschluß wurde der Jubilar immer und immer wieder vor die Rampe gerufen und selbst die bekannten „ältesten Leute" können sich nicht erinnern, je einmal einer ähnlichen Ovation beigewohnt zu haben. Die Zahl der in Form von Briefen, Telegrammen und Angebinden aller Art eingelaufenen Glückwünsche übersteigt mehrere Hundert; es sei nur erwähnt, daß der König sein Porträt in kostbarem Rahmen, Frau Herzogin Wera einen schönen Kranz mit Schleife spendete, Prinz Weimar ließ durch Hofmarschall v. Manch gratulieren.
Stuttgart. Unter den Festlichkeiten, die im laufenden Jahre zur Abhaltung kommen, steht an Umfang und Bedeutung die 500jährige Geburtsfeier Johann Gutenbergs, des Erfinders der Buchdruckerkunst, obenan. Es ist geplant, diesen Gedenktag durch ein allgemeines Johannisfest zu begehen, an dem die gesamte Prinzipalität und Gehilfenschaft des Buchdruckgewerbes aus dem ganzen Lande teilnehmen wird. Bereits haben sich die einzelnen Festausschüsse konstituiert, denen Prinzipale und Mitglieder der Verbandsorganisation angehören, von welch letzterer der Gedanke zur Abhaltung der Festlichkeit ausging. Bei der großen Zahl Angehöriger des Buchdruckgewerbes in Württemberg ist beabsichtigt, die Stadtverwaltung um Ueberlassung der Gewerbehalle am Samstag den 16. Juni anzugehen. Ein zweites großes Fest hält der VIII. Gau (Württemberg) des deutschen Radfahrerbundes vom 1.—3. Juli in Verbindung mit Bankett', Straßenwettfahren, großem Preis- und Blumenkorso ab. Letzterer nimmt seinen Weg zum Residenzschloß behufs Vorbeifahrt vor dem Kgl. Hofe. Eine weitere hervorragende Veranstaltung bereitet der Württ. Gartenbauverein vor mit der vom 11.-16. April stattfindenden großen Frühjahrspflanzen - Ausstellung in der Gewerbehalle, die unter dem Protektorat Sr. Maj. des Königs steht. Bis jetzt ist die Zusammenstellung von über achtzig Gruppen in Aussicht genommen; für die Auszeichnung der besten Leistungen stehen mehrere Hundert Medaillen und Ehrenpreise zur Verfügung. Von den übrigen Veranstaltungen ist zu erwähnen die 29. Hauptversammlung des Deutschen Apotheker-Vereins, der 10. Verbandstag und das 25jährige Gründungsjubiläum der deutschen Lohnfuhrunternehmer-Organisation, sowie der Kongreß der Deutschen Gasthofgehilfen- Vereine.
Stuttgart, 6. Febr. Heute vormittag stürzte sich das Dienstmädchen Walter in selbstmörderischer Absicht aus dem 4. Stock des Hauses Nr. 23 der Thorstraße auf das Pflaster herab und blieb mit zerschmettertem Körper tot liegen.
Stuttgart, 2. Febr. (Warnung.) Der Württ. Schutzverein für Handel und Gewerbe schreibt uns: Wir haben schon wiederholt vor herumziehenden Teppichhändlern gewarnt. In den letzten Tagen ist uns folgender Fall mitgeteilt worden: Ein Münchener Teppichhändler
überredete einen hiesigen Herrn unter Vox. spiegelung falscher Thatsachen zum Ankauf eines Teppichs. Unter den feierlichsten Beteuerungen gab der Händler den reellen Wert des betr. Teppichs auf 800 ^ an, während er nach den Feststellungen eines nachher zugezogenen Sachverständigen beim Kaufmann um 300—350 ^ zu haben gewesen wäre. Wir wiederholen deshalb heute unsere frühere Warnung.
Stuttgart. Im großen Saal des Bürgermuseums hielt gestern Abend der Bund für Vogelschutz seine zweite Hauptversammlung. Den Jahresbericht erstattete die Vorsitzende Frau Kommerzienrat Hähnle. Der Bund zählt nach, nur einjährigem Bestehen über 3500 Mitglieder, Durch Vorträge, Eingaben an den Reichstag und verschiedene Behörden, Anlage von Futterplätzen, Aufhängen von Nistkästen u. s. w. hat der Bund im abgelaufenen Jahr eine rege Thätigkeit entfaltet.
Eine am 20. Jan. in Stuttgart abgehaltene Versammlung süddeutscher Papier- und Pappenfabrikanten war von zahlreichen Fabriken beschickt. Die Aussprache ergab, daß alle Fabriken für die nächsten Monate voll beschäftigt sind und seither zum Teil höhere Preise erzielt haben. Die Versammlung schloß sich den in den Fachblättern veröffentlichten Beschlußfassungen der Berliner Versammlung vom 15. ds. Mts. an und die Teilnehmer verpflichteten sich, einhellig mit der Erhöhung der Preise ungesäumt vorzugehen. — Der Verein deutscher Briefumschlagsfabrikanten teilt mit, daß er genötigt ist, die Preise seiner Produkte von jetzt ab um 10°/» zu erhöhen.
Nach einer Mitteilung der „Sozialen Praxis' hat die württemb. Eisenbahnverwaltung die Fahrpreisermäßigung für stellensuchende Arbeiter, denen durch ein Ärbeitsnachweisbureau an einem andern Ort eine Stelle verschafft worden ist, mit Wirkung vom 1. April an weiter ausgedehnt. Während wie bisher bis zur Entfernung von 25 Kilometer vom seitherigen Aufenthaltsort keine Ermäßigung zugebilligt wird, soll die Maximalgrenze von 100 Kilometer fallen und für ganz Württemberg der halbe Fahrpreis gerechnet werden.
Zuffenhausen, 6. Febr. Bei der heutigen ersten Ziehung der Lotterie zur Erbauung einer Kirche in Zuffenhausen fiel der 1. Gewinn von 10000 ^ auf die Nr. 6286, der zweite Gewinn von 1000 ^ auf Nr. 61057, von je 500 ^ auf Nr. 76 516 und Nr. 17 602, von je 100 ^ auf Nr. 38333, Nr. 30002, Nr. 14 527, Nr. 54990, Nr. 19 680, Nr. 78 79s, Nr. 45385, Nr. 6961, Nr. 15188 und Nr. 19 804. (Ohne Gewähr.)
Göppingen, 4. Febr. Von den in den zwei Sälen des Krankenhauses untergebrachten Typhuskranken ist bis jetzt einer gestorben. Das Allgemeinbefinden der übrigen Patienten ist befriedigend. In der Landerer'schen Heilanstalt nimmt die Seuche immer noch zu. Es sind gegen 100 Personen am Typhus erkrankt. In den letzten Tagen sind wieder mehrere Personen gestorben. Die Ursache der Epidemie ist noch nicht bekannt gegeben.
Neuenbürg, 4. Febr. Schullehrer Nüßle, der seit 23 Jahren in Göppingen thätig ist, feierte in aller Stille sein 50jähriges Amtsjubiläum. Der Jubilar wirkte zuvor lange Jahre als Lehrer in Neuenbürg. Wir bringen ihm unter Anerkennung seiner hiesigen Thätigkeit unsere Glückwünsche zu seinem Jubiläum dar.
Crailsheim, 5. Februar. Der gestrige Sonntag nachmittag hat großes Leid in 3 Familien in Lautenbach gebracht. Vier Knaben vergnügten sich mit Schlittschuhlaufen auf dem unfern des Ortes gelegenen See (Storchweiher.) Plötzlich brach das mürbe Eis in der Mitte des Sees durch und die 4 Knaben im Alter von 7—12 Jahren versanken in die Tiefe. Nach angestrenter 2stündiger Arbeit durch Bürger Lautenbachs wurden die Knaben ihrem nassen Grabe entrissen. Die Teilnahme für die schwer betroffenen Familien ist eine allgemeine.
Fortsetzung in der Beilage.
Redaktion, Druck und Verlag von C. Me eh in Neuenbürg.
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Die Übeln Folge arbeiter in österreicl erinnern an das W Bismarck in der Reich 1889: „Wir dürfen setzen, daß die klein der Kohlenreviere ui setzen kann, in die u könnte, wenn sie i würde. Die Kohle notwendig geworden, ist, und es müssen me wegen Vorkehrungen Kohle nicht plötzlich entzogen werden km Wirtschaft am Koc Waschen, jede ander wird."
Vielleicht noch b jenige Betrachtung, Aeußerungen hat vo darin gipfelte, es sei Nutzung der so vielsa« den Wasserkräfte Bei „keinem Streik unte Kohle bilden könnten, am Neckar, an der Ai kleinen Flüssen und ' ingens, des Schwär Wasserkräfte in elektri folge und in rentable in Frankreich sind a straßen die bei den 2 denden Wasserkräfte d Energie umgesetzt wo dienung der Schleus« wegung von Schiffen
Auf diesem Wec scheu Reiche Vorgehen wenn der Rhein-W kommt, zu kanalisiere: großen Abmessungen waltige Wassermenger geringem Gefälle nutz! indem man gleich bei Wehre auf vorteilha dienung der Turbin häufig hiergegen gelt Kräfte könnten nicht Jahres zur Verfügun bei Dampfkräften der sehr an Gewicht, das Dampfkräfte gebrauch immer mit Sicherheit daß es jedenfalls Dampf- auch auf el können.
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Die am 1. Jani Novelle zum württ. hat hinsichtlich der so einschneidende Aender steuerpflichtigen Kreise Weise fühlbar mache: lich — im Hinblick o liehe Gesetzbuch nunn durchgeführten Grund Verlassenschafts - Aus« teilungen) von jetzt al teiligten Erben ist, dieser Richtung für soll — in Ermangelt Grundlage zur Erh eine ziemlich weitgehe Pflicht für die steuer führung gebracht, de letzteren unter Umstär nach sich zieht. Es Interesse von jedem schlägigen Bestimmunl In der Hauptsache gib dem eine nach den B