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Wenige hundert Schritte hinter ihnen hatten sich in einer Terrainfalte, hinter einer Hecke, oder, wo das gute Glück es gab, in einem verlassenen Gehöfte die Feldwachen eingenistet.
Ganz am rechten Flügel der deutschen Aufstellung hielt ein Zug des 10. Manenregiment unter Leutnant v. Hochfeld die Feldwacht; Pferde und Mannschaften hatten vor dem heftig schneidenden Ostwind Schutz am Abhange eines kleinen Tannengehölzes gesucht, während die Vorposten auf freiem Felde schutzlos allen Unbillen der Witterung preisgegeben waren. Der Wachthabende hatte soeben seine Postenkette revidiert und kehrte nun zu dem Gros seiner Mannschaft zurück. Ein älterer Unteroffizier trat ihm entgegen: „Herr Leutnant, es sind zwei Kochge- schirrre voll Branntwein für die Mannschaften gekommen und auch etwas Kognak für den Herrn Leutnant — Herr Stabsarzt Doktor Senden schickt ihn!"
O, das ist gut, Kunze! Verteilen Sie den Branntwein sofort an die Leute, aber vergessen Sie mir vor allen die Ulanen auf Posten nicht — die brauchen ihn am notwendigsten. Es ist bitter kalt. Und den Kognak für mich schicken sie mir auch gleich — mich friert die Seele im Leibe. Haben wir gar nichts für die Gäule?"
„Leider nichts," meinte der Unteroffizier achselzuckend.
„Das arme Vieh — seit zwölf Stunden unter dem Sattel und nun nichts zu fressen. Vor 4 Stunden werden wir nicht abgelöst und jetzt ist es 11 Uhr. Ist die Patronille zurück?"
„Zu Befehl, nein!"
Mit einem hörbaren Seufzer wandte sich der Leutnant ab und der Stelle zu, wo auf wollenen Decken ein möglichst geschützter Sitzplatz für ihn eingerichtet war. Sein Herz war ihm schwer und bitter Unmut lastete auf ihm. Nicht feine augenblickliche Lage mit ihren Strapazen und Entbehrungen, auch nicht die etwa ihm drohende Gefahr waren es, die jenen Seufzer erpreßt hatten, sondern das Schicksal seines guten und treuen Burschen Georg, über das er seit heute morgen im Ungewissen war und nun anfing, die allergrößten Befürchtungen zu hegen. Hochfeld machte sich selbst bittere Vorwürfe, daß er den Bitten des Burschen nachgegeben und ihm zu der abenteuerlichen Fahrt, die jener vor hatte, Genehmigung und Urlaub gegeben hatte.
^Fortsetzung folgt.)!
Rückblick auf die Kaisermanöver.
I.
Der militärische Mitarbeiter des Berliner Tageblatts schreibt über die Aenderung der Manöveranlage, die Ueberschreitung des Schwarzwaldes und die Marschleistungen der Truppen das Nachfolgende:
Man hat hervorgehoben, und es klang wie ein leiser Tadel, daß es diesmal stets anders gekommen sei, als vorausgesetzt wurde und — das sei zugegeben — bis zu einem gewissen Grade auch von der Manöverleitung geplant war. Man hat namentlich bemängelt, daß an der ursprünglichen Generalidee nicht festgehalten worden sei. Selbst der Laie weiß aber Wohl ungefähr die Schwierigkeiten zu würdigen, die der Anlage so großer Heeresübungen vorausgehen. Von seiten des Generalstabs muß das Gelände ausgesucht werden, die Unterbringungslisten von Tag zu Tag müssen aufgestellt werden, es muß alles vorbereitet sein, um rechtzeitig für eine gute Verpflegung der Truppen zu sorgen rc. Es ist klar, daß, nachdem der allgemeine Plan entworfen ist, jede größere Abänderung desselben auf jeden Tag des Manövers bis auf den letzten Truppenteil zurückwirken muß. Diesmal handelt es sich jedoch um mehrere völlig neue Entwürfe, von denen aber jeder, das darf man ohne Ruhmredigkeit sagen, vortrefflich ausgeführt worden ist. Gerade in den auch von der Manöverleitung nicht vorausgesehenen Aenderungen der ursprünglichen Manöveranlage glauben wir den hohen Wert der diesjährigen Manöver erblicken zu sollen, einen Wert, der keine von sämtlichen uns bekannten Uebungen auch nur annähernd erreicht hat.
Im Kriege ist, auch wenn die Kriegslage bekannt geworden ist, doch meistens das Unvorhergesehene die Regel. Diese vielseitigen „Ueber-
raschungen", mit denen namentlich die Leitung zu rechnen hat, können im Frieden niemals eintreten oder als Leitmotiv der Manöverleitung angenommen werden. Diesmal war das anders. Es wird völlig von einer Kritik der ursprünglichen Generalidee abgesehen. Sie erscheint uns namentlich für einen Kriegsanfang unter den heutigen Verhältnissen etwas „antiquiert" und scheint uns überdies nicht recht der Moltke'schen bekannten Auffassung von der Bedeutung eines Aufmarsches in der Front Germersheim-Landau linksrheinisch oder rechtsrheinisch zu entsprechen; allein das alles sind Nebensachen. Die Generalidee war insofern brauchbar, als sie die Unterlage darbot zu einer großen operativen Maßnahme, wie wir sie bisher in Deutschland noch nicht durchgeführt haben. Und diese Operation hatte zur Bedingung, den mittleren Schwarzwald aus der Gegend von Straßburg in Richtung Stuttgart zu überschreiten. Da die Manöverleitung den taktischen Zusammenstoß beim Heraustreten des roten Gegners aus dem Schwarzwalde vorgesehen hatte, das 13. und 14. Korps aber noch am 7. und 8. September in der Parade standen, so mußte dem roten Gegner ein mehrtägiger Vorsprung gewährt werden.
Anfänglich hat es zweifellos in der Absicht der Manöverleitung gelegen, das große Thor von Pforzheim, zugleich der Sammelpunkt sämtlicher Straßen und Knotenpunkt leistungsfähiger Eisenbahnen, ausgiebiger zu benützen, als es schließlich geschehen ist. Natürlich mußten dementsprechend auch die Unterbringungstabellen der Truppen und die Orte für die Magazine bestimmt werden. Da trat das erste Moment ein, das man kriegsmäßig nennen darf. Es war der Typhus in Pforzheim und Umgegend, der die Belegung der Stadt und der nächsten Ortschaften untersagte. Nach unseren Erhebungen war man am 17. August zu dem Entschluß gekommen, von der Belegung Abstand zu nehmen — also zu einer Zeit, da die Hauplvorarbeiten für den Manöververlauf abgeschlossen gewesen sein werden. Es handelte sich nun darum, dem ursprünglichen Gedanken in anderer Weise gerecht zu werden und den Manövern eine mehr südliche Richtung zu geben.
Maubhaft.s Examinator: „Herr Kandidat welchen Tod halten Sie für den qualvosten und
und schrecklichsten?" . „Den — durcb
Wasser." ^
Mutmaßliches Wetter am 29. bis 1. Oktober.
I Nachdruck verboten.)
Der Luftwirbel von 735 mm über der oberen Nord- see hat seine Weiterwanderung in nordöstlicher Richtung begonnen, lieber Südfrankreich, ferner über Oberbayern Tyrol und ganz Ungarn liegt ein Hochdruck von fe 763 mm, an der unteren Donau ein solcher von 765 MW Bei ziemlich milder Temperatur ist für Freitag und Samstag zeitweilig aufgeheitertes, dann aber auch wieder bewölktes, jedoch nnr zu vereinzelten Störungen geneigtes Wetter zu erwarten.
Am 30. Sept. und 1. Okt.
Der neue Luftwirbel über der oberen Nordsee hat einen ziemlich kräftigen Vorstoß bis nach Südfrankreich unternommen, wodurch auch in Süddeutschland das Barometer wieder zum Fallen gebracht wurde, ist aber hiedurch selbst auf 745 mm an der norwegischen Küste abgeflacht worden. Der an der unteren Donau ausgetretene Hochdruck von 765 mm breitet sich über ganz Rußland aus und wird voraussichtlich auch in Süd- beutschland das Barometer bald wieder zum Steigen bringen; doch ist von Nordwesten her schon wieder ein neuer Lustwirbel gegen Irland und Schottland im Anzug. Für Samstag und Sonntag ist neben zeitweiliger Aufheiterung noch immer teilweise bewölktes, aber nur zu kurzen Störungen geneigtes Wetter zu erwarten.
Telegramme.
Kirchheim, 28. Sept. Die Einweihung der Lenninger Thalbahn gieng heute Vormittag unter persönlicher Anwesenheit Sr. Maj. des Königs vor sich. Der Festzug gieng heute früh 11 Uhr ab und hielt auf allen Stationen an. Er wurde überall von Hurrah-Rufen empfangen. Das Fest nahm einen schönen Verlauf.
Köln, 28. Septbr. Bis zwei Uhr nachmittags sind aus den Trümmern des eingestürzten Hauses in der Wolfs-Straße vier Tote hervorgezogen worden. Nach den Verletzungen, welche die Leichen aufweisen, muß der Tod fast augenblicklich eingetreten sein. Es liegen noch 6 Personen unter den Krümmern.
Mit einer Beilage
von
tz. ZZrcitmcyer, Generalagentur, Stuttgart.
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Redaktion, Druck und Berlag von L. Meed in Neuenbürg.