Das Dum-Dum-Geschoß ist eine spezifisch englische Erfindung.

Es tauchte zuerst auf in den Kämpfen der Engländer gegen die wilden Stämme des nörd­lichen Indiens im Jahre 1895; es ist also eine Erfindung, welche auf Neuheit in gewissem Sinne berechtigten Anspruch erheben darf.

Wie kam man zu dieser Erfindung? Wie heißt der Erfinder?

Man kam zu dieser Erfindung, wie es heißt, durch die Beobachtung, daß die Geschosse des kleinkalibrigen I-oc-Llctckorck-Gewehres im Feld­zuge gegen die Wilden nicht von der gewünschten Wirkung waren,^nr incnus 6§bt, anä üZüt ineai>8 Io kill!" Man gab vor, daß die Ver­wundung eines Wilden mit dem kleinkalibrigen Stahlmantelgeschoß nicht immer schwer genug war, um den Anstürmenden im Laufe aufzuhalten und zur Strecke zu bringen und bei der fanatischen Tapferkeit der Wilden auch noch einen total durchschossenen Krieger den Kampf fortsetzen ließ, bis entweder ein zweiter oder dritter tödlicher Schuß ihn getroffen oder aber langsame, innere Verblutung oder äußerer Blutverlust ihn schließ­lich zur Aufgabe seines Widerstandes zwang.

So geriet man auf die Erfindung des Dnm- Dum- Geschosses.

Ilnd wer war sein genialer Erfinder?

Die Geschichte englischer Kolonialschlächtereien ist so diskret gewesen, ihn der Nachwelt nicht aufzubewahren. Daß aber dennoch die Er­findung eine spezifisch englische ist, geht schon daraus hervor, daß das Geschoß zuerst in den Kämpfen der Engländer gegen die Chitralen im nördlichen Indien sein grausiges Debüt machte. Die Ueberlieferung erzählt, daß einige englische Jnfantristen eines Tages daran gingen, mit ihren Haubajonetten die obere Kuppe des Mantels von ihren Geschossen zu entfernen. Da der Mantel der englischen Kleinkalibergeschosse aus einer verhältnismäßig nachgiebigen Legierung von Stahl, Kupfer, Nickel und Zinn besteht, so ge­lang ihnen diese Prozedur auch vollkommen. Man entfernte die Stahlkuppe bis zu einer Aus­dehnung von etwa einem Viertelzoll von der Spitze des Geschosses und legte den innern, aus Weichblei bestehenden Kern desselben soweit frei. In diesen freigemachten Kernteil hieb man mit der Schneide des Bajonetts zwei oder mehrere Längsschnitte ein und verfeuerte diese so präparierten Geschosse auf die Wilden.

Anfangs war man über die eigentliche Wirkung derselben noch im Ungewissen. Da aber wurde eines Tages ein schwerverwundeter Schottländer auf den Verbandplatz getragen. Der Mann hatte eine schreckliche Wunde im Unterleib, oder vielmehr keine Wunde, sondern ein, mit Knochenmehl und Fleischbrei angefülltes, etwa faustgroßes und ebenso tiefes Loch, aus welchem die zerfetzten Darmteile heraushingen. Wie der Mann zu dieser Verletzung gekommen war, wußte er nicht mehr anzugeben, da er bereits im Verscheiden war, als man ihn aufhob. Eine Sondierung des Loches ergab, daß im Grunde desselben, in der zerschmetterten Wirbelsäule ein­gekeilt, ein Geschoß aufgefunden wurde, das einem kleinen Pilze nicht unähnlich sah.

Was hatte man entdeckt?

Die Wirkung des neupräparierten Geschosses, welches in der Hitze des Kampfes den Freund statt des Feindes zur Strecke gebracht hatte!

Die durch die Kreuzschnitte in das Weiche Blei hergestellten Segmente hatten sich beim Aufschlag des Geschosses auf die Rippe des Getroffenen strahlenförmig auseinandergebogen und vermöge der Rotation eine ganz fürchterliche Verwüstung im Leibe des Unglücklichen angerichtet. Mit einer solchen Wunde im Körper konnte auch ein, bis zum Wahnsinn fanatisierter Wilder nicht mehr auf den Beinen bleiben.

Triumph! Das Geheimnis, wie man Munition spart, den Train der Heeresabteilung in Feindesland verkleinert, schnell kolonisiert, Zivilisation unter den Kannibalen verbreitet und sie für denBalsam des Evangeliums" empfänglich macht, war entdeckt! Triumph!

Die Folge davon war, daß man sämtliche kleinkalibrigen Stahlmantelgeschosse durch diese sog. Tum-Dum-Geschosse in den Kriegen gegen die Wilden ersetzte und ausschließlich verwandte.

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Doch war man mit ihrer Wirkung immer noch nicht ganz zufrieden. Es kam nämlich vor, daß beim Aufschlag des Geschosses auf Weichteile nicht immer eine strahlenförmige Auseinander­biegung des Weichbleikopfes erfolgte und der Schuß seine Wirkung in sofern verfehlte, als er glatt durchging.

Um diesesVersagen" fernerhin zur Un­möglichkeit zu machen, stellte man die Geschosse fabrikmäßig so her, daß der freigelegte Bleikern an der Spitze abgeplattet und mit einer kegel­förmigen Aushöhlung versehen wurde. In den Rand dieser Aushöhlung brachte man eine An­zahl feiner Längsschnitte an und verfeuerte dieses Geschoß, in seinerverbesserten Konstruktion," nun mit geradeüberwältigendem" Erfolg.

Begleiten wir ein solchverbessertes" Dum- Dum-Geschoß auf seinem verderbenbringenden Fluge:

Durch die Explosion der rauchlosen Kordit- ladung der Patrone im Laufe des Gewehrs wird das Geschoß mit fürchterlicher Gewalt in die Züge desselben eingepreßt, dadurch längs­seitlich gequetscht und verlängert, wodurch die Randsegmente mehr oder weniger in die, mit der Laufseele Parallele Richtung aufgebogen werden. Das Entweichen des Geschosses aus der Mündung der Waffe ist, bei seiner kolossalen Anfangsge­schwindigkeit, dem Ausschlagen auf einen elastischen Dorn (die komprimierte Luftsäule) gleich zu achten. Durch diesen Aufschlag auf die Luft, die sich in der kegelförmigen vorderen Aushöhlung verfängt und expansiv wirkt, klappen die Rand­segmente strahlenförmig auseinander. So rast das Geschoß durch die Luft dahin!

In diesem Zustand, den der englischehoch­zivilisierte" Soldat im ScherzemusbioominA", d. h.Verpilzen" nennt, schlägt das Geschoß in den Körper des Feindes. Die Rotation der radspeichenartig um sich schlagenden Segmente wirkt wie eine sagen wir s nur deutlich Fleischhackmaschine und, da das Geschoß durch den plötzlichen Aufschlag aus der Längsrichtung geschleudert wird, so wirkt der, vom Stahlmantel noch umgebene gerade Teil desselben, wie ein sagen wir's ebenfalls deutlich Dreschflegel, dessen Hieben kein Knochen widerstehen kann.

Es ist bezeichnend, daß der Einschlag des Geschosses in den Leib nie unter 4 Zoll, sein allenfallsiger Ausgang aus dem Körper nie unter 5 Zoll im lichten Durchmesser mißt! Eine 10 cm Granate könnte kein größeres Loch bei ihrem Durchgänge reißen, als es dieses kleine Unge­heuer thut.

Ich sagteallenfallsiger" Ausgang aus dem Körper. Nicht wahr?

Und mit Recht. Denn nur auf verhältnis­mäßig kurze Distanz ist die Dum-Dum-Kugel im Stande, den Leib zu durchschlagen; auf einiger­maßen weite Entfernung muß das Geschoß in dem, von ihm selbst hergestellten Fleisch- und Knochenbrei trotz seiner fürchterlichen Durch­schlagsgewalt durch die herbeigeführte Deforma­tion ermatten! Doch was man auch dabei am Bestreichungsterrain verlieren mag, das holt man mit der entsetzlichen Wirkung des Geschosses im Schnellfeuer auf kürzere Entfernung mitZinsen" wieder ein.

Was ist nun die Folge einer Salve Dum- Dum-Geschosse?

Ein Schlachtfeld voll toter sterbender oder hilflos verstümmelter Feinde.

Und der Fluch der empörten Christenheit!

Vom Oberland, 1..SePtbr. Ein gar hübsches Stückchen ist Einem aus dem Oberamt B. letzte Woche auf dem Heimweg vom Vieh­markt Passiert. Derselbe brachte zwei Kalbeln zum Markte, wovon er ein Stück um 180 -/E verkaufte und das andere mit nach Hause nahm. Auf diesem Wegebitzelte" den Mann der neue 50--/A-Schein und er zog ihn aus dem Notiz­buch hervor, seiner Begleiterin vor die Nase haltend mit den Worten:Do guck her, wenn du au gange wärscht, hält' i drui sottige jetzt maih." Das Stück Vieh faßte aber die Sache anders auf ein Ruck und im Nu war der Schein gefressen. Das Gesicht des Mannes kann man sich denken und jetzt hat er zum Schaden auch den Spott, wie es ja gewöhnlich

geht, 's Papiergeld aber hat er jetztauf der Muck," wie er sagt.

Berlin, 29. Aug. Witterungsbericht von Rud. Falb. Das Wetter der letzten 14 Tage muß im Ganzen als trocken bezeichnet werden. Selbst die Gruppe vom 14.18., die sich gegen unsere Prognose um zwei Tage ver­spätete, hat ein viel geringeres Quantum von Niederschlägen geliefert, als wir erwartet hatten. Allerdings zeichnete sie sich durch das Maximum der Gewitter in diesem Monat aus, und insofern war die Vermutung starker Niederschläge wohl gerechtfertigt; allein die durch die herrschende Trockenheit begünstigte Entwicklung von Ge­witterböen aus der vom 15.19. im Norden vorüberziehenden Depression verhinderte stärkeren Regenfall. So sind im Allgemeinen die in trockenen Zeiten auftauchenden Depressionen von stärkeren Luftströmungen, jene der feuchten Peri­oden von stärkeren Niederschlägen begleitet. Die Tage vom 14.18. waren allenthalben reich an Gewittern. Diese traten am zahlreichsten am 16. und 17. auf. Infolge derselben sank die Temperatur in den nächsten Tagen ziemlich be­deutend unter Mittel, namentlich vom 20.22. So kam es, daß nach dem 18., an dem das Maximum der Niederschläge eintrat, das Wetter sich sehr trocken gestaltete. Die allgemeine Wetter­lage verhielt sich seit dem letzten Bericht auf­fallend gleichförmig. Der beständig über Mittel­europa lastende Hochdruck wurde durch die er­wähnte Depression kaum gestört. Um so sicherer können wir auch für die nächste Zeit auf trockenes Wetter rechnen. Der kritische Termin vom 5. September (II. Ordnung) dürfte daher nur schwach zur Geltung kommen. Die zu dieser Zeit eintretenden vereinzelten Gewitter dürften weniger von Regen als von Wind begleitet sein. Erst vom 10.17. ist eine Zunahme der Nieder­schläge wahrscheinlich. Darauf ist neuerdings anhaltende Trockenheit zu erwarten.

Wechselrätsel.

Sucht mich in Goethes Dramen. Mein Name besteht aus fünf Zeichen. Edelstein werd' ich sogleich, ändert zwei Zeichen man um.

Mutmaßliches Wetter am 3. und 4. September.

«Nachdruck verboten.)

lieber ganz Großbritannien, der Nordsee, Skandi­navien und dem nördlichen Rußland liegt eine De­pression von 750155 mm und erhält neue Ver­stärkungen von Westen her. Infolge dessen liegt nur noch ein sehr schwacher Rest des letzten Hochdrucks über Südwestfrankreich, während er in ganz Mittel­europa ausgelöst ist. Für Sonntag und Montag ist demgemäß vorwiegend bewölktes, aber nur zu ver­einzelten Niederschlägen geneigtes Wetter in Aussicht zu nehmen.

Telegramme.

Berlin, 1. Sept. Die amtlicheBerliner Korrespondenz" teilt mit, daß die Staatsregierung eine Anzahl politischer Berwaltungsbeamten mit Wartegeld in den einstweiligen Ruhestand ver­setzt hat, weil sie unter den gegenwärtigen Ver­hältnissen den hohen Anforderungen nicht aus­reichend entsprechen, die im Interesse des Dienstes und in Anbetracht ihrer Verantwortlichkeit zu erheben seien.

Berlin, 1. Sept. Heute früh fand bei schönem Wetter auf dem Tempelhofer Felde die Herbstparade des Gardekorps statt. Prinz Leopold von Bayern war bei ihr zugegen, die Kronprinzessin von Griechenland erschien im sechsspännigen Wagen. Gegen 8 ff- Uhr erschien der Kaiser in Generalsuniform und ritt mit den Fürstlichkeiten sowie einem glänzenden Gefolge die Fronten ab. Nach Beendigung der Parade setzte sich der Kaiser an die Spitze der Fahnen­kompagnie und ritt unter jubelnden Hochrufen des in dichten Reihen stehenden Publikums nach dem Schloß.

Paris, 1. Sept. Im Ministerrat teilte der Kriegsminister mit, infolge der Typhus­erkrankungen seien die großen Manöver des 5. und 8. Armeekorps abbestellt worden; statt derselben finden Garnisonsmanöver statt.

Redaktion, Druck und Verlag von L. Meeh in Neuenbürg.