bezopften Sohn des Himmels von uns in so auffallender Weise unterscheiden.
Der Chinese lacht, wenn er uns den Tod seiner nächsten Verwandten ankündigt; dagegen jammert und weint eine chinesische Braut, wenn man sie im Palakin in das Haus ihres Auserwählten trägt. Allerdings haben diese Thränen eine gewisse Berechtigung, denn die Chinesin ist meistens nichts anderes als die Sklavin ihres Gatten und — ihrer Schwiegermutter.
Der Chinese erkundigt sich nicht nur nach der Gesundheit seines Freundes, sondern auch nach seinem Einkommen und stellt eine Menge recht unbescheidener Fragen, die im himmlischen Reiche als Höflichkeiten gelten. Dagegen nimmt er es sehr übel auf, wenn man sich bei ihm nach der Gesundheit seiner Frau und seiner Kinder erkundigt.
Wenn man in seine Wohnung tritt, so nimmt man natürlich den Hut ab; er dagegen bedeckt sich schnell, bevor er seinen Gast empfängt, außerdem schüttelt er seine Hände, anstatt die seines Besuches zu ergreifen.
Wir Europäer vermeiden es, vom Tode zu sprechen; er zeigt uns mit größtem Stolz einige Bretter, die dazu bestimmt sind, seinen Sarg zu bilden, und die ihm sein Sohn zum Geschenk gemacht hat.
Das Weiß ist für ihn die Farbe der Trauer.
Das chinesische Buch fängt da an, wo das unsrige endet, denn der Chinese schreibt von rechts nach links und von oben nach unten, in senkrechten Spalten. Der Titel des Buches wird, anstatt am Kopfe der Seite zu stehen, unten gedruckt; die Seitenzahl steht nicht oben, sondern unten, unter dem Titel. Die Anmerkungen befinden sich nicht am Fuße der Seite, sondern im Gegenteil oben an der Spitze.
Sagt ein Schüler in der Klasse seine Lektion her, so wendet er dem Lehrer nicht sein Gesicht zu, sondern dreht ihm den Rücken; daher heißt auch das Verbum »xsl" hersagen ursprünglich „jemanden den Rücken drehen."
„Der „Mutterkuß" ist in China etwas ganz unbekanntes; die Chinesin führt ihr Kind zur Nase und beriecht es, oder wie man dort sagt: sie „fühlt" es.
Die Festlichkeiten und Gastmähler der Chinesen beginnen mit dem Kompot und den Körnern der Wassermelone, und zum Schluß werden die Fische und die Suppe verspeist.
Der Chinese steigt rechts zu Pferde. Die Räder ihrer Maschine drehen sich stets im entgegengesetzten Sinne zu den Zeigern einer Uhr.
Beim Bau ihrer Häuser beginnen sie mit dem Dache und ihre Schilder werden auf die Dächer gemalt.
Die Läden sind vollständig offen und die Ladentische stehen auf der Straße. Eine schöne Chinesin hat auch die heilige Pflicht, sich von einer europäischen Schönheit zu unterscheiden. Eine Tochter des himmlischen Reiches, die nur den geringsten Anspruch auf Schönheit macht, muß ein rundes Gesicht von der Form eines Wassermelonenkernes und eine stark eingedrückte Nase haben. Um zu diesem Ideal körperlicher Schönheit zu gelangen, zerdrückt man den neugeborenen Kindern die Nasen, so lange die Nasenwände und Knochen noch zart und in der Bildung begriffen sind.
Die Ueberzeugung der Chinesen ist in diesem Punkte sogar eine so aufrichtige, daß sie keinen Anstand nehmen, den kleinen Europäerinnen die Nase einzudrücken, wenn ihre unglücklichen Mütter auf die verhängnisvolle Idee verfallen sind, chinesischen Wärterinnen ihre Kleinen anzuvertrauen.
Wir schneiden uns die Nägel, die Chinesen lassen sie bis ins Unendliche wachsen. Es giebt Mandarinen, die Nägel von zehn Centimeter Länge haben. Sie fragen ihre Freunde nicht: „Wie befinden Sie sich?" sondern: „Haben Sie ihren Reis gegessen?"
Betrachten wir nun die chinesischen Scheidungsgesetze, die selbst dem ernstesten Europäer ein Lächeln entlocken dürften. Als einen der sieben Fälle, in denen das Gesetzbuch des Chinesen
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die Scheidung ausspricht, erwähnen wir nur die Trennung wegen Schwatzhaftigkeit der Frau!
Die Zeitungen sind im himmlischen Reiche sehr spärlich und die Zahl ihrer Leser ist äußerst beschränkt, wobei allerdings erwähnt werden muß, daß weder die Zeitungen, noch das chinesische Volk sich mit Politik beschäftigen.
Infolgedessen haben die Chinesen auch weder Politiker von Beruf, als solche, die sich bei Gelegenheit dazu aufwerfen; sie kennen weder staatserhaltende, noch umstürzlerisch gesinnte Volksvertreter. Der Kaiser, der Sohn des Himmels, macht die Politik, und jedermann muß ihm blindlings gehorchen.
Es giebt in China auch keine Abkömmlinge entthronter Familien. Jeder Kaiser, der sich des Thrones bemächtigt, läßt es sich angelegen sein, allen Mitgliedern der Familie, deren Rechte er sich angeeignet hat, die Köpfe abzuschlagen.
Zum Schluß wollen wir noch erwähnen, daß selbst der Kompaß, der bei uns stets nach Norden gerichtet ist, in China ganz anders funktioniert, denn sie haben sich einen besonderen Kompaß erfunden, dessen Nadel stets nach Süden zeigt. _
Der Mädchenhandel, der besonders schwungvoll in Russisch-Polen und Galizien betrieben wird, hat dieser Tage einen bedeutenden Geschäftsschlag durch Verhaftung des Hauptagenten für diesen Artikel, Namens Muschel, Händler in Lodz, erlitten. Mit ihm ist eine ganze Anzahl Unteragenten verhaftet worden. Einige entflohen, die Polizei ist ihnen jedoch bereits auf den Fersen. Die ganze Angelegenheit ist einem Untersuchungsrichter übertragen. Geradezu haarsträubende Details über das schändliche Treiben jener „Geschäftsleute" werden berichtet: Die Agenten reisten überall herum, um „Ware" anzusehen und, falls diese verwendbar, zu kaufen, wobei der Preis je nach den körperlichen Vorzügen bestimmt wurde. Das Hauptabsatzgebiet ist Amerika, besonders Argentinien, wo wieder ein Agent die Ware in Empfang nahm und den dortigen Häusern zuführte, wobei Pr. Stück 1500 bis 2300 Rubel gezahlt wurden, eine Summe, woran alle beteiligten Haupt- und Unterhändler partizipieren. Händler Moschek hatte beispielsweise bei dem Transport von acht Mädchen 1100 Rubel Nettogewinn. Als Russisch-Polen sind im letzten Jahre allein 50 Mädchen nach Buenos Aires geführt worden. Ein Warschauer steht dort mit sämtlichen Freudenhäusern in ausgedehnter Geschäftverbindung. Mehrmals jährlich unternimmt er Geschäftsreisen nach Europa, wobei er auch die russische Hauptstation besucht. Alle möglichen Vorspiegelungen wurden den armen einfältigen Opfern gemacht. As Hauptköder diente gewöhnlich eine reiche Partie, welche ihnen in Aussicht gestellt wurde. Bisweilen waren Agenten, gewöhnlich junge Leute, selbst so gewissenlos, sich scheinbar mit einem Mädchen zu verloben und es dann der Schande zuzuführen. Im Hause des Ver- ,hafteten Händlers Moschek fanden stets die Zusammenkünfte, der sogenannte Jahrmarkt, statt. Hier wurden die Mädchen reichlich bewirtet und freundlichst behandelt. Sie erhielten darauf in Sosnovice falsche Pässe, worauf die ganze Gesellschaft nach Kattowitz expediert wurde. Im dortigen Cafe Komermann war Sammelort. Dann wurden die Mädchen über Wien, Genua auf englische Dampfer gebracht, wo sie mit niemand sprechen konnten, da sie der englischen Sprache nicht mächtig sind. In Buenos Aires nahm sie der Hauptlieferant in Empfang, wonach die Mädchen nach sorgfältiger Musterung au die einzelnen Häuser verkauft wurden.
Gernsbach, 26. Juli. Einen respektablen Appetit entwickelte letzten Samstag Abend ein junger Mann in Michelbach; derselbe verschlang auf eine Wette hin im Gasthaus zur Traube dortselbst in der Zeit von Stunden 25 rohe Eier, wobei 10 mitsamt der Schale, 11 Cervelat-, 1 Portion Schinkenwurst und für 15 Pfg. Brot. Der Betreffende, dem nur die letzte Wurst etwas zu schaffen machte, soll am andern Tag keinen so riesigen Appetit mehr verspürt haben.
Bingen, 25. Juli. Ein hiesiger Briefträger hatte vor kurzem ein Häuschen zum Preise von 1600 Franken gekauft. Dieser Tage fand er hinter einem Steine in der Mauer versteckt rund 1600 Franken in schönen Napoleonsdor, die wahrscheinlich während der Kämpfe des ersten Kaiserreiches verborgen worden sind. Das nennt man Glück!
(Das Schlafen bei offenem Fenster) wird von ärztlicher Seite vielfach empfohlen. Indem man von giftigen Dünsten redet, die nachts dem Erdboden entsteigen sollen, hält man die einzigen giftigen Dünste, von denen man nachts sprechen kann, eifrig in dem wohlverschlossenen Schlafzimmer zusammen. Denn in der Nacht atmet ein Mensch in erhöhtem Maße Kohlensäure aus, sucht dagegen aber auch in erhöhtem Maße Sauerstoff aufzunehmen, und diesem letzten Bedürfnis wird der Schläfer bald nicht mehr genügen können, wenn die geschlossenen Fenster eine ausreichende Sauerstoff-Zufuhr verhindern Man hat gefunden, daß in einem geschlossenen Raume von 45 ebm in der Nacht allein durch den Bewohner der Kohlensäure-Gehalt auf 8—lg pro Tausend gestiegen war, während reine Luft nur 4 pro Tausend, das heißt 0,4 ecm Kohlensäure Liter atmosphärischer Luft enthielt. Diese Zahlen geben einen festen Maßstab auch für die sonstigen Verunreinigungen der Zimmerlust während der Nacht, und sie beweisen, wie erschwert bei geschlossenen Fenstern der Zutritt reiner sauerstoffreicher Luft ist. Es darf daher nicht Wunder nehmen, wenn in einem derartig schlecht gelüfteten Raume der Schlaf unruhig ist und am nächsten Morgen die erhoffte Erquickung fehlt, ja sich vielleicht sogar Kopfschmerzen eingestellt haben.
(Von Amerika nach Paris im Luftschiff.) Eine lustige Reiseroute will ein unternehmender amerikanischer Ingenieur einrichten, und zwar gedenkt er, ein Luftschiff von nicht geringen Dimensionen zu erbauen. Es hat sich in Süd- Dakota bereits eine staatlich konzessionierte Gesellschaft gebildet, welche die Sache in die Hand nehmen will. Die Fahrt über den atlantischen Ozean soll — 30 Stunden dauern. Die Kosten für den Bau dieses modernsten der Verkehrsmittel betragen nur 100 Millionen Dollars, Was aber den Unternehmern noch fehlt, ist — Geld.
(Irrtum.) Schutzmann (abends): „Ich beobachte Sie schon seit drei Stunden, wie Sie hier in verdächtiger Weise um das Haus herumschleichen; folgen Sie mir einmal zur Wache." — Herr: „Ach, gutestes Herrchen, ich habe Sie ja gar nichts Böses im Sinn .... ich wollte mir nur hier bei dem Barbier einen Zahn ziehen lassen.
(Aus der Kaserne.) Sergeant: „Schulze, machen Sie nicht immer ein so jammervolles Gesicht wie ein Vegetarianer, der Würstel heißt!" _ („Fl. Bl.")
(Variante.) Herr: „Wie, Du mußt alle die Stiefel für Deine Geschwister putzen?" — Junge; „Ja, ich habe heute meinen jour Wichs."
Mutmaßliches Wetter am Freitag den 28. Juli,
l Nachdruck verboten.)
Der Hochdruck aus dem atlanischen Ozean ist mit 770 mm über Mittelsrankreich nach Süddeutschland vorgedruugen uns hat den in der oberen Nordsee aufgetretenen Luftwirbel weiter nordwärts gedrängt. Inzwischen ist der letztere auf 745 mm vertieft worden; wodurch eine ziemlich lebhafte Lustbewegung in ganz Mitteleuropa entstanden ist. Für Freitag und Samstag ist fortgesetzt größtenteils heiteres Wetter ohne nennenswerte Störungen in Aussicht zu nehmen.
Am Samstag den 29. Juli.
Ueber Irland, Südengland und dem biskayischen Golfe behauptet sich ein Hochdruck von 770 mm ubek dem übrigen Großbritannien, ganz Frankreich , dem Deutschen Reiche links der Elbe, den westlichen Provinzen von Oesterreich und Oberitalien ein solcher von 785 mm. Der letzte Lustwirbel ist auf 740 mm vertieft worden, aber von Mittelnorwegen nach der Umgebung des Weißen Meeres gewandert. Für Samstag und Sonntag rst bei nur ganz vereinzelter Gewitterneigung größtenteils trockenes, heiteres uno heißes Wetter zu erwarten.
Redaktion, Druck und Verlag so« E. Meeh in Neuenbürg.