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sprach."
Die Gräfin erhob sich. „Sie täuschen sich Wohl, mein Herr; eine flüchtige Aehnlichkeit mag Sie irregeführt haben."
„Ich wäre glücklich, wenn es so wäre; aber ich kann es nicht glauben." Lang trat auf die Dame zu, und mit Nachdruck wiederholte er die Worte: „Ich wag es nicht zu glauben, seit dem gestrigen Abend."
„Sie setzten Zweifel in meine Worte," erwiderte die Gräfin scharf; „daran kann ich nichts ändern. Wenn Sie aber ohnedies unglücklich wären, falls ich die Wahrheit sagte, warum wollen Sie dann nicht glauben?"
„Ich kann es nicht; je länger ich Sie betrachte, je mehr ich Ihre, mir so liebe Stimme höre, desto mehr treten die Erinnerungen an jene Tage hervor. Ach, warum haben Sie mich verlassen, warum?"
Das klang wie ein Aufschrei eines verzweifelten Herzens. Die Gräfin bebte und unwillkürlich suchte ihre Hand eine Stütze. Nach einer Pause sagte sie endlich:
„Nehmen Sie an, daß Jene, welche Sie verließ, Ihrer nicht würdig war, daß sie Ihnen ihr Herz nicht mehr bieten konnte, weil sie keines mehr hatte." Sie streckte ihm die Hand zum Abschiede entgegen: er schien es nicht zu bemerken.
„Ich danke, Frau Gräfin, für diesen Trost, er macht wenigstens meiner qualvollen Ungewißheit ein Ende. Wenn auch Frau von Bülau meiner nicht mehr würdig gewesen sein mag, wenn sie auch mich elend machte, indem sie mich täuschte, so werde ich sie doch niemals vergessen."
„Sie ist vielleicht unglücklicher, als Sie selbst, und als Sie denken mögen;" warf die Gräfin hastig dazwischen.
„Es mag sein," fuhr Lang fort, „und ich bedaure sie tief. Mir steht aber eine neue Qual bevor, welche die Pflicht meinem Gefühle bereiten wird, denn gestern Wend sah ich —"
„Was war gestern Abend? Schon zum zweitenmale spielen Sie darauf an," unterbrach ihn ungeduldig die Gräfin.
„— einen entflohenen Verbrecher, Namens Julius von Marbod."
„Er ist kein Mörder!" rief die Gräfin aus, wurde aber im nächsten Momente bleich, denn sie fühlte, daß sie sich verraten habe.
„Das wird die Zukunft lehren," entgegnete Lang, der wieder seine volle Ruhe gefunden hatte. „Gestatten Sie mir, Ihnen für Ihre Güte zu danken, daß Sie meiner Geschichte so viel Teilnahme widmeten, und — gedenken Sie bisweilen meiner."
Die Gräfin stand noch immer in dem Salon, auf die Lehne eines Fauteuils sich stützend, und sah nach der Thür, welche sich hinter Lang geschlossen hatte. Endlich raffte sie sich aus der Betäubung auf. „Entdeckt," sagte sie vor sich hin, als sie ihrem Boudoir zuschritt, entdeckt! Und er wird kein Mitleid üben! Diese Pflichtmenschen sind so grausam, oh!"
Sie setzte sich zu ihrem Schreibtische und begann zu schreiben, hastig, ohne Unterbrechung; mehrere Stunden hindurch; dann verschloß sie die beschriebenen Blätter in ein Kouvert, versiegelte es und schrieb eine Adresse darauf.
Dann klingelte sie und befahl dem Diener, Mr. Jules zu rufen. „Er muß kommen," rief sie noch dem Diener nach.
Die „Welt", welche sich nach dem Diner an dem Strande von Nizza einfand, hatte diesmal ein sensationelles Schauspiel: an der Seite der Gräfin Baltujeff sah man einen fremden Mann, einen Unbekannten, während der Graf nicht zu erblicken war. Die Einen sahen neidisch auf den Glücklichen, die Andern lächelten spöttisch und tauschten böse Bemerkungen über die „unnahbare Tugendheldin."
„Das ist er, der geheimnisvolle Sekretär," ging es bald von Mund zu Mnnd, und neugierige Blicke folgten dem Paare, welches jetzt die Equipage verlassen hatte und sich dem Bootshafen zuwandte.
Mr. Jules — er war der Begleiter — mietete ein Boot, wies aber den Schiffer zurück, der sich zur Führung desselben erbot, da er selbst rudern wollte. „Bleiben Sie aber nicht zu lange
draußen, es dunkelt bald und schlechtes Wetter ist im Anzuge," warnte noch sder Schiffer, als das Boot abstieß.
Mr. Jules schien seine alte Kraft wiedergefunden zu haben, er trieb das Boot mit mächtigen Ruderschlügen über die Wellen, und bald waren sie den Blicken der Promenierenden entzogen. Die Gräfin hatte sich auf ihrem Sitze halb umgewendet und sah nach der Küste, welche das Licht der sinkenden Sonne mit leuchtendem Glanze übergoß; unverwandt, als wollte sie sich sattschauen an dem herrlichen Bilde, ehe es für immer entschwände. Für immer!
Fischerboote und Küstenschiffe zogen an ihnen vorüber, dem Hafen zu; ein gewaltiger Dampfer steuerte vorbei, und der Rauch seiner Schlote schwebte wie ein dunkler Wolkenstreif über dem Boote, welches Mr. Jules noch immer unermüdet in die Weite trieb. Das Amphitheater der Küste Nizzas sank immer mehr unter den Horizont und die unermeßliche, weite Fläche des Meeres dehnte sich vor ihnen.
(Fortsetzung folgt.)
Aus Künzelsau wird gemeldet: Das hiesige Blatt enthält einen „Aufruf an Bewerberinnen!", der von einem Zahnarzt unterzeichnet ist; der Aufruf lautet: „Aufruf an Bewerberinnen! Aus Anlaß der Vermählung Ihrer
K. Hoheit der Prinzessin Pauline von Württemberg mit Sr. Durchlaucht dem Erbprinzen von Wied werden von Unterzeichnetem sechs unbemittelten, unbeschloltenen Mädchen des Bezirks — unentgeltlich künstliche Zähne eingesetzt wenn dieselben ein Zeugnis ihres Herrn Orts- vorstehers mitbringen und sich bis 12 . Okt. d. I. melden.
jHeirats-Ofsert.j Ein gebildetes Fräulein, welches 25 bin pro Stunde fährt, wünscht sich mit einem hübschen Herrn mit entsprechendem Tempo zu verehelichen. Näheres unter „All Heil 25" durch die Expedition. (Fl. Bl.)
(Vatersorge.j „. . . Die Knaben machen einem doch mehr Sorgen als ein Mädchen! Sehen Sie, mein Sohn ist jetzt sechsundzwanzig Jahre alt und erst Lieutenant, meine Tochter ist neunzehn und bereits Frau Majorin!" (Fl. Vl.)
Dreisilbige Scharade.
Willst Du die ersten Silben nennen,
Mußt Du den seltnen Nager kennen,
Der nur an Seen und Flüssen lebt,
Sich in die Ufer Röhren gräbt.
Im Schmerz, in manchem Kanrpf und Strauß Ruft man die dritte Silbe aus.
Du möchtest gern das Ganze haben?
Geh hin und such's in Oberschwaben! ir üi.
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Redaktion, Druck und Verlag von C
Meeh in Neuenbürg.