20. Kugele, Ulrich, Bauer in Oberriedt.

21. Schneider, Oekonom in Calw.

22. Hanselmann, Schultheiß in Liebelsberg.

23. Luz, Schultheiß in Deckenpfronn.

24. Frey, Schultheiß in Aichelberg.

25. Schnürle, Schultheiß in Oberkollbach.

26. Burk Hardt, Gemeindepfleger in Würzbach.

27. Blast, Schultheiß in Neuweiler.

28. Dengler, Schultheiß in Röthenbach.

29. Loercher, Schultheiß in Oberkollwangen.

30. Großmann, Anwalt in Oberweiler.

Calw, den 27. Dez. 1901.

K. Oberamt.

V o e l t e r.

Die Ortsbehörden

werden beauftragt in der Neujahrsnacht die Orts­polizei strenge zu handhaben, Hilfspersonal zur Unterstützung der Polizeidiener aufzustellen und die Excedenten zur Anzeige zu bringen; das Oberamt wird empfindliche Strafen verhängen.

Calw, 27. Dez. 1901.

K. Oberamt. Voelter.

Tagesneuigkeiten.

Derendingen, 22. Dez. Gestern wurde mittels schweren Einbruchs aus dem im 3. Stock gelegenen Wohnzimmer des Gastwirts Giebler zur Säge während der Mittagspause lautTüb. Chronik" die Summe von 520 ^ 5 . gestohlen. Der That dringend verdächtig ist ein Arbeiter Namens Malle, welcher in der Säge wohnte und seit dieser Zeit verschwunden ist. Nach demselben wird ge­fahndet.

Köln, 24. Dez. Gegenüber den wider­sprechenden Meldungen aus Venezuela stellt die Köln. Ztg. fest, daß die dortige Lage neuerdings sich wesentlich gebessert hat. Die Zurückziehung sämtlicher Schiffe aus den venezolanisch-kolumbischen Gewässern beweist, daß kein Zwischenfall befürchtet wird, wenn gleich die Fahrt aller Schiffe nach dem Hafen von St. Thomas darauf schließen läßt, daß Verwicklungen nicht vollständig ausgeschlossen sind. Seitens des neuen Befehlshabers auf der ost- amerikanischen Station wurde augenscheinlich dieser Hafen zum Ausgangspunkt für Küstenoperationen ausersehen.

Berlin, 23. Dez. Der Reichs-Anzeiger veröffentlicht heute die Ergebnisse der kommissariichen Untersuchung des Eisenbahn-Unfalles bei Alten­beken. Darnach trug die Schuld an dem Unfall nicht allein der Blockwärter in Scherenberg, sondern auch der Zugführer des I>-Zuges, der entgegen seiner Dienstanweisung versäumt hatte, den Zug, der wegen Ueberfahrens eines Pferdes auf der Strecke halten mußte, von hinten zu decken. Außer der Zertrümmerung des letzten Wagens des l)-Zuges sind wesentliche Beschädigungen der übrigen sieben Wagen nicht vorgekommen. Nur am vorletzten Wagen wurde eine Kopfwand eingedrückt. Die bereits angesteckt gewesenen Gasflammen des letzten Wagens des l>.-Zuges erloschen beim Zusammen­stoß. Eine Zündung durch ausströmendes Gas rfolgte nicht. Dagegen fingen die Holzteile durch

Kohlen aus dem Aschekasten an zu brennen, das Feuer wurde aber bald wieder gelöscht. Getötet wurden 12 Reisende, schwerverletzt 9. Die letzteren wurden, nachdem sie Notverbände erhalten hatten, nach Paderborn ins Krankenhaus gebracht.

Berlin, 23. Dez. Der Kaiser hat sich über das Eisenbahn-Unglück bei Altenbeken wiederholt Bericht erstatten lassen und Anweisung erteilt, daß zum Besten der trauernden Hinterbliebenen ein Be­trag von vorläufig 10,000 <^. aus seiner Privat­schatulle zur Verfügung zu stellen sei. Die Kaiserin wird sich ebenfalls in hilfreichster Weise bethätigen, um den Schmerz der in Trauer versetzten wenigstens etwas zu lindern. Bereits am Weihnachtsfeste dürften die diesbezüglichen Dispositionen des Kaiser­paares zur Ausführung gelangt sein.

Berlin, 23. Dez. Das Berliner Tageblatt meldet aus New - Iork: Außerordentlich er Kohlen- mangel wird aus den westlichen Staaten ge­meldet. Jeder Preis wird dort für Kohle bezahlt und eine Anzahl großer Geschäftshäuser ist ge­schlossen, weil sie nicht geheizt werden können. Die ärmere Bevölkerung leidet furchtbar.

Berlin, 24. Dez. Der Kaiser machte heute zwischen 3 und 4 Uhr seinen gewohnten Weihnachts-Spaziergang durch die Straßen Potsdams und den Park von Sanssouci, dabei Jeden der ihm begegnete durch ein Geldgeschenk er­freuend. Kurz vor dem Eingang begegnete dem Kaiser ein Gcschwisterpaar von 5 und 3 Jahren, das vor dem Kaiser einen Knix machte. Der Kaiser gab Jedem ein blankes 5 ^/L-Stück. Auch die Ar­beiter und die Arbeiterinnen erhielten je 5

Wien, 24. Dez. Die Slawische Korresp. meldet aus Prag: Gestern abend war hier das Gerücht von einer Kundgebung vor dem deutschen Konsulat verbreitet. Dieselbe ent­stand infolge einer vom Abgeordneten Klofac ein- berufenen Versammlung bezüglich der Vorfälle in Wr eschen. Es handelte sich jedoch nur um eine harmlose Kundgebung, die völlig unbemerkt blieb.

Budapest, 26. Dez. Sämtliche hier an­sässige ungarischen und deutsch-sprachischen nach Ungarn zuständigen Artisten hielten am Dienstag nachmittag eine Protest-Versammlung gegen die von den klerikalen Studenten jüngst veranstalteten Demonstrationen ab, in welcher beschlossen wurde, den Minister des Innern und den Oberstadthaupt­mann durch eine Deputation zu ersuchen, die Interessen der ungarischen n^d deutsch-sprachischen Artisten zu schützen. Gleichzeitig wurde von mehreren Rednern angcdeutet, daß auf Grund brieflicher und telegraphischer Mitteilungen in Oesterreich, Deutschland und Rußland gegen die ungarischen Artisten ein Boykott im Zuge sei.

! So wurden ungarischen Sängerinnen, die bereits für Wiener Etablissements verpflichtet waren, die

^ Verträge zurückgeschickt. Eine Hamburger Agentur verständigte die Artisten, daß sie in Zukunft auf ungarische Sänger und Sängerinnen sowie Zigeuner­kapellen nicht mehr reflektieren könne.

Paris, 24. Dez. Das Blatt Rappell be­richtet, Botha habe in seinem Lager 5 englische Offiziere zurückgehalten und Kitchener durch eine Botschaft benachrichtigt, daß er dieselben stand­

rechtlich erschießen werde falls Kritzinger von den englischen Behörden zum Tode verurteilt werden sollte.

London, 23. Dez. Lord- Kitchener meldet aus Johannesburg vom 21. Dez.: Dewet griff mit etwa 800 Mann am 18. Dez. General Dartnell bei Landberg im Bethlehemdistrikt an. Der Feind kam bis auf 150 JardS heran, wurde aber nach mehrstündigem Kampfe zurückgetrieben. Oberst Mackenzie griff das Kommando Barend Smits im Distrikt Carolina am 19. Dez. an. 6 Buren wurden getötet, 16 gefangen. Die Kolonne des Obersten Parks wurde im Nylstrom-Distrikt in der Nacht zum 19. Dezember von Müller-Frichaardt, der ein schweres Geschütz mitführte, angegriffen. Der Feind wurde zurückgeworfen. General Spens berichtet: 200 Mann berittener Infanterie, die in getrennten Abteilungen die Farmen im Beginderijn- distrikt in Transvaal absuchten, wurden von 300 Buren und 40 bewaffneten Eingeborenen unter Britz angegriffen und zum Teil überwältigt, ehe Spens Beistand leisten konnte. Die Verluste sind schwer. In der Oranjekolonie erreichten die Ober­sten Damant und Rimington, die parallel mar­schierten, Tafelkop. Bei Tagesanbruch am 20. Dez. überfielen plötzlich 800 Buren unter Botha Damants Vorhut und besetzten trotz tapferen Wider­standes das Kopje, das die Hauptmacht und die Geschütze beherrschte. Sie hielten den Punkt jedoch nur kurze Zeit besetzt. Damant vertrieb sie aus der Stellung, bevor Rimington hinzukam. Die Verluste sind jedoch schwer. Oberst Rimington nahm die Verfolgung nachdrücklich auf und trieb die Buren über den Wilgefluß.

Der

Landw. Lonsumverein Calw

hat Thomas- und Knochenmehl abzugeben.

Gärtner.

Gottesdienste

am Sonntag, 29. Dcz. 1901.

Vom Turm 316. Prediglied: 113 Ich sieh att deiner Krippe hier re. 9H-Uhr: Vormilt.-Predigt, Herr Dekan RooS. 1Uhr: Christenlehre mit den Töchtern. Sh- Uhr: Missionsstunde im Vereinshaus mit Vorzeigung von farbigen Lichtbildern von Herrn Missionar Schürle.

Dienstag, 3l. Dez. 1901.

5 Uhr: JahreSschluß-Gotteedienst mit Beichte, Herr Stadtpfarrcr Schmid. Das Opfer ist für die Lirchercheizuug bestimmt.

Neujahr 1SÜ2.

Vom Turm 533. Predigtliedt 364 Befiehl du deine Wege rc. 9'/r Beichte in der Sakristei. 9H- Uhr: Vormitt -Predigt Herr Dekan Roos. Feier des hl. Abendmahls. 5 Uhr: Abendpredigt in der Kirche, Herr Stadtpfarrer Schmid.

Dieser Nummer liegt ein Prospekt über den Jnbilänms-Jahrgang derGartenlaube" bei, welcher mit dem neuesten, fesselnden Roman von W. HeimburgSette Oldenroths Liebe" und der ergreifenden Novelle von Helene BühlauSommer­seele" eröffnet wird. Derselbe wird den geehrten Lesern zu besonderer Beachtung empfohlen. Abon­nements auf den soeben beginnenden neuen Jahr­gang derGartenlaube" nimmt entgegen: Emil Georgii in Calw.

die Waffe hinhaltend. Mechanisch ergriff der junge Mann einen der Degen, nahm die ihm angewiesene Stellung ein und das Duell begann. Trotz seiner Jugend war Antony kein zu verachtender Gegner. Er hatte eine gewisse Uebung im Fechten, besaß große Gewandtheit und Muskelkraft und ein geübtes Auge. Aber sein Herz war diesmal nicht bei der Sache, trotzdem sein Leben auf dem Spiel stand, er konnte es nicht vergessen, daß der Mann, der ihm jetzt feindlich gegenüberstand, sein bester Freund gewesen und daß ein wohlgezielter Streich seinem bisherigen Gefährten den Tod bringen, konnte. So ließ er jede günstige Gelegenheit unbe- nützt und es war daher nicht zu verwundern, daß er bald im Nachteil war. Schon nach dem dritten Gang stieß Fosbrooke ihm den Degen in die Seite; schwer ge­troffen, unfähig sich aufrecht zu erhalten, stürzte Antony besinnungslos zu Boden, Seine Sekundanten waren sofort neben ihm und untersuchten die Wunde.

Er ist arg verletzt," sagte der Eine.Ich fürchte, er kommt nicht mit dem Leben davon. Wir müssen ihn schleunigst fortbringen."

Haben Sie einen Wagen?" fragte Vitozzi.

Ja, er steht vorn an der Straße."

So muß man ihn hierherrufen. Es wäre gefährlich, den Verwundeten weit zu tragen, er blutet zu stark."

Einer der Herren eilte fort, den Wagen zu holen und nun trat auch Fos­brooke näher. Mit verstörtem Gesicht schaute er auf die regungslose Gestalt des Gefallenen.

Ich hätte nicht gedacht, daß es so enden würde," murmelte er.Fluch meiner Geschicklichkeit, die mich zum Mörder gemacht!"

»Ja zum Mörder!" erklang eine Stimme neben ihm. Betroffen wandte er sich um und erkannte Miß Paget, die in heftiger Erregung neben Antony niederkniete.

Großer Gott! Diana! Sie hier!" rief Fosbrooke, erschreckt zurückweichend.

Wo sollte ich denn sonst sein?" gab sie bitter zur Antwort.Wissen Sie, was Sie gethan haben!"

Wenn Sie das meinen," erwiderte Fosbrooke, auf den Verwundeten deu­tend, so ist es nicht meine Schuld. Der arme Bursche hat eS sich selbst zuzu­schreiben; er beleidigte mich in einer Weise, die keinen anderen Ausweg zuließ. Aber ich gäbe viel darum, könnte ich es ungeschehen machen."

Und Sie hatten kein Mitleid mit dem freundlosen, verlassenen Jüngling? Sprach die Stimme der Natur nicht in Ihnen, um ihre mörderische Hand auf­zuhalten? Ihr Herz kannte bisher keine Gewissensbisse, Arthur, aber jetzt sollen Sie sie empfinden. So wahr als wir einst vor dem Richterstuhle Gottes stehen werden, so wahr ist dieser Knabe, den Sie zu Boden gestreckt, Ihr eigener Sohn! O Antony!"

Sie beugte sich bitterlich schluchzend über die Gestalt des Bewußtlosen, während Fosbrooke's Degen, der zitternden Hand entgleitend, mit dumpfem Klang zur Erde fiel.

Mein Sohn!" stieß er in heißerem Ton hervor.Und ihr Sohn! Großer Gott! Ist dies die Vergeltung für meine Sünden?"

Verzweifelt kniete er neben Antony nieder, dessen starre, kalte Hand ergreifend. Aber Miß Paget stieß ihn heftig zurück.

Gehen Sie fort!" rief sie zornig.Wie dürfen Sie es wagen, mein Kind zu berühren, dessen Fluch Sie von seiner Geburt an gewesen sind "

Halten Sie ein, Diana!" unterbrach er sie schmerzerfüllt.Machen Sie mir nicht mehr Vorwürfe als mein Gewissen es thut. Wie konnte ich es wissen? Ich hatte ja keine Ahnung, daß mir ein Sohn lebte! O Diana, haben Sie Er­barmen mit mir!" (Fortsetzung folgt.)