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in Monte Carlo reiche Leute zu werden, in Monako einziehen, nur die Hoffnung einer fixen Idee, eines Irrwahns sind, den das Geschick, das unerbittliche, bald grausam zerstört. Nur hier und da zeigt sich die launenhafte Glücks- göttin einmal einem ihrer Besucher günstig, aber beileibe keinem armen Teufel, der es brauchen könnte, der mit der Hoffnung, zu gewinnen, an den grünen Tisch getreten ist. Nein, gewöhnlich ist es dann irgend ein Krösus, der in einem Augenblicke, mit dem er sonst nichts anzufangen wußte, gelangweilt und lässig ein Goldstück setzte und dem Fortuna in toller Gebelaune noch eine handvoll Goldstücke nachwirst. Die armen Teufel aber, die ihren letzten Napoleon ausgegeben haben, ohne Mittel dastchen, und selbst für den Fall, daß ihnen die Kasse der Bank in einer Anwandlung von Mildthätigkeit das Reisegeld in die Heimat geben würde, nicht wissen, was sie mit ihrem verfehlten Leben anfangen sollen, die hängen sich an einem der herrlichen Bäume im Park auf oder schießen sich dort tot. Und dann kommen sie auf den weltfremden, stillen, vernachlässigten Kirchhof der Selbstmörder, den Alfred Holzbock entdeckt und besucht hat. Er liegt in der Nähe des Kirchhofs der anständigen Leute, die unfreiwillig gestorben sind, und ist ebenso trostlos und vernachlässigt, als der andere weihe- und prunkvoll. Ader wie viele Hoff­nungen, wie viel Streben, wie viel Sehnsucht liegt auf diesem öden Kirchhofe begraben! Wahr- lich, man möchte jedem, der nach Monte Carlo reist, den Rat geben, zuerst diesenFriedhof der Vergessenen" aufzusuchen, ehe er die glänzenden Spielsäle besucht. Das schauerlicheNomevio mori" dürfte doch eine wirkungsvolle Warnungs­tafel bilden. _

Ein bedenklicher Klimawechsel macht sich in Kalifornien bemerkbar. Aus dem Süden Kaliforniens wird in der letzten Zeit von starken Schneestürmen berichtet. Drei bis fünf Zoll Schnee waren nichts Ungewöhnliches. Die Aeste der Orangenbäume brachen unter dem Gewichte der Schneelast. Schwerlich würde je ein Dollar in die Apfelsinen Zucht in diesen Gegenden gesteckt worden sein, wenn die Anbauer der schönen Orangen-Haine jemals an die Möglichkeit solcher Schneefälle gedacht hätten. Die Städtchen San Bernardino, Redlands und Riverride, die zu den schönsten im Staate gehören, sind von wohlhabenden Leuten auf- gebaut worden, welchen die Lage außerordentlich gefiel und denen von den Landverkäusern ver­sichert wurde, daß diese Stätten niemals von Frost heimgesucht würden.

Unlauterer WettbewerbOpal." Infolge der Reklame, welche die Firma Was- mulh u. Cie. in Ottensen, Fabrikantin der Hühveraugenringe in der Uhr" in ausgedehntester Weise auch für ihr angeblichuntrügliches" FleckenwasserOpal in der Tonne" in Scene setzte, hatte sich s. Zt. eine Anzahl Besitzer chemischer Reinigungsanstalten, worunter auch die Hoskunstsärberei und chemische Waschanstalt Ed. Printz in Karlsruhe, veranlaßt gesehen gegen Wasmuth u. Cie. Klage zu erheben. Durch die in der Schlußverhandlung vor dem kgl. Landgericht zu Altona am 28. Februar ds. Js. nach den verschiedensten Richtungen hin durch Wasmuth selbst gemachten Versuche hat sich zur Evidenz ergeben, daß Opal, selbst nach seiner angeblichen Verbesserung, nichts weniger als ein allgemein anwendbares Fleckenmittel ist. sondern in fast allen Fällen die ihm angepriesene Wirkung versagt. Dies kann auch gar nicht anders sein, da dasselbe, nach den gemachten chemischen Analysen, im Wesentlichen nur aus einem wässerigen Auszug von Quillayn-(Seifen-) Rinde besteht. In dem am 4 März ds. Js. publizierten Urteile des kgl. Landgerichts in Altona ist die Firma Wasmuth u. Cie. wegen unlauteren Wettbewerbs" zu 100 Mark Geld­strafe und den Kosten des Verfahrens verurteilt, sowie den Klägern das Publikationsrecht im Reichsanzciger zugesprochen worden.

Aus Schlesien, 22. März. Eine ergötz­liche Szene, so schreibt dieKattowitzer Ztg.",

spielte sich jüngst vor einem oberschlesischen Amtsgericht ab. Bei einer Verhandlung sollte der Bewohner eines russischen Grenz­städtchens als Zeuge vernommen werden. Auf die Frage des Richters nach dem Stande gab er an,Handelsjude" zu sein, während er seine Religion alsgriechisch-katholisch" bezeichnet?. Der Richter glaubte, der Zeuge wolle sich einen Scherz erlauben, und forderte Aufklärung. Der Zeuge antwortete:Sehen Sie, Herr Gerichtshof, die Sache ist so. Der vorige Zar konnte die Juden nicht leiden und verlangte, daß auch wir in T entweder aus- wandern, oder uns taufen lassen sollten. Da wir fürchteten, daß unser Städtchen ohne Juden bald zugrunde gehen würde, beschlossen wir, Christen zu werden, und das Los entschied, welches Drittel protestantisch, welches römisch- katholisch und welches griechisch-katholisch werden solle. Ich gehöre zu den letzten."Ach was." meinte der Richter,das glaube ich nicht. Ich kenne X. genau, komme sehr oft hin, habe aber noch nie dort eine katholische oder protestantische Kirche gesehen. Heraus also mit der Wahrheit!" Nun, Herr Gerichtshof, im Vertrauen gesagt, am Sabbath treffen wir uns alle in der Synagoge."

Aus Straßburg i. E. berichtet die dortigeBürger-Ztg.": Mann, Frau, Tochter und Schwiegermutter machten kürzlich einen Spaziergang ins Freie. Der Papa der Familie ist ein sparsamer Mann, der schon etliche hundert Märkteauf die Seite gelegt hat." Das Geld bildet auch den Stolz der Frau Mutter. Mit Argusaugcn bewacht sie den Schatz und wehe dem, der die Büchse ins Rollen bringen sollte. Das Vermögen, ca. 1800 Mk., war zum Teil in guten Banknoten und zum andern Teil in schönen Goldstücken angelegt. Also, wie gesagt, die Familie flog aus, aber damit keines Räubers schnöde Habsucht die Ruhe des schönen Geldes störe, verbirgt die Mutter kurz entschlossen alles im Ösen, 's isch guet! Die Familie geht spazieren; der Abend mit seiner erquickenden Kühle bricht herein und bringt all die Menschen- kinder wieder unters schützende Dach zurück. Auch besagte Familie kehrt heim. Alle fröstelt's Da macht das Töchterlein ein kleines Feuer im Ofen und bald heimelt eine trauliche Wärme die Hausgenossen an. Und dann erinnert sich die Mutter des Geldes. Ja, das war eine schöne Bescheerung, alles, alles war fulsch . . . Von den blauen Scheinen ein wenig Asche, vom Gold ein vermindertes Klümpchen,

das für den Goldschmied brauchbar war.-

Wer den Schaden hat, braucht für den Spott nicht zu sorgen.

Eine Büglerinin Paris hat das große Los des Ciedit Forcier mit 100000 Franken gewonnen.

Aus der Schweiz, 24. März. In Zürich wurde jüngst eine 74jährige Witwe, Rosine Huber, wegen betrügerischen Bettels zu einem Monat Gefängnis verurteilt. Bei der Haussuchung fand man in der Höhle der Bettlerin folgende Gegenstände vor: 1109 Wecken. 348 Stück Brot, 293 Stück Torten, 140 Würste, 177 Fleischstücke im Gewicht von 50 Kilo, 14 Kilo gesottenes Fett, 5 Kilo Butler, 14 Kilo Kaffee, 7 Kilo Käse. 14 Kilo Kartoffeln. 11 Kilo gedörrtes Obst, 10 Kilo Zucker, 27 Schabziegerstöckli", 15 Eier, 17 Wäsenstücke. 263 Jacken, 219 Röcke. 300 Schürzen, 170 wollene Halstücher, 3 Regenmäntel, 45 Paar Schuhe, 536 Paar Strümpfe, 50 Paar Hand- schuhe, 22 Hüte, 533 Frauenhemden. 58 Herren- Hemden, 91 Frauenhosen, 29 Leintücher, 22 Bettüberzüge, 60 Handtücher, 155 Schnumpf- tücher, eine Menge Bettzeug und Tuchrcste, 98 Tassen und Teller, 65 Medizinflaschen, eine Partie Seife, 10 Brillen, 10 verrostete Scheercn und 150 Franken bares Geld in allen möglichen Münzsorten. Um die (zum großen Teil ver­dorbenen) Lebensmittel wegzujchaffcn. brauchte man vier große Wagen; die Ausräumung der Wohnung nahm zwei Tage in Anspruch.

Aus der Schweiz, 16. März. Wild- Hüter Wäsfler in Frutigen erlegte, wie dir N. Zur. Ztg." meldet, einen prachtvollen Steinadler mit einer Flügelspannweite von 2 Metern.

Eine zahlreicheFamilie ist in Frank­reich etwas so Seltenes, daß sie geradezu als Phänomen betrachtet wird. Unter den Rekruten, die sich dieser Tage im 10. Pariser Arrondissement zum Militärdienst stellten, befand sich ein junger Mann Namens Boullicr, der nicht weniger als 34 Geschwister aufzuweisen hat, die sämtlich älter sind als er. Davon stammen 12 aus erster und 22 aus zweiter Ehe.

II errinAs-Louö Herings. Knochen, heißt der neueste englische Kleider- stoff, welcher in der kommenden Saison Epoche machen soll. Der Stoff ist weich, zart, in allen Nuancen und Farbenspielen angefertigt, und die großen englischen Geschäftshäuser prophezeien dem neuen Gewebe einen großen Absatz.

Kostbare Blumen. Daß Orchideen außerordentliche Preise erzielen, ist bekannt. In Brüssel ist ein Ozexripeäium llxbriäiuiii mit 4000, ein Oäouto8lo88uiu mit 5000, ein zwertes mit 7500 Franken verkauft worden. Alle diese Preise aber treten gegen den ebenda staltgehabten Erwerb eines OckoutoZIossM 1-uoia.ui in den Hintergrund. Diese wunder- bur gebildete Orchidee, deren schöne Blüten bunten Schmetterlingen gleichen, ist zum Pich von 12,000 Franken erstanden worden.

(Moderne Gefahren.) A.:Die Straße durch den Wald war früher sehr gefährlich. Ich entsinne mich, daß dort mehrere Personen von Räubern umgebracht wurden!" B.: Jetzt ist sie noch viel gefährlicher!" A.: Wie, ist dem Banditenunwesen noch immer nicht gesteuert worden?" B.:Das schon, aber der Weg ist jetzt bei den Radfahrern sehr beliebt!"

(Höchste Zerstreutheit.) Professor:Hm, fatal, ich wollte doch irgendwo hingehen und habe nun ganz vergessen, wohin?" Frau: Aber, Männchen, was ist Dir, willst Du denn nicht zu Bette gehen?" Professor:Richtig, dorthin wollte ich ja auch gehen!"

Homonym.

Er lebt; er ist dem Sultan gleich, Pascha in seinem kleinen Reich. Und ihm entlocket Deine Hand Ob nun dem Fasse, ob der Wand Erfrischend Naß.

Nun ratet das!

AcslkllliWN auf knkiizMei"

für das zweite Vierteljahr 1898

wollen noch in dieser Woche bei den Poststellen und Postboten gemacht werden, wenn keine Unter­brechung im Empfang des Blattes eintreten soll.

Der Enzthäler enthält bekanntlich die amt­lichen Bekanntmachungen sämtlicher Behörden des Oberamtsbezirks. Wie er über die wissenswerten Ereignisse im Bereiche der Politik schnell orientiert, was ihm besonders durch telegraph. Nachrichten­dienst möglich ist. so legt die Redaktion großen Wert auf gediegenen Unterhaltungsstoff und Mitteilung gemeinnütziger Sachen.

Wir richten deshalb an alle unsere Freunde die freundliche Bitte, mit uns dafür wirken zu wollen, daß

Der Enzthäler"

in jedem Hause bekannt und heimisch werde.

Privat-Anzeigen

aller Art finden durch den Enzthäler in unserem Oberamtsbezirk die dichteste Verbreitung und sind deshalb von bestem Erfolg.

Wed. «. Werlag des Knzthäler^

X«d«Nto», »ruck med verl«z vou L. M»«h i» R,»,»bür-.