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Die Engländer wollen nämlich ein Stück chinesi­sches Festland gegenüber von Hongkong. Die englischen Blätter schreiben viel von der berech­tigten und größten Interessensphäre Englands in China und sind namentlich erbittert über die Fortschritte des deutschen Wettbewerbs in Hong­kong selbst. Der bisherige englische Gouverneur von Hongkong, Sir Robinson, sagte zu einem Berichterstatter: Fast alle besten Wohnungen in Hongkong haben die Deutschen inne, und ihr Handel wächst zusehends, die Ursache besteht zum Teil darin, daß die Engländer nicht mit der Zeit Schritt halten und sich darauf beschränken, den Chinesen immer noch die alten Handels artikel zu liefern, während sich die Deutschen den Bedürfnissen anpassen und olles liefern was verlangt wird, vom Streichholz bis zum Ste­phanien und selbst bis zur Menagerie.

Madrid, 27. März. Die Zeitung Liberale" erklärt: Kein Spanier werde es der Mühe für wert halten, dem Vorschläge des Präsidenten der Vereinigten Staaten, Spanien solle die Unabhängigkeit Kubas gegen eine Ent­schädigung anerkennen, überhaupt in Beratung zu ziehen. Spanien könne besiegt werden, was indeß fraglich sei, aber niemals entehrt werden.

Zlnterhattender Heit.

Der Wilddieb.

(Fortsetzung)

Voll Verwunderung lauschte Friedrich Hartig Ediths Erzählung, und als er alles wußte, da schien der alte Mann in Verlegenheit zu sein, wie er Georg am besten seine Dankbarkeit beweisen könne. Endlich nahm er die Flinte des Wilddiebes von der Wand, reichte sie seinem einstigen Gegner und sagte:

Empfanget sie zurück, und nehmet außerdem alles, was Friedrich Hartig Euch zu geben vermag!"

Die Flinte hat keinen Wert mehr für mich," entgcgnete Georg mit trübem Lächeln. Ich werde weder diese noch irgend eine andere je wieder benützen. Ich bin ein schlechter, sündiger Mensch gewesen. Ihr nanntet mich einst einen Dieb."

Halt!" Halt!" unterbrach ihn Friedrich. Edith, Kind, geh' und besorge das Abendessen, und laß mich und Deinen Retter einige Minuten allein."

Als Edith sich zurückgezogen hatte, sagte der Waldhüter leise:

Georg, ich möchte nicht, daß meine Tochter Euch minder hochschätzte als in diesem Augenblick."

Wie wäre dies möglich?" erwiderte dieser. Ich kann ohne Eure Verzeihung nicht leben; und wie könntet Ihr jenem verzeihen, der Euch mit kaltem Blute das Leben nehmen wollte?"

Das Leben?" wiederholte Hartig bestürzt.

Ja gestern Abend stand ich draußen vor jenem Fenster, mit dem Finger auf dem Drücker, die Mündung des Gewehrs auf Euren Kopf gerichtet, sagte Georg.Euer Kind wäre jetzt vaterlos, wenn ..."

Wenn ?" fragte Hartig in ungläubigem Ton.

Wenn eine gütige Vorsehung nicht Eure Tochter in das Zimmer gesandt hätte," versetzte Georg.Mein Ärm sank kraftlos herab, als ihre Gestalt zwischen mich und Euch trat. Seit jener Stunde habe ich einen harten Kampf mit meiner bösen Natur gekämpft, aber ich habe sie besiegt."

Ich glaube es. ja, ich glaube es. und ich vergebe Euch von Herzen gern. Georg." sprach der alte Mann und wischte sich die Thränen aus den Augen.Sprecht nicht mehr über Vergangenes, schaut in die Zukunft, Freund, und ich will Euch helfen, sie Euch zu einer frohen, heitern zu machen. Noch ein Wort! Schnell, bevor Edith zurückkehrt! Eure Mutter lebt sie noch?"

Nein," antwortete Georg traurig.Vor drei Monaten starb sie in Not und Mangel."

In Not und Elend!" sprach Friedrich Hartig.Und er sagte mir doch, er habe für sie und Euch gesorgt."

Für uns gesorgt!" wiederholte Georg stolz und eine dunkle Röte ergoß sich über sein Gesicht.Glaubt Ihr, meine Mutter hätte geduldet, daß er das ihr angethane bittere

! Unrecht mit seinem Golde verdeckte? Nein, den einen Fehltritt, den sie begangen, hat sie durch Buße und Arbeit gesühnt. Wenige Stunden bevor sie starb, hat sie mir ihre traurige Geschichte erzählt"

Friedrick Hartig kannte einen Teil dieser Geschichte. Er erinnerte sich Georgs Mutter, wie dieselbe noch ein heiteres, junges Mädcken war; er erinnerte sich ihrer zarten, schlanken Gestalt, ihres feinen kindlichen Gesichtes mit den großen braunen Augen und dem schwärmer­ischen Lächeln. Er entsann sich der Umstände ihres plötzlichen Verschwindens aus dem Vater­hause, und er wußte, daß Roland Thalinger, der frühere Eigentümer der Herrnbachschen Besitzungen, die Ursache ihres Verschwindens war aber bevor ihr Sohn es ihm sagte, hatte er nicht gewußt, daß ihr von der Stunde an. wo sie das elterliche Haus verlassen hatte, die bittere Wahrheit klar wurde, daß der Mann, der sie verraten, sie nie geliebt, daß er nie gewußt hatte, was Liebe ist.

Sie riß sein Andenken ans ihrem Herren und suchte die Vergangenheit zu vergessen; Arbeit, mit der sie ihr tägliches Brot erwarb, war ihr keine Last. In der steten Selbstver­leugnung. durch die allein sie im Stande war. ihren Knaben vor Entbehrungen zu schützen, sah sie kein Opfer. Es erfüllte die Mutter mit stolzer Freude, als sie den Knaben zu einem kräftigen Jüngling heranwachsen sah. Dann kam die Zeit, wo sie ihre mühsam erworbenen Ersparnisse dazu verwenden wußte, ihn einen ehrlichen Beruf erlernen zu lassen.

Ein Pächter in der Nachbarschaft nahm ihn in seine Dienste, und da blieb er, bis die Krankheit seiner Mutter ihn an ihr Sterbelager rief. Erst da offenbarte sie dem jungen Mann das Geheimnis, das ihr ganzes Leben getrübt hatte, und als er ihr bleiches Gesicht im Tode sah, schlich sich ein wilder, böser Geist in seine Brust und unterdrückte alle edleren Regungen.

Am Grabe seiner Mutter schwor er, sich an ihrem Verführer rächen zu wollen, und begab sich sofort nach dem Schloß von Herrnbach.

Aber der Tod war ihm da zuvorgekommen Roland Thalinger ruhte bereits in der Familiengruft.

Bon jener Stunde an war es Georg gleich, was aus ihm wurde. Er betrat den abschüssigen Weg des Verbrechens und wurde Wilddieb.

Und." rief er im Tone bitterster Reue, ohne Edith lastete jetzt das Verbrechen des Mordes auf mir."

Das habe ich Euch vergeben, Georg." sprach der alte Mann herzlich.Ihr habt mein Kind vor Schlimmeren als dem Tode bewahrt. Wohl habt Ihr schwer gesündigt, aber Ihr seid jung und habt noch ein langes Leben vor Euch Folget meinem Rat: Entsaget Eurer bisherigen Lebensweise und fanget mit dieser Stunde ein neues Leben an. Der Beste gerät bisweilen auf Abwege, ober zur Umkehr ist cs nie zu spät "

Er stand auf, schloß einen Schrank auf. nahm einen Lederbeutel aus demselben und zählte dreihundert Mark auf den Tisch.

Hier!" sagte er und reichte Georg das Geld.Nehmt, Ihr zahlt es mir zurück, wenn Ihr es werdet entbehren können. Ich bin über zeugt, daß Ihr es wir einst mit guten Zinsen wiederbringen werdet."

Als Georg die Hand des Alten krampfhaft umfaßte, bebten seine Appen, und seine Augen füllten sich mit Thränen. Er wollte seinen Dank ausdrücken, aber die Stimme versagte ihm

In diesem Augenblick kehrte Edith in das Zimmer zurück.

Georg wandte sich zu ihr, schloß sie in seine Arme und sagte leise und mit bebender Stimme:

Gott segne Sie, Edith! Sie haben mich auf den Weg der Tugend zurückgeführt; und ich will nicht ruhen, bis der Tag kommt, wo ich mit reinem Gewissen vor Sie hintreten und Sie bitten kann, mein Leben mit Ihrer Liebe zu verschönern!"

Nochmals ergriff er Friedrich Hartigs Hand und schloß sie in die seinen; dann wandte er sich rasch ab und verließ schweigend das Haus (Fortsetzung folgt.)

Köln, 25. März. In einer größeren rheinischen Stadt erhielt eines Morgens s, erzählt dieKöln. Bolksztg " ein Philologe ein großes Paket. Voll Freude wird es geöffnet und enthält 6 Kistchen Zigarren mit folgen, dem Brief:Sehr geehrter Herr! Wir erlauben uns, Ihnen anbei sechs Kistchen unserer an er. kannt guten Zigarren zu schicken. Wirzweiseln nicht, daß sie Ihnen gefallen werden, und bitten Sie, uns auch in Ihrem werten Bekanntenkreise zu empfehlen! (Den Betrag 6 -/-L die Kiste erbitten wir per Postanweisung). Hoch.

achtungsvoll.Zigarren. Versand-Haus.«

Postwendend geht an die Firma folgender Brus seitens des Philologen ab:Sehr geehrter Herr! Ich erlaube mir, Ihnen anbei zwölf Stück meiner anerkannt guten Doktordissertalion zu senden. Ich zweifle nicht, daß sie Ihnen ge- fallen wird; sollte in Ihrem Bekanntenkreise sich jemand dafür interessieren, so bin ich gern de. reit, Ihnen weitere Exemplare zu liefern. (Den Betrag, 3 ^ das Stück, bitte ich mir gut zu

schreiben.) Hochachtend." Umgehend tras

ein Schreiben des Zigarren Versand-Hauses ein: Wir ersuchen Sie höflichst, uns die betreffenden Zigarren zurückzusenden. Anbei die Gebühren für Porto und Verpackung. Ihre Dissertation senden wir heute noch zurück. Hochachtungs- vollst

Germersheim, 20. März. Eine unsinnige Wette machte ein Zahlmeister, aspirant, er wettete mit seinem Kollegen, daß er in einer Viertelstunde einen Schoppen Schnaps trinke. Die Folgen blieben nicht aus, denn der junge Mann starb bald unter den schrecklichsten Schmerzen.

Auf nachKiaotschau! war das Feld, geschrci zweier 10 bis 12jähriger Ausreißer, welche, nachdem der eine derselben, der Sohn eines Berliner Fabrikanten, aus der Kasse seines Vaters 200 entwendet hatte, nach Spandau gefahren waren, um dort entsprechend, auch mit Waffen, sich auszurüsten. Sie legten aber schon bei dieser Gelegenheit so wenig Rasfinement an den Tag. daß sie schon auf dem dortigen Bahn­hof, auf welchem sie bei einem Beamten nach einem Waffengeschäft sich erkundigten, verhallet werden konnten. Sie räumten unumwunden die Absicht, nach Kiaotjchau zu reisen, ein. werden aber vorläufig von China wohl nichts anderes zu sehen bekommen, als das Bam­busrohr.

Röntgens Strahlen. Ueber eine aufsehenerregende Heilung eines Falles von Elephantiasis durch Anwendung von Röntgen- Strahlen hat, wie die Allg. Zlg. mittcilt, Dr. Sorel in Havre an die Pariser Akademie berichtet. Er ließ auf die von der genannten Krankheit befallene Hand des Patienten die Strahlen fallen, und bereits nach 3 Sitzungen war, wie durch beigegebene Photographien erhärtet wird, die erkrankte, vor der Bestrahlung arg entstellte Hand auf ihre normalen Verhältnisse zurückgeführt.

(Aus der Schule.)Kannst du mir einen berühmten griechischen Dichter nennen?" -

Achilles!

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So, so, wodurch war denn

der berühmt?"Durch seine Verse!"

(Gute Berechnung.)Ach Paul, jetzt hast du mir schon so lange nichts von den Augen abgelesen!"Kind, die Lektüre ist mir zu kostspielig!"

Telegramme.

Flensburg, 27. März. Infolge des Sturmes und Hochwassers ist der Damm des Oeresmoor durchbrochen. Das ganze Moor ist üverflutet. Der Schaden ist sehr beoeutend. Das Wasser ist 2'/r Meter über dem normal« Stand und steigt immer noch. Der Berkehl wird durch Boote und Schiffsbrücken ausrech erhalten. Seit 1872 gab cs keine ähnlM Sturmflut. ^

Paris, 27. März. Heute Vorm'Mg ist die Prinzessin Franziska Caroline äs M ' villk, Tochter Kallers Dom Petro I, E j 2läg'ger Krankheit gestorben.

Redaktion» Druck und Verlag von C. Meeh in Neuenbürg

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