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tements Cher. Allier und Nitzvre statifinden und daß 27 Reiterregimenter daran reilnchmen.

Bezüglich der russisch.chinesischen Ver­handlungen verlautet. Kaiser Nikolaus II. habe Petersburg in feierlicher Audienz den außer­ordentlichen Gesandten des Kaisers von China. Hsü Tsching-Tscheng empfangen. Die Chinesen sollen sich der Hoffnung hingcben, daß die Sendung Hsü-Tsching-Tschengs nach P-tersburg eine Abänderung, wenn nicht die Zurückziehung der ruffischen Forderungen herbeiführen werde.

Das kanadische Unterhaus nahm, einer Meldung aus Ottawa zufolge, eine B'll an. durch welche die Einfuhr von Obstbäumen und Weinstöcken aus den Vereinigten Staaten infolge der dort vorkommenden San Jos6-Schildlaus verboten wird.

Unterhaltender Teil.

Der Wilddieb.

(Fortsetzung»

In Friedrich Hartigs Brust war kein Ver- langen nach Rache dazu war er eine zu ehrliche Natur aber die unedle Handlungs weise, die ihn seines alten treuen Freundes beraubt hatte, sollte nicht unbestraft bleiben.

Noch an demselben Abend, als schon der volle Mond sein weißes sanftes Licht auf das dichte Laub warf und seine weichen Strahlen durch die Lichtungen sandte, ging er mit leisem, fast geräuschlosen Schritte in den Wald. Da stand er einige Stunden lang auf der Lauer und lauschte aufmerksam auf jeden Ton. Plötzlich hallte der Knall einer Flintc durch das Dickicht. Mit Blitzesschnelle sprang Harlig durch die niedrige Einfassung einer dichten Baumgruppe ... im nächsten Moment schwirrten ein paar Fasanen durch die Luft und fielen wenige Schritte vor ihm zu Boden. In derselben Minute kam der Hund des Wilddiebes herbeigesprungen, aber noch ehe ihm Zeit blieb, die getroffenen Vögel zu fassen, hatte Friedrich Hartig die Flinte an- gelegt und der Hund brach rötlich getroffen zusammen. Fast gleichzeitig kam der Wilddieb aus seinem Verstecke hervor, und stand mit leidenschaftlich gerötetem und hell vom Mond beschienenem Gesicht vor dem Hüter

Ihr habt meinen Hund erschossen!" stieß er erregt hervor.

Das weiß ich," versetzte Friedrich Hartig ruhig,und nun gebt mir Eure Flinte und Verlaßt diesen Forst, oder ergebt Euch mir als Gefangener. Ich lasse Euch die Wahl."

Euch meine Flinte geben!" wiederholte Georg mit einem leidenschaftlichen Ausruf, während er das Gewehr schußbereit hielt.

Seht Euch vor!" rief der Hüter fast zu gleicher Zeit und richtete den Flintenlauf auf feinen Gegner.

Beide waren heftig erregt; sie warteten nicht, sie unterhandelten nicht weiter; es handelte sich um Leben oder Tod nicht um das sicherste Zielen, denn sie standen nur wenige Schritte von einander, sondern um die schnellste Hand.

Die Warnungsworte schwebten noch auf Hartigs Lippen, als er den Hahn losdrückte des Wilddiebs Gewehr fiel unentladen aus seiner verwundeten blutenden Hand er selbst taumelte mit einem lauten Schmerzensschrei gegen einen Baum, während der Hüter hinzusprang und sich seiner Waffe bemächtigte.

Ihr habt es nicht anders gewollt," sprach Friedrich Hartig mit bebenden L'ppen.Ich wollte Euch nichts zu Leide thun, aber Selbst erhaltung ist das erste Naturgesetz

Hört, alter Mann," rief Georg Lachner. indem er seine verwundete Hand leicht mir dem Taschentuch verband,Ihr habt meinen Hund erschossen, habt mir meine Flinte geraubt und als Beweis Eurer Güte mich selbst nieder geschossen. Wir werden uns Wiedersehen, und dann haltet ein kurzes Gebet bereit, denn es wird Euer letztes auf dieser Welt sein!"

Und indem er einen Schmerzensschrei ge- waltsam unterdrückte, wandte er sich von dem Waldhüter ab und eilte schnellen Schrittes unter dem Schatten der Bäume dahin, bis er an den Saum des Waldes gelangte. Seine gesunde

Natur verlieh ihm die Kraft, trotz der schmerzenden Wunde ein kleines schindelbedecktes Häuschen zu erreichen, das an einer einsamen Stelle eine Viertelstunde vom Walde entfernt, lag.

Der Besitzer der bescheidenen Wohnung, in welcher Fritz Lachner ein Unterkommen fand, war ein Ackersmann, der einst bei des Wilddiebs Großvater in Diensten gestanden hatte. Er war ein derber, einfacher Bauer, der noch um seines einstigen Herrn und der hübschen, schwarzäugigen Marianne Lachner willen eine gewisse Zuneigung zu dem ungestümen Jüngling empfand, der ihn um ein Obdach bat.

Als Georg in die Hütte taumelte und er­schöpft auf seinen Stuhl sank, sprang der alte Peter Horn von seinem Strohsack auf. und als das matte Licht der Oellampe auf Georgs bleiches Gesicht fiel, bemächtigte sich des alten Mannes ein fast lähmender Schrecken.

Was fehlt Euch . . . was habt Ihr, Bursche?" rief er..

Gebt mir einen Schluck Wasser!" sagte Georg mit schwacher Stimme. Ich kann Euch nicht sehen ... ich sehe nichts mehr . . ."

Besinnungslos sank er in den Stuhl zurück, während Peter Horn aus einer Ecke einen irdenen Wasserkrug hervorholte.

Zum Teufel ... er blutet ja!" stieß er bestürzt hervor, während er Georgs Gesicht mit einigen Tropfen Wasser benetzte. Und wo ist seine Flinte? Und wo sein Hund. Da ist irgend 'was losgewesen!"

Ein leises Zittern lief durch des Wilddiebs Körper, langsam kehrte ihm das Bewußtsein zurück und mit heiserer Stimme hauchte er:

Wasser!"

Peter Horn hielt ihm den Krug an die trockenen Lchpen, und vun kam der Verwundete völlig wieder zu sich.

Was habt Ihr da an Eurer Hand?" fragte der Bauer.

Georg Lachner wickelte das Tuch ab, und legte die verwundete Hand auf den Tisch.

Mindestens ein halbes Dutzend Schrote, versetzte er mit düsterem Blick, und ich glaube, ich kann noch froh sein, daß ich sie nicht im Herzen habe."

Von Waldhütern?" fragte Peter Horn.

Ganz recht... es war das Werk eines Waldhüters, und ... aber wozu dieses weibische Geschwätz? >.. Versteht Ihr etwas von der Heck- künde, Peter?"

Wenn Ihr aushaltet, will ich versuchen, die Schrote mit einer Lanzette herauszuziehen", versetzte der Gefragte nach kurzem Bedenken.

Geht und holt die Lanzette", sagte der Wilddieb.Ich kann alles aushalten!"

Peter Horn gehorchte, und seine derbe ärzt­liche Kunst stellte Georgs Geduld auf die äußerste Probe

Als das letzte Schrotkorn auf den Tisch ge­rollt war, verband Peter die Wunde mit einem Kräuterpflaster, und sagte dann in gutmütigem Tone:

So! Nun müßt Ihr Euch aber hübsch ruhig verhalten ... sonst ist all meine Mühe umsonst."

Sorgt Euch nicht, Peter .. . Das will ich thun", antwortete der Wilddieb. Und nun bindet die Schrote in eine Sacktuchecke und gebt sie mir!"

Was wollt Ihr damit machen? fragte Peter.Ich sollte meinen, Ihr hättet nun ge­nug davon."

Es ist so eine Schrulle von mir," versetzte Georg mit bitterem Lächeln.

Hier habt Ihr sie!" sagte Peter, indem er sie ihm reichte.

Darauf wischte er seine Lanzette ab, legte sie wieder an Oct und Stelle, trat dann vor den Wilvdieb hin, sah diesen einige Minuten schweigend an. fuhr sich erst mit der einen, als dann mit der anderen Hand nach dem kahlen Kopfe und stieß endlich halb verlegen hervor:

Wo ist Euer Hund?"

Tor!" erwiderte Georg finster. Die Flinte mir genommen und ich verwundet!"

Ihr thätet besser, Euch ruhig hinzulegen, Bursche, sprach Peter.Kommt ich will Euch auskleiden helfen!"

Streift mir nur den Rockärmel ab, enj. gegnete Georg, das übrige kann ich allein thun.«

Peter Horn blieb einige Sekunden loiia schweigend stehen, schielte halb fragend nach dem andern hin und meinte dann zögernd:

Ist der Hüter verwundet?"

Nein.... vorläufig nichi!" lautete dH mürrische Antwort.

Nach wenigen Minuten war Georg ausge, kleidet und lag auf dem Strohlager, Alsdann brannte Peter Horn sich eine Pfeife an. setzte sich auf einen Stuhl, und schien mit einem Auge die aufsteigenden Rauchwölkchen, mit dem andern Georg Lachners bleiche Züge zu betrachten.

Woran denkt Ihr, Peter?" fragte der Wilddieb nach einer Weile.

Wie viele?" gab der Bauer zur Antwort.

Nur einer... ein alter Mann, aber so kräftig wie irgend einer", versetzte Georg.

Friedrich Hartig. der Obcrwaldhütcr?' mutmaßte Peter.

Wo wohnt er?" forschte Georg hastig, ohnr die Frage zu beachten.

In der Waldhüterwohnung, unten beim Moorteich."

Nach diesem kurzen Gespräch verfielen dH beiden wieder in Schweigen, und bald sank der Wilddieb in einen fieberhaften, unruhigen Schlaf, rn welchem er unzusammenhängend immer von zwei Menschen sprach, von denen er einen zart- lrch liebte, den andern tötlich haßte.

(Fortsetzung folgt.»

Paris. 17. März. DieAurore" meldet! Durch Dekret vom 11. Februar wurde der Oberstlicutenant Asquier zum Kommandeur des 24. Regiments ernannt. Diese Beförderung ist insofern einzig in ihrer Art, als der Oberst­lieutenant Asquier bereits am 23. Scpt. IM gestorben ist." Eine solche Beförderung post wortem ist wohl lange nicht dagewesen! Fünf Monate nach seinem Tode noch Regiments­kommandeur werden, das macht dem wackeren Acquier so leicht niemand nach.

(Eiliges.) Zwischen einem Metzger und einem Viehhändler im diesseitigen Bezirk Neuen­bürg kam es kürzlich zu einer Wette, wobei es sich darum handelte, ob ein Stück Vieh nähig oder nicht sei. Der Elftere entschied sich sürS Elftere; jeder Teil hinterlegte den schönen Betrag von hundert Mark. Dieser Tage zeigte es sich nun, daß die Welte zu Gunsten des Händlers ausgefallen ist. Wahrlich eine schöne und einträgliche Wissenschaft!

Telegramm.

Berlin, 18. März. Der Seniorenkonvent des Reichstages beschloß, am 23. März die zweite und daran anschließend die dritte Berat­ung der Marinevorlage zu beginnen. Nach deren Erledigung soll die zweite Beratung des Marineetats staitfinden. Die Ferien sollen vom 3l. März bis zum 19. April dauern.

Berlin, 18. März. 44000 ^ in Reichs- banknoten, die noch nicht im Verkehr gewesen sind, und 16000 in anderen Wert­papieren sind auf einem hiesigen Kirchhof entdeckt worden. Die Blätter sehen in der An­gelegenheit eine Diebstahlsoffaire, an der nur Leute beteiligt sein können, die in der Reichs' druckerei beschäftigt waren oder noch sind. Im Zusammenhang damit ist ein früherer Ober­saktor der Reichsdruckerei verhaftet worden.

Paris, 18. März. Zola hat heute Nach­mittag die Berufung gegen das Urteil der Strafkammer eingelegt, die sich in dem Prozeß des Schriftenkundigen für zuständig erklärt hat.

Washington, 18. März. Den beiden Kammern des Kongresses ist ein Gesetzent­wurf vorgelegt worden, nach dem der Bestand der Armee auf 103000 Mann erhöht werden soll.

New - Jork, 18. März. Nach einer Depesche desHerald" aus Washington werden zwei neue Geschwader gebildet werden. Das eine soll aus Panzerschiffen und Kreuzern be­stehen und einen etwaigen feindlichen Anglist auf die nördlichen Häfen zurückweiscn. Das andere wird aus Monitoren zusammengesetzt sein und die südlichen Häfen zu verteidigen haben.

Redaktion, Druck und Verlag von C. Meeh in Neuenbürg