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Hlnteryattender TeU.

Der Wilddieb.

(Fortsetzung)

Eine volle Stunde verstrich und noch immer stand er da, in tiefes Sinnen versunken.

Plötzlich wurde er durch leises Knurren seines Hundes aus seinen Träumen geweckt; er schaute um sich und erblickte Friedrich Hartigs kräftige Gestalt in einer Entfernung von kaum fünfzig Schritten. Mit Blitzesschnelle nimmt der junge Bursche die Flinte von der Schulter und legt den Finger auf den Drücker. Mit fast gleicher Schnelligkeit wirft der Waldhüter seine Waffe aus die Erde, bleibt stehen und mißt mit unerschrockenem Blicke seinen Gegner.

Feuert nur," rief Friedrich,wenn Ihr das Leben eines alten Mannes Eures Schusses für wert haltet! Mein Herr sagt: ich hätte Furcht vor Euch .... jagd mir eine Kugel durch den Kopf . . . vielleicht ändert mein Herr dann seine Meinung."

Was wollt Ihr? . . . Seid Ihr allein, oder wie viele muß ich niederschießen, um mir meine Freiheit zu sichern ?" fragte der junge Bursche wild.

Nur mich und meinen Hund braucht Ihr zu töten." antwortete Friedrich.Ich gebe Euch mein Wort darauf und ich habe noch nie eine Unwahrheit gesagt daß ich allein bin. Dort liegt die Waffe, die uns gewissermaßen auf gleichen Fuß stellen würde, aber ich möchte ein paar Worte ruhig mit Euch reden ... ob wir uns dann als Feinde gegenübertreten, das steht bei Euch."

So kommt näher!" versetzte der Angeredete, indem er seine Flinte von der Schulter nahm und an einen Baum lehnte. So!" fuhr er darauf fort, als der Waldhüter herangetreten war und sie einander Auge in Auge g-genüber- standen.Jetzt könnt Ihr soviel und lange reden wie Ihr wollt."

Bei Mars! . . ." wie mein alter Herr zu suchen pflegte, wenn er böse wurde . . . Ihr seid der schmuckste Bursche, den ich je gesehen habe!" rief Friedrich aus, während er den Blick langsam über die schlanke, geschmeidige Gestalt seines Gegenüber gleiten ließ.Ich sage Euch, Bursche. Wilddieb zu sein, ist ein gefährliches Handwerk."

Pa! Man muß eben leben wie man kann," sagte der Angeredete mit spöttischem Lächeln.

Nicht wie man kann, sondern wie man soll." erwiderte der Waldhüter ernst. Wie heißt Ihr . . he?

Georg Lachner!" sagte der junge Bursche höhnisch. Seid ihr nun etwa klüger?

Lachner!" wiederholte Friedrich und fixierte fcharf den jungen Menschen. Der Pächter von Dornhof hieß Lachner . . . aber der ist seit zwanzig Jahren tot.

Ja. ja," unterbrach ihn der andere bitter, die Geschichte kenne ich; er hatte eine schöne Tochter Marianne ... zu schön vielleicht!

Ganz recht!" rief der Waldhüter. Sic war..

Meine Mutter!" unterbrach ihn der junge Mensch mit zitternder Stimme.

Armer Bursche!" seufzte Friedrich Hartig, Da kann ich Euch nur beklagen.

Spart Euch Euer Mitleid!" sagte Georg Lachner nn Tone stolzer Verachtung.Ich brauche keines Menschen Mitleid."

Nichts für ungut!" versetzte Friedrich freundlich.Ich wollte nur sagen, wie leid es mir thut, daß der Sohn von . . ."

Fahrt nur fort," rief der Andere,sprecht nur ihren Namen aus oder vermag das Eure Zunge nrcht? Sagt nur: der Sohn von Marianne Lachner! Sie wenigstens verleugnete mich nicht!"

Georg," sprach der alte Mann mit zitternder Stimme, während ihm zwei große Thränen in den Augen standen,ich bitte Euch um Eurer Mutter willen, gebt dieses sündige Leben auf! Gebt es auf und Ihr sollt einen aufrichtigen Freund an mir finden. Verdient Euch Euer Brod mit ehrlicher Arbeit . . ."

Die Menschen haben verschiedene Ansichten über Arbeit," unterbrach ihn Georg,und ich habe meine Ansichten für mich."

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Aber Wilddieberei ist keine Arbeit," sagte Friedrich in fast bittendem Tone,sondern ein Verbrechen."

Ein Verbrechen!" wiederholte der junge Mensch mit finsterem Stirnrunzeln.

Ja, ein Verbrechen." sagte der Waldhüter. Wer dieses sündige Handwerk verfolgt, ist nichts Besseres als ein Dieb. An der Schamröte, die Eure Backen färbt, sehe ich. daß Euch der Charakter eines Diebes mit Verachtung erfüllt, und doch wiederhole ich Euch: Ihr seid nichts Besseres!"

Ihr seid ein guter Moralprediger." höhnte Georg,aber wenn Ihr meinem Rate folgen wollt, so predigt den Krähen die hören gern krächzen."

Laßt's Euch gesagt sein, Bursche," sprach der alte Hüter mit zorniger Stimme,wenn Ihr das Herrnbacher Revier bis zum Dunkel- werden nicht verlassen habt, schieße ich Euch wie einen Fuchs nieder. Was würde Eure Mutter sagen, die Euch soviel geopfert hat, wenn sie ihren Sohn in dieser Tracht jähe, wie er vom Raub lebt und sich wie einem wilden Tiere nachjagen läßt."

Wenn ich mich nicht vergessen soll, so laßt den Namen meiner Mutter aus dem Spiel!" rief Georg mit hervorbrechender Leidenschaft. Aber Ihr thatet gut. mich zu warnen. Ich will nicht versäumen, mein Pulverhorn frisch zu füllen."

Wie!" rief der Waldhüter und sah ihn bestürzt an.Wollt Ihr zum Mörder werden?"

Ich sage Euch, alter Mann, wer es wagt, mich hier auf diesem Grund und Boden zu beleidigen, den schieße ich ohne Bedenken nieder wie einen Hund," antwortete der Bursche.So! Jetzt kennt Ihr auch meine Warnung!"

Kaum waren diese unheilvollen Worte von seinen Lippen, als fein Hund auf des Hüters Spürhund lossprang; im nächsten Moment hatten die beiden Tiere einander gepackt. Friedrich Hartig sah sofort, wie ungleich dieser Kampf war. und wollte sie trennen, aber des Wilddiebs kräftige Hand hielt ihn zurück. V-rgebens suchte sich jener von ihm loszumachen, vergebens bat er, seinen alten treuen Begleiter befreien und retten zu können. Auf des Wilddiebs Gesicht prägte sich ein wilder Triumph, in jedem Zug eine teuflische Freude aus, als er den töt- lichen Kampf beobachtete, und schließlich klang ein höhnisches Lachen durch die Luft, als er Friedrich Hartigs Hund zitternd und kraftlos auf den Rücken rollen sah.

Er ist tot!" stieß der Waldhüter hervor. Mein armer Diamant tot!"

Ihr seht, mein Hund kann sich wehren . . . ebenso wiescinHerr!" rief Georg Lachner.Darum seht Euch vor, wie Ihr mir zu Leibe rückt "

Friedrich nahm seine Flinte auf und feuerte sie in die Luft ab.

Wozu das?" fragte der junge M nsch. Als Signal?"

Nein, um Unglück zu verhüten," versetzte der Waldhüter, mühsam seine Erregung unter drückend.Der Teufel versucht mich, in ch für den Verlust meines alten Begleiters an Euch zu rächen, aber ich weiß, daß das Leben eines Menschen mehr wert ist als das eines Hundes. Es lebt ein böser Geist in Euch Georg L ichner, und dieser Akt der Grausamkeit hat jedes Gefühl der Freundschaft für Euch aus meinem Herzen gerissen."

Er kniete zu dem toten Hunde nieder und streichelte und liebkoste ihn. während zwei Thränen über seine gefurchten Backtn herabrolllen.

Wie wird Eaiih Dich verm ssen. Diamanl!" sagte er leise.Und ich nicht minder! . . . Aber ich werde mich an dem Tiere rächen, das Dir das angethan hat, und auch an seinem H-rrn."

Darauf band er die Lerne des Hundes zu­sammen, hing denselben an einen Siück über die Schultkr, warf dem Wilddieb einen vorwurfs vollen Blick zu, wandte sich um und ging schweigend davon.

Georg Lachner blieb stehen und beobachtete den alten Mann mit finster zusammengezogener Stirn, bis derselbe in dem Dickicht verschwand.

Leidenschaftlicher Thor!" murmelte er dann zwischen den zusammengebissenen Zähnen.

Meinen Zorn an diesem Manne auszulassei,! . . . Aber drohte er mir nicht? Ja. noch schlimmer, er sprach von ihr. von meiner Mutter . . er weiß, welch bitteres Unrecht ihr geschahen ist, und trotzdem nannte er mich einen Dieb und schwur, mich wie einen Fuchs niederschießen zu wollen. Der alte Narr! . . Es ist ihm ganz recht geschehen "

Darauf pfiff er seinem Hund, und alz derselbe zu seinem Herrn gehinkt kam, sah dieser die Z°ichen einer harten Strafe an seiner bluten- den Kehle. Georg untersuchte die Wunden und führte das Tier dann an einen Bach Wenn sich beim Anblick von Friedrich Hartigs Kummer über den Verlust seines Hundes ein leises Gefühl der Reue in sein Herz geschlichen hatte, so erstarb dasselbe sofort wieder, als er die tiefen Bisse sah, die sein eigener Hund bei dem Kampfe davongetragen hatte, und mit bleichen zitternden Lippen schwor er ihm Rache.

(Fortsetzung folgt.)

(Eine Millionenerbschaft) soll, wie neuer, dings aus Moskau geschrieben wird, ein rufst- scher Generalmajor Gangloff hinterloffen haben. Es handelt sich lediglich um die Ausbeulung von Leichtgläubigen. Im Jahre 1889 soll in Moskau der Generalmajor Gangloff gestorben sein mit Hinterlassung von 25 Millionen Rubel, zweier großer Schlösser und eines ausgedehnten Eschenwaldes. V rheiratet sei er mit einer Preußin, Namens Kugel, gewesen, die aus Pies, dorf bei Finstingen stammte. Infolgedessen seien die Familien Kugel aus Straßburg und Saar, bürg, alles arme Leute, Erben des General­majors geworden, und ein Herr Kugel ans Saarburg wäre schon nach Moskau abgereist, um die nötigen Schritte zu thun Auf Grund dieser Notiz wandten sich sehr viele Leute mit dem NamenKugel" an das Moskauer deutsche Generalkonsulat mit Anfragen. Za gleicher Zeit baten einige derErben" einen Moskauer Rechts, anwalt, Herrn R Falk, die Sache in die Hand zu nehmen und ihnen zu dem fabelhaften Reich, tume zu verhelfen. Obwohl dieser der Sache m>t Mißtrauen entgegentrat, meinte er doch, wenn es nicht 25 Millionen sind, so könnten eS vielleicht 100000 Rubel sein, und so ganz würde die Nachricht nicht aus der Luft gegriffen sein, Der Herr durchstöberte alle Allen im Bezirks­gerichte von 1889 an, erkundigte sich, ob über­haupt ein Generalmajor Gangloff existiert habe, und erfuhr endlich, daß die ganze Gangloff'sche Erbschaft eine Mystifikation sei, in die Welt ge­setzt. um Leichrgiäubige zu einem, wenn auch bescheidenen Vorichuß zu verleiten, im Hinblick auf die erträumten Millionen. Das General- konsulat hat bereits an 21 Leute Namens Kugel eine dahingehende Antwort erteilt.

Eine Stadtgemelnde unter Kuratel Die Sladtgemeinde St. Poelten ist unter Kuratel gestellt worden. Der Landesausschuß erteilte, wie aus Wien gemeldet wird, dem Bürgermeister Dc. Ofner einen strengen Verweis wegen seiner Gemeindewirlschaft.

! Ein r e i ch e s O b st j a h r soll in Sicht

s sein. Erfahrene Pomologen wollen bereits beobachtet haben, daß die Obstbäume viele Obst- aniätzs zeigen. Leider aber drohen zwischen Blüte und Ernte viele Feinde, welche oft die berechtigsten Hoffnungen wieder zerstören.

! -

l (Dererste."j Aus dem Tagebuch einer

'jungen Braut. . . . Immer wieder und iwieder fanden sich unsere Lippen zum ersten Kuß. ,

Telegramm.

Budapest, 16 März. Nach der gestrigen Märzieier zogen die sozialistischen Arbeiter vor dem Klub der Unabhängigkellspartei, wo es zu lärmenden Auftritten kam. Die Polizei zerstreute die Menge und nahm 19 Verhaftungen vor. Später rottete die Menge sich wieder zusammen, durchzog die Straßen und schlug Schaufenster ein. Sie wurde von der Polizei abermals aus­einandergetrieben, wobei weitere 20 Verhaftungen vorkamen.

Redaktion, Druck und Verlag von C. Pteeh in Neuenbürg.

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