Hr. Stadtschultheiß Beutter aus Hrrrenalb brachte seine eigenen und die Gefühle seiner Kollegen zum Ausdruck, dabei selbstlos anerkennend, daß in der Person des Schultheißen Knüller ein Mann ausgezeichnet worden sei, der diese Aus­zeichnung wohl verdient habe, und schloß mit einem begeistert ausgenommenen Hoch auf unfern König. Namens der politischen und der Schul- gemeinde feierte Hr Schullehrer Kraft den Hru. Schultheißen als einen Mann, der seine Gemeinde und seine Schule wirklich lieb habe und für alle ihre Bedürfnisse treulich Sorge trage. Ein von Schullehrer Jacob in Dobel in Form eines selbstverfaßten humoristischen Gedichts demKnüller" zu Ehren losgelassener Freudenböller" erregte stürmische Heiterkeit. Gerührt dankte Hc. Schultheiß allenlieben Freunden und guten Nachbarn" für ihre so freundlichen Wünsche und für die unverdiente Ehre, die sie ihm durch ihre Hieherkunft erwiesen haben, ihnen selbst auch alles Gute wünschend. Zum Schlüsse gedachte Hr Pfarrer Mayer mit ehrenden Worten noch eines anderen Anwesenden, des hiesigen Wegwarts Pfeiffer, welchem der allerhöchste Geburtstag auch eine Auszeichnung brachte in der Form von klingenden Münzen im Betrag von 50 Der Beschenkte dankte für die herzlichen Worte des Ortsgeistlichen und toastierte auf die Kgl. Forstverwaltung. Mögen alle an diesem Abend geäußerten Wünsche auch in Erfüllung gehen! Möge es insbesondere dem Herrn Schultheißen Knüller vergönnt sein, bei guter Gesundheit das erhaltene Zeichen königlicher Huld noch recht lange auf treuer Brust tragen zu dürfen!

In Bieselsberg wurde ein Kriegerverein gegründet, dem 27 aktive Mitglieder beitraten. Zum Vorstand wurde Forstwart Bohlinger gewählt.

Deutsches Aeich.

Berlin, 14. März. DerNordd. Allg. Ztg." wird bestätigt, daß sofort nach dem Ein. treffen der Nachricht von dem völligen Abschluß des deutsch, chinesischen Vertrages telegraphisch vom Kaiser der Befehl erging, unverzüglich alle Besatzungen aus der neutralen Zone von Kino tschau im Durchmesser von 50 Kilometern des Hinterlandes zurückzuziehen. Letzteres ist dem­nach wieder den Chinesen übergeben worden mit der Maßgabe, daß in der erwähnten Zone ohne Zustimmung der deutschen Behörden keine Aen- derung eintritt.

Berlin, 15. März. Wie dieNordd. Allgem. Ztg." erfährt, wurde mit Vertretung des Kaisers bei der Walhallafeier in Regens- bürg Prinz Friedlich Heinrich von Preußen betraut.

München, 15. März. DieAllgem. Ztg." schreibt: Sicherem Vernehmen nach wird der Kaiser zu der Enthüllungsfeier in der Walhalla nicht erscheinen. Diese Einladung konnte mit Rücksicht auf die am 22. v. M. in der Siegesallee zu Berlin stattfindende Ent- hüllungsfeier nicht angenommen werden.

Ein Rücktritt des badischen Ge s a m l m i n i st e r i u m s, der unvermeidlich erschien, ist jetzt durch unmittelbaresEin- greifen des Großherzogs verhindert worden. DieKarlsr. Ztg." meldet:Se. Kgl. Hoheit der Großherzog hat dem Staaisministerium auf Borlage der Kammerbeschlüsse vom 11. d. M. (Bedauern s-Vo tum der aus Zentrum und Demokraten zusammengesetzten Mehrheit gegen die Regierung) seine Allerhöchste Willens- Meinung dahin kundgegeben, es solle die Ge« famtregierung, die sich im Vollbesitz des landesherrlichen Vertrauens befinde, die Ttaatsgeschäfte weiterführeki, da irgend nn Anlaß zu einer Veränderung in der Zu« sammensctzung der obersten Staatsbehörde nicht gegeben sei."

Karlsruhe. 13. März. Im Großherzog, rum Baden war bisher der Wildschadeneriatz eblglich auf vertragsmäßige Abmachungen hin- gewiesen. Mit dem bürgerlichen Gesetzbuch tritt m als rechtliche Verpflichtung ein, und zu seiner ^blung ist die bereits erwähnte Abänderung , 'Jagdgesetzes bestimmt. Die Verpflichtung s m Ersatz tritt auch dann ein, wenn der Schaden

durch sagbare Tiere anderer als der in § 835 des bürgerlichen Gesetzbuchs bezeichneten Gattung angerichtet wird. Für den Schaden, der von Raubtieren, Strichvögeln oder Zugvögeln ver- ursacht ist. wird kein Ersatz geleistet.

Abendkost imHeere. Ueber die neu eingeführte Abendkost der Soldaten sind u. A. folgende Vorschriften erlassen:Als Morgen- und Mittagskost sollen stets warme Speisen verabreicht werden; als Morgenkost dienen Suppe oder Kaffee, als Mittagskost warme Speisen in verschiedener Zusammensetzung; die Abendkost kann unter Umständen, namentlich im Sommer und an Festtagen, aus kalten Speisen bestehen, welche schon bald nach dem Mittagessen zur Ausgabe gelangen. An Sonn« und Feiertagen sowie nach längeren, über die Mittagszeit hinaus dauernden Hebungen ist es auch zulässig, statt getrennter Mittags- und Abendkost eine ent­sprechend verbesserte Mittagskost auszugeben. Die Vorgesetzten sollen ganz besonders darüber wachen, daß den örtlichen und klimatischen Ver­hältnissen sowie der Geschmacksrichtung der Mannschaften nach Möglichkeit Rechnung getragen wird. Der Nährwert des aus den Mann ent fallenden täglichen Kostsatzes soll mindestens vier Mal im Jahre auf Anordnung des Kommandeurs durch den Oberstabs, oder Stabsarzt geprüft werden." (D. W.)

Württemberg.

Württembergischer Landtag.

Stuttgart, 15. März. Auf der Tages­ordnung steht die erste ev. zweite Beratung des Entwurfs eines Gesetzes betr. das kirchl. Gesetz über Ausübung der landesherrlichen Kirchen- regimenlsrechte im Falle der Zugehörigkeit des Königs zu einer anderen als der evang. Kon feffion. Die Regierung hat dem strittigen Art. I. des Gesetzentwurfs einen Absatz beigefügt, welcher besagt: Zum Eintritt in die ev. Kirchenregierung bedürfen die nach Maßgabe des kirchl. Gesetzes berufenen Beamten keiner höheren Genehmigung. Der Minister v. Sarwey giebt einen kurzen Ueberblick über die bisherigen Verhandlungen und empfiehlt am Schluffe seiner Ausführungen die Annahme des Gesetzentwurfs in der vor- liegenden Form. Haußmann-Balingen (Vp.) bringt einen Antrag ein, ohne Kommissions- beratunz in die zweite Lesung einzutreten.' Die Abgg. v. Geß, v. Gemmingen und Prälat v. Schwarzkopf ersuchen das Haus um An> nähme des Entwurfs. Abg. Kiene '(Ztr.) er klärt, seine politischen Freunde hielten fest an ihrem bisherigen Standpunkt und sehen es aus gewichtigen staatsrechtlichen Gründen für unan­gängig an, daß ein Minister, der berufen ist. für das Wohl eines ganzen Landes zu sorgen, oberster Beamter einer Kirche sei. Das Zentrum würde nichts destoweniger für den Antrag Hauß mann, als auch für Annahme des Gesetzentwurfs stimmen, gleichzeitig aber eine Erklärung abgeben, in der der Standpunkt der Zentrumsabgeordneten dargelegt sei. Die sämtlichen übrigen Redner sprachen sich einmütig für Annahme des Gesetz­entwurfs aus. Der Antrag Haußmann wurde angenommen und das Haus trat in die zweite Beratung ein. Die einzelnen Artikel geben zu einer Erörterung keinen Anlaß und der Entwurf wurde in namentlicher Abstimmung, bei der 83 Stimmen, die alle auf Ja lauteten, abgegeben wurden, angenommen.

Stuttgart, 14. März. Der Vorstand der Ministerialabteilung für den Straßen- und Wasserbau, Präsident Karl v. Leivbrand ist heute nach schwerem Leiden, 58 Jahre alt, ge­storben. Als Techniker hat der Verstorbene sich insbesondere durch seine bedeutenden Bcücken- konstruktionen bekannt gemacht. Bon 1876 bis 1894 war er Mitglied der Abgeordnetenkammer, in welcher er der deutschen Partei angehörte.

S ch w ä b. Hall, 15. März. Der Privatier und frühere Essig.Fabrikant Guido Schnitzer, früher vieljähciger Vorstand des demokratischen Volks-Vereins ist heute gestorben. Derselbe war ein Sohn des f Gymnasialprofessors Schnitzer in Ellwangen, der srüher Rektor der Lateinschule in Reutlingen war und im Jahre 1848 als Abgeordneter mit dem umgeschnallten

Säbel eines Bürgerwehr-Lieutenants im Stutt­garter Halbmondsaale erschien.

Schwenningen, 14. März. Auf Ein­ladung des hiesigen Gewerbevereins hielt gestern vor zahlreicher Zuhörerschaft, unter der sich auch viele Albvereinsmitglieder befanden, Herr Gustav Ströhmfeld aus Stuttgart einen fast zwei­stündigen Bortrag über das Thema:Ge- schichts- und Kulturbilder aus der Baar." Redner führte seine Zuhörer durch die Erd-, Kultur-. Wirtschafts- und politische Geschichte des Grenzgebietes zwischen Alb und hohem Schwarzwald. Seit den Römern war diese Gegend offenes Land für allerlei Kriegsstürme geblieben. Eingehend behandelte Redner die Geschichte der Zünfte, die zur Zeit der sozialen Kämpfe der Handwerker im 12. und 13. Jahr­hundert. in der damals gewerbreichsten Stadt der Baar, in Billingen. am wenigsten zu Er- tchütkerungen führten, im Gegensatz zu Konstanz. Ebenfalls ausführlich besprach Redner die Ent­wickelung der Uhrenindustrie des Schwarzwalds. Die ersten Wanduhren waren im 17 Jahr­hundert von bäuerliche» Tausendkünstlern ge­schnitzt worden. Furtwangen und Neustadt wurden später der Mittelpunkt der Uhrenindustrie. In Württemberg ist es heutzutage Schwenningen.

Schwenningen. 14 März. Die Bau- thätigkeit wird sich auch Heuer wieder recht rege zeigen. Schon sind die Anzeichen gegeben. Die Gemeinde selbst führt eine großartige Wasser­leitung aus. Die Quellen liegen im romanti­schenNeckarthäle." Es sind dies die sogen. Keckdronnen", deren Ergebnis so mächtig ist, daß sie für 50000 Einwohner noch vollauf ge­nügen würden.

Ohmenheim, 15. März. Von Schult­heiß Heckmann, der sich in Ederhnm erhängt hat, kommen allgemach nette Sachen heraus. Ec hat für ca. 35 000 »E falsche Pfandscheine angefertigt, für die nun drei Mitglieder der Unterpfandsbehöcde haften müssen. Ueber sein Vermögen ist schon der Konkurs eröffnet Die Aufregung ist begreiflicherweise eine große, und es ist nur zu verwundern, daß man nicht schon früher hinter die Machenschaften der Gebrüder Heckmann gekommen ist.

Stuttgart. (Landesproduktenbörse. Bericht vom 14. März von dem Borstand Fritz Kreglinger.s Trotz amerikanischer Schwankungen in den letzten Tagen bleibt die Tendenz kür Weizen anhaltend fest bei fort­während guter Bedarfsfrage. Die Offerten von Amerika und Rußland sind nicht billiger und von Laplata ist vorerst fast nichts angeboten. Die Märkte in Württem­berg und Bayern verzeichnen abermals Preiserhöhung. Die heutige Börse schließt mit behaupteten Preisen bei mittelmäßigem Umsatz. Mehlpreiseper 100 Kilogr. inkl. Sack: Mehl Nr. 0: 34 «-L bis 35 4L

Nr. 1: 32 ^ bis 33 -4L Nr. 2: 30 50 ^

bis 31 ^L 50 Nr. 3: 29 bis 29 50 ^j,

Nr. 4: 25 -kt -- 4! bis 25 -kt 50 Suppengries 34 4L 50 bis 35 -4L 50 Kleie 8 4L

Ausland.

Paris, 15. März. DasJournal" meldet für die nächsten Monate verschiedene Garnison Wechsel, die an der Ostgrenze durch die Schaffung der vierten Bataillone not­wendig geworden seien. Hauptsächlich kommen dabei das Lager von ChLlons, sowie Verdun, Toul, Epinal und Belfort in Betracht.

Während die spaniiche Regierung augen­blicklich durch die diplomatischen Verhandlungen mit den Vereinigten Staaten vollauf rn Anspruch genommen zu sein scheint, bringt die Brot­verteuerung in Spanien immer weitere Kreise der Bevölkerung in Aufregung. Aus verschiedenen Städten kommen Nachrichten von Unruhen. Um die Aufregung des Volkes etwas zu lindern, hat die Regierung beschlossen, die Einfuhrzölle auf 6 Peseten durch Königliches Dekret herabzusetzen.

Madrid, 14. März. Die Agencia Fabra meldet: Es sind aus Cuba 82000 bewaffnete Freiwillige vorhanden, die bereit sind, die spanische Souveränität aufs äußerste zu verteidigen. Spanien wrrd keinen Krieg provocicren, aber wenn es herausgefordert wird, wird es nicht allein sein. Spanien würde nicht nötig haben» das amerikanische Gebiet anzugreifen. Es würde ein Krieg mit Kaperschiffen genügen. der den amerikanischen Handel zugrunde richten würde. Gesunde Vernunft rät zum Frieden.