Au- Stadt, Bezirk und Umgebung.
Neuenbürg. 26 Febr. Uns Schwarz. Mder umschlang heute mit Neckar-. Donau-, ctzast- und Taubergrund wieder das sympathische Band der Feier des Geburtsfestes Sr Majestät unseres Königs in altgewohnter Weise. Die Feier wurde in der Frühe durch Böllerschüsse cingeleitet. bald auch zeigte sich an den öffentlichen Gebäuden wie an mehreren Pcivalhäusern Flaggenschmuck. Der feierliche Kirchgang fand um 10 Uhr vom Rathaus aus j„ stattlichem Zuge statt Dekan Uhl hielt unter Zagrundlegung des von dem Könige selbst erwählten Texteswort: 1 Mose 32 26: „Ich lasse dich nicht, du segnest mich denn-. die in haltlich umfassende und anregende Festpredigt. Um I Uhr mittags versammelten sich im Saale des Gasthofs zur „Sonne- Beamte und Bürger der Stadt und Umgebung, etwa 60 an der Zahl, zum Festessen. Den Gefühlen der Ver- sammlung gab Hr. Oberamtmann Pf lei der er in trefflicher Rede Ausdruck: Der Redner be- tonte, daß Seine Majestät bei der Thronbesteigung am 6. Okt. 1891 gelobt haben, die Ver. saffung des Landes getreu zu wahren, Gottes furcht und Frömmigkeit zu pflegen, den Armen und Schwachen ein warmer Freund und Helfer, dem Rechte allezeit ein eifriger Hüter zu sein und die Stellung als Regent eines deutschen Staats in unerschütterlicher Treue zu den Verträgen, die unser großes deutsches Vaterland begründeten, wahrzunehmen. Die letzten Jahre haben gezeigt, daß der Landesherr dieses wahr- Haft königliche Programm in die That umgesetzl und sein hohes Versprechen furchtlos und treu gehalten habe. Insbesondere hob der Redner hervor, wie unser König seinen Ruhm und Stolz darein setze, mit seinem Volke im Frieden zu leben, wie er die Anliegen seiner Unterkhanen in allen Fällen aufs wohlwollendste prüft und wo es gelte, großes Unglück, wie die Gewittcrkatastrophe im vorigen Sommer zu lindern und Staats - Hilfe einzuleiten, voransteht; ferner wie König Wilhelm mit dem Oberhaupt des Reiches, unserm Kaiser und seinem Haus eine wohlthuende herzliche Eintracht pflegt. Der Redner schloß mit dem Wunsche, daß auch künftighin ein glücklicher Stern über unserem Königshause walten und daß unserem Württemberger Volk die weise Regierung seines Königs lange erhalten bleiben möge. In das auf den König ausgebrachte Hoch stimmte die Festoersammlung begeistert ein. Herr Forstrat Graf v. Uxkull feierte in dem zweiten Trinkspruch in warmempfundenen Worten die Königin Charlotte als echte Landesmutter, deren hohe Pflichten sie als Protektorin so vieler Wohlthängkettsanstalten, die Redner in der Lage wäre, einzeln auszuzählen, mit großer Hingebung beihätigt. Mit dankbaren Gefühlen stimmte die Festversammlung in das 3 fache Hoch auf unsere Königin Charlotte ein. Im Anschluß daran wurde auf Anregung des Hrn. Oberamtmann ein Glückwunschtelegramm an Seine Majestät abgesandt. Um die Königs- geburtstagsfeicr zu einer bürgerlichen zu gestalten, hatten die hiesigen Vereine zu allgemeiner geselliger Vereinigung auf den Abend eingeladen. Die hiesige Feuerwchrkapelle eröffaete dieselbe mit Mem schneidigen Marsch; der Vorstand des Kriegervereins, Herr A. Bleyer, begrüßte die zahlreich Erschienenen, worauf der Dirigent des Ltederkranzes, Herr Schramm, einen mit Beifall und Begeisterung aufgenommenen Trink- fpruch auf Seine Majestät unfern König aus- brachte. Herr Oberamlmann Pfleiderer brachte bas vom Kabinet Seiner Majestät des Königs abends eingetroffene Antwort-Telegramm zur Kenntnis der Versammlung, was jubelnde Begeisterung hervorrief. Das Telegramm lautet: »Seine Königliche Majestät haben die von Ihnen ^ der dortigen F-stversammlung zu Aller- ihrem Geburtsfest dargebrachlen Glückwünsche wohlwollend entgegenzunehmen geruht und lassen für die hiedurch bethätigte Aufmerksamkeit gnädigst danken.- — Unsere Königs- ^"Etagsfeier nahm so unter Rede und Gesang und den schönen Weisen der Ffftkapelle den dem Geiste der Vaterlandsliebe durchdrungenen Verlauf.
Calw, 24. Febr. Pastor Rochat aus Lize-Seraing in Belgien hielt gestern abend im hiesigen Vereinshaus einen Vortrag über „die Evangelisation in Belgien.- Der Redner sprach von schönen und gesegneten Erfolgen, welch? dieses seit mehreren Jahrzenten dort betriebenen EvangelisationSwerk aufzuweisen hat. Es zeige sich dies namentlich in den neuerdings sehr zahlreichen Kirchen und Schulhausbauten, sowie in der Verbreitung der Bibel. Man will hiedurch das Volksleben in gute Bahnen leiten und durch Wort und Werk echtes geistiges Leben pflanzen und pflegen Der Bibelverbreitung sei namentlich auch durch die Weltausstellung in Bcüss l großer Vorschub geleistet worden. Da die Boten des Evangeliums in Belgien vornehmlich unter den dortigen Grubenarbeitern ihr Werk treiben, so hat Pastor Rochat seinen mit großem Interesse aufgenommenen Vortrag durch ca. 12 gut wirkende Lichtbilder aus dem Leben der Kohlenarbeiter veranschaulicht. Die eingegangenen Beiträge sind für das Evangeli sationswerk in Belgien bestimmt.
Eb Hausen, 21. Febr. Am Sonntag nachmittag versammelten sich im Gasthaus zum Waldhorn die Vorstände oder Vertreter, sowie weitere Mitglieder der verschiedenen Orts- kriegervereine des Bezirks Nagold. Der Antrag, sämtliche Octsver.ine möchten sich zu einem Bezirksverband zusammenthun. wurde mit großer Stimmenmehrheit angenommen. Ueber einen weiteren Vorschlag, betreffend die Gründung einer gemeinschaftlichen Sterbekasse für sämtliche Mitglieder von Knegervereinen des Bezirks, erfolgte kein endgültiger Beschluß, vielmehr wurde der Gegenstand bis zu einem im Laufe dieses Sommers statifiudenden Bezirks kriegertag zurückgestellt. Am Schluß der Verhandlungen gedachte der Bezirksobmann des Gauverbondes, Herr Stephan Schaible von Nagold, der Fürsorge für den württembergiichen Krregerbund, welche der hohe Protektor desselben, Kö n t g W i l h e l m II., stets angedeihen lasse, und forderte die Anwesenden zu einem dreimaligen „Hoch" auf denselben auf, in das die Ver- sammlung mit Begeisterung einfiel. Die Verdienste, die sich der greise Ehrenpräsident des würtlemb. Kriegerbundes. PrinzHermann zu Sachsen-Weimar, um die Kriegervereinssache erworben, wurden von Herrn Oberförster Weith, Vorstand des Altensteiger Krieger- vcreins, gebührend gekennzeichnet. Das auf den Prinzen ausgebrachte „Hoch- fand ebenfalls ein brausendes Echo bei allen Anwesenden.
Neuenbürg, 26. Febr. Dem heutigen Schweinemarkt wurden ca. 50 St. Milch- schweine zugeführt, welche zu 21—24^/s Mark Absatz fanden.
Deutsches Weich.
Förmlich im Galopp hat der Reichstag am Mittwoch das umfangreiche Extra- ordinarium des Militäretats und damit den letzteren überhaupt erledigt. Die meisten Etatspositionen passierten debattelos die zweite Lesung, die bei einzelnen Positionen entstandene Diskussion aber gestaltete sich kurz und unerheblich. Im fiebrigen gelangten die Forderungen des Extraordinariums fast durchgängig nach den Kommissionsvorschlägen, die wiederum nur eine unwesentliche Abschwächung der ursprünglichen Regierungssorderungen selbst bedeuteten, zur Annahme. Am Donnerstag hielt das Haus einen „Schwerinstag" ab.
Berlin, 22. Februar. Ueber die Diätenzahlung an Reichstags m i t- glieber tauchen in einzelnen Blättern immer wieder Nachrichten auf, nach denen möglicherweise solche Diäten künftig unter bestimmten Beding- ungen — z. B. Aenderung des Reichswahlgesetzes ujw. — gewährt werden würden. Wir möchten dem gegenüber daran erinnern, daß der Bundesrat im Juni 1897 die Resolution des Reichstages bezüglich der Diätenbewilligung abge 1 ehnl und hievon dem Reichstage alsbald Kenntnis gegeben hat. Neuerdings hat sich weder das Reichsamt des Innern noch der Bundesrat mit dieser Frage beschäftigt. Im Reichstage selbst s ist dieselbe bekanntlich auch nur vorübergehend
berührt worden, ohne daß es zur Beschlußfassung einer abermaligen Resolution gekommen wäre.
In der Budget-Kommission des Reichstages hat am Donnerstag die Beratung der Flotten Vorlage begonnen. Damit tritt die alle übrigen G.'genstände der gegenwärtigen Se sion an politischer Bedeutsamkeit überragende Vorlage von neuem in den Vordergrund des öffentlichen Interesses.
Die Weiterreise der Kreuzer „Deutschland- und „G e f i o n- nach Ostasten vollzieht sich immer w cder unter Verzögerungen. So ist von den beiden Schiffen auch die Strecke C ylon Singapore mit mehrtägiger Verzögerung gegenüber den ursprünglichen Dispositionen zucückgelegt worden. Am Mittwoch Nachmittag traf die „G fiou- in S i n g a p o r e ein. am nächsten Morgen langte dann auch die „Deutsch, land- in dem genannten Hafen an. gefolgt von den ebenfalls auf der Fahrt nach China befindlichen russischen Kriegsschiffen „Sffsoi Weliki- und „Navarin.-
Dte durch die Blätter gehende Nachricht, daß Kapitän zur SeeRosendahl zum Gouverneur von Kiaotschau ernannt sei, «st nicht zutreffend. Der „Mar.-Pol. Korresp.- zufolge ist noch keine Kabmelsordre darüber erschienen.
Jeder Zeitungsleser erinnert sich noch des peinlichen Vorfalls vom letzten Spätsommer, der zwischen dem Darmstädler und dem Karlsruher Hof, bezw. dem russischen Kaiser und dem Großherzog von Baden gespielt hat, indem die Anzeige eines Besuchs des letzteren in Darmstadt von dem Zaren mit einer derben Absage beantwortet wurde, welche dann in dem Hofbe- rieht der Karlsruher Zeitung veröffentlicht wurde. Ohne Zweifel infolge des Eintretens des deutschen Kaisers für seinen Oheim, den Großherzog von Baden, hat aber der Zar durch die Ernennung eines eigenen Gesandten in Karlsruhe den peinlichen Vorfall wieder ausgeglichen, und nun ist auch das großh. htssische Paar letzter Tage in Karlsruhe gewesen, um dort einen Besuch abzustatten, und so wäre also Friede und Freundschaft wieder hergestellt.
Württemberg.
Mit Note des Königl. Staatsministeriums vom 22. Februar ist dem Präsidium des ständischen Ausschusses der Entwurf eines Gesetzes, betreffend das kirchliche Gesetz über Ausübung der landesherrlichen KirchenregimentS- rechte im Falle der Zugehörigkeit des Königs zu einer anderen als der evangelischen Konfession, zur Einleitung der Beratung in der Stände- versammlung, zunächst der Kammer der Abgeordneten, zugegangen.
Unter den mannigfachen Schwierigkeiten» welche sich der Verfassungs re Vision in Württemberg entgegenstellen, ist eine der schwerwiegendsten die sogenannte Paritätsfrage. Evangelisch kirchliche Kreise hatten schon vor Monaten verlangt, es sollten vier evangelische Prälaten in der Kammer der Standesherrn Platz finden und demgemäß auch zwei Vertreter der katholischen Kirche. Dieser Wunsch der evang. Landessynode wurde aber abgelehnt, es sollen nach dem Entwurf und den Kommijsionsbeschlüssen nur 2 bezw. 1 Vertreter der beiden Kirchen in die I. Kammer kommen. Die Kommission hat aber auch beschlossen, statt der vorgeschlagenen 8 Mitglieder des ritterschaftlichen Adels nur 6 in die I. Kammer überzuführen. Die überwiegende Mehrheit der Mitglieder der Kammer der Standesherrn ist aber katholisch und da in nicht allzulanger Zeit auch sämtliche Prinzen des k. Hauses der katholischen Konfession angehören werden, so wird die katholische Mehrheit in der I. Kammer eine dauernde sein, wenn man nicht dem oben erwähnten Wunsch der evang. Landessynode Rechnung trägt. Hiezu ist aber weder oie Vol.kspartei noch das Zentrum geneigt, und nun ergiebt sich in weiten evang. Volkskreisen die Forderung, es sei lieber ganz auf eine Verfassungsreform zu verzichten, die den Evangelischen ihre sichere Vertretung in der II. Kammer nehmen und dafür dem kath. Oberhaus die verfassungsgemäßen Rechte vermehre« will, ohne vorher für Herstellung der Parität