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vermittelungsamt zogen und dort die Fenster und Thüren zertrümmerten. Als die Polizei einschritt, entspann sich ein Kampf. Jedoch machte die Polizei von der Waffe keinen Gebrauch. Mehrere Excedenten wurden verhaftet.

Berlin, 14. Dez. Zu einer lärmenden Demonstration kam es gestern Abend in der hiesigen Universität im Hörsaale deS Professors Schiemann, der überdie polnische Frage im 19. Jahrhundert" vor Hörern aller Fakultäten las. Als Professor Schiemann den Saal betrat, brachen zahlreiche anwesende polnische Studenten in heftiges Zischen und Pfeiffen aus. Der Lärm steigerte sich, als der Professor zu lesen begann. Die in der Mehrzahl befindlichen nicht-polnischen Hörer suchten Anfangs den Lärm durch Händeklatschen zu über­tönen. Als ihnen dies aber nicht gelingen wollte, wurden die Ruhestörer von ihnen gewaltsam aus dem Saal gedrängt, wonach Professor Schiemann unter begeisterten Hochrufen der anwesenden Hörer seine unterbrochene Vorlesung fortsetzte. Wie das Kleine Journal erfährt, waren diese Demonstrationen von Seiten der polnischen Studenten wohl vorbe­reitet, worauf auch der Umstand hinweist, daß viele von ihnen Pfeifchen bei sich hatten. Vor einigen Wochen hatte Professor Schiemann in einem Vor­trage über die polnische Bewegung in den 30er Jahren einer Verschwörung erwähnt, deren Teil­nehmer sich eidlick zum politischen Morde ver­pflichtet hatten. Diesen Eid bezeichnet er als ruchlos. Bald darauf erhielt er ein anonymes Schreiben, welches darauf Bezug nahm.

Berlin, 14. Dez. Zu den gestrigen Demonstrationen polnischer Studenten im Hörsaale der hiesigen Universität berichtet noch die National- Zeitung, daß unter den Demonstranten sich auch mehrere Studentinnen befanden. Das Rektorat der Universität hat eine Untersuchung in dieser An­gelegenheit eingeleitet und sollen die Schuldigen zur Rechenschaft gezogen werden. Auch werden Maßnahmen getroffen, um einer Wiederholung der­artiger Demonstrationen vorzubeugen.

London, 14. Dez. Das Programm für die Königs kr önung ist bereits fertig gestellt. Tie Feier in der Westminster-Abtei wird mehrere Stunden in Anspruch nehmen. Der Krönungszug wird viele Stunden lang sein und sich durch zahl­reiche Straßen bewegen, um der Bevölkerung Ge­legenheit zu geben, das Königspaar zu scheu.

London, 14. Dez. Die englischen Ciga­retten-Fabriken werden sich mit einem Kapital von 15 Millionen Pfund Sterling zu einer Aktien- Gesellschaft fusionieren, um der amerikanischen Konkurrenz aus dem englischen Markte ent- gegentretcn zu können.

New-Jork, 15. Dez. Eine sogenannte kalte Welle, welche seit 43 Stunden sich über Nord­amerika ausdehnt, ist eine der kältesten, welche seit Menschengedenken festgestellt worden ist. In ver­schiedenen Orten wurden 18 Grad unter Null ver­

zeichnet. In Chicago herrscht eine derartige Kälte, wie sie seit 200 Jahren nicht mehr vorgekommen ist. Mehrere Personen sind bereits erfroren. Den amerikanischen Meteorologen zufolge wird auch Europa von dieser kalten Welle in Mitleidenschaft gezogen werden, da dieselbe sich über den atlantischen Ozean nach der französischen Küste hinbewegt.

Halldimkskmim Reutlingen.

Bericht über dir Sitzung der Kammer am 12. Br;rmbrr.

1) Das Protokoll der Sitzung vom 19. Sept. wird als richtig anerkannt; eS werden aber von verschiedenen Seiten Acnderungen an den Beschlüssen über die Sitze und Bezirke der Gesellenprüfungs- Ausschüsse gewünscht.

2) Der Sekretär berichtet über zwei Erlasse der Zentralstelle f. G. u. H. Der erste nötigt zur Wahl eines neuen Vorstandsmitglieds an Stelle des Bäckermstr. A. Flammer-Tübingen, (der aus der Kammer auszuscheiden hat, weil er sein Geschäft aufgegeben); gewählt wird Schlossermstr. W. Zwanger-Tübingen. Der zweite Erlaß der Zentralstelle, welcher die Streitfrage, ob die in Fabrikbetrieben bestehenden handwerksmäßigen Lehrverhältnisse bei der Kammer anzumelden seien, zu Ungunsten der Handwerkskammern ent­schieden, ruft eine längere Erörterung dieser Frage hervor. Beschlossen wird: eine Beschwerde ans Ministerium des Innern zu richten (wie es die Stuttgarter Kammer bereits gethan). Jni Anschluß daran wird weiter gefragt:ob die Hausgewerbe­treibenden ihre Lehrlinge anzumelden haben. Man gelangt zu der Ansicht: die Frage sei im all­gemeinen zu verneinen (da die Mehrzahl dieser Hausgewerbetreibenden hauptsächlich Verfertiger chirurgischer Instrumente, Messerschmiede u. Mund- haAnonikamacher in den Oberämtern Tuttlingen und Spaichingen nicht als Handwerker anzu­sehen sind); aber es müsse doch jeder einzelne Fall untersucht werden. Im ganzen sind (bis zum 11.) rund 3000 Lehrlinge angemeldet worden (die meisten aus den Oberämtern Nagold und Freudenstadt). Schließlich ist aus dem Arbeitsbericht noch zu erwähnen, daß sich in den letzten beiden Monaten das Schreib- und Versandgeschäft sich sehr stark ver­mehrt (was die Anstellung einer Schreibhilfe not-

. wendig gemacht), und daß der Sekretär seit Anfang Oktober in gewerblichen Vereinigungen oder allge­meinen Handwerker-Versammlungen 17 Vorträge gehalten hat (im November allein 11).

3) Die Bestellung der Gesellen Prüfungs­ausschüsse würde da die Ordnung und Vor­beratung der zum Teil erst in den letzten Tagen eingegangenen Vorschläge noch nicht möglich war soviel Zeit beanspruchen, daß alle übrigen Be- ratungsgegcnstände vertagt werden müßten; der Sekretär schlägt deshalb vor: a> nur die Vorsitzen­den (und ihre Stellvertreter) zu wählen; d» die Wahl der Beisitzer dem Vorstand oder einer Kom­mission zu übertragen; o- wegen der Gesellen-Bei-

sitzer, an denen es mangle, die Aufsichtsbehörde um die Ermächtigung zu ersuchen: an die Stellen der Geiellen dort, wo solche nicht zu haben sind, junge Meister treten zu lassen (wie es in Preußen ge­stattet worden). Die Vorschläge » und ck werden angenommen: statt b> wird später angeregt: die Kammer (statt wie geplant, erst im Frühjahr) schon im Januar wieder einzuberufen, damit sie in ihrer Gesamtheit die Wahl der Beisitzer vornehmen kann; was ebenfalls Zustimmung findet.

4) In den Ausschuß für Entscheidung über Beanstandungen in Gesellenprüfungs­sachen werden von der Kammer und vom Ge- sellenausschnß je 4 Mitglieder und 4 Ersatzmänner, und als Vorsitzender Flaschnermstr. W. Braun oen. (Reutlingen) gewählt.

5) Alsunständige Mitglieder" für das bei der Kreisregierung zu bestellende Kollegium für Wassersachen werden gewählt, d. h. den Bei­räten der Zentralstelle zur Auswahl empfohlen: Färbermstr. Joh. Schanz in Horb, Gipsermstr. D. Schweizer in Balingen, Rotgerbermstr. Ehr. Beck in Altensteig, Stadtmüller Martin in Tuttlingen.

6) Auf eine Anfrage der Zentralstelle be­schließt die Kammer zu erwidern: sie halte es für zweckmäßig, daß das Färben der Wurstmasse in Württemberg und der Verkauf gefärbter Wurst waren (von auswärts) wie bisher, so auch fernerhin verboten sein soll.

7) In nicht öffentlicher Sitzung wird der Haushaltplan der Kammer für die Zeit vom 1. Dez. 1900 bis 31. März 1902 festgestellt. (Ge­samtbedarf rund 14 400 ^..)

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