Nun, und was haben Sie mir zu berichten?" frug er leise und führte sie bei Seite.

Die Dame haben mir der Herr Justizrat so genau beschrieben, daß ich sie sogleich erkannte," begann Martha flüsternd.

Gekleidet war sie in"

Die Kleidung interessiert mich nicht," entgegnete ungeduldig der Advokat.Der Herr, welcher bei ihr war, ist die Hauptsache."

Der Herr war nicht jener Fremde."

Wie? Nicht jener Fremde, den Sie in Abwesenheit Ihrer Herrschaft empfingen?"

Nein, er war es nicht, wiederholte Martha und schüttelte mit einem über alle Zweifel erhabenen Lächeln den Kopf.

Dann haben Sie sich geirrt, K>nd!" behauptete Volkmar, der an seine furchtbare Selbsttäuschung noch immer nicht glauben wollte.

Nein, Herr Justizrat, ich habe mich nicht geirrt, denn es war Herr von Harnisch."

Unmöglich!" rief Volkmar, wie von einem elektrischen Schlage getroffen.

Der Begleiter der Dame, die Sie mir be- schrieben haben war Herr von Harnisch, den ich sehr genau kenne", wiederholte Martha, jedes ihrer geflüsterten Worte betonend.

Wissen Sie genau, daß er zu der Dame gehörte und nicht etwa zufällig mit ihr in den­selben Pierdebahnwagen gestiegen ist?"

Wenn die Beiden nicht miteinander ein­verstanden waren, Herr Justizrat, so will ich mir den Kopf abschlagen lassen! Sie sprachen während der Fahrt nicht viel zusammen, aber man merkte leicht, daß sie sich viel zu sagen hatten. Herr von Harnisch richtete dann und wann eine Frage an seine Begleiterin, worauf diese meist durch ein Nicken oder Schütteln mit dem Kopfe antwortete, und dann sah er sie mit einem so gespannten Blicke an, als wollte er das Uebrige aus ihrer Miene saugen. Ganz gewiß halte ihm die Dame etwas Wichtiges zu erzählen, wovon sie ihm unterwegs nur zu naschen gab,"

Haben Sie von dem kargen Gespräch dann und wann ein Wort verstanden?"

Nein, denn es war nicht deutsch, was sie sprachen Vor einem Kaffeegarten weit draußen in der Vorstadt, stiegen beide aus, und ich sah sie hineingehen. Ich tuhr noch ein Stück weiter ^ und kehrte dann mit dem nächsten Wagen zurück,"

Sind Sie gewiß, daß Herr von Harnisch Sie nicht erkannt hat?"

Erkannt hat er mich auf keinen Fall, denn erstens war der Wagen zu sehr besetzt, als daß er mich besonders beachtet hätte, und zweitens schützte mich meine Verkleidung und der doppelt zusammengelegte Schleier vor dem Erkennen."

Ich danke Ihnen vorläufig." jagte Volk­mar.Uebrigens ist die Besitzerin dieser Ver­kleidung von ihrer Reise zurückgekehrt."

Das Mädchen wurde feuerrot und warf einen angstvollen Blick auf die Kleidung, die sie unrechtmäßig trug.

Du meine Güte, stammelte sie, wie werde ich nur in die Wohnung kommen, ohne daß mich das gnädige Fräulein steht!"

Dazu haben Sie noch Zeit, denn Ihre Herrin befindet sich eben noch in meinem Sprech zimmer", versetzte der Advokat.Eilen Sie also ihr zuvorzukommen; verraten Sie ihr aber um Gotteswillen keine Silbe von Ihrem heutigen Abenteuer auf der Pserdeeisenbahn! Hören Sie?"

O, Herr Justizrat!" beteuerte Martha mit gefalteten Händen und wie um Gnade flehend, ich werde stumm sein wie ein Grab!"

Der Boden brannte ihr unter den Füßen und so eilig, als die Höflichkeit es gestaltete, verabschiedete sie sich.

Das diensteifrige Mädchen hatte sich mit ihrer wohlgemeinten Maskerade selbst eine Falle gestellt, die den Advokaten mehr als die feier­lichsten Schwüre ihrer Schweigsamkeit gegen ihre Herrin versicherte und ihm ein augenblickliches Lächeln abnöligte. Dann kehrte er zu seiner Besucherin zurück, ohne auch nur durch eine Miene zu verraten, was in ihm vorging, von welchem überraschend neuen Gesichtspunkte er die Dinge, die Singlinde so nahe angingen, in den

, wenigen Minuten seiner Abwesenheit betrachten ! gelernt halte.

Verzeihen Sie diese Störung, Fräulein Siglinde", sagte er. ihr gegenüber ruhig wieder Platz nehmend.Wir waren unterbrochen wor- den. als sie mir eben die Persönlichkeit jener Fremden, die mit Ihrer kleinen Nichte ver- schwand, näher bezeichnen wollten. Sie war, nach ihrer Aussprache des Englischen zu schließen eine Ausländerin; von Gestalt"

Bon Gestalt war sie etwas kleiner, als ich", nahm Siglinde ihre Rede wieder auf,der Wuchs schlank aber voll; sie war über die erste Jugendblüte hinaus, hatte aber jene frauenhafte interessanten Züge, die man bei Mädchen in den höheren Zwanzigern oft antrifft und welche durch ein dunkles, glühendes Auge noch gehoben wurden. Das sehr reiche schwarze Haar trug sie vorn in Stirnlocken."

Unwillkürlich hatte Volkmar diese Personal- beschreibung mit einem zustimmenden Kopfnicken begleitet, denn dieselbe wies Zug für Zug auf Anna Ritter hin, deren Signalement er selbst erst heute Siglinde's Dienerin gegeben. Er hätte Siglinde, als sie ihn bekümmert verließ, durch die trostreiche Zusicherung aufrichten können, daß er ihrer kleinen Nichte bereits auf der Spur sei und sie in nicht zu ferner Zeit in ihre Arme zu legen hoffe, er hätte ihr noch vieles andere sagen können, was ihr höchstes Erstaunen erregt haben würde, er hätte ihr auch sagen können, wie ein einziges Wort Martha's, ein einziger Name, den sie ausgesprochen, ihm ein unerhörtes Jntriguenspiel, ein teufliches Truggewebe ent­hüllt hatte, daß ihm selbst davon noch schwindelte, er hätte durch wenig Worte sie mit Staunen und Schauder, mit Hoffnung und Freude er- füllen können, aber er wollte und durfte sie nicht mit erdrückenden Geheimnissen belasten, die sie genötigt hätten, bei einer etwaigen Be- gegnung mit Herrn von Harnisch sich in ihrem j Benehmen einen Zwang aufzuerlegen, der diesem i geriebensten aller Gaukler gewiß aufgefallen wäre, j (Fortsetzung folgt.)

Wenn jetzt in derD. Kol. Ztg." lebhaft darüber gepflegt wird, daß in unseren Kolonien > noch kein Zeitungsunternehmen sich; befindet, so treffen diese Klagen jedenfalls nicht zu auf das allerjüngste deutsche Besitztum in Ostasten, denn imLeipziger Buchhändler- Börsenblatt" sucht ein unternehmender Buch­händler einen Kapitalisten zur Begründung einer Buchhandlung in Kiaotschau.

Wie groß Rußland ist, und wie wenig bekannt, zeigt, wie man aus Moskau schreibt, folgende Nachricht, welche dieP.-rmer Gouver- nements-Zeitung" bringt, nämlich die Ent­deckung eines bisher unbekannten Dorfes. Im riefen Walde auf dem Ural wurde kürzlich ein Dorf entdeckt, dessen Einwohner von Gott und Obrigkeit keine Ahnung hatten. Sie sprachen solch ein verdorbenes Russisch, daß man nur mit großer Mühe erfahren konnte, daß sie Nach- kommen der aus Sibirien geflüchteten Raskolniten seien.

New-Jork. In den Ber. Staaten haben bis jetzt bereits 300 Städte die Curfew'iche i Verordnung angenommen, wonach Kinder unter 15 Jahren sich im Winter nicht noch 8 Uhr abends und im Sommer nicht nach 9 auf der Straße sehen lassen dürfen. Man glaubt der Entwicklung des jugendlichen Verbrechertums damit einen Riegel vorgeschoben zu haben.

Als reicheLeute sind 22 Klondyke- fahr er auf dem DampferCorona" am 18. Januar in Seattle, Washington, eingetroffen. Sie bringen Gold und Zahlungsanweisungen im Geiamlbetrage von 900 000 Dollars mit. Die Anweisungen sind der Erlös aus dem Ver- kauf von reichen Gruben-Claims" an Kapitalisten und Gründer. Der reichste unter den heim- gekehrten Goldsuchern ist ein Schwede, Andrew! Oleson mit Namen, dessen Kloneyke-Schatz sich j auf 120000 Dollars bezsflrt. Unter den s H-imgekehrlea befindet sich auch ein Fräulein ' aus Klondyke, deren Goldschatz sich auch in die

Tausende belaufen soll. Das Fräulein bezahl,, für die Schlittenfahrt von Dawson City M Dyea 1200 Dollars in Gold. Die Goldgräber teilen mit. daß man auf der Höhe des Gebirgs. kammes, der an das Klondykegebiet grenzt, di, Erzader entdeckt hat, von welcher die reiche Goldablagerungen herrühren. In der ganz^ Umgegend, am Powder Creek, Hunker Cr«! Henderson River, Dominion, Big Salmon und Stewart River, hat das Goldgraben reichen Gewinn gebracht. Der Uferrand und der Boden dieser Bergströme ergiebt auf diePfanne« Gold im Werte von 4 Dollars bis 100 Dollars Auf Olesons Claim am Eldorado Creek wurde ein Goldklumpen im Werte von 586 Dollars gefunden. Die Goldgräber schätzen den Wert der Goldgewinnung während des Winters in, Klondykegebiet auf 12 bis 15 Millionen Dollars.

sWeibliches Hauptwort.) Junge Frau,- Was heißtNein" auf lateinisch?" Gatte- Dafür giebts in dieser Sprache gar kein be­stimmtes Wort!" Junge Frau:Arme Römerinnen."

Papa tritt in sein Arbeitszimmer und sieht, wie sein Söhnchen die auf dem Schreib, tisch liegenden Papiere zerfetzt. Um Gottes- willen, Du zerreißt ja all' meine Sachen -. Papachen, sei nicht böse: ich Hab' ja nur die zerrissen, wo schon etwas darauf geschrieben war.

sAus einer Verteidigungsrede.). . Meine Herren Geschworenen! Der Herr Staatsanwalt nannte den Angeklagten einen Räuber Der Angeklagte, welcher mich zu seinem Verteidiger erwählte, ist aber kein Räuber, sondern einfach ein dummer Mensch!"

Telegramme.

Berlin, 6. Februar. Die feierliche Ein- weihung der Sankt-Georgen-Kirche fand heute vormittag in Gegenwart des Kaiserpaares und verschiedener Prinzen und Prinzessinnen statt.

Wien, 6. Febr. Der gestrige Ball der Stadt Wien nahm einen äußerst glänzenden Verlauf. Der Kaiser erschien mit verschiedene« Eczherzögen und führte beim Betreten des Fest- saals die Gemahlin des deutschen Botschafters Grafen zu Eulendurg.

Wien, 7. Febr. Deutsch, nationale und slavische Studenten hielten gestern Versamm­lungen ab. Zur Verhütung von Zusammen­stößen waren umfassende Polizeimaßregeln getroffen. Die Versammlungen verliefen ruhig, doch wurden 10 Studenten wegen Widersetzlich­keit gegen die Wache arretiert.

Petersburg, 6. Febr. Ein gestern ver­öffentlichtes Gesetz über die Umgestaltung des Ministeriums des Auswärtigen verfügt die Ver­mehrung des Personals sowie die Konzentrierung der gesamten politischen Korrespondenz einschließ­lich derjenigen über die Angelegenheiten im Orient in der Kanzlei des Ministers.

Petersburg, 6. Febr. Am 30. Dez. waren aus einem über Reval hierherfahrenden Zug von 2 Personen mittelst Durchsägens einer Wagenwand 2 Kisten mit Silbergeld im Betrage von 6000 Rubel gestohlen worden. Die Kisten waren zum Wagen hinausgeworfen und von Mitschuldigen in Empfang genommen worden. Nunmehr sind 4 Hehler entdeckt und 2000 Rubel wieder aufgefunden worden.

Konstantinopel. 6. Febr. (Wiener­meldung.) Der österreich-ungarische Botschafter Frhr. v. Kalize, welcher infolge des Verhaltens ver Pforte in der Merstnaangelegenheit dem Selamlik eine Zeit lang ferngebliedcn war. wohnte auf Wunsch des Sultans dem vorgestrigen Selamlik bei, nach dem er sich für sein Fern­bleiben am vorwöchigen Selamlik entschuldigt hatte. Nach dem Selamlik empfieng der Sultan den Botschafter in Pcivataudienz, wobei er die absolute Unmöglichkeit der Kandidatur des Prinzen Georg von Griechenland für den kretischen Gouverneurposten eingehend und mit mannig« fachen Gründen zu erweisen suchte.

Washington, 6. Febr. Wie das Staats« departement erfährt, ist in San Jose w Kostarige ein Ausstand ausgebrochen.

Redaktion, Druck und Verlag von C, Me eh in Neuenbürg.

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