90
belr. den Termin des Schulaustritts im Jahr 1898. Nach derselben haben in den Gemeinden , in welchen aui Grund des kirchlichen Gesetzes vom 29. Juli 1888 die heurige Kon firmation auf Sonntag Jadika den 27. März festgesetzt ist. die Neukorfirmierten die Schule bis zum 16. April zu besuchen.
Reutlingen, 28. Januar. In einer zwischen einer Frau und einem Schuhmacher von Eningen wegen gegenseitiger Beleidigung gestern vor dem hiesigen Schöffengericht vcr bandelten Privatklage kam wi>dcr einmal das Treiben des „Belsemer Wunderdoktors" zum Vorschein, insofern, wie der „Gen.-Anz " mitteilt, zwei Frauen zugeben mußten, daß sie von demselben e>n Sympathiewittel gegen Ehebruch. ein Sälbchen zum Aufstreichen auf die Thürdrücker ihrer Konkurrentinnen, erworben und, allerdings ohne Erfolg, nach in Anwendung gebracht hatten.
Anstand.
Die französische Republik steht fortgesetzt im Zeichen der Dreyfusiade Am 7. Febr. beginnt vor dem Pariser Schwurgericht der Prozeß gegen Zola wegen Beleidigung des Kriegsgerichts im Esterhazy-Prozeß, welchem neuen Prozeß man in ganz Frankreich mit größtem Interesse entgegenblickt. Inzwischen hat in Paris der kriegsgerichtliche Prozeß gegen den vielge. nannten Oberst Picquart stattgefunden, der be- kanntlich Indiskretionen im Dienst im Zu sammenhang mit der Drey^us-Affaire begangen haben soll; wie cs heißt, erkannte das Kriegsgericht gegen Picquart auf Ausschluß aus der Armee. In der Miltwochesitzung der Depu- ticrtenkammer wies der Marineminister Bcsnard die Angriffe des Radikalen Lockroy auf die französische Flotte als unbegründet zurück und versicherte, daß sich dieselbe in bestem Zustande befinde.
In der französischen Deputierten kämm er hat der Marineminister, Admiral Besnard, das Marine-Programm der Regierung auseinandergesetzt. Er führte aus: „Wir wollen eine starke, kriegsbereite Marine; wir wollen daß die Verbindungen mit Algerien und Tunis gesichert seien. Wir wünschen daß das Mittelmeer ein französischer Golf bleibe. Mit den geforderten Krediten beabsichtigt die Regierung Schiffe zu bauen. welche den gegenwärtigen Fortschritten der Technik entsprechen "
Anteryaltender Heil.
Auf verwegener Bahn.
Kriminalnovelle von Gustav Höcker.
(Fortsetzung)
Etwa acht Tage nach diesem Besuche Siglinde's hatte diese sich von Volkmar vcr» abschiedet und die Reise nach London angetreten, um ihre kleine Nichte abzuholen. Herr von Harnisch war wiederholt dagewescn, ohne den Mel beschäftigten Advokaten zu Hause zu treffen doch stellte sich, als dieser ihn deshalb endlich in seinem Hotel aufjuchte, heraus, daß er nichts Besonderes auf dem Herzen hatte, sondern nur ungeduldig war, zu erfahren, ob Volkmar auf Grund des ihm an die Hand gegebenen Materials schon Resultate erzielt habe. Der Rechtsgelehrte, welcher, wie wir wissen, Niemand in seine Karten blicken ließ, antwortete ausweichend und wies daraus hin, daß bis zur nächsten Schwur- gerichtsperiode, wo der Proz-ß Schönaich zur Verhandlung kommen sollte, noch vollauf Zeit sei. Inzwischen luß er sich keine Nummer des Generalanzeigers entgehen, denn sobald die bekannte Chiffre wieder darin erscheinen werde, wollte er einen entscheidenden Schritt thun. ES war in der Geheimkorrespondenz eine auffallend lange Pause eingetreien und bereits begann dieselbe dem Advokaten peinlich zu werden, als endlich, kaum acht Tage noch Siglinde's Abreise, das ersehnte Stichwort »LmAhb" wieder vor Volkmar's suchendem Auge auftauchte. Der geheimnisvolle Avis, der sich an diese Losung schloß, lautete diesmal folgendermaßen:
„Bin wieder zurück. Alles gut. — 2 U h.r , K l e i st - B r e i l e st r a ß e." Also eine Abwesenheit war die Ursache der langen Pause gewesen; da zu vermuten stand, daß die Parole „Luigiib" beiden Inter« ssenten als gegenseitigts E>k<nnungszeichen diente, so blieb
l die Frage offen, wer der abwesend gewesene i Teil war, ob Anna oder ihr Galan. Doch dies war für den Augenblick von untergeordneter Bedeutung. Volkmar sandte einen seiner Schreiber in Sialinde's Wohnung und ließ deren Dienerin, Martha, die ihre Herrin nicht auf die Reise begleitet hatte, zu sich entbieten
Das Mädchen kam gleichzeitig mit dem zurückkehrenden Boten. Sie wußte, daß Doktor Volkmar die Sache ihres unglücklichen Herrn führte und dachte sich, daß sie irgend eine damit zusammenhängende wichtige Frage beantworten sollte.
„Gewiß erinnern Sie sich noch des fremden Herrn," redete der Advokat sie an. „welcher an dem Tage, wo Herr Schönaich verhaftet wurde diesen hat sprechen wollen, aber nicht mehr zu Hause antraf."
Martha bejahete sehr bestimmt.
„Glauben Sie, daß Sie ihn sogleich wicder- erkennen würden, wenn Sie ihm auf der Straße begegneten?"
„Ei, ganz sicher, Herr Justizrat," nickte Martha, „sogar unter tausend Anderen. Wenn ich mit Jemand nur ein einziges Mal gesprochen habe, weiß ich so genau, wie er aussteht, daß ich ihn malen könnte."
„Um so besser," bemerkte der Advokat „Nun geben Sie Acht, was ich Ihnen sagen werde. An der Ecke der Kleist- und Breitestraße befindet sich eine Haltestelle der Pferdeeisenbahn Dorthin begeben Sie sich heute Nachmittag Punkt 2 Uhr, aber keine Minute später. Um diese Zeit werden sich an dieser Ecke ein Herr und eine Dame treffen und wahrscheinlich den nächsten Pferdebahnwagen besteigen. Ueberzcugen Sie sich genau, ob der Herr jener Fremde ist der . . ."
„An jenem Unglückstage zu Herrn Schönaich wollte," ergänzte das Mädchen verständnisvoll
„Ganz recht. Damit Sie Ihrer Sache auch sicher sind und Zeit haben, sich den Herrn ordentlich anzusehcn, steigen Sie ebenfalls in den Wagen und fahren so weit mit, als Sie es für nölig halten, um sich gründlich zu überzeugen,"
„Und die Dame, die mit dem Herrn Zusammentreffen wird?" frug Martha, „ist sie groß oder klein?"
„Die Dame." antwortete Volkmar, „ist in Ihrer Größe, schlank gewachsen, ohne mager zu z sein, nicht mehr ganz jung, aber immerhin hüblch, Ihr Gesicht ist. was man zstquant nennt."
„Ich verstehe."
„Tie hat große, feurige, schwarze Augen und eben so dunkles Haar, welches sie auf der Stirne genau so trägt, wie Sie das Ihrige. Beobachten Sie das Paar während der Fahrt, lassen Sie sich aber ja nichts davon merken und zeigen Sie namentlich dem Herrn Ihr Gesicht so wenig wie möglich, denn es wäre fatal, wenn er Sie wiedererkennte. Also vor sichtig! hören Sie?"
„Seien der Herr Justizrat nur ganz un besorgt. Wir sind nicht aus Dummsdorf!" entgegnete das Mädchen mit der Keckheit, welche das Bewußtsein einer wichtigen Mission ver- leiht, und dabei schien, nach ihrem neckischen Mienenspicle zu schließen, plötzlich ein schlauer Einfall in ihr aufgeblitzt zu sein.
„Es versteht sich von selbst, daß Sie mit Niemand über die Sache sprechen, sondern das strengste Geheimnis bewahren." fügte der Advokat mit einem so durchbohrendem Blicke aus das Mädchen hinzu, daß dasselbe unwillkürlich einen Schritt zurücktrat und die Hand beteuernd auf's Herz legte. „Sobald Sie Ihren Auftrag aus geführt haben, kommen Sie wieder zu mir, um mir darüber zu berichten."
Nachdem Martha, ganz von der hohen Bedeutung ihrer Mission erfüllt, sich mit einem tiefen Knix empfohlen hatte, gab Volkmar seinen Schreibern Auftrag, ihm das Mädchen, sobald es sich wieder einfinden werde, sogleich zu melden.
Um die Nachmittagsstunde, wo er Martha jeden Augenblick von ihrem Unternehmen zurück eiwarten durfte, begann sich Volkmar's eine prickelnde Unruhe zu bemächtigen. Bon den L ppen eines einfachen Dienstboten sollte er nun hören, ob seine Kombinationen richtig waren, ob j ner schattenhafte Doppelgänger, nämlich
der „Engländer" Anna's und der fremde Be. sucher Schönaichs, hinter welchem sich nach Harnisch's Ueberzeugung Jmhoff verbarg, sich wirklich als ein- und dieselbe Person ausweisen würde, und ob er sich nicht überhaupt durch ein Spiel des Zufalls hatte täuschen lassen, indem er das englische Wort im Generalanzeiger für Anna Ritter's anglisierten Namen hielt und dem Umstande, daß deren zweimalige Abwesenheit sich mit der Stunde des Stelldicheins deckte, allzu großes Gewicht beigclegt hatte. Seine Unruhe nahm derart überhand, daß er keine Aufmerksamkeit mehr für seine Arbeit hatte, sondern oft aujstand, um einige Schritte durchs Zimmer za machen oder ans Fenster zu treten und an den Scheiben zu trommeln. Da sah er Plötzlich draußen eine Droschke Vorfahren; neben dem Kutscher auf dem Bock befand sich ein Reisekorb, aus dem Innern stieg eine Dame, in welcher er, so rasch und schemenhaft auch ihre Gestalt vor seinem Blicke aufgetaucht und wieder verschwun- den war, dennoch Siglinde zu erkennen glaubte. Die Droschke wartete; offenbar kam Siglinde unmittelbar von der Reise und wollte auf dem Wege vom Bahnhofe nach ihrer Wohnung bei Volkmar vorsprechen.
Er gierig ihr entgegen und kaum hatte er die Thür des Vorzimmers geöffnet, als er Sig. linde in bestaubter Reisekleidung vor sich sah. Herzlich von ihm bewillkommt, trat sie in das Sprechzimmer, In ihren Mienen drückte sich große Niedergeschlagenheit aus.
„Sie kommen, wie es scheint allein zurück? ohne das Kind Ihrer Schwefln?" frug Volkmar. „Ist der Kleinen etwas zugestoßen?"
„Sie ist spurlos verfchwunden!" war Sig- lindes überraschende Antwort.
„Verschwunden?!" wiederholte der Rechts- gelehrte erstaunt und betroffen. „Wann ist das geschehen?"
„Drei Tage vor meiner Ankunft in London," antwortete Siglinde.
„Hat Frau W-bster, welcher das Kind anvertraut war, auf Sie den Eindruck einer rechtlichen Person gemacht?" erkundigte sich Volkmar,
„In jeder Hinsicht. Ich fand sie noch ganz unter dem Eindrücke des Schreckens und der Bestürzung."
„In welchen Beziehungen stand sie zu Ihrer Frau Schwester? War ihr Jenny durch Jmhoff oder durch Ihre Frau Schwester übergeben worden?"
„Frau Webster hatte in der Zeitung annonciert, daß sie ein Kind in Pflege zu nehmen wünsche. Darauf hin meldete sich meine Schwester und vertraute ihr Jenny an. Bei diesem Besuche befand sie sich in Begleitung Jmhoff's. Als sie dann noch einmal kam, um von ihrem Töchterchen Abschied zu nehmen, befand sie sich allein. Bei dieser Gelegenheit trug sie Frau Webster auf, ihr etwaige briefliche Mitteilungen über das Kind vorläufig postlagernd zu machen."
(Fortsetzung folgt.)
Thann i. Elf., 1. Febr. „Ländlich-sittlich" oder „ländlich-schändlich" könnte man das Ge- schichtchen überschreibcn, welches wir im „Elsässer" lesen. Gestern, so heißt es da, leistete sich ein hiesiger Schneider in einer Wirtschaft das sonderbare Vergnügen, gegen eine Wette von sieben Liter Wein einer lebenden Ratte den Kopf ab- zubeißen. Er gewann die Wette glänzend. Die Ratte wurde nachher von einem andern Tierfreund abgepelzt, gebraten und verzehrt. Wir wünschen nachträglich noch guten Appetit und wohl bekommS.
Die neuesten „Flieg. Blätter" enthalten folgenden Witz: In der Chemiestunde: Professor: „Was geschieht mit Gold, wenn man es an derfreienLuftliegen läßt?" — Schüler (nach längerem Nachdenken): „Es wird gestohlen!"
Auflösung der Ausgabe in Nr. 18.
Zuerst war 11, vana 7 geworfen.
Rätsel.
Nah' bei Jerusalem juch's; sein Name besteht aus achl Züchen. Wmn ihr drei Zeichen ihm nehmt, liegt es in Deutschland als Stadt.
Anzeigl
Nr. Sl.
Erscheint Mout« Viertelst <^t 1.25, -
An
1. des Lr
2. der Ri
3. der Jo
4. der C
5. des Ja
6. der Gl
7. der Jo sind binnen 6 ü
Den 5. I
Stamms
Aus dem Lenglesmiß konii
Donnerstag
auf dem Rathau 282 St. t 44 „ f 30 „ t 13 „ f 439 „ t 357 .. 8 200 „ § 335 „ j 195 „ g Hiezu wer! Den 3. Fl
Herr
Kreil uh«!
am Montag dl vormiltc auf dem hiesic den Abteilungen Unterer Tieserg Gäherstich. Lehm thal und zwar:
63 Rm. tanr I«3 ..
Den 3. Febru Sta!
Ber
am Montag den nachmittl verkauft die Gem Rathaus aus A! Langjörgenteich. r und Sand der H
2 Rm. tanne 64 „
Den 4. Febrnl
Redaktion, Druck und Verlag von C. Me eh in Neuenbürg,