68

Havannah, 26. Januar. Der amerikanische KreuzerMaine" traf hier ein und wechselte Salutschüsse mit den anderen Kriegsschiffen.

Saint-Louis. 26. Jan. Ein Getreide- speicher, der 3000000 Büschels Getreide. 85 mit Mais befrachtete Wagen, eine Fracht- und eine Güterhalle, sowie eine Anzahl Schuppen um- faßt, ist niedergebrannt. Der Schaden wird auf I Mill. Dollars geschätzt.

Anterhattender Teil.

Auf verwegener Bahn.

Krimmalnovelle von Gustav Höcker.

(Fortsetzung)

An demselben Tage, wo die Depesche von Köln anlangte, fand sich Herr von Harnisch im Bureau des Rechtsanwalts ein, der aber gerade abwesend war.

Er müsse den Herrn Doktor in einer dringenden Angelegenheit sprechen, sagte der Amerikaner dem Schreiber, der ihn empfing, und lasse ihn bitten, die Stunde selbst zu bestimmen, auch wünsche er, doßFräulein Schönaich bei dieser Unterredung ebenfalls anwesend sei. Er hinterließ seine Karte und den Namen des Hotels, in welchem er wohnte.

Volkmar schrieb nach seiner Rückkunft so- gleich einige Zeilen an Siglinde, worin er sie von dem Wunsche des Herrn Harnisch unterrichtete und die Stunde der Zusammenkunft festsetzte.

Pünktlich und fast gleichzeitig empfing er um die bestimmte Zeit den Besuch der beiden Klienten.

Nachdem Harnisch sich dem Rechtsgelehrten vorgestellt hatte, wobei Siglinde ihn durch einige einführende Worte unterstützte, eröffnete er die Unterredung mit der Frage:Glauben Sie. Herr Doktor, daß eine Verurteilung Herrn Schönaichs nicht erfolgen kann, wenn dringender Verdacht gegen einen Anderen vorliegt?"

Volkmar und Siglinde lauschten auf.

Damit würde allerdings der Verteidigung des Angeklagten eine scharfe Waffe in die Hand gegeben sein, auf deren geschickte Benutzung Alles ankäme." antwortete ver Advokat.Doch muß ich erst wissen, welcher Art der Verdacht ist."

Um zur Beanrwortrng dieser Frage zu gelangen, muß ich etwas weit ausholen und mich zunächst an Fräulein Schönaich wenden," versetzte Harnisch. Dann fügte er. sich gegen Siglinde verbeugend, hinzu:Ich sollte ver­muten, daß Ihnen der Name Imhoff bekannt sei."

Die Angeredete schüttelte fremd den Kopf. Ich höre diesen Namen zum ersten Male."

Sie besitzen eine ältere Schwester," fuhr der Amerikaner fort, wie im Tone einer schonungsvollen Frage.

Erika !" kam es leise über Siglinde's Lippen.

Ganz recht. Erika," nickte Harnisch,das war Frau Jmhcff's Vorname."

Frau Jmhoff? . . Erika? .." wiederholte Siglinde gespannt.Sollte Erika, von der wir lange Jahre nichts gehört haben, verheiratet sein? Kennen Sie meine Schwester?"

Harnisch bejahte.Ich habe mit Ihrer Frau Schwester und deren Gemahl, Herrn Jmhoff, gemeinschaftlich auf demselben Dampfer die Reise von Newyork nach Liverpool gemacht. Es war kein blinder Zufall, der uns auf dem gleichen Schiffe zusammensührte. Frau Jmhoff, ebenfalls in Newyork wohnhaft, war telegraphisch an das Krankenlager ihrer Tante berufen worden. Eine Depesche desselben Inhalts führte auch mich nach Europa. Der gleiche Reisezweck ließ uns beide den nächsten Dampfer benutzen."

Während dem Rechtsgelihrten sogleich die beiden Depeschen nach Newyork einfielen, welche Ritter im Aufträge seiner Grundherrin nach dem Telegrophenamte besorgt hatte, beschäftigte Siglinde's Gedanken die widerspruchsvolle Thatsache, daß die Tante auf Ihrem Kranken­lager nach Erika verlangt habe, während sie dieselbe doch aus ihrem Testamente gestrichen und damit unzweideutig und bündig genug den Stab über ihren Leichtsinn gebrochen hatte.

Ich wurde während der Seereise mit Frau Jmhoff näher bekannt." erzählte Harnisch

weiter,und gewann ihr Vertrauen in solchem Maße, daß sie sich offenherzig über ihre Ver­hältnisse aussprach. Sie hatte viel Leid erfahren, und der Kummer erschließt sich gern, wo er Teilnahme findet. Vor ein paar Jahren war sie noch die gefeierte Primadonna einer Opern- gcscllschaft gewesen. mit welcher ihr Gemahl, als Jmpressario, verschiedene größere Städte des Westens bereiste. Da war sie plötzlich von schwerer Krankheit ergriffen worden, die sie ihrer Stimme beraubte; mit ihrem Rücktritt von der Bühne war der Stern erblichen, der bisher über dem Opernunternehmen ihres Gemahls geleuchtet hatte, der schwache Besuch der Bor- stellungcn trug nicht mehr die Kosten ein und in kurzer Zeit war Jmhoff ein ruinierter Mann. Er versuchte sein Glück nun wieder als Schau­spieler, aber wie er früher in diesem seinem ursprünglichen Berufe niemals Erfolg gehabt hatte, io sah er sich auch jetzt wieder in die ganze Misere zurückgeschlendert, welche an den kleinen Wanderbühnen Nordamerika's noch viel jämmerlicher ist, als hier in Deutschland. Seine Lage gestaltete sich immer trost und hoffnungs- loser. An ihren Vater wollte sich Frau Jmhoff nicht wenden, lieber entschloß sie sich zu dem verzweifelten Schritte, ihre Tante um Hilfe anzugehen. Ihre Ehe verheimlichend, schrieb sie unter ihrem Mädchennamen, den sie auch als Sängerin beibehalten hatte, an Frau Rollenstein einen zerknirschten Brief, worin sie ihre Reue über ihr vergangenes Leben ausdrückte und sich zu jeder Buße bereit erklärte. Die Tante war nicht unerbittlich; sie stellte ihrer Nichte die Bedingung, Methodistin zu werden, und lud sie ein zu ihr zu kommen, damit sie sich von ihrer Buße und B sserung selbst überzeuge. Die Nichte sollte, wenn sie diese Probe bestand, bei der Tante eine Heimstätte finden und auch in deren Testamente bedacht werden. Dem Briefe Frau Rollenstein's lag eine namhafte Geld­unterstützung bei, von welcher zugleich die Reise nach Europa bestritten werden konnte" . . .

Das war ohne Zweifel der Besuch, dachte Volkmar, den die alte Dame erwartete und für welchen sie, wie er Frau Ritter hatte sagen hören, ein Zimmer in Bereitschaft setzte.

Harnisch fuhr fort:Frau Jmhoff schwankte, was sie thun solle. Nahm sie das Anerbieten an, so war nur ihr geholfen, nicht aber ihrem Gatten, von welchem sie sich trennen mußte. Die Aussicht auf ein Erbteil war wohl für Beide verlockend, lag aber in ungewisser Ferne. Dieser Unentschlossenheit wurde jedoch ein Ende gemacht, als bald nach jenem Briefe das Telegramm anlangte, worin die plötzlich erkrankte Tante mitteilte, sie fühle ihr Ende nahe, und Erika aufforderte, sofort abzureisen. Jetzt gab es kein Zaudern mehr, auch war keine Zeit zu verlieren. Die Möglichkeit, von der Tante etwas zu erben, war in unmittelbare Nähe gerückt, mit dem nächsten Dampfer reiste Frau Jmhoff ab und ihr Gemahl begleitete sie, viel­leicht aus Mißtrauen, daß die designierte Erbin, einmal durch das Weltmeer von ihm getrennnt, nicht wieder zu ihm zurückkehren möchte. Das war der Anlaß zu der Reise, während welcher ich Ihre Frau Schwester kennen lernte. Ganz zufällig traf ich mit ihr und ihrem Gemahle, nachdem wir uns in London getrennt hatten, auch auf demNorninZ 8tar" wieder zusammen, der uns nach Calais dringen sollte."

Diese Worte waren mit einem unheil­verkündenden Ernst gesprochen. Wie von einer inneren Bewegung ergriffen, erhob sich Harnisch von seinem Stuhle und machte, die Arme über der Brust verschränkt und das Antlitz zur Erde gebeugt, einige Gänge durch das Z'mmer.

Kaum hatte Siglinde vernommen, daß ihre Schwester sich auf dem unglücklichen Dampfer befunden habe, den eine so schreckliche Katastrophe ereilte, als sich ihrer eine namenlose Angst bemächtigte. Ehe sie den Mut fand, sich über Erika's Schicksal durch eine entschlossene Frage Gewißheit zu verschaffen, suchte sie sich in die Erinnerung zu ruien, ob die Rettungsliste auch den Namen Jmhoff enthalten habe; aber ver­gebens strengte sie ihr Gedächtnis an. Der Name war ihr fremd gewesen und würde sich

Redaktion, Druck und Verlag von C. Meeh in Reuenbür

ihr, selbst wenn sie ihn gelesen hätte, ebensowenig eingeprägt haben wie irgend ein anderer. Sie vermochte diese entsetzliche Ungewißheit nicht länger zu ertragen.

Herr von Harnisch!" sagte sie mit bebender Stimme, indem sie aufstand und sich mit der Rechten auf die Lehne des Fauteuils stützte, was ist aus meiner Schwester geworden? Schonen Sie mich nicht, sondern sagen Sie mir die Wahrheit! O, ich ahne das Schlimmste! Ich lese es in Ihrer Miene, ich hatte schon vorhin den Eindruck, als trügen Sie sich mit einer für mich niederschmetternden Mitteilung. Reden Sie! Bitte, reden Sie!"

Doktor Volkmar, dem ebenfalls nichts Gutes ? ahnte, wollte auf Siglinde zueilen, um ihr ! Worte der Beruhigung und der Teilnahme zu f sagen, aber er trat verstimmt wieder zurück, denn Harnisch kam ihm zuvor, indem er, sich schon als Siglindens natürlicher Beschützer und ! Tröster fühlend, ihre Hand ergriff.Mein i liebes Fräulein," sagte er in bittend beschwichtigen- ! dem Tone,leider muß ich Sie auf eine > Trauerkunde vorbereiten." ^

Ein schmerzliches Stöhnen entwand sich? Siglindens Brust.Warum jagten Sie es mirf nicht schon vorgestern?"

Ich fühlte nicht den Mut dazu, auch widerstrebte cs meinem Gefühle, mich bei Ihnen s als Hiobsbote einzuführen." t

Meine arme Schwester ist ertrunken. - k nicht war?" frug Siglinde zögernd und mii i dem Weinen kämpfend. ^

Leider ist es so, wie Sie fürchten." k

Wssen Sie es ganz sicher?" drang: Siglinde m ihn. sich an einen Strohhalm von k Hoffnung klammernd.Könnte sie nicht gerettet » sein, vielleicht noch mit Andern, die man eben-b falls ertrunken glaubt? O, bitte, erzählen Sie» mir, wie das Schreckliche sich zutrug. Wohl ^ las ich den Hergang in der Zeitung, aber ohne k die Aufmerksamkeit, die ich dem traurigen» Ereignisse geschenkt haben würde, wenn ich- gewußt hätte, wie nahe mein Herz dam j beteiligt war." f

Die Katastrophe vollzog sich mit erschreckend!: Schnelligkeit." berichtete der Amerikaner i» tiefem, gedämpften Tone. Es herrschte ein fas! ^ undurchdringlicher Nebel. Da ertönte ei» gewaltiges Krachen. Unser Schiff war von dm : französischen Dampfer, derSirene," gerade in ! der Mitte getroffen. Fünf Minuten nach dm i Zusammenstöße sank es und zwar so rasch, daß f die drei Boote derSirene" von den IM ^ Passagieren desNorning star" nicht de» f vierten Teil zu retten vermochten. Zwar habe f unser Schiff auch drei Boote herabgelassen, aber >. ehe diese noch bestiegen werden konnten, kentert! i das eine derselben, während die beiden andere» so schnell abtrieben, daß sie von Niemand erreicht ^ werden konnten. Was nicht von derSirdne' : ausgenommen wurde, ist ertrunken, darüber! herrscht leider nicht der mindeste Zweifel, dem - stundenlang noch wurde die Wasserfläche rings- : umher abgesucht, jedoch ohne Erfolg. Wir ^ waren im Ganzen einunddreißig Gerettete und; wurden nach Calais gebracht. Aber Ihre Fra» ^ Schwester, nach welcher zu forschen mein Erstes war, befand sich nicht darunter." >

In stillen Thränen ergoß sich Siglinde's ^ Schmerz.

Hatte die Ungleichartigkeit des Alters und f der Charakteranlagen auch stets eine Scheide- f wand zwischen den beiden Schwestern gebildet, s war Siglinde auch noch ein Kind gewesen, als i Erika dos elterliche Haus verließ, so hatte sie i doch nie aufgehört, die Entfernte, Verschollene, : als ihre Schwester zu lieben und ihrer wehmütig : zu gedenken. Sie ließ sich von Harnisch, del ihr die letzte Kunde von der Verstorbene» , gebracht, während der letzten Stunden ihres Lebens mit ihr verkehrt hatte, genau beschreibe», wie Erika ausgesehen, wie ihre Stimme geklungen, welche Kleidung sie getragen hatte, um sich das . Bild fest einzuprägen und es wie eine heiligt Rel'quie in ihrer Erinnerung zu bewahren. f (Fortsetzung folgt.)

g-

Anzeige

Nr. 16.

Erscheint Montag Viertels, -st 1.25, m

Submisf

aus Hinterer Au Obere und Unte Oberer Badwald, berg und das S- Hof und Möttlin Langholz:

Sägholz: Die Offerti ausgedrückt, versc

versehen, längster Rcvieramt Liebe: genannten Stund Das Aussck Auszüge, L amt Hiriau b-zoo

Uieh

Zur Verhüt ist der auf Mont polizeilich verböte Der Pferde Pforzheim.

Revier L i

Kreiihol

Am Dienstag ! vormittag im Ochsen in Lie Monbachhalde. L Heusteig. HerrscI Badwald, Zeller, berg, Markgrafen! Mittlere Sommer Hinterer Mäder. 8 Rm.: buch. 20 l Nadelholz 8 S< Anbruch 10 eich Holz und 161 ll buch. Reisr Die Gemeinde steigert

Kreitag den aus ihrem Gemet 2100 Fichtcnstäl 25 Fichten- II,-V K

5 Eichen II.

30 III.

50 IV.

50 Wagnereic

6 Buchen. Das Holz wi:

zu jeder Zeit dur- Waldhüter vorge? Die Zusammen gsthr beim Rats

Ittersbach. 26 D