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KWis- Md AyzeigeölaLL für dm Bezirk Külw.
76. Jahrgang.
scheint Dienstags, Donnerstags und SamSlags. Die ÄmÄckungSgebkhr beträgt im Bezirk und in nächster Nmgrbnng S Pfg. die Zeile, weiter entfernt 1L Pfg.
Samstag, den 14. Dezember 1901.
, Vierteljährlicher Abonnementspreis in der Stadt Mk. 1.IS
li ins Haus gebracht, Mk. 1 . 15 durch die Post bezogen im Bezirk; >! auger Bezirk Mk. 1i 85.
Amtliche Aekarmtmachrmgerr.
Erlatz des Ministeriums des Innern an die K. Oberämter und an die Gemeindebehörden, betreffen- die Organisation des Arbeitsnachweises.
Vom 3. Dezember 1901.
Wie durch die Bekanntmachung vom 28. Juni 1898 (Amtsblatt S. 261) zur öffentlichen Kenntnis gebracht worden ist, ist, um Arbeitgebern und Arbeitern in Gemeinden ohne eigenes Arbeitsamt einen möglichst leichten Verkehr mit dem nächstge- legcnen Arbeitsamt zu ermöglichen die Einrichtung getroffen worden, daß die Arbeitsämter den Ortsvorstehern, Herbergen zur Heimat, Verpflegungsstationen und Arbeiterkolonien auf Ersuchen eine genügende Zahl von Anmeldeformularen für arbeitersuchende Unternehmer wie für stellen- snchende Arbeiter zur Verfügung stellen, die von den Beteiligten auszufüllen und von den Ortsvorstehern an das nächstgelegene Arbeitsamt einzusenden sind. Da nach den Wahrnedmungen der Arbeitsämter von der hiedurch gebotenen Möglichkeit der Nutzbarmachung der Arbeitsämter vielfach nicht in demjenigen Maß Gebrauch gemacht wird, das zumal in der gegenwärtigen Zeit, wünschenswert ist, so werden die K. Oberämter und die Gemeindebehörden auf den Inhalt der erwähnten Bekanntmachung aufs Neue hingewiesen und aufgefordert, die Thätigkeit der Arbeitsämter auf jede mögliche Weise zu fördern.
Stuttgart, den 3. Dezember 1901.
Für den Staatsminister:
G e ß l e r.
Die Ortsbehörden
werden hiemit auf den Erlaß des K. Oberrekrutierungsrats vom 8. November 1901 (Minist.- Amtsbl. Nro. 21, S. 305) zur genauen Beachtung hingewiesen.
Hienach ist künftig in Spalte 8 der Rekrutierungsstammrolle Stand oder Gewerbe des Pflichtigen ganz genau zu bezeichnen (z. B. landwirtschaftlicher Taglöhner, Bäckergeselle, Cigarrenarbeiter, Handlungs - Reisender). Insbesondere ist bei -Arbeitern und Taglöhnern derjenige Arbeits- oder Geschäftszweig anzugeben, in welchem sie ständig oder meistens arbeiten (ob in Landwirtschaft, bei Forst-, Garten-, Bau-, Eisenbahn-, Chaussee-, Hasen, Kanalarbeiten u. s. w.)
Dabei ist derjenige Beruf anzugeben, welcher seit Verlassen der Schule die längste Zeit hindurch ausgeübt wurde. Wer beispielsweise mehrere Jahre hindurch in der Landwirtschaft beschäftigt und nur das letzte Jahr oder die letzten Monate als Handwerksgeselle oder Fabrikarbeiter thätig war^ ist mit der ersteren, nicht mit der letzteren Beschäftigung nachzuweisen.
Dies hat nicht blos bei der neuesten Rekrutierungsstammrolle pro 1902 zu geschehen, sondern es sind auch die früheren Stammrollen pro 1901 und 1900 entsprechend zu ergänzen.
Die Ortsbchörden werden beauftragt, dies jetzt schon nachzuholen.
Calw, den 11. Dez. 1901.
K. Oberamt.
Voelter.
Bekanntmachung,
betr. Eröffnung -er Oberamtssparkaffe.
Tie Gemeindebehörden und Bezirksangehörigen werden auf die im gegenwärtigen Blatt enthaltene
Eröffnungsanzeige -er Oberamtssparkasse
hingewiesen.
Die Gemeindebehörden erhalten den Auftrag, die Eröffnung der Oberamtssparkasse in ihren Gemeinden ortsüblich bekannt zu machen und den öffentlichen Rechnern zu eröffne», daß die Oberamtssparkasse Gelegenheit bietet, dort Fonds und überschüssige Gelder vor schriftSmäßig anzulegen.
Der Vollzug dieser Aufträge ist im Schnlt- heitzenamtsprotokoll zu beurkunden.
Da die Oberamtssparkasse ein Institut der- Amtskorperation ist, wollen die Gemeindebehörden bemüht sein, daß Interesse für die Oberamtssparkasse bei passender Gelegenheit anzuregen und zu fördern; auch wollen sie den Ortsangehörigen Auskunft erteilen und Darlehensuchende auf die Oberamtssparkasse aufmerksam machen. Zu diesem Zweck werden die Gemeindebehörden je ein Exemplar des Kassenstatuts nach erfolgter Drucklegung desselben zugestellt erhalten.
Calw, 12. Dez. 1901.
K. Oberamt.
Voelter.
Den Ortsbehörden
wird die Neue Ausgabe der Gewerbeordnung für das Deutsche Reich v. Schicker zum Preise vom 23 60 A zur Anschaffung empfohlen.
Calw, den 12. Dez. 1901.
K. Oberamt. Voelter.
Tagesnemgkeiten.
Tübingen, 9. Dez. Schwurgericht. Die Tagesordnung des IV. Quartals umfaßt bis jetzt nur 3 Fälle, zwei Verbrechen der Brandstiftung und eine Amtsunterschlagung. Im ersten Fall war der vorsätzlichen Brandstiftung angeklagt der ledige Goldarbeiter Johann Müßle von Oberlengenhardt, O.A. Neuenbürg. Derselbe war beschuldigt, Ende September d. I. zu Oberlengenhardt seine elterliche Wohnung in Brand gesetzt zu haben, indem er, in berauschtem Zustand nach HauS gekommen, am andern Morgen den neben seiner Schlafstube befindlichen Reisighaufen absichtlich in Brand setzte und dadurch bewirkte, daß in kürzester Zeit das ganze HauS ein Raub der Flammen wurde mit einem Gesamtschaden von über 4000 Der Angeklagte leugnete, der Brandstifter zu sein. Unter den vernommenen 22 Zeugen war kein Augenzeuge. Nachdem die Geschwornen die Frage auf vorsätzliche Brandstiftung verneint hatten, wurde Angeklagter freigesprochen.
Heilbronn, 11. Dez. Aus dem Schutt der beiden abge brannten Oelmühlcn schlagen immer noch die Flammen empor. Die vielen 100 Zentner Oelkuchen, die darin aufgcstapelt waren, dürften noch einige Tage fortglimmen. Aus der Hahn'schen Mühle konnte heute eine große Kufe Oel ausgepumpt werden; eine weitere kann vielleicht morgen noch gerettet werden. Der König hat in einem Telegramm sein Bedauern über das Unglück ausgesprochen und näheren Bericht eingefordert.
Bingen, 11. Dez. Nachdem bereits gestern von den am letzten Sonntag verunglückten vier jungen Leuten der 22 Jahre alte Techniker Otto Horst aus Stuttgart gekündet wurde, wurden heute vormittag in der Nähe von Geisenheim die Leichen der übrigen drei Personen geländet. Es sind dies der 20 Jahre alte Techniker Jakob
Birgel aus Sulzbach bei Saarbrücken, der 19 Jahre alte Techniker Ouandt aus Pfietz in Ostpreußen und der 23 Jahre alte Kaufmann Ritter. Das Segelboot wurde oberhalb Geisenheim geborgen.
Berlin, 12. Dez. (Reichstag.) Die erste Lesung der Zolltarif-Vorlage ist beendet. Auf Antrag des Abg. Graf Schwerin-Löwitz (kons.) wird die Vorlage an eine besondere Kommission von 28 Mitgliedern verwiesen.
Wede
von
Kn. Schimpf. Reichstagsndgrordnktw
bei der ersten Lesung der Mtaris-N-rlage.
Meine Herren, angesichts der vorgerückten Zeit werde ich Ihre Geduld nicht lange in Anspruch nehmen. Ich hätte überhaupt das Wort nicht genommen, wenn nicht mein Landsmann, Abgeordneter Payer, in einer Weise gesprochen hätte, daß ihm ein Württemberger darauf unbedingt erwidern muß.
Der Herr Abgeordnete Payer hat uns mit- geteilt, daß seine Partei, die hier im Hause 7 Mitglieder zählt, einstimmig gegen die Zollvorlage stimmen werde. Schon Herr Minister v. Pischek hat ihn daran erinnert, daß im württembergi- schen Landtage ein Viertel aller dortigen Demokraten für eine angemessene Erhöhung der Schutzzölle auf Getreide und landwirtschaftliche Produkte gestimmt haben. (Hört! hört! rechts.) Und ich kann konstatieren, daß der Herr Reichtagsabgeordnete Augst in einer Versammlung, die ich selbst abgehalten, vor meinen Ohren erklärte, daß auch er für eine Erhöhung der Getreidczölle stimmen werde. (Hört! hört! rechts.) Mit 63 gegen 26 Stimmen hat das württcmbergische Haus der Abgeordneten die Regierung aufgefordert, für eine Erhöhung der landwirtschaftlichen Schutzzölle einzutreten. So ist die Stimmung in Württemberg thatsächlich. (Hört! hört! rechts.)
Wenn von dem Herrn Abgeordneten Payer gesagt wurde, man hätte unS durch die Zolltarifvorlage „in ein Heer von Sorgen gestürzt", so hat er da wohl nur von den Demokraten gesprochen. Das Heer von Sorgen war leider seither auch im Schwabenland zu Hause, in den Bauernkreiscn, und wenn diese künftig aus dem Heer von Sorgen herauskommen, so nehmen wir es leichten Herzens dahin, wenn die Herren Demokraten dadurch in ein Heer von Sorgen hineingestürzt werden.
Von einem „Uebermut der Sieger" habe ich in diesem Hause nichts bemerkt, wohl aber von einem allgemeinen und dringenden Bedürfnis, der notleidenden Landwirtschaft zu helfen. Der Bauer will gar keine hohen Preise, er will gar keinen übermäßigen Gewinn; denn er weiß, daß das im Laufe der Zeit sein Untergang wäre. Mit Rücksicht auf den Preisstand der Produkte werden die Bauern keine ungehörigen Forderungen stellen, sondern sie wollen nur nicht verarmen, nicht „Proletarier" werden und den Sozialdemokraten in die Hände fallen. Da hat allerdings der Bund der Landwirte seine Arme aufgemacht und auch den kleinsten Besitzer in seine Arme ausgenommen. Glauben Sie doch das Märchen nicht, daß Zehntausende von süddeutschen Bauern sich zu Gunsten der ostpreußischen Großgrundbesitzer organisieren ließen! Das ist eine Legende, die nachgerade so schal geworden ist, daß in einer so erlauchten Versammlung, wie der Deutsche Reichstag es ist, io etwas gar nicht mehr behauptet werden sollte. Aber wir haben Leute auf der Linken, — wenn