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Erscheint Dienitag«, Donneritagr und LamSlllgs. vi, Mnrückungägebühr betrügt im Bezirk und in nächster Umgebung » Pjg. die Zeile, weiter entsrrnt 1L Psg.

Donnerstag, den 12. Dezember 1901.

Vierteljährlicher LbonnemerrtSvreiS in der Stadt Me. I.1S ins Haus gebracht, Mt. 1, 15 durch die Dost bezogen im Bezirk; außer Bezirk Mk. 1« 35.

Amtliche Bekanntmachungen.

Bekanntmachung.

Vertrauensmann der Tiefbau-Berufsgenossen­schaft für den Schwarzwaldkreis ist:

Bauunternehmer I. Gulde in Freudenstadt und dessen Stellvertreter:

Bauunternehmer Adam Kirschenmann in Bösingen bei Nagold.

Calw, 10. Dez. 1901.

K. Oberamt. Voelter.

Tagesnenigkeiten.

* Calw, 9. Dez. Im Kirchenjahre 1900 bis 1901 wurden in hiesiger Stadt und zwar in der ev. Kirche 114 Kinder getauft, darunter 108 eheliche und 6 uneheliche. Konfirmiert wurden 77 Kinder, nämlich 34 Söhne und 43 Töchter. Die kirchliche Trauung suchten 37 Ehepaare nach. Ge­storben sind 96 Personen und zwar 61 Erwachsene und 35 Kinder. Gottesdienste fanden im ganzen 204 statt, darunter 91 Predigten, 65 Christen- und Kinderlehren, 24 Betstunden, 15 Bibel- u. Missions­stunden und 9 außerordentliche Gottesdienste. Abcndmahlsfeiern wurden 15 gehalten und sind dabei 1728 Personen erschienen.

Calw. Wie man hört, beabsichtigt Hr. Kaufmann Oesterlen hier sein Geschäft, infolge Krankheit in der Familie, zu verkaufen. Unter an­deren Liebhabern steht auch ein Warenhausgeschäft mit demselben in Unterhandlung.

x Hirsau, 10. Dez. Bei der heute statt­gefundenen Ergänzungswahl des Gemeinderats wurden Maurcrmstr. Weber mit 58 und Bäcker­meister Walz mit 31 Stimmen gewählt. Zer­splittert waren 42 Stimmen. Erwähnt sei noch, daß ca. 50 hiesige Einwohner, aus Gewerbetreiben­den, Fabrikanten, Hausbesitzern, Rentiers, Pensio­nären und Beamten bestehend, nicht wahlberechtigt sind.

Nagold, 8. Dez. Die Fvrstdirektion, Ab­teilung für Körperschaftswaldungen, hat aus Anlaß des Beschlusses der Gemeinden Nagold, Mötzingen und Unterjettingen, dem Körperschaftsförster Wein- land in Nagold den Titel eines Gemeinde- Oberförsters verliehen, auch ihrerseits die Anerkennung für dessen erfolgreiche Thätigkcit während seiner 25jährigen Amtsführung als Körper­schaftsförster ausgesprochen und zum obigen Be­schluß ihre Zustimmung gegeben. Eine öffentliche Feier dieses Amtsjubiläums wird im Laufe dieser Woche stattfinden.

Stuttgart. In der Mordaffäre machte der Oberstaatsanwalt bekannt:Gegenüber den voreiligen Berichten mehrerer hiesiger Zeitungen, daß der hier in Haft befindliche Kolporteur Eugen Winkeler von Altbach offenbar der Mörder der Babette Wirth nicht sei, wird hiermit veröffentlicht, daß gegen Winkeler schwerwiegende Beweise vor­liegen, welche in den letzten Tagen noch verstärkt worden lind. Da indes Winkeler bis jetzt ein Ge­ständnis nicht abgelegt hat, so ergeht wiederholt an alle diejenigen, welche außer den bis jetzt erschie­

nenen Zeugen über das Verhältnis und den Ver­kehr des Winkeler und der Wirth, über sein Verhalten vor und nach der That, über den Ankauf oder den Besitz eines Messers oder über die That selbst irgend welche Angaben zu machen vermögen, das dringende Ersuchen, hier­von unverweilt hierher Mitteilung zu machen." Nach weiteren telephonischen Mitteilungen der Staatsanwaltschaft ist Winkeler beispielsweise am Abend der Mordthat um 9 Uhr mit der Wirth zu­sammen gesehen und im Wortwechsel belauscht wor­den. Winkeler behauptet dagegen, auswärts ge­wesen zu sein. Der Alibibeweis glückt nicht. Auch werden einige sehr verfängliche Redensarten Win- kelers aus den Tagen unmittelbar nach dem Mord bekannt. Gestern nachmittag wurde die Wirt auf dem Pragfriedhof beerdigt; die Erlaubnis dazu hatte die Staatsanwaltschaft schon am Samstag gegeben.

Stuttgart, 9. Dez. Die zunehmende Arbeitslosigkeit in der Residenz veranlaßt das hiesige Arbeitsamt, auswärtige noch in Stellung befindliche Arbeiter darauf hinzuweisen, daß die Aufgabe ihrer Stellung und Wanderung hierher, um hier Arbeit zu bekommen, zur Zeit in der Regel erfolglos bleiben werde. Mit umfang­reicheren Notstandsarbeiten ist nun auch auf dem Areal für das neue Schlachthaus zwischen Gaisburg und Wangen begonnen worden; da die Baustelle von beiden genannten Orten ziemlich weit entfernt ist, läßt die Stadt Stuttgart an die dort beschäftigten Grabarbeiter versuchsweise morgens heißen Kaffee und mittags warme Suppe kostenfrei verabreichen.

Hcilbronn, 8. Dez. Heute früh kurz vor 9 Uhr brach aus der Neckarinsel Hefenweiler in der Hahnschen Oelmühle Feuer aus, vermutlich durch Selbstentzündung ölgetränkter Lumpen oder dergl. Auch die Haubersche Oelmühle fing in kurzer Zeit Feuer. Die ungeheure Hitze setzte bald auch die Rundsche Bleiweißfabrik in Brand. Ob­wohl die Fabrik mit Strömen von Wasser über­schüttet wurde, gelang es doch erst gegen Mittag des Brandes in diesem Gebäude Herr zu werden. Abgebrannt sind drei Häuser und ein Schuppen. Seit 22 Jahren sah man hier kein Feuer mehr von dieser Ausdehnung. Sehr bedroht war auch die stüdt. Mahlmühle, die wiederholt Feuer sing, sowie die Nauchsche Papierfabrik. Aus einem Privathaus wurden die Möbel durch Soldaten in Kähnen über den Neckar gerettet.

Heilbronn, 9. Dez. Ueber die Brand­katastrophe meldet der hiesige Polizeibe­richt: Das Feuer entstand vor neun Uhr in einem Raum der L. Hahn'schen Oelfabrik, in dem Oel und Abfälle aufbewahrt waren durch Selbstentzündung. Es griff so rasch um sich, daß schon nach wenigen Stunden nicht nur die Hahn'schc, sondern auch die Hauber'sche Oelfabrik in vollen Flammen stand. Beide großen Anwesen waren in kurzer Zeit in Schutt und Asche gelegt. Einige Brandteile, die mit großer Wucht fortgeschleudert wurden, trugen das Feuer auf die andere Seite des Neckarufers, wo die Merz'sche Bleifabrik und zwei andere große

Gebäude, sowie einige kleinere Anwesen bald in Flammen standen. Sie konnten jedoch, allerdings mit großen Beschädigungen, noch gerettet werden. Der Schaden läßt sich zur Zeit noch nicht genau berechnen, er wird jedoch auf mehrere hunderttausend Mark angegeben, er dürfte indes durch Versicher­ungen gedeckt sein. 150 Arbeiter sind durch das Brandunglück brotlos geworden.

Riedlingen, 10. Dez. In Pflummern stürzte eine Frau, die eine Laterne in der Hand trug, vor ihrem Hause so unglücklich auf dem Glatt­eis, daß die Laterne zerbrach und das brennende Oel die Kleider der Frau in Flammen setzte. Sie erlitt so schwere Brandwunden, daß ihr Leben ernst­lich gefährdet ist.

Melchingen (Hohenz.), 9. Dez. Große Aufregung bemächtigte sich gestern der hiesigen Einwohner. Einen hiesigen, anfangs der 40er Jahre stehenden Viehhändler in guten pekuniären Verhältnissen, fand seine Frau bei ihrer Rückkehr aus dem Gottesdienst mit 3 Stichwunden sterbend am Boden liegend auf. Er war nur mit Hemd und Unterhose bekleidet, sein Taschenmesser lag neben ihm. Allgemein wurde ein Mord vermutet und dementsprechend auch das Gericht in Hechingen benachrichtigt. Gestern wurden bereits einige Hand­werksburschen, welche im kritischen Augenblick im Orte waren, verhaftet. Die heute vorgenommene gerichtliche Obduktion der Leiche und der Umstand, daß im Hause keine Wertsachen vermißt werden, berechtigen jedoch zu der Annahme eines Selbst­mordes.

Ludwigshafen a. Rh., 7. Dez. Zur Warnung sei nach dem Pfalz. K. folgender betrü­bende Vorfall mitgeteilt, der sich gestern Abend in der Fabrikstraße ereignete: Die Ehefrau des Bäckermeisters Fenchel wollte ihren Kleinen den Nikolaus" erscheinen lassen und begab sich zu diesem Zweck auf den Hof, um den Gefürchteten durch das Zimmer sehen zu lassen. Das 4jährige Söhncheu des Ehepaares entsetzte sich nun aber so sehr, daß eS zitternd und schreiend aus dem Hause hinaus uud auf die Straße lief. Hier brach der Knabe zusammen, und der schnell herbeigeholte Arzt konnte nur den Tod des Kindes feststellen. Ein Herzschlag, vermutlich eine Folge des jähen Temperaturwechsels und der hochgradigen Erregung, hatte dem jungen Leben ein Ziel gesetzt.

Bingen, 10. Dez. Am letzten Sonntag Nachmittag mieteten drei Schüler des hiesigen Poly­technikums mit einem auswärtigen Freunde im hiesigen Hafen ein Segelboot und fuhren mit dem­selben nach Geisenheim, woselbst sie zu Mittag speisten und um 5'/- Uhr sich auf den Rückweg be­gaben. Bis jetzt sind die jungen Leute noch nicht nach Hause gekommen. Auch ist das Boot noch nicht dem Eigentümer zurückgebracht worden. Es ist zu befürchten, daß bei dem starken Sturme und der schon eingetretenen Dunkelheit wieder einmal ein Unglück zu beklagen sein wird. Aus Geisenheim wird noch gemeldet, daß von der dor­tigen Polizeibehörde gestern Nachforschungen nach dem Verbleib der Vermißten angestellt worden sind, daß dieselben jedoch bisher erfolglos waren.