944

Aus Stadt, Bezirk und Umgebung.

Neuenbürg. Zum Pfarrverweser in Birken seid ist auf 29. Dez. ds. Js. der bisherige Stadtvikar Otto Elwert in Aalen bestellt worden.

* Höfen, 20. Dez. (Investitur.) Seit dem Jahre 1894 im Besitz eines eigenen Gottes­hauses und seit Herbst d. I. auch im Besitz eines Pfarrhauses hat die hiesige Gemeinde am 15, d, Mts. auch ihren ersten eigenen Pfarrer bekommen. Die Investitur des neuen Geistlichen fand gestern am 4. Adventsonntag vor zahlreich versammelter Gemeinde in der Kirche hier statt. Die Jnvestiturrcde. ausgehend von dem Wort der Sonntagsepistel, über welche der Geistliche selbst zuvor seine erste Predigt von hiesiger Kanzel aus gehalten hatte: »Freut euch in dem Herrn," legte der Gemeinde ans Herz, welche Wohlthat ihr durch den Besitz eines eigenen Hirten und Seelsorgers geschenkt sei, wie dankenswert eS sei. daß das schöne Gottes- Haus, in dessen Altargrund vor 3 Jahren der Segenswunsch eingesenkt worden, daß »diese KirchemitdemHeil, dassieinWortund Sakrament anbietet, ein Brunn des ewigen Lebens für die Gemeinde werden" möge, nunmehr einen eigenen Diener am Wort erhalten habe, und wie der neue, erste Geistliche vermöge seiner bisherigen Laufbahn, die ihm bald in schlichten, einfachen Verhältnissen, bald in größeren, städtischen Gemeinden seine Arbeit zugcwiesen, eine tüchtige Vorschule genossen habe für den Dienst an der hiesigen Gemeinde, die ja auch gar manigfaltige Aufgaben an ihren Pfarrer stelle. Nachdem auch dem Geistlichen seine Pflichten gegen die ihm anvertraute Ge­meinde. wie zuvor der Gemeinde ihre Verpflicht ung gegenüber dem neuen Hirten, waren vorge stellt worden, folgte die feierliche Einsegnung und Einsetzung des Geistlichen in sein jetziges Amt. Pfarrer Mayer von Calmbach, der bis her den Filialdienst in Höien besorgt hatte, Schultheiß Feldweg und Landtagsabgeordneter Commerell brachten alsZeugen" der Jn- vestiturhandlung dem neuen Geistlichen noch' ihre besonderen Segenswünsche in schlichten, herzlichen Worten dar. Das gemeinsame Fest­mahl im Gasthof zum »Ochsen" vereinigte um die Mittagsstunde eine stattliche Zahl von Teil­nehmern zu geselliger Feier. Den ersten Toast brachte Dekan Uhl aus auf Se, Maj. den König, Landtagsabgeordneter Commerell feierte den neuen Pfarrer und seine künftige Lebensgefährtin, Pfarrer Mayer widmete sein Glas der Gemeinde Höfen, Schultheiß Feldweg sprach dem bisherigen Geistlichen. Pfarrer Mayer von Calmbach, den wohlverdienten Dank aus, der neue Ortsgeistliche selbst. Pfarrer Schneider, gab seinen Empfindungen Ausdruck in Worten des Dankes für die wohlwollende Aufnahme, die ihm geworden, und des Vertrauens im Aus­blick auf die Arbeit und Aufgabe, die seiner warte. Im Nachmittagsgottesdienst begrüßte der neue Seelsorger die konfirmierte Jugend der Gemeinde, indem er mit Söhnen und Töchtern gemeinsam seine erste Christenlehre hielt. Der Jnvestiturtag wazc vom schönsten Sonnenschein begünstigt in wohlthuendem Gegensatz zu dem regenvollen Kirchweihtag vor 3 Jahren, und wir möchten nur wünschen, daß der herrlich klare, blaue Himmel, der gestern sich über Höfen ausbreitete, eine gute Vorbedeutung sei für ein in jeder Hinsicht gesegnetes Wirken des neuen Hirten in seiner Gemeinde Höfen Ro'henbach s "

Neuenbürg, 21. Dez. Die Christbaüm. feiern der Vereine sind zur lieben Gewohnheit geworden. Neben den Gabenverlosungen, welche immer einen großen Anziehungspunkt bilden, bieten die Vereine durch Aufführungen oder gesangliche Leistungen ihr Bestes. So «hat es auch wieder in gewohnter Weise am Sonntag Abend der Turnverein durch seine Feier im Gasthof zum Bären. Der Männerchor des Vereins unter Leitung des Herrn Schullehrer Vollmer brachte schöne Lieder zum wohl­gelungenen Vortrag, so daß sie allerseits Bei- fall und Anerkennung fanden. Die Gaben. Verlosung erfreute sich wieder sehr lebhafter

Teilnahme. Mit ihren Christbaumfeiern folgen, wie gewohnt, der Militärverein am Stephanstagund dcrLiederkranzam Neujahrstage.

/^Ottenhausen, 19. Dez. (Corr.) Der dieses Frühjahr gegründete Turnverein hielt heute im Gasthaus zum »Adler" eine gutbesuchte, ge­lungene Weihnachtsfeier ab. Der Vorstand König begrüßte mit warmen Worten den an­wesenden Militärverein und Liederkranz, sowie die geladenen Gäste und Mitglieder des Vereins. »4 Worte, inhaltsschwer: frisch, fromm, fröhlich, frei", des Turners Wahlspruch, be­handelten flott vorgetragene Verse eines Mit- glieds. Turnerische Stabübungen einer Neger- liege ergötzten die gespannt zuschauenden Teil­nehmer. Besondere Aufmerksamkeit erregten die Lustspiele:D' Heirat" undBor dem Standesamt". Dazwischen hinein erklangen passende Lieder durch den Liedcrkranz vorge- getragen. Ein Weltschmerzler und Unglücksvogel erregte allgemeine Teilnahme; wünschen wir ihm, »daß er doch einmal dazu komme", das Glück beim Schopfe zu packen. Ein Glückshafen bereitete manche Ueberraschung; enttäuschte Hoff­nungen spiegelten sich aber auch in manchem Antlitz. Fortuna, die Glücksgöttin, hat eben doch manchmal zu tolle Launen,'s letzt :st 's Best!" dachte eine kühne Kleine und gewann einen Kuhstriegel. Am Schluffe der Auf­führungen dankten Mitglieder des Militärvereins und des Liederkranzes für die erhaltenen Ein­ladungen und betonten, wie sie durch die viel­seitigen Leistungen des jungen Vereins und durch den im Verein herrschenden Geist der Ordnung und Einigkeit sich angenehm berührt gefunden haben. Ihre Wünschen klangen aus in ein Gut Heil" dem jungen Verein, der sich auf solch noble Art eingeführt hat. Ein flottes Tänzchen belohnte die jungen Turner für ihre gehabten Anstrengungen und Mühen.

M Calmbach, 21 D z. Bei der heutigen GemernderatSwahl wurden unter lebhafter Beteiligung 282 Stimmen abgegeben. Es wurden die seitherigen Mitglieder: Ferd. Bott, Gemeindepfleger mit 250 Christian Proß. Ober flößer mit 190 und Christian Kübler, Zimmer­meister mit 179 Stimmen wiederg»wählt. Hauerobmann Christoph Rau wurde mit 135 Stimmen auf einen erledigten Grmeinderats- posten erstmals berufen. Ansehnliche Stimmen- zahlen erhielten Karl Seyiried, Maurermeister und Bärenwirt Jakob Bolle.

Schwann, 21. Dez. Am gestrigen Montag nach 1 Uhr mittags brach dahier Feuer aus. Dasselbe entstand in einem Schopf an der Hinteren Seite des von Stein­hauer Gottfried Merkte, Glaser Joh. PH. Merkte und Goldarbeiter Joh. Wildemann bewohnten Hauses, zu dem noch Scheuern- und Schopfanbauten gehörten. Letztere sind voll­ständig abgebrannt, ebenso eine Wohnung. Der vordere Teil des Gebäudes mit 2 Wohnungen steht zum Teil noch, ist aber durch die Lösch­maßregeln so beschädigt, daß er wohl abgerissen werden muß. Es herrschte glücklicherweise Windstille. Die Feuerwehr konnte nur in ge­ringer Zahl erschienen, da fast alles im Geschäft auswärts war, trotzdem wurde unter Leitung des wackeren und tüchtigen Kommandanten und mit der ergiebigen Wasserleitung das Feuer in Bälde auf seinen Herd beschränkt. Entstehungs­ursache unbekannt, Verdacht der Brandstiftung. Wildemann und Steinhauer Merkle waren z. Z. des Brandes in Neuenbürg in Arbeit.

Neuenbürg, 20 D zbr. Aus Karls- ruhe, 17. Dez w>rd geschrieben: AlsKunosum für den Wahlspruch: Kauft am Orte! verdient hervorgehoben zu werden, daß eine Dame, welche ihre Einkäufe am Ort machte, sich überall eine R chnung schreiben ließ und nachher die Entdeckung machen mußte, daß sämtliche fünf Rechnungen in verschiedenen Städten gedruckt waren, aber keine am Ort. Obiges trifft wohl für alle anderen Städte zu. Man könnte daher zur Beherzigung aucy den Verkäufern zurufen: Was du nicht willst, das man dir lhu', das füg' auch keinem Andern zu.

Pforzheim. 21. Dez. Nach erregter Debatte hat der Bürgerausschuß mit 49 gegen

46 Stimmen den Ankauf des Bohnenbergerschen Anwesens in der Weststadt beschlossen. Der Preis beträgt rund 357 000 -M. Die von unserem Stadtvorstande in letzter Woche in Person bei der Familie Bohnenberger in Stuttgart unternommenen Versuche, eine Ermäßigung des Kaufpreises herbeizuführen, blieben ohne Erfolg, was in der Sitzung Anlaß zu verschiedenen Bemerkungen gab. Der schon lange bestehende Gegensatz zwischen Ost- und Weststadt hat durch den Kauf noch eine wesentliche Verschärfung erfahren.

Deutsches Aeich.

Berlin, 21. Dez. Die Fürstin Hohen- lohe-Schillingsfürst, Gemahlin des Reichs­kanzlers. ist heute Vormittag an einer Lungen- entzündung gestorben. (Nachdem der Reichs, kanzler erst zu Anfang d. I. ein teures Enkel­kind, das einzige Kind seines ältesten Sohnes, verloren hatte, wird ihm jetzt seine treue Lebens­gefährtin entrissen, mit der er am 16. Februar ds. Js. das Fest der goldenen Hochzeit hatte feiern können. Fürstin Marie Hohenlohe, geb. Prinzessin zu Sayn Wittgenstein-Berleburg, war geboren am 16. Februar 1829 als Tochter des Fürsten Ludwig zu Sayn und der Prinzessin Stephanie Radziwill. Am 16. Februar 1847 vermählte sie sich mit dem Fürsten Chlodwig zu Hohenlohe-Schillingsfürst, dem sie 5 Kinder schenkte.)

Berlin, 21. Dez. DieNordd. Allgem. Ztg." meldet über das Hinscheiden der Gemahlin des Reichskanzlers: Die Fürstin erkrankte kürz­lich in Paris. Der Pariser Arzt, ein Homöo­path. diagnosticierte Leberaffeklion. Er schien dem Uebel keine ernstliche Bedeutung beizulegen, erlaubte der Fürstin regelmäßige Ausgänge und gestaltete ihr die Rückreise nach Berlin. Die Reste scheint eine Verschlimmerung herbcigeführt zu haben, denn leider erwies sich in Berlin eine bösartige Lungenentzündung. Unmittelbar nach dem Bekanntwcrden der Todesnachricht trafen zahlreiche Beileidskundgebungen ein. Die Kaiserin condolierte mittags persönlich. Dienstag Abend findet im kleinen Kreise die Einsegnung der Leiche statt, die sodann in aller Stille nach Schillingsfürst übergeführt werden wird, um am 26 Dezember vormittags in der Familiengruft beigesetzt zu werden. In Berlin findet am 28. ds. Mts. vormittags das Hochamt in der Hedwigskliche statt.

Ueber die Armeekorps, welche zu den nächstjährigen Kaisermanövern herangezogen werden sollen, waren bis jetzt widersprechende Angaben verbreitet. Jetzt verlautet nun aus militärischen Kreisen bestimmt, nach der »Schief. Ztg.", daß die Kaisermanöver des Jahres 1898 zwischen dem 7. (westfälischen) und dem 10. (hannoverschen) Armeekorps stattfinden würden, beide Armeekorps haben seit dem Jahre 1889 nicht mehr an einem Kaisermanöver teilgenommen. Es scheint demnach eine Wiederholung der Kaiser- manöver rn größerem Umfange, wie es in den Jahren 1895, 1896 und 1897 durch Heran­ziehung von je 4 Armeekorps zu diesem »Krieg im Frieden" der Fall war, nicht mehr beliebt werden zu sollen.

In der letzten Zeit find in allen Bundes­staaten die Vorbereitungen für die Durchführung der Novelle zur Gewerbeordnung vom 25. Juli d. I. betr. die Organisation des Handwerks wesentlich gefördert worden. In Bayern haben sich auf Erfordern der Regierung die beteiligten Kreise für Bildung selbständiger Handwerkerkammern unter Erhaltung der be­stehenden Gcwerbekamlüern ausgesprochen. In Württemberg wünscht' man bekanntlich eben- falls besondere Handwerkerkammern neben den bestehenden Handels- und Gewerbekammrrn.

(Eine großartige Millronenenerbschaft) ist nach Deutschland gefallen. »In das Erbe eines in Indien verstorbenen Kaufmannes Marquardt teilen sÄH 4 Erben; man spricht von über 30 Millionen Mark; einer der Erben ist der Aufseher und Musiker Köhler von Branden­burggrube bei Ruda.

Fortsetzung in der Beilage.

Redaktion, Druck und Verlag von C. Me eh in Neueubü.rg.