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war für das Paar ein einziger Honigmond gewesen; keine Wolke hatte niemals den Ehestandshimmel getrübt, nicht ein rauher Windstoß das lachende Meer der Glückseligkeit in die leiseste Bewegung versetzt.
Und wäre es immer Sommer geblieben, so dürfte sich das hier erzählte Geschichtchen kaum ereignet haben. Aber der Winter und seine vielen gesellschaftlichen Verpflichtungen warfen die ersten Schatten in den langen Sonnentag des ehelichen Glückes der jungen Leute. Frau Linda wurde entschieden nervös als sie nun gezwungen ward, ohne mütterliche Unterstützung als Hausfrau nach allen Richtungen hin aus- zutreten, besonders da sie thatsächlich vielen Aerger an der Dienerschaft erleben mußte. Die Gesellschaftsabende, an denen Teil zu nehmen das Paar nicht unterlassen durfte, waren ebenfalls keineswegs dazu angethan, aufgeregte Nerven zu beruhigen.
Heinz gelang es jedoch immer, sein Frauchen wieder in die liebenswürdigste Laune zu versetzen, wenn sie. was häufiger und häufiger geschah, einen leisen Versuch des Schmollens unternahm. Dennoch ward auch er, freilich ohne etwas davon zu ahnen, noch und nach ein wenig nervös, besonders da sich auch im Betriebe der Fabrik ein paar Male leichte Störungen einstelltcn, die, so unbedeutend sie auch erschienen, dennoch Sorgen hervorriefen.
Man schrieb den dreiundzwanzigsten Dezbr.
Heinz und Linda saßen sich im gemütlichen Eßzimmer gegenüber und ihr Gespräch über Tisch drehte sich um die Weihnachtsfeier, an der die Eltern Lindas hatten Teil nehmen sollen. Ein Schreiben des Kommerzienrates aber, das am Morgen dieses Tages eingetroffen, meldete, daß angesichts des naßkalten Winterwetters und in Folge einer leichten Erkältung der Mama, auf die ziemlich lange Reise leider verzichtet werden müsse.
Linda in der ein wenig das verwöhnte Kind noch steckte, dem im elterlichen Hause niemals ein Wunsch versagt werden und die sich seit Wochen auf den lieben Besuch gefreut, hatte fast geweint als sie die Mitteilung des Vaters i erhielt. Dann aber entsprang ihrem Köpfchen I ein Plan, an dessen Durchführung sie keinen- Zweifel hegte und der ihr es erlaubte, Heinz in der allerfröhlichsten Laune zu empfangen.
Beim Nachtisch begann sie:
„Sieh 'mal, lieber Heinz, Weihnachten ohne die Eltern kann ich mir gar nicht denken. Ich habe mir heute etwas ausgedacht, eine Heber- raschung und wie ich Dich kenne, wirst Du gewiß dabei sein.-
„Warum denn nicht?- erwiderte er ahnungslos, sich die Dessert-Cigarre anzündend. „Was hast Du Dir denn ausgedacht, Kleines?-
„Ich meine, wir setzen uns morgen früh in den Schnellzug, nehmen unsere Geschenke wohl verpakt mit und wenn sic zu Hause gerade die Lichter am Baum anzünden wollen, so kommen wir piötzlich herein. Das wäre eine Ucber- raschung, nicht wahr?-
Linda hatte erwartet, daß Heinz enthusiastisch aufspringen würde, um durch einen Jubelruf seine Zustimmung zu ihrem herrlichen Plane zu geben. Mil Befremden sah sie jedoch, daß er ruhig in seiner bequemen Stellung im Fauteuil ausharrte, philosophisch weiter rauchte und endlich zu einem „Aber- ansetzte.
„Es finge woll aber es jeht nich,- berlinerte er ganz gemütlich ohne zu bemerken, daß Linda recht pikiert d'rein blickte. „Ich kann hier leider unter keinen Umständen fort. Die letzten kleinen Betriebsstörungen in der Fabrik erfordern dringend meine Gegenwart. Wir müssen sogar am zweiten Feiertag arbeiten, sonst bringen wir den Zeitverlust nicht wieder ein und können unfern vertraglich festgestellten Lieferungsfristen nicht nachkommen.-
Frau Linda zupfte, während er sprach, mit wachsender Nervosität an dem Spitzensaum ihrer Toilette.
„Mein Gott-, sagte sie — äußerlich ganz gleichmütig, nur das leise Beben der zarten Nasenflügel verrieth die innerliche Erregung — heute ist Freitag. Ich denke. Du wirst nach
all' der angestrengten Arbeit in den letzten Wochen, doch wohl drei oder vier Tage Deiner Familie schenken dürfen, um so mehr,- schloß sie mit etwas erhobener Stimme „als diese kleine Reise einen meiner Herzenswünsche ausmacht und wir am Dienstag Abend wieder zurück sein können."
Heinz merkte noch immer Nichts oder er heuchelte es wenigstens.
Es thut mir wahrhaftig sehr leid,- erwiderte er ernst, „daß ich Dir diesen Herzenswunsch nicht erfüllen kann. Ueber unfern privaten Angelegenheiten stehen aber die geschäftlichen. Papa Karl — er meinte damit seinen Schwiegervater — würde mich gewiß hart tadeln, wenn er erführe, daß ich um einer Spritztour willen, meine hiesigen Pflichten vernachlässigt hätte."
(Fortsetzung folgt.)
Neuenbürg. Frei nach Meister Falb hätten wir doch noch „weiße Weihnachten- zu erwarten. In seinem Witterungsbericht ä. ä. Berlin, 17. Dez., sagt er nämlich: „Seit dem 3. Dezember hatte sich Hochdruck über den Kontinent ausgebrcitet. Am 6. erschien nordwestlich von Schottland eine Depression, welche sich mit einem Kern von 725 wm nach Südost ausbreitele und am 9. bereits den ganzen Kontinent beherrschte. Von da ab drang wieder Hochdruck von Süden hervor. Vom 20. ab ist Regenwetter wahrscheinlich. Der 23. ist ein kritischer Termin II. Ordnung. Um diese Zeit sind Schneefäüe zu erwarten. Bis zum 25. dürften Niederschläge fast allgemein auftreten. Von da ab wird es trocken und ziemlich kalt."
Berlin, 17. Dez. Ein interessantes Arm- band hat der Kaiser seiner Gemahlin zu ihrem jüngsten Geburtstag zum Geschenk gemacht. Es besieht aus den aneinandergereihten Miniaturbildnisscn ihrer sieben Kinder, in der Mitte die kleine niedliche Prinzessin Luise im Babyhut, umgeben von ihren beiden ältesten Brüdern, die gleich dem, Prinzen Adalbert LikUlknanlsuniform tragen! An dem Bildnis der kleinen Prinzessin hängt als achtes das herziörmig gefaßte Porträt des Kaisers. Die künstlerisch vollendeten und sehr ähnlichen Miniaturen sind von Ottilie Wigand Wiesbaden auf Elfenbein gemalt. Jedes Bildnis ist von I einem Kranze Brillanten in abgedeckter Fassung umrahmt, während palmettenanig ausgearbeitete Zwischenteile die Medaillons miteinander verbinden. Bei der geschmackvollen Fassung des Armbandes find 253 Brillanten verwandt.
Paris, 17 Dezbr. Eine Schriftstellerin, welche als Verfasserin von Feuilletonromaven für Volksblätter vor etwa zwanzig Iihren große Erfolge zu verzeichnen hatte, Frau Mie d'Ag- honne, mußte sich schon seit einiger Zeit so kümmerlich durchschlagen, daß sie beschloß, sich Hungers sterben zu lassen. Sie war von irischer Herkunft und scheint die Liebe zu starken Getränken von ihren Vorfahren geerbt zu haben. Wenigstens behaupten ihre Nachbarn, man hätte sie oft in betrunkenem Zustande gesehen. Die siebzigjährige Frau brachte es fertig, vier Wochen lang keine Nahrung zu sich zu nehmen. Als man gestern nach ihr schaute, war sie schon ganz erschöpft und alle Pflege, die ihr gespendet wurde, kam zu spät.
Aus der Schweiz, 17. Dez. Ein bezeichnendes Inserat erläßt Landwirt Flachmüller in Rickenbach bei Winterthur in einigen Z itungen; dasselbe lautet: „Glebt es denn in den Cantonen Zürich, Thurgau und Schaffhausen kein Mädchen mehr, das bei einem Bauern dienen will?" (Ein neugieriger Hase könnte da fragen, ob das wohl nur für schweizerische Verhältnisse Passe.)
(Wie die Erde sterben wird.) Camillo Flammarion setzt in einem längeren Aufsatz aus- einander, daß die Erde aller Wahrscheinlichkeit nach und trotz der sie bedrohenden Umstände eines natürlichen Todes sterben und nicht durch einen Unfall zu Grunde gehen wird. Der Tod unseres Planeten wird eine Folge des Erlöschens der Sonne sein und in 20 dis 30 Jahrmillionen
eintreten. Zwischen diesen beiden Zahlen schwankt der Vernichtungsprozeß aus dem Grunde, weil einerseits die Sonnenverdichtung verhältnismäßig langsam fortschrertet und 17 Millionen Jahren anzuhalten verspricht, andererseits der unvermeid- liche Meteorsturz in die Sonne diese Zeit verdoppeln kann. Aber selbst angenommen, daß die Dauer der Sonne sich noch auf 40 Jahrmillionen belaufe, steht es doch unbestreitbar fest, daß die Hitzeausstrahlung der Sonne'stetig abnimmt und daß der Wärmegrad der Gestirne einem Gleichmaß zustrebt. Dann wird die Erde, dann wird unser gesamtes Planetensystem aufhören, eine Stätte Lebendiger zu sein. Alles, was dazu gehört. wird aus dem Buch des Lebens ausgestrichen sein und sich als ungeheure Kirchhöfe schwarz um eine erloschene Sonne wälzen. Ja, werden die Planeten dann überhaupt noch bestehen? Jupiter wahrscheinlich und vielleicht Saturn. Aber die kleineren Gestirne, wie Erde, Mond. Venus, Mars und Merkur, werden unzweifelhaft ganz untergehen. Schon scheint der Mond uns in das richtige Nichts vorausgegangen zu sein. Auch Mars ist dem endgUtigen Schicksal um Vieles näher als die Erde. Dagegen wird die jüngere Venus uns überleben. Diese kleinen Sterne verlieren ihre Existenzfähigkeit erheblich schneller als die Sonne ihr Feuer. Von Jahrhundert zu Jahrhundert, von Jahr zu Jahr, von Tag zu Tag, von Stunde zu Stunde wandelt sich die Erdoberfläche. Auf der einen Seite bröckeln sich die Festländer ab und werden vom Meere ausgenommen, das unmerklich lang, sam sich des ganzen Erdballs zu bemächtigen strebt, auf der andern Seite nimmt der Wassergehalt der Erde stetig ab. Eine sorgfältige und logische Berechnung legt die Thatsache dar, daß in zehn Millionen Jahren alles Land unseres Planeten durch seine Abbröckelung allein durch Wasser bedeckt sein wird.
(Die bessere Chance.) „Wenn morgen schlechtes Wetter ist, mache ich einen Ausflug!-
— „Sie meinen, wenn cs schönes Wetter ist!"
„Nein, nein, ich lasse mich auf Landpartieen
grundsätzlich nur bei Regenwetter ein!-
— Weshalb denn?- — „Ja, setzen Sie, bei schönem Wetter habe ich immer die größte Angst, es könnte unterwegs zu regnen anfangen !"
(Auch ein Erfolg.) „Nun, wie ist Ihnen der Aufenthalt im Gebirge bekommen?" — „Ach, ich hatte mit einer M 'enverstimmung zu thun, meine Frau war d.. gc , Heit erkältet, meinen Kindern bekam die Luft nicht, die Bonne hat die Influenza, aber unser Moppel hat sich großartig erholt!-
(Der zerstreute Sonntagsjäger.) Frau: „Aber Männchen, was bringst du denn da von der Jagd heim?- — Mann: „Hasen waren nicht mehr da, und da habe ich diese Spickgans geschossen!"
Telegramme.
Petersburg, 18. Dez. Die russ. Telegraphenagentur meldet: Ein russisches Geschwader unter Kapitän Beinow ist soeben in Port Arthur eingetroffen, um dort den W'nter zuzubringen, mit voller Zustimmung der chinesischen Regierung. Dieser Akt ist durch das Bedürfnis einer provisorischen Winterstation ausdrücklich begründet und es darf nicht die R.de sein von einer erzwungenen Occupation oder irgend einer Demonstratio oder feindseligen Absicht gegen China, Deuts«, ^ florti'« pder irgend eine andere Macht. ^^
Moskau. 19D^ul°h^
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Personenzug stieß auf einen dort stehenden'»^: ' Sammelzug auf. 13 Wagen des letzteren wurden zertrümmert. Beide Lokomotiven, 2 G-Päck-, der Post- und 3 Personenwagen deS Personenzugs sind mehr oder weniger beschädigt. 4 Passagiere und 1 Bahnbeamter wurden verletzt.
Koustantinopel, 19. Dez. Der Aus- tausch der Ratifikationen und die Unterzeichnung der Protokolle über den endgiltigen Friedensvertrag hat heute Nachmittag stattgefunden.
Redaktion, Druck und Verlag von C. Meeh in Neuenbürg.
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