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prophezeit: „Für die nächsten Tage sind bei verhältnismäßig hoker Temperatur leichte trockene Schnec'älle zu erwarten, für das erste Drittel des Dezember ist in Mittel- und Süddcutschland strenge irock ne Kälte wahrscheinlich
(lieber den Mittagsschlaf kleiner Kinder) Leider ist die Gepflogenheit, kleine Kinder, welche am Nachmittage schlafen sollen, angeklcidet in ihre BUtcn zu legen, vielfach verbreitet. In den meisten Fällen liegt die Ursache an der B quemlichkeit, das Kind aus- und. anzuziehen. Wüßte die Mutter, wie schädlich diese Gewohnheit ihrem Liebling ist, so würde sie das Aus. ziehen gewiß nicht unterlassen. Das Kind, welches in seinen Kleidern geschlafen hat. wacht, vom Sckweiße erschöpft und ermattet, auf.
Anstatt sich nach dem Schlafe erfrischt zu fühlen, ist es mißlaunig. Die oft nur gelockerten, nicht einmal gelösten Bänder und Knöpfe haben während des Schlafes die Unterleibs- und Brust organe gepreßt, an ihrer freien Bewegung gehindert. das Atmen und die Verdauung erschwert. Deshalb ist es Pflicht der Mütter, die Kinder stets ihrer Kleider vor dem Zubettegehen zu entledigen, beziehungsweise dies denjenigen, wtlchen die Kinder anvertraut sind, anzubefehlen.
(Gegen Warzen und Hühneraugen) empfiehlt sich die Anwendung der Zitrone. Man lege auf dieselben kleine frische Zitronenstückchcn und übcrbinde sie. Wiederholt man einige Zeit hindurch täglich dieses Verfahren so verschwinden allmählich diese lästigen Hautleiden, da die
Zitronensäure die Eigenschaft besitzt, verhärtete Haut weich und geschmeidig zu machen. Aus diesem Grunde ist auch ein Reinigen der Hände mit frischen Zitroncnstücken ein ganz ausgezeichnetes Mittel eine Verschönerung der Hände her- beizuführcn.
(Ehrgeiz) Bankiers-Gattin: „Du Moritz, wir müssen unserer Elsa auch einen Flügel kaufen, wie cs die Maiers gethan haben; wir dürfen uns von solchen Leuten nicht über- flügeln lassen!"
Auflösung des Rätsels in Nr. 185.
Fez. Fee, Feh.
Die Staatsschulden der europäischen Staaten.
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Für Unglückliche ist es bekanntlich ein Trost. Genossen des Leides zu haben. Nun. da kann man jedem, der sich bei der Schwierigkeit des gegenwärtigen Existenzkampfes etwa den Rücken nicht ganz frei von Schulden zu halten wußte, zu seinem Tröste nur empfehlen, einen Blick aus das beistehende Diagramm aus Prof Hick manns Universal-Taschen- Atlas zu werfen. Bei dem Anblick, der sich ihm dort bietet, wird ihm auch des Dichters Wort deutlich werden:
„Der Nebel größtes aber ist die Schuld". Hier ist dies in erster Linie die Staatsschuld Frankreichs, welch letzteres, ob- gleich erst das sünftbevölkerste Land Europas, doch den größten „Record" im Schulden- machen hat. Mit mehr als 25 Milliarden, mehr als dop pelt so viel wie die Schulden des Deutschen Reiches mit all seinen Einzelstaaten ausmachen, steht cs in der Kreide, d. h. es „kontrahierte" auf das unschuldige Haupt jedes seiner Staatsbürger, ob derselbe nun ein gebrechlicher Greis oder ein neugeborener Säugling, einen Pump von 670 ^, der im Durchschnitt von jedem Unter- thanen mit mehr als 25 »kL zu verzinsen ist. Da wir nun aus einem früheren Diagramm ersehen haben, daß vom Jahresbudget Frankreichs auf den Einzelnen ?l entfallen, so ergiebt sich, daß bei den Herren jenseits der Vogesen fast der dritte Teil der jährlichen Staatsausgaben für Schuldenzinsen, sowie Tilgung und Verwaltung der Schuld daraufgeht. Glückliches Land, bissen Kredit trotz dieser ungeheuerlichen Zahlen noch bei weitem nicht erschöpft ist. Da ist Griechenland mit 688 Millionen Schulden, deren Verzinsung und Tilgung den einzelnen jährlich nur mit 8 belastet, weit übler daran, nicht minder Portugal mit über 3 Milliarden Schulden. Diesen beiden kleinen Staatsbankerotteuren pumpt so leicht keiner mehr und wollten sie eine neue Anleihe auflegm, so würden sie wohl eben so ausgelacht, als wenn dies die Türkei wagte, deren Schuld von etwa 2'/» Milliarden mit 3'/- Jahresverzinsung auf jeden Türkenschädel nicht einmal so gefährlich erscheint. Freilich, wo nichts ist, da hat der Kaiser sein Recht verloren; und mag Rußland dem „kranken Mann" noch so oft zurufen, „Mensch, bezahle Deine Schulden", so bleibt jenem unter den jetzigen Verhältnissen doch kaum etwas anderes übrig als das klägliche Geständnis:
„RON P088UWU8."
Nächst Frankreich hat Rußland die meisten Schulden, wenn auch über 11 Milliarden weniger als Frankreich, dann folgen in absteigender
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Linie Großbritanien und Italien, Deutschland, obgleich daS zweitbevölkertste Land in Europa, steht erst in fünfter Linie und das ist sehr nett von ihm ebenso die Absicht Miguels, mit der Tilgung der Schulden, hier speziell der preußi- schen, energischer vorzugehen. Freilich giebts der Leute genug, die solch löbliches Beginnen mit Nasenrümpfen betrachten, denn ein Staatsschuldschein dünkt ihnen eine sehr angenehme und sichere Sache. Sie möchten ihr Geld nicht gerne anders anlegen und lassen sich am Ende noch lieber eine Zinsherabsetzung gefallen als eine Schuldentilgung. Die Schulden des Deutschen Reiches als solches sind übrigens nicht beträchtlich und betragen nicht viel mehr als 2 Milliarden oder auf den Kopf 39 ^ Rechnet man jedoch die Schulden der Einzelstaaten hinzu, so ergeben sich über 12 Milliarden, d. h. 232 pro Kopf, wofür jährlich 514 Millionen Mark auszubringen sind oder 9 ^ 80 ^ für den einzelnen, der insgesamt für das jährliche Budget 58 -IS beizutragen hat. Man kann also kaum sagen, daß diese Verhältnisse sonderlich ungesund seien.
Aus dem Kärtchen über die Staatsschulden der einzelnen deutschen Länder ist zu ersehen, daß Preußen über die Hälfte der deutschen Ge-
samtschuld auf sich geladen hat. Verhältnismäßig hoch steht die freie Hansastadt Hamburg im Debet. Es hat fast so viel Schulden als das mehr als 2'/,mal so stark bevölkerte Baden.
Es scheint nicht anständig zu sein, wenn man als Staat gar keine Schulden hat. Selbst Montenegro wollte in dieser Hinsicht in der Zivilisation nicht Zurückbleiben. Es hat 2 Mill. Mark Schulden und brauchte nur einen einigermaßen reichen Wohlthäter zu beerben, so wäre eS diesen Bettel los, der jeden seiner Staatsangehörigen mit einer Zinsenlast von 5 drückt. Auffällig ist, daß die Tabelle die Gesamtverzinsung pro Jahr nur mit 10000 ^ ansetzt. Fast sollte man annehmen, daß hier irrtümlich eine Null zu wenig angezeichnet steht, denn wer borgte dem armen Fürstentum für '/,°/o?
Die Gesamtschulden der europäischen Staaten belaufen sich auf etwa 108 Milliarden und dieses Vergnügen büßt der einzelne Sohn Europas mit einer Schuld von 288 , an deren Ver
zinsung er sich uoleus voleus beteiligen muß. Die übergroße Mehrzahl aber überläßt dies Geschäft in Wirklichkeit dem besser situierten Mitbruder. So schleppt der eine den andern mit durch, wie es dem Christen geziemt.
(Nachdruck verboten.)
«edattion, Druck und Verlag vou L. vieeh iuNeaeabSrg.