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auf offener See infolge Explosion an Bord ein Raub der Flammen. Zwei Menschen kamen ums Leben.
— Im Etat für die Expedition nach Ostasien für 1902 wird bemerkt: Deutschland läßt an den im Schlußprotokoll vorgesehenen Plätzen Tschilis sowie in Shanghai kleinere Besatzungen, da nach der Ansicht sämtlicher Mächte das Verbleiben solcher im Interesse des Schutzes der Fremden und der weiteren Konsolidierung der Verhältnisse für den etwa nötigen Druck bei den noch bevorstehenden Ausführungsverhandlungen geboten ist. Ob China den übernommenen Verpflichtungen des Schutzes der Ausländer voll zu entsprechen vermag, kann erst eine gewisse Beobachtungszeit lehren, obgleich kein Grund vorliegt, an dem jetzigen guten Willen der chinesischen Regierung zu zweifeln. Zur Zeit ist es nicht zu bestimmen, wie lange deutsche Besatzungen in China bleiben müssen. Jedenfalls ist beabsichtigt, dort nicht länger und nicht mehr Truppen zu halten, als der Schutz unserer Interessen unbedingt erdeischt. Bezüglich der 1902 fälligen erstmaligen Zahlung Chinas wird bemerkt, dieselbe umfasse 10 998 000 Zinsen und 506 824 Amortisation. Der Anteil Deutschlands an der 450 Millionen Taels betragenden Gesamt ent- schädigung ist 90 Millionen Taels. Von den 39 558 824 -./L betragenden Ausgaben des Etats entfallen auf das Heer 26191000 aus die Marine 1150 000 auf Entschädigungen von Privaten und Gesellschaften 11504 824 Wiederherstellung des Gesandtschaftsgebäudes in Peking 47 000 ^5. Letztere zwei Posten aus Chinas Zahlung.
— Ueber die kürzlich erwähnten Grausamkeiten gegen Neger in Kamerun und ihre Bestrafung meldcr das „Berl. Tagbl." aus Hamburg: Der Hamburger Wittenberg, der einen Neger von hinren mit dem Ladstock anpfählte, wurde zu fünf Jahren Zuchthaus verurteilt. Der Kölner Keltenich zündete die mit Petroleum begossenen Hände eines Negers an; er erhielt drei Jahre Zuchthaus. Ter Bremer Haesloop, der einem Häuptling mit der Peitsche ein Auge ausschlug, bekam 8 Monate Gefängnis.
Aus Kiel 1. Dez., schreibt man der Magdeb. Z.: In den letzten beiden Nächten sind neue Messeratteutate auSgeführt worden. Heute früh verbreitete sich in der Stadt mit Windeseile die Nachricht, daß Nachts 1 Uhr ins Hotel „zur Börse" ein Mann eingedrungen sei, der mit einem offenen Messer den Kaufmann Hauchwitz gestochen habe. Die übrigen am Tische sitzenden Herren sprangen sofort auf, ergriffen den Messerhelden
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und machten ihn unschädlich, indem sie ihm eine furchtbare Portion Prügel verabreichten. Dann wurde der Patron verhaftet. Es stellte sich aber heraus, daß der Thäter ein 28jähriger Zimmergeselle ist, der sich mit einigen Kameraden in den Hafenwirtschaften vollständig betrunken hatte und dann von Sinnen mit einem Messer in das Hotel stürzte. Der Mann erklärt heute, gar nicht zu wissen, was mit ihm geschehen sei und was er ge- than habe. Der Messerstecher, der die Unfälle auf Frauen und Mädchen verübt, ist bisher nicht gefaßt worden. Es scheint aber, als wenn die Messerstecherei Nachahmer findet, denn von einer Person sind schwerlich alle Unfälle verübt worden. Die Polizei ist nervös geworden und die Erregung in der Stadt sehr groß.
Wien, 2. Dez. Die Extrapost verurteilt aufs schärfste die Lemberger Demonstrationen gegen Deutschland und bezeichnet es als eine große Dummheit, wegen eines vermeintlich ungerechten Urteils in Preußisch-Polen in Lemberg Fenster zn demolieren und vielleicht dadurch die Abberufung des deutschen Consuls herbeizuführen. Galizien brauche Deutschland notwendiger als dieses Galizien.
London, 3. Dez. Aus Shanghai wird gemeldet: Die Regierungstruppen sind von den Boxern im Nordosten der Provinz Tschili g e - schlagen.
London, 8. Dez. Aus Vryheit wird gemeldet: Zahlreiche Buren sind in der Umgebung aufgetaucht. Die Engländer haben Höhlen aufgefunden, in welchen große Vorräte von Munition und Proviant lagerten. Dewet wäre beinahe in Gefangenschaft geraten, in der Nähe von Kronstadt, wo er sich augenblicklich mit einem kleinen Kommando aufhält. Die Kolonnen Elliot und French verfolgen den Feind und bringen ihm schwere Verluste bei.
Vermischles.
— sBismarck und seineSöhne.j Aus Anlaß der Veröffentlichung „Aus dem Kriegstagebuch des Fürsten Herbert Bismarck" schreibt ein Leser des „Berl. Lok.-Anz.": Am 14. Mai 1890 hatte ich das Glück, gelegentlich der Ueberreichung einer Urkunde über die Pflanzung einer Bismarck- Eiche in den Vogesen vom Altreichskanzler zur Frühstückstafel gezogen zu werden. Außer mir nahm nur noch ein Gestütsdirektor an derselben als Gast teil. Bismarck erkundigte sich bei dem Gestütsdirektor nach einem Offizier, der den Feldzug 1870/71
wie die Grafen Herbert und Wilhelm Bismarck bei den Gardedragonern mitgemacht hatte. Dadurch kam das Gespräch auf die Schlacht von Mars la Tour. „Ja, das war ein heißer Tag," meinte Bismarck. „Ich hielt gegen Abend auf dem Schlachtfelde in der Nähe von Seiner Majestät. Da kommt eine Ordonnanz henrangesprengt und meldet, daß mein ältester Sohn tot, mein Sohn Wilhelm schwer verwundet sei. Wie mir zu Mute war, können Sie sich denken. Ich, ohne es Majestät zu melden, in xleius carrisro in der Richtung fort, wo die Gardedragoner stehen sollten. Nach langem Suchen fand ich sie. Glücklicherweise war es nicht so schlimm. Meinem Sohn Herbert hatte ich, da er in den Feldzug zog, eine goldene Uhr mitgegeben. Diese hat ihm das Leben gerettet. Der Schuß hatte diese getroffen, mein Sohn war infolge der Erschütterung vom Pferde gefallen und so für tot ausgegeben worden, aber bald wieder zu sich gekommen. Schlimmer war es meinem Sohn Wilhelm gegangen. Er hatte, da die Unseren zuerst weichen mußten, erst einen Säbelhieb bekommen, dann, in französisches Jnfanteriefeuer geraten, saß er ab, und sein Pferd als schützenden Schild vor sich, ging er mit zurück. Da kommt ein Dragoner seines Regiments, dem das Roß unter dem Leibe getötet und er selbst verwundet war. Der bittet meinen Sohn, ihn zu retten. Ta nimmt dieser mit den Bärenkräften, die er hat — ich bin auch kräftig, aber ich reiche ihm darin nicht so viel (damit schnippte Bismarck mit den Fingern) heran — den Dragoner, hebt ihn vorne auf sein Pferd, schwingt sich selbst in den Sattel, und in Karriere retten sie sich vor den nachstürmenden Franzosen."
— Die Kneißl sterben in Bayern nicht aus. Nach einer bayerischen Zeitung hat eine Geliebte des Kneißl, eine Schwester seines Freundes und mitverhafteten Genossen Wüst, dem Kneißl fast zur gleichen Zeit, in der er zum Tode verurteilt wurde, einen Knaben geboren.
— Kein Vergnügen ohne Herren. Die jungen Mädchen von Great-Bend (Pennsylvania) organisirten vor einiger Zeit eine Anti-Tabaks-Liga, deren Hauptparagraph dahin lautete, daß kein Mädchen mit einem jungen Manne verkehren sollte, welcher Tabak in irgend einer Form gebrauche. Die jungen Männer der Ortschaft organisirten nun sofort „Schutz- und Trutz-Organisation" und beschlossen einstimmig, nur noch jungen Damen, die außerhalb Gread-Bends wohnen, den Hof zu machen. Eine Zeit lang hielten die jungen Mädchen Great- Bends diese Vernachlässigung aus, aber jetzt hat sich die Anti-Tabaks-Liga in Rauch aufgelöst.
Amtliche und Prirmt-AnMgen.
K. Landgericht Tübingen.
Vvan-ftiftttng.
Der Goldarbeiter Johannes Laible von Liebenzell befindet sich zur Zeil hier in Untersuchungshaft wegen dringenden Verdachts die nachgenannten Brände in Liebenzell vorsätzlich gelegt zu haben:
1) Sonntag, den 25. Septbr. 1898, abends 7'/» Uhr (Brand der Geschirrbrennhütte seiner Mutter, der Hafners Witwe Marie Laible).
2) Sonntag, den 25. März 1900, abends 8'/- Uhr (Brand zweier Holzhütten und eines Schweinestalls am Haus seiner Mutter).
2) Sonntag, den 20. Januar 1901, nachts 9'/. Uhr (Brand der Stallung und Scheuer des Flaschners Georg Katzenmaier und des Polizeidieners Strobel, ferner des Wohnhauses des Briefträgers Beck).
4) Sonntag, den 17. Februar 1901, morgens 3°/. Uhr (Brand einer Solzhütte an der Scheune des Bauern Michael Käppler).
5) Ostersonntag, den 7. auf Montag, den 8. April 1901, nachts 12'/, Uhr (Brand der Scheune des Michael Käppler).
6) Montag, den 12. August 1901, nachts 10 Uhr (Brand der Scheuer des Lammwirts Johann Georg Wohlleber).
7) Dienstag, den 10. September 1901, nachts 9'/, Uhr (Brand der Schulscheuer).
8) Sonntag, den 15. September 1901, nachts 10 Uhr (Brand in der Kegelbahn des Bierbrauers M. Sattler).
9) Montag, den 28. Oktober 1901, abends 8'/. Uhr (Brand der Scheuer des Wagners Christian Weber).
Zur Belohnung derjenigen, welche der Behörde weitere noch nicht bekannte Anhaltspunkte geben und Angaben machen, auf Grund deren der Thäter überführt werden kann, sind folgende Geldbeträge ausgesetzt:
1. seitens des Gemeinderats Liebenzell 200 Mark,
2. seitens des K. Verwaltungsrats der Gebäude-
brandverficherungsanstalt 400 Mark.
Tie Verteilung der Belohnungen erfolgt, falls mehrere Personen in Betracht kommen, durch die Behörde.
Es wird hiemit jedermann, der über die genannten Brandstiftungen sachdienliche Auskunft zu geben vermag, aufgefor-ert, sich bei dem Unter
zeichneten oder dem Stationskommando Calw oder der Landjägerstelle Liebenzell zu melden.
Anonyme Zuschriften werden nicht berücksichtigt.
Tübingen, den 3, Dezember 1901.
Der Untersuchungsrichter
Landrichter Hezel.
- .... . .
Dkrgkbllitg M ÄrHknbMöldkitrn.
Die nachstehenden Arbeiten zu der Erbauung der neuen 2,5 ^ langen Straße von Calw nach Altburg werden hiemit zur Bewerbung ausg>/^en.
1) Erdarbeiten veranschlagt zu 34 370 -..5«
2) Maurer-, Steinhauer-, Betonier-
und Pflasterarbeiten „ „ 45 415 „
3) Chaussierungsarbeiten „ „ 11930 „
zusammen 91715
Der Kostenvoranschlag, die Pläne und das Bedingnisheft können bei der Straßenbau-Inspektion eingesehen werden.
Liedhaber zur Uebernahme obiger Arbeiten, welche nur an einen Unternehmer vergeben werden, haben ihre nach Prozenten des Kostenvoranschlags auszudrückenden Angebote unter Anschluß von Zeugnissen über Fähigkeit und Vermögen, schriftlich, versiegelt und auf der Adresse genau als „Angebot für Straßenbauarbeiten" bezeichnet, bis Donnerstag, den 12. Dezember d. I., nachmittags 2 Uhr, bei der Straßenbauinspektion portofrei einzureichen. Eine Stunde später wird die Eröffnung der Angebote, welcher auch die Bewerber anwohnen können, auf dem Rathaus in Calw vorgenommen werden. Der Zuschlag erfolgt innerhalb 20 Tagen.
Calw, den 3. Dezember 1901.
K. Straßenbau-Inspektion.
S ch ad.
Um Beiträge für die
Heil- u. Mege-Änstalt Mariaberg
bittet
Regirrnngsral Uorlter.