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76. Jahrgang
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Erscheint Dienstags, Donnerstags und SamStagS. j Die EtnrückungSgebühr beträgt im Bezirk und in nächster > Umgebung 9 Pfg. die Zeile, weiter entfernt 12 Psg. >
Donnerstag, den 5. Dezember 1901.
Vierteljährlicher AbonnementSpreiS in der Stadt Mk. 1.1S in» Haus gebracht, Mk. 1. 15 durch die Post bezogen im Bezirk; auyer Bezirk Mk. Li Sö.
Amtliche ZLeLarmtmachmrgen.
Die Ortsbehörden
werden wiederholt aufgefordert, den Nachweis der Erledigung der Wegvisitationsdefekte,
soweit dieser noch nicht erbracht ist, binnen 5 Tagen unter Anschluß der' Visitationsprotokolle hieher zu erbringen.
Calw, den 3. Dezember 1901.
K. Oberamt. Voelter.
Bekanntmachung.
Am nächsten Sonntag, den 8. Dezember ds. Js., wird in Hirfan die Durchführung der Röhrenleitung für die Wasserversorgung daselbst durch die Nagold vorgenommen werden. Da hiezu ein möglichst niederer Wafserstand vorhanden sein sollte, wird den Wasserwerksbesitzern auf den Markungen Altbulach, Stammheim, Calw, Hirsau aufgegeben, ihre Wehrfallen am Samstag, den 7. Dezember «ach Feierabend (7—8 Uhr zn öffnen und am Sonntag früh wieder zu schließen.
Calw, den 3. Dezember 1901.
K. Oberamt.
Voelter.
Tagesneuigkeiten.
Calw, 3. Dez. (Egsdt.) Weihnachten ist in der Nähe! Die Geschäftsleute haben ihre Schaufenster jetzt mit den schönsten Waren geschmückt und hoffen nun auf einen regen Verkauf, der sie für manche schwere Sorge des ganzen Jahres entschädigen soll. Die Läden sind gefüllt mit guter und preiswerter Ware und ein jeder kann am hiesigen Platze finden, was er zum Feste braucht. Es ist nun leider auch hier vielfach die Sitte oder Unsitte eingerissen, daß man von auswärts, aus der Residenz oder den Großstädten seine Waren bezieht, entsprungen aus dem Vorurteil, als ob man sie dort besser und billiger finde. Jeder, der die Stadt gern hat, in der er lebt, sollte sich befleißigen, auch in derselben seine Einkäufe zu machen und damit beitragen, daß die einheimischen Geschäfte sich immer mehr heben und vervollkommnen können. Anderseits ist man zu hoffen berechtigt, daß die Geschäftsinhaber gegen Jedermann, ob mehr oder weniger bemittelt, gleiche und auch billige Preise halten. Sollte es Vorkommen, daß mancher Artikel nicht auf Lager ist, so wird jeder gute Geschäftsmann in kürzester Zeit den Bestellern das Gewünschte herbeischaffen können. Es dürfte deshalb die Mahnung berechtigt sein: Kaufet am Platze!
Calw, 2. Dez. Der gegenwärtige Besitzer des Bades Tein ach hat im vergangenen Frühjahr das Bad selbst nach kaum erfolgter Eröffnung wieder geschlossen und sich diesen Sommer nur mit dem sehr rentablen Absatz von Wasser der heilkräftigen Hirschquelle befaßt. Durch das Lcerstehen des Bades zur Sommerszeit entgeht natürlich der Gemeinde Teinach mancher Verdienst, den sie schmerzlich vermißt. Da der Badbesitzer sich nun geneigt zeigte, das Bad samt Quelle zu verkaufen, so schloß die Gemeinde mit demselben einen Kauf in der Höhe von 1'/» Millionen Mark ab. Da die kleine Gemeinde jedoch mit dem Kauf ein sehr be
trächtliches Risiko übernommen hätte, wurde ihr seitens der K. Kreisregierung die erforderliche Genehmigung verweigert. Der Badbesitzer beabsichtigt nun, dem Vernehmen nach, das Bad für sich allein zu verkaufen, die Quelle aber zu behalten. Es ist jedoch sehr zweifelhaft, ob die K. Sjaatsregierung hiezu ihre Genehmigung erteilt, denn unter der Bedingung der bleibenden Zusammengehörigkeit wurde seinerzeit das im Besitz des Staates befindliche Bad an einen Privatmann verkauft.
Hirsau, 1. Dez. (Egsdt.) Trotz der ungünstigen Witterungsverhältnisse sind die Wasserleitungsarbeiten in den letzten Wochen erfreulicherweise wesentlich rascher fortgeschritten als dies anfänglich der Fall gewesen ist. In dem links der Nagold gelegenen Teil von Hirsau sind die Röhrenleitungen bis auf Kleinigkeiten fertig gestellt und wäre es zu wünschen, daß den Winter über vorläufig dieser Teil Hirsau's mit Wasser versorgt würde, was wohl keine besonderen technischen Schwierigkeiten verursachen dürfte. Den in einer eigenen Wasserversorgungsanlage bestehenden großen Fortschritt der Gemeinde Hirsau haben wir eigentlich in der Hauptsache dem Herrn Regierungsrat Völker zu verdanken, der für die Ausführung dieses alten Projekts in anerkennens- und dankenswertester Weise eingetreten und dem es hauptsächlich auch gelungen ist, die bürgerlichen Kollegien von der Notwendigkeit dieser Anlage zu überzeugen und dem sich innerhalb dieser Körperschaft bemerkbar gemachten Widerstand erfolgreich zu begegnen. Es ist an der Zeit, darauf hinzuweisen, daß die bürgerlichen Kollegien von Hirsau in ihrer Majorität nicht sonderlich von fortschrittlichen Ideen erfüllt sind, es sei nur beispielsweise noch erwähnt, daß über eine Anregung zur Beseitigung der Polizeistunde seitens eines alten angesehenen Mitglieds des Gemeinderats, anläßlich der Beratung des im August erlassenen neuen Ortspolizeistatuts, die bürgerlichen Kollegien ohne weiteres zur Tagesordnung übergegangen find. Eine solche Körperschaft — es ließen sich noch andere drastische Beispiele dafür anführen — ist dringend reformbedürftig. Damit den Anfang zu machen, bietet die bevorstehende Gemeinderatswahl Gelegenheit und ist es zur Erreichung dieses Zwecks unbedingt erforderlich, daß die zahlreichen hiesigen Einwohner, die noch nicht im Besitz der bürgerlichen Rechte sind, solche unverzüglich erwerben. Den Gemeindekollegien stehen in nächster Zeit weitere größere Entscheidungen bevor, es sei nur an die Korrektion des Calwer Wiesenwegs und an die Beleuchtungsfrage erinnert, zu deren Lösung, nachdem der Anschluß an das Calwer Gaswerk versäumt worden ist, sich durch die Erwerbung einer geeigneten konstanten Wasserkraft demnächst neuerdings Gelegenheit bietet. Es müssen solche Gemeinderats- mitglicdcr gewählt werden, die Verständnis dafür besitzen, veraltete Vorschriften und Verordnungen aus der Welt zu schaffen, den Zeitverhältnissen entsprechende Neuerungen einzuführen, und die zum Wohl von Hirsau dessen Weiterentwicklung, insbesondere als Luftkurort nicht hindernd im Wege stehen. —
Stuttgart, 3. Dezbr. Zu der Leiche der ermordeten Babette Wirth, die am Sonntag
noch öffentlich im Leichenhause des Pragfriedhofs ausgestellt war, war der Menschenandrang in den gestrigen Nachmittagsstunden ein so enormer, daß der Ordnungsposten die zuströmende Menge zuweilen kaum zu überwachen im stände war. Bezüglich der Täterschaft ist trotz eifrigen Forschens der einschlägigen Behörden keine neue Spur gefunden worden. Die anonymen Briefschreiber haben ihrer Meldepflicht leider noch keine Genüge gethan.
Wiesbaden, 3. Dez. Wie das Wiesbadener Tageblatt meldet, ist in der Familie des Jakob Krupp ein Vergiftungsfall vorgekommen. Derselbe hat aus der Adler-Apotheke in Straßburg Thee wegen seines Asthma-Leidens bezogen und ist nach dem Genuß desselben ebenso wie seine zwei Kinder im Alter von 8 und 10 Jahren unter Vergiftungs-Symptomen erkrankt. Der Vater wurde heute Nacht nach dem Krankenhause verbracht, woselbst er lebensgefährlich darniederliegt.
Berlin, 2. Dez. Im Vorwärts-Pro- zesie verurteilte heute die 7. Strafkammer des Landgerichts l den Redakteur Robert Schmidt vom Vorwärts wegen Beleidigung des Generalmajors v. Kettler durch Veröffentlichung der sogenannten Hunnenbriefe zu 6 Monaten Gefängnis und den Redakteur John zu 7 Monaten Gefängnis. Der Staatsanwalt hatte 3 bezw. 4 Monate beantragt.
Berlin, 2. Dezember. Eine hiesige große Brauerei hat nach der „Welt am Montag" den Arbeitern angekündigt, daß in Zukunft vielleicht Entlassungen in großer Zahl vorgenommen werden müßten. Soweit thunlich würden sich die Entlassungen auf unverheiratete Leute beschränken. Tie Entlassenen dürfen eine andere Beschäftigung suchen, würden aber während der Dauer ihrer Arbeitslosigkeit die Hälfte ihres Lohnes weiter ausgezahlt erhalten. Bei steigender Konjunktur würden sie dann sofort wieder eingestellt.
Berlin, 3. Dez. Das Kaiserpaar wird heute Abend bei dem Reichskanzler Grafen Bülow dinieren.
Berlin, 3. Dez. Tie sozialistische Fraktion wird morgen im Reichstag eine mit 8 431784 Unterschriften versehene gegen jede Erhöhung der Lebensmittelzölle gerichtete Petition einbringen.
Berlin, 3. Dez. Ueber die von England zugestandene und bereits an die deutsche Regierung gezahlte Entschädigung für die in Südafrika durch den Krieg geschädigten deutschen Reichs-Angehörigen sind einige irrtümliche Mitteilungen verbreitet worden, denen gegenüber nach den Morgenblättern festgestellt werden muß, daß die Auszahlung von 600 000 seitens Englands an die deutsche Regierung und von dieser wiederum an die direkt Geschädigten durch Vermittelung des Auswärtigen Amtes erfolgt ist.
Berlin, 3. Dez. Aus Kopenhagen wird dem Lokal-Anzeiger telegraphiert: Ter norwegische Dampfer „Vaagan" wurde aus Drontheim kommend