„Wie heißen Sie?- fragte der Vize kurz und warf einen Blick auf meine Achselklappen.
„Füsilier Bornemann von der 12. Compagnie xten Füsilier-Regiments-, meldete ich beklommenen Herzens.
„Stimmt, Ihr Vorname?"
„Hermann, Herr Feldwebel!"
„Stimmt erst recht! Kommen Sie 'mal mii!"
Er schritt voraus an eines der Pontons. Die Fahrzeuge lagerten umgekehrt. das heißt mit der offenen Seite nach unten auf einem glatten Lager von Belagbalken und Bohlen und diese wieder auf einem eigens zu diesem Zweck konstruierten Wagen. „Da hinaus!- Mit handfestem Griff packte mich der grimmige Gewalthaber am Hosenbund und hob mich unter bescheidener Nachhilfe meinerseits unter das Ponton ins Trockene. Es war hier wundervoll sauber und nett wie in einem parkettierten Prunkzimmer — so schien mir's wenigstens damals. Der Herr Feldwebel entwickelte darauf aus einem verschlossenen und fest angerödelten Kasten eine große wollene Decke, die er auf den Bohlen ausbreitete.
(Schluß folgt.)
Heber Auswanderungswesen.
Nach den Annalen des Deutschen Reiches wandertea im Jahre 1896 über die deutschen Häfen Bremen, Hamburg und Stettin 25771 Personen aus Deutschland aus. Von diesen gehörten ihrem Berufe nach an: der Landwirtschaft 2776 — 10,8 °/„
der Industrie 4667 — 18,1 „
dem Handel u. Verkehr 3521 — 13,7 „
dem Arbeiterstande 5706 — 22,1 „
anderen Berussarten 798 — 3,1 „
ohne Berufsangabe (die Mehrzahl wohl Arbeiter) 8303 — 32.2 „ 24771 — 100 °/°
Der Arbeiterstand bildet also das Hauptkontingent der Ausgewanderten.
Auf Württemberg entfallen hiervon 1102 Personen und zwar 532 männliche und 570 weibliche. Diese 1102 Württemberger nahmen als Ziel für ihr neues Heim die Vereinigten Staaten von Amerika, Mexiko, Westindien, Brasilien, Argentinien. Chile, Afrika, Asien und Australien in Aussicht. Die meisten Würtlem- berger wandcrten nach den Vereinigten Staaten von Amerika aus.
Nach Südafrika begaben sich 1896 im Ganzen 77 deutsche Reichsangehörige und zwar die Mehrzahl derselben nach den Goldfeldern von Transvaal.
Zu den im Ganzen über deutsche Häfen Ausgewanderten gehörten u. a. auch über 3000 unter 1 Jahr alte Kinder. Wieviele von diesen in den fremden Landen an Hunger und Entbehrung zu Grunde gehen, entzieht sich natürlich amtlichen Erhebungen.
Die meisten Personen wandelten im Mai, die wenigsten im Dezember aus. Zur Bewältigung des gesamten Auswandererverkehrs waren nicht weniger als 1155 Schiffe nötig; es gingen durchschnittlich pro Tag also 3 Schiffe mit Auswanderern ab.
Bon außereuropäischen Plätzen wurden nach Hamburg 20223 und nach Bremen 26719 Personen zurückdefördert, worunter sich 588 mittel- lose Rückwanderer befanden. Von letzteren wurden 586 aus Amerika, 1 aus Afrika und 1 aus Asien zurückbefördert; auch kamen aus England 752 mittellose Rückwanderer. Gesamtsumme der aller Mittel entblößten Rückwanderer 1340. Unter diesen befanden sich 81 Personen aus Deutschland, welche ohne einen Pfennig ihr Eigen zu nennen, die Heimat wiedersahen. Außerdem wurden nach Bremen 344 Personen (worunter 42 Deutsche) zurückbesördert, welche in den Ver. einigten Staaten von Nordamerika nicht zugelassen wurden. Hierunter befanden sich 93 Per- sonen, welche angeblich vor ihrer Einschiffung Arbeitskontrakte abgeschlossen hatten.
Die Beförderung dieser Rückwanderer erfolgte größtenteils durch die Polizeibehörden rc. und es mag für manchen ein peinliches Gefühl gewesen sein, anstatt der erhofften Reichtümer, leere Taschen mit in die Heimat zu bringen.
Die Zahl der deutschen Auswanderer ist übrigens andauernd im Rückgang begriffen, es hat dies seinen Grund wohl darin, daß die Ver- einigten Staaten von Amerika unter den augenblicklich daselbst herrschenden wirtschaftlichen Verhältnissen, den Zuziehenden nicht mehr dieselben Vorteile bieten als früher; auch Nordamerika verfährt gegenwärtig strenger mit der Aufnahme von Auswanderern, was die Zahl der mittellosen Rückwanderer 588 pro 1876 gegen 86 pro 1895 beweist.
Man schreibt der „Frkf. Ztg.-: Die Angelegenheit des Kapitäns Drehfus erinnert an eine Episode des Württemberg. Obersten Rieger, späteren Kommandanten der Festung Hohenasperg. Rieger und der Minister Graf Montmartin gehörten zu den Günstlingen des Herzogs Karl Eugen von Württemberg, jeder suchte den andern auS der Gunst des Fürsten zu verdrängen, aber bei der außerordentlichen Schlauheit der Rivalen war es längere Zeit keinem von beiden möglich, sein Ziel zu erreichen. Endlich fand Montmartin Gelegenheit, dem Herzog Briefschaften in die Hände zu spielen, welche Rieger des Landesverrats durch Konspiration mit Preußen, oder — wie es anderwärts heißt — geheimer Umtriebe mit Karl Eugens Brüdern verdächtig machten. Ob die Verdachtsmomente begründet und das oder die Schriftstücke echt waren, ist nicht erwiesen. Die Echtheit wird an mehreren Stellen der zeit- genössischen Litteratur bezweifelt, eine genaue Aufklärung scheint nie erfolgt zu sein. Daß aber der Herzog sich durch die vorgelegten Schriftstücke überzeugen ließ, wird durch sein Verfahren dargethan. Am 28. Nov. 1762 kam Oberst Rieger wie gewöhnlich zur Parade und ging auf den Herzog zu. Dieser, der ihm bisher den Rücken gedreht, wendete sich plötzlich um. schrie ihn an: „Schändlicher Verräter", und riß ihm den Militärorden ab. Dann trat Montmartin heran, nahm Rieger den Degen ab, zerbrach die Klinge und warf ihm die Stücke vor die Füße; zwei Adjutanten rißen ihm den Kordon vom Hute, das Achselband und die Aufschläge ab. Furchtbar betroffen stand Rieger da. „Eure Durchlaucht-, stammelte er, „sind falsch berichtet." „Nur zu gut", rief der Herzog und stieß ihn mit dem Stocke vor die Brust, „fort mit dem schlechten Kerl!" — Wer sich noch der Prozedur erinnert, der Dreysus nach seiner Verurteilung unterworfen wurde, wird die Achnlichkeit derselben mit dem eben (nach Pfaffs Geschichte von Württemberg) geschilderten Vorgang nicht verkennen. Rieger wurde sofort in einem verschlossenen Wagen von Stuttgart nach dem Hohenasperg und einige Tage später nach dem Hohentwiel gebracht, wo er vier Jahre in einem unterirdischen Gewölbe, ohne ein Menschenantlitz zu sehen und ohne die geringste Erleichterung seiner Lage zu erlangen, gefangen saß Dann kam er durch die Vermittlung der Stände los, mußte aber das Land verlassen und durfte erst 1772 wieder zurückkehren. Des Herzogs Gunst erreichte er zwar nicht wieder in dem früheren Umfange, wurde aber doch zum General und Kommandanten der Festung Asperg ernannt, wo er 1782 starb.
Eine Mark-Twain-Anekdote erzählt die römische Tribuna: „Der Chefredakteur eines großen Blattes" — so plauderte Mark- Twain jüngst im Freundeskreise — „gab einst einem meiner Freunde, einem jungen Schriftsteller, ein Manuskript zurück mit den ernsten Worten: „Lieber Herr! Die Naturforscher empfehlen den Schriftstellern, Fische zu essen, weil dieses Nahrungsmittel dem Hirn Phosphor zuführt. Ich kann Ihnen im Augenblick nicht genau sagen, wie viel Fische Sie essen müssen, aber wenn das Manuskript, das ich Ihnen soeben mit Vergnügen zurückgegeben habe, ein treues Spiegelbild und Muster dessen ist, was Sie gewöhnlich schreiben, glaube ich behaupten zu dürfen, daß ein paar — Walfische von mittlerer Giöße für Sie nicht zu viel sein würden." — Soweit das Geschichtchen der Tribuna. Es ist recht lustig, aber in der Naturgeschichte muß
einer von den Dreien schwach sein, entweder die Tribuna oder der Chef-Redakteur oder Mark- Twain selbst. Denn die Walfische galten trotz ihres Namens bisher nicht als Fische, sondern als Säugetiere.
Laßtdie kleinen Schulkinder besser aussch lasen! Ein Lehrer in Magdeburg konnte sich lange den Umstand nicht erklären, warum seine im Alter von sechs Jahren stehenden Kleinen an der ersten Unterrichtsstunde nur selten mit völlig befriedigendem Erfolge teil- nahmen. Eines Tages kam er nun auf den originellen Einfall, zu, folgendem Experiment zu greifen. Eine Viertelstunde nach Beginn des Unterrichts sagte er zu der kleinen Schar: „Kinder, ihr braucht jetzt nicht aufzupassen; machts euch so bequem wie möglich, und schlaft auch, wenn ihr wollt!" Eine lautlose Stille trat ein. Und siehe da! Als er nach etwa einer Viertelstunde den Unterricht fortsetzen wollte, stellte cs sich heraus, daß von 48 Kindern 35, also dreiviertel der Klasse, schliefen. Nun wurde es ihm klar, weshalb die Kleinen dem Unterricht nicht folgten, wie er es gewünscht; sie hatten nicht ausgeschlafen. In England beginnt der Schulunterricht in den letzten Klassen erst um 9 Uhr.
(Das Küssen der Kinder durch fremde Personen,) zu denen unter ollen Umständen auch die nächsten Verwandten zu rechnen sind, ist eine verwerfliche Unsitte. Man ahnt nicht, wie viele Mund-, Nase- oder Rachekrankheiten übertragen werden können, und diese Vermutung ist kein leerer Wahn, sondern schon hundertfach durch drastische Beispiele erwiesen. Es gilt diese Mahnung besonders für jene Eltern, die sorglos ihre Kinder von weltfremden Leuten küssen lassen, ohne dabei zu bedenken, daß auf diese Weise eine der schrecklichsten Krankheiten, die Syphilis, den unschuldigen Geschöpfen eingeimpft werden kann. Der Kuß des Kindes gehört den Eltern und Geschwistern, aber nicht Fremden.
(Das Schneiden der Fußnägel.) Sehr mit Unrecht werden dieselben analog den Fingernägeln, so recht die Ecken heraus, wie man zu sagen pflegt, geschnitten. Man thut dies, damit die Nägel nicht wehe thun bei der engen Fußbekleidung, aber das gerade Gegenteil wird mit der Zeit bewirkt. Kommt ein solcher Fuß in den Schuh oder Stiefel, so hören zwar alle Leiden einige Zeit auf, die Haut an den Zehen wird aber nun umsomehr zusammeng«drückt, weil dies durch das Entfernen des Nagels leichter geschehen kann; der Nagel wächst aber in seiner ursprünglichen Richtung, d. y. gerade aus, und wächst dadurch leicht in das Fleisch ein. Man schneide deshalb die Nägel an den Zehen stets gerade ab, lasse ja aber die Ecken über das Fleisch herousstehen, denn nur dadurch läßt sich dem schmerzhaften Einwachsen der Fußnägel Vorbeugen.
Reisender beim Zahnarzt: „Werde ich aber auch keinen Schmerz fühlen, wenn Sie den Zahn ziehn?" — Wild-West-Zahnarzt: „Nicht im Geringsten!" (Zum Gehilfen, ihm einen Gummi-Knüppel reichend): „Schlagen Sie ihn übern Schädel, damit er so lange ohne Besinnung ist!"
Gedankensplitter.
Jeder ist seines Glückes Schmied — aber der Zufall schmiedet mit.
Die Feder, die zu tief in Begeisterung getaucht wird, giebt Kleckse.
Es ist besser, ein unberedter Weiser, als ein beredter Thor zu sem.
Der größte Teil unserer Sorgen kommt nur deshalb so schnell, weil wir ihnen die Hälfte des Weges entgegengehen.
Homonym.
(Nachdruck verboten.) Gesprochen werd' ich gleich,
Geschrieben doch mit Unterschied.
Weiblich bin ich ein Teil vom Meer, Männlich der Titel eines fremden Fürsten.
Redaktion, Druck und Verlag von C. Meeh in Neuenbürg.