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Am Vortage der Galavorstellung stand Miß Ellen an die Rampe der Manege gelehnt, als Pietro sie ansprach.
„Guten Morgen, Miß.- sagte er ruhig und griff nach ihrer Hand, um auf dieselbe einen Kuß zu drücken
Die Engländerin ließ ihm das Vergnügen.
„Guten Morgen. Signor," entgegnete sie lächelnd und indem sie mit ihren schlanken Fingern nach der Höhe der Arena wies, setzte sie hinzu: „Nun heute machen Sie wohl die letzte Probe? Ich wünsche Ihnen Glück zum vollkommenen Gelingen Ihrer Arbeit"
Pietro warf einen schnellen Blick nach ihr
„Jawohl, es ist die letzte Probe, Miß und von dem heutigen Tage wird das Gelingen abhängen."
Sie hatte nicht darauf acht gegeben, daß er das kleine Wörtchen: „letzte" ganz eigentümlich betonte: „Das Hauptgewicht der Arbeit liegt entschieden in den Händen Ihres Bruders und wie ich ihn gestern da oben sah, da fürchtete ich fast für sein Leben."
(Schluß folgt.)
Zur Trinkgeldfrage im Gast- wirtsgewerbe hat der Ostdeutsche Gast> Wirts-Verband eine bemerkenswerte Kund- gebung erlassen, in welcher es u. A. heißt: „Der Ostdeutsche Gastwirts-Verband hat von jeher gegenüber der Trinkgeldfcage die Stellung eingenommen, daß er die auf Trinkgelder basierte Anstellung von Kellnern für unvereinbar mit dem soliden Gastwirtsgewerbe erachtete. Hin- sichtlich dieses Punktes sympatisiert der Ostdeutsche Gastwirts-Verband durchaus mit den Gastwirts gehilsen. Dem Kellner steht das Recht zu, für von ihm geleistete Dienste von seinem Prinzipal, nicht aber von einem beliebigen Dritten bezahlt zu werden. Zudem ist das Trinkgelder Unwesen eine offenbare Beleidigung sowohl des soliden Gastwirts als auch des Gastwirtsgehilfen. Es wäre zu wünschen, daß von Reichswegen auch hierüber möglichst bald eine Enquete veranstaltet und dann auf gesetzgeberischem Wege gegen dieses Unwesen energisch vorgegangen würde, das sich bisher trotz aller Stellungnahme da gegen, mochte dieselbe nun von Privaten oder von Korporationen ausgehen, immer mehr ent- wickelt hat und wohl geeignet erscheint, das solide Gastwirtsgewerbe in empfindlichster Weise zu schädigen. An der Hand der Statistik würde eS leicht sein, diese schweren Schädigungen auch im Einzelnen nachzuwelsen." -
Bei Abschluß von Mietsverlrägen auf längere Zeit ist schon jetzt Rücksicht zu nehmen auf das bekanntlich im Jahr I960 in Kraft tretende bürgerliche Gesetzbuch. Nach dem selben haftet nämlich nur der Mieter mit seinem Mobiliar für die Mietsforderung, nicht aber die Ehefrau mit dem ihrigen. Um der sich hieraus ^ergebenden Gefahr des Mietsverlustes zu ent« l- jWen, namentlich in den Fällen, wo die sämt- -lltchen Wirtschastssachen der Frau angehören, schließen die Vermieter in großen Städten den Vertrag mit den Eheleuten und lassen denselben auch von beiden Ehegatten unterschreiben.
(Wie viel ist ein kleiner Finger wert?) Durch einen Unfall war einem Gesellen der kleine Finger der linken Hand zerquetscht worden und mußte deshalb amputiert werden. Der Geselle verlangte von der Berufsgenossenschast eine Rente, die ihm zunächst auch gewährt, später aber wieder entzogen wurde. Die Berufsgenossenjchafl meinte, daß der Verlust des kleinen Fingers der linken Hand keine Beeinträchtigung der ErwcrbSfähigkeit bedinge. Auf die Beschwerde des Gesellen hat das Rcichsverstcherungsamt entschieden, daß dem Verletzten ein Anspruch aus Zahlung einer Rente von 10 pCt. zustehe, da der kleine Finger an Bedeutung für die ErwcrbSfähigkeit gleich nach dem Daumen und Zeigrfinger komme.
Der Notstand unter den jungen Aerzten Berlins steigert sich von 2^g zu Tag Gegen wärtig kommt auf je 500 Personen ein Arzt. Am rücksichtslosesten zeigt sich der ärztliche Konkurrenzkampf in den westlichen Stadtteilen, wo
es Straßen giebt, in denen fast jedes dritte Haus einen Arzt beherbergt.
(Die Liebenden und die Liebeserklärung.) Eine englische Zeitung veröffentlicht eine ebenso interessante wie originelle Statistik. In derselben wird behauptet, daß von 100 Fällen 36 Männer ,ei der Liebeserkärung das Mädchen ihrer Wahl in die Arme schließen — natürlich, wenn sie es duldet. Ungefähr 67 Männer küssen die Er- orene aus den Mund, 4 von 100 auf die Wange oder das Haar und 2 höchstens begnügen ich mit einem Handkuß. Mindestens 72 Liebende pressen das Händchen ihrer Schönen an das eigene männliche Herz, 14 haben beim Sprechen einen Kloß in der Kehle, und 9 sagen, mit einem tiefen Seufzer: „Gott sei Dank!" Nur 7 von 100 erklären sich für die Glücklichsten unter der Sonne, und 5 können während der ersten 10 Minuten überhaupt nicht Worte finden. 3 von 100 — so versichert der Statistiker — tehen im wichtigsten Moment auf einem Fuß 2 sinken auf die Knie und mindestens 20 schlucken erst ein paar mal etwas, das ihnen im Halse leckt, todesmutig hinunter, und 10 öffnen mehrere Male den Mund und schließen ihn wieder, ehe sic zu sprechen anfangen. — Was nun das Verhalten der Frauen anbetrifft. so meint der ausmeikjame Beobachter, daß 81 von 100 weiblichen Wesen dem Mann bereitwilligst in den Arm sinken. 68 verbergen ihr Gesicht errötend an seiner Schulter und höchstens eine läßt sich in die Polster eines Srss ls fallen — notabsnö wenn ein solcher bereit steht. Die größere Hälfte von 100 schlingt die Arme um den Nacken des Geliebten, 6 ungefähr vergießen leise Freudenthränen, während 44 in lautes Weinen ausbrcchen — aus welchem Grunde wissen sie selbst nicht. Einige Mädchen, viel» leicht 4 von 100, sind in der That überrascht, mehr als 80 aber wußten ganz genau, was kommen würde, wenngleich sie auch mit nieder- geschlagenen Augen sagen möchten: „O, es ist so plötzlich!" 60 Mädchen blicken mit Augen „voll von Liebe" zu „ihm" empor und eine von 100 läuft sofort davon, um das wichtige Ereignis irgend einem fühlenden Menschen brühwarm milzuteilen
(Für eine möglichst sichere Ueberwintcrung der Kartoffeln) ist eine gute, treckene Lagerung und vor allem Durchlüftung des Lagers Haup:- .ersiordernis. Eine ganz vorzügliche Hilfe, um 'die Kartoffeln im Keller gut zu erhalten, besteht auch in der Anwendung solcher Mittel, w.lche mit großer Kraft Feuchtigkeit an sich saugen. Ein derartiges Mittel ist frisch gebrannter Kalk, der in kleinere Stücke zerschlagen in den Keller gelegt wird. Einige Zentner Kalt halten die Kellerlust auf lange Zeit trocken und der Kalk, welcher allmählich zu Staub zerfällt, bildet" für später ein unentbehrliches Material zur Brr- besserung kalkgründiger Felder. Handelt es sich nur um die AufbeuHhrung-von kleinen Kartoffel, mengen so empfiehlt es.fich die Kartoffeln aus eine Schicht Itrockener Asche, gleichviel welcher Art zu legrn. In städtischen Haushaltungen erhält man so die Kartoffeln in sehr gutem Zustande bis spät in den Sommer hinein, wenn nur die Asche gelegentlich einmal erneuert wird.
Gefälschten Honig zu erkennen. Man versetze eine Probe des zu prüfenden Honigs mit der doppelte« Menge Spiritus und schüttele beides recht stark um. Bildet sich hiernach ein trüber Niiderjchlag, so ist der Honig mit anderen Stoffen versetzt, da reiner Honig sich in Alkohol vtllig auflöst.
In einem kleinen thrrrngischen Blatt findet sich folgende seltsame.Eh r e n e r k lä ru n g: „Die gegen meine Bratt, Fräulein A. S., öffentlich außgestoßenen Beleidigungen nehme ich hiermit reumütig zuckck, da dieselben von mir völlig erlogen sind. Hingegen erkläre ich mich für einen frechen Velleumder und gemeinen Spitzbuben, der von Rechswegen ins Zuchthaus gehörte. E. W.. Kutschr." Hoffentlich wird die an ihrer Ehre gekrackte Dame mit dieser Erklärung zufrieden sein.
Eine deutsche Edelfrau gab ihrem Sohne, als er auf Reisen ging, drei Stecknadeln mit. Die erste, sagte sie, flcke vor deinen Geldbeutel, damit du nichts verschwendest; diezweite vor den Mund, damit du nicht voreilig schwatzest; und die dritte vor deinen Brustlatz, damit du dein Herz bewahrst, denn alle drei dürfen nicht zu weit offen stehen.
Eine anmutige Kathederblüte erzählt man sich vom srühern Leiter der großen Frauenklinik in Breslau, Geh. Rai Prof. S. „Meine Herren," redete er die jungen Assistenzärzte an, „ich kann Ihnen die kalten Umschläge nicht warm genug empfehlen: man wiederholt dieselben so lange, bis das Kind tot ist."
(Schlau) Zimmervermielcrin (zu einem Studiosus): „Wenn Sie das Zimmer mieten wollen, muß ich vorher bemerken, daß es 30 monatlich Miele kostet. Ist Ihnen das genehm?" — Studiosus: „Selbstverständlich!" — Vermieterin: „Dann kann ich Ihnen das Zimmer nicht geben; denn wer bei diesem Preis so gleich- giltig ja sagt, der will gewiß schuldig bleiben."
(Biel verlangt.) Beim Hutmachcr: „Geben S mir an Hut — aber an, mit dem i net gar z dumm ausschau!"
Gedankensplitter.
Oft verrät sich die Lüge durch überschwängliche Beteuerung.
Wer Großes will und es nicht erreicht, dem gilt es gleich, ob er an der ersten oder an der letzten Stufe gescheitert ist.
Manche lernen mit vielem wenig, andere mit wemzem viel; jene sind die Gelehrten, diese die Weisen.
Auflösung des Rätsels ln Nr. 183.
Pindus — Indus.
Rätsel.
Zum Wort vereinigt 12 3 Getragen wird in der Türkei,
Und 1 2 2 ist allbekannt Als Wesen aus dem Fadclland.
Fügt man zu 1 und 2 noch 4.
So nennt das Rärselwort ein Thier
Telegramme.
Berlin, 24. Nov. Die „Nationalzcitung" erfährt jetzt mit größerer Bestimmtheit, daß Prinz Heinrich die eine ostasiatische Kreuzer- division kommandieren werde. Der Chef des ganzen Geschwaders bleibe Kontreadmiral Diedcrichs. — Die Kriegsschiffe „Deutschland" und „Gestori" gehen voraussichtUch am 10. Dezember von Kiel nach China ab.
Plön, 24. Nov. (Reichstaqswahl.) Bisher wurden gezählt für v. Tungeln, (Konservative und Bund der Landwirte) 7130, Weinheber (Sozialist) 2441, Damaschke (nationalsozial) 2295, Schmidt, (freis. Volkspartei) 1571, Höck (freisinnige Vereinigung) 1359 Stimmen. Die Ergebnisse aus einer Anzahl kleiner Gemeinden stehen noch aus.
WellitiM Ws kn „knzWk"
für den Monat Jezemöer werden von sämtlichen Postanstalten und Postboten angenommen. In Neuenbürg abonniert man bei der Exped. d. Bl.
Der Enzthäler enthält bekanntlich die amtlichen Bekanntmachungen sämtlicher Behörden des Oberamtsbezirks. Wie er über die wissenswerten Ereignisse im Bereiche der Politik schnell orientiert, was ihm besonders durch telegraph. Nachrichtendienst möglich ist, so legt die Redaktion großen Wert auf gediegenen Unterhaltungsstoff und Mitteilung gemeinnütziger Sachen.
Wir bitten deshalb alle unsere Freunde, mit uns dafür zu wirken, daß
„Der Gnjthiilrr"
in jedem Hause bekannt und heimisch werde.
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«edaktto», ivrn< n»d «erlag vor «. «eeh i» Re«, »bürg.