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Dieser Gesichtspunkt sollte in einer demnächst abzu. haltenden Versammlung energisch betont werden. An einer Versammlung müßten sich aber auch alle interessierten Gemeinden beteiligen, sie sollten sich schon ihrer Verantwortlichkeit der kommenden Generation gegenüber bewußt sein. Außer den bereits genannten Orten sind es doch namentlich Neusatz, Rothensol. Schielberg, Pfaffenroth, Bür­bach. Bernbach, Hecrenalb selbst, (auch Dobel kommt noch in Betracht), welche nicht ruhig zu- sehcn können, baß sie keine Verbindung mit der Amtsstadt und dem Enzihal erhalten sollen, denn die projektierte Bahn von Ettlingen-Busenbach über Ittersbach nach Brötzingen kann doch für sie alle nicht in Betracht kommen, da es Nie- mond von ihren Einwohnern einfallen wird, von Marxzell aus thalabwärts bis Busenbach-Ettlingen und dann herauf nach Ittersbach u.s.w.zu fahren. Eine Ablenkung des Verkehrs von Ittersbach aus in das badische Gebiet würde namentlich von Seiten der Gemeinden Conweiler und Feld- rennach nicht auSbleiben. Nicht geringeres Interesse als die eben genannten Gemeinden hat auch die Amtsstadt daran, daß der Verkehr von den Amtsorten her nicht nur erhallen bleibt, sondern statt ins Badische abgelenkt noch ge­steigert wird, um so mehr als ja bekanntlich gerade Neuenbürg vermöge seiner geographischen Lage und wegen der nicht gerade günstigen Lage seines Bahnhofs und dann wegen der Nähe der Industriestadt Pforzheim einen schweren Stand hat. Die Gefahr einer Verkehrsablenkung kann nur vermindert werden, wenn, wiederholt gesagt, gleichzeitig mit der Bahnlinie von Elt- lingen über Ittersbach nach Pforzheim ein Anschluß in Marxzell und eine Verbind- ung mir Neuenbürg hergestellt wird. Nach vorstehenden Ausführungen darf wohl erwartet werden, daß der angeregten Sache ein ernstes Interesse entgegengebracht wird, ein offener Blick für die volkswirtschaftliche Bedeutung, die dem Bahnprojekt zukommt. Das hiesige provisorische Komils möge deshalb alle Hebel in Bewegung setzen, um die Sache zu fördern. Also zunächst eine baldige Versammlung, damit das berechtigte Projekt einen Schritt weiter kommt. Stillstand bedeutet in unserer Zeit Rückschritt. Es mögen sich dies wahre Wort alle beteiligten Gemeinden und Kreise gesagt sein lassen.

Die Albthalbahn wird nach neuesten Mitteilungen nunmehr bestimmt am 1. Dez. in Betrieb genommen und zwar vorerst auf der Strecke Karlsruhe -Ettlingen. Die Fahrzeiten werden von den interessierten Kreisen als sehr günstig angesehen. Besonders befriedigt eS, daß der erste Frühzug bequem liegt. Die Fertigstellung der Stationsgebäude hat sich nicht ermöglichen lassen. U. A. hat auch die Karls­ruher Messe zur Verzögerung der Bauarbeit beigetragen. Es werden deshalb einstweilen die Fahrkarten, wie auf der alten Lokalbahn, im Zuge abgegeben. Nach weiteren Nachrichten soll etwa 10 Min. von Marxzell im Thale gegen Langenalb zu die Erbauung einer Wasserheilanstalt in Aussicht genommen sein.

Wildbad. Dem Güterbeförderer Blocher in Horb, welcher am 1. Dez. d. I. die ihm kürzlich übertragene Stelle eines Güterbeförderers hier antritt, wurde nach einem neuesten Erlaß der K. Generaldirektion der Posten und Tele­graphen auch die K. Posthalterei Wildbad übertragen.

Feldrennach, 17. Noo. Am gestrigen Abend verunglückte der hiesige Bürger Philipp Schmid auf traurige Weise. Derselbe war fast bis zum Einbruch der Dämmerung mit Weidenschneiden auf der Wiese beschäftigt und schickte sich alsdann zu Hause an, Streumaterial (Stroh) von dem Fruchtspeicher in der Scheuer herab zu schaffen. Daselbst muß er unglücklicher- weise dem Garbenloch zu nahe gekommen und durch dasselbe heradgefallen sein. Als seine Frau, welche zuerst das Töchkerchen nach ihm schickte, weil ihr das längere Ausbleiben ausfiel, mit der Laterne in der Hand nach dem Manne sah, lag dieser leblos auf der Scheuerntenne neben der Futterschneidmaschine. Nach den Verletzungen zu schließen, ist zu vermuten, daß der so jäh Verunglückte ganz oder teilweise auf die Maschine gefallen ist. Der Verstorbene war ein erst 46

Jahre alter großer, starker Mann, ein angesehener Bürger; er diente sr. Zt. beim Militär und war schon seit Jahren Mitglied des Militärvereins Dieser schwere Unglücksfall erregt allgemeine, aufrichtige Teilnahme in der Gemeinde und bei allen, die den Verstorbenen kannten.

Unterniebelsbach, 18. Nov. (Corr.) Nachdem Schultheiß Roth von hier altershalber das Amt eines Octsvorstehers niedergelegt hatte, sah sich die hiesige Gemeinde vor eine Neuwahl gestelll. In einer gestern Abend im Hirsch in Unterniebelsbach abgehaltenen Wähler­versammlung entwickelte Schultheiß und Verwaltungsaktuar Seufer von Ober- Niebelsbach die Grundsätze, die ihn bei Erwählung als Schultheißen leiten würden. Den klaren und überzeugenden Ausführungen des Redners wurde allgemeine Anerkennung gezollt. Nachdem ein Freund des Bewerbers in humoristischer Weise auf die Freuden und Leiden der Ortsvorsteher hingewiesen und die Bürger zur Einigkeit in den so wichtigen Fragen des bürgerlichen Lebens ermahnt halte, zeigte es sich heute, daß die Bürger und Wähler von hier in wohlverstandenem eigenem Interesse die richtige Wahl trafen. Boa 33 wahlberechtigten Bürgern machten 27 von ihrem Wahlrecht Gebrauch. 26 Stimmen fielen auf Schultheiß rc. Seufer von Oberniebelsbach und steht zu erwarten, daß die getroffene Wahl den beiden Gemeinden zum Segen gereichen werde.

In Arnbach setzte es am Sonntag zur Kirchwerhfcicr eine kleine Schlägerei zwischen dortigen und Schwärmer Burschen ab, und beinahe wäre es zu einer weiteren Auflage gekommen, wobei andereKirrwegästc- beteiligt waren, wenn nicht wie im ersten Falle besonnene Bürger und der Octsvorstand ins Mittel getreten wären.

Pforzheim, 18. Nov. In der Nähe des Jfpringer Eisenbahn-Tunnels wurde gestern abend 7,10 Uhr auf den Lokomotivführer des von Karlsruhe kommenden Zuges geschossen. Die Kugel zertrümmerte die Fensterscheibe der Lokomotive, verletzte aber niemand. Der Thäter ist noch nicht ermittelt. Da Mutwillen oder Fahrlässigkeit ausgeschlossen erscheinen dürfte, io wird wohl ein Racheakt vorliegen.

Der anhaltenden Trockenheit wegen ist der Wasserstand ein seyr niedriger. In Pforz- heim z. B. kann die Nagold von der Werder­drücke bis zur Auerbrücke trockenen Fußes passiert werden.

Das Pforzheimer Bayerische Brau- Haus erzielte im vergangenen Geschäftsjahr bei einem Aktienkapital von 1 Million Mark einen Brutto-Reingewinn von 182187 Nach 34982 v-L Abschreibungen verblieb ein Netto- Reingewinn von 147205

Mühlacker, 18. Nov. Der bekannte Bahnhof-Portier Bauer hier feierte heute seinen 60. Geburtstag und sein 30jähriges Dienst­jubiläum. Bauer, der als französischer Fremden­legionär den Krimkrieg mitgemacht Hai, ist im Besitze mehrerer Auszeichnungen und einer Anzahl von Kabinettschreiben fürstlicherPersönlich- keiten.

Pforzheim. 17. Nov. Auf den heut. Schweinemarkt waren 72 Ferkel zugeführt, davon wurden 60 Stück zum Durchschnittspreis von 18 das Paar verkauft.

Deutsches Keich.

Der wirtschaftliche Ausschuß hat sich in seiner ersten Sitzung über die Grundsätze einer Pcoduktionsstatistik geeinigt. Es wurde allgemein anerkannt, daß als wesentlichste Grund­lage für die Vorbereitung neuer Handelsverträge zunächst eine möglichst umfassende Pcoduktions- statistik aufzustellen sei. Es wurden sechs Fach­kommissionen gebildet und zwar für Eisen-, Montan- und Metallindustrie, für Textilindustrie, für chemische, Papier-Industrie, Glas- und verwandte Industrien, für Landwirtschaft, Nahrungs- und Genußmittel, für Handel- und Schiffahrt, endlich eine allgemeine Kommission für oben nicht erwähnte Erwerbszweige.

Bremen, 16. Nov. Der Schnelldampfer des Norddeutschen LloydKaiser Wilhelm der Große- ist heute morgen 11 Uhr wohlbehalten

in New-Iork angekommen. Der Dampfer ging am 9. d. M. von Bremerhaven und am 10. ds.,

5 Uhr nachmittags, von Southampton (Needles) ab. Die Reisedauer betrug also 5 Tage 23 Stunden, was unter Zagrundlegung der Ent­fernung der nördlichen Route von 3056 See­meilen eine mittlere Geschwindigkeit von 21,4 Meilen in der Stunde ergibt, wiederum ein glänzender Erfolg.

Durbach. Durbachs berühmter Rebberg hat eine stattliche Größe. Nicht weniger als 640 Morgen beträgt das Gelände der sonnigen, steinigen Hänge, auf denen unser Feuerwein ge­deiht. Der diesjährige Ertrag war ein mittlerer. Der Morgen gab durchschnittlich 9 Hektoliter. Da für das Hektoliter 55 bis 65, beim Klevner gar 70 bis 85 bezahlt worden ist. so ist eine bedeutende Summe Geldes in unser Thal ge­kommen. Der neue wog 80100 Grad.

Württemberg.

Tübingen, 17. Nov. Um 12 Uhr kam Seine Majestät der König per Extrazug hier an, um nach Bebenhausen das Hoflager zu ver­legen. Heute nachmittag um 4 Uhr traf der König von Sachsen hier ein, der sich an den Hirschjagden im Schönbuch beteiligen will.

Stuttgart, 18. November. Wie der Schw. Merk.- vernimmt, hat am Mittwoch Nachmittag im Sländehaus ein Zusammentritt des Justiz Ministers mit den Vorständen der Fraktionen der Kammer der Abgeordneten statt- gefunden, bei welchem von dem Minister die von der Ministerialkommission festgestellten Grundzüge über die Organisation der freiwilligen Gerichtsbarkeit in Württemberg mitgeteilt worden sind. Nach einem längeren Bortrag des Ministers wurden den Vertretern der Faktionen die einzelnen Ge­setzentwürfe zugestellt, deren Inhalt zunächst von den Fraktionen vertraulich behandelt werden soll.

Stuttgart, 20. Nov. Nach dem Vor­gang in Preußen will nun auch die württemb. Regierung der Frage für Aufhebung sämtlicher Beamtenkautionen näher treten, was namentlich von den minder bemittelten jüngeren Beamten mit großer Freude begrüßt werden dürfte.

Hellbraun, 15. Nov. Der hies. Verein für Feuerbestattung trägt sich mit der Absicht, auf dem nahen badischen Grenzgebiet eia Krematorium zu errichten, wenn die württ. Regierung ihren seitherigen Standpunkt in der Feuerbestatlungsfrage auch fernerhin behaupten sollte.

Bietigheim, 18. Nov. Bei der vor­gestern im hiesigen Forst avgehaltenen Treibjagd kamen 3 Rehe, 47 Hasen, 1 Fuchs und 3 Fasanen, bei der am Montag im hiesigen Gemeindewald abgehaltenen Jagd 6 Rehe. 103 Hasen, 1 Fuchs und 4 Fasanen zur Strecke.

Rottenacker. 15. Noo. (Der Ring des Polykrates.) Vorgestern wurde von Fischern ein Rot fisch in der Donau gefangen, der 39 Pfund wog. Der Fisch wurde nach Ulm verkauft. Als man ihn zerschnitt, fand man in seinem Magen einen goldenen Ehering, der die Zeichen A. L. trägt. Der Ring wurde seitens des Verkäufers vergeblich reklamiert.

Ebhausen, 16. Noo. Gestern abend stürzte hier ein etwa dreijähriges Mädchen kopf­über aus dem Fenster vom zweiten Stock eines Hauses herab auf die Straße. Wunderbarer­welse aber erlitt das Kind durch den Sturz gar keine Verletzungen und konnte unmittelbar nach dem Auffallen auf dem harten, steinigen Boden wieder Reißaus nehmen.

Wildberg, 16. Novbr. Heute Nacht nach 12 Uhr brach in dem Wirtschafts- und Oekonomie-Gebäude des AdlerwirtS Straub hier Feuer aus und brannte das große Gebäude vollständig nieder. Allem Anscheine nach liegt Brandstiftung vor. Ein Feuerwehrmann wurde durch hecabfallende Ziegel am Fuße bedeutend verletzt.

Ausland.

In Frankreich wirbelt die Angelegen­des wegen Hochverrats abgesetzten HauptmannS Dreyfus immer mehr Staub auf. Der