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städten und Jndustriebezirken zum öfter« die Aufträge nicht bewältigen konnten. Die Waldbesitzer sind selbstverständlich von ihren Verkaufspreisen sehr befriedigt, insbesondere haben die Staatsforstverwaltung und die Gemeinden Preise erzielt wie noch nie. Die Kammer berichtet darüber im Speziellen: „Die rege Thätigkeit. welche sich schon im Winter 1895/96 im Holzbearbeitungsgeschäfte fühlbar machte, hat sich auf das ganze Wirtschaftsjahr 1896 in allen Zweigen der Holzindustrie erstreckt und lebhaft erhalten. Und wenn auch die Hochwasserschäden im März vorigen Jahres den meisten Werkbesitzern an den Anlagen, sowie durch Betriebsstörung Einbußen verursachten, so werden die Resultate der Jahresabschlüsse 1896/97 doch als befriedigende gelten dürfen. Die Schneiderin!» Hobelwerke sind, obwohl sie sich fortwährend vermehren und ihre Leistungsfähigkeit erhöhen, vollauf beschäftigt, der Geschäftsgang würde zu guten Hoffnungen berechtigen, wenn nicht inzwischen die Einkaufspreise in viel zu hohem Grade getrieben worden wären. Bei der fort und fort zunehmenden Verarbeitung des Rundholzes durch die heimischen Sägewerke, sowie durch den Bedarf der Holzstofffabriken macht sich beim Einkauf eine stets heftigere Konkurrenz geltend, wodurch namentlich bei den Frühjahrsverkäufen die Preise derart gesteigert werden, daß von einem Nutzen keine Rede sein kann. Was den Verlauf des Sägewerksbetriebs in seinen einzelnen Zweigen anbelangt, so bestand für Bretter und Bauholz durchweg große Nach- frage, hervorgerusen durch den ganz außerordentlichen Bedarf der Industrie sowohl in Material für Neubauten, als im Verpackungsmaterial (Faßtauben, Kistenteile rc.). Der Verschluß in Eisenbahnwaggondielen war ein normaler, ebenso der Absatz in Spundwandhölzern. Im Parkett- geschäft war wie im übrigen Baugeschäft die Nachfrage sehr groß und ziemlich bedeutender wie seither; trotz dieses gesteigerten Umsatzes und des Aufschlages der Holzpreise waren aber wenig befriedigende Verkaufspreise zu erzielen. Die Fabrikation von Holzspunden für Brauereien. Weinhandlungen, Hülsenspunden für Papierfabriken hatte einen ziemlich vermehrten Absatz. Infolge des bedeutenden Holzaufschlags mußten die Absatzpreise erhöht werden, sie waren aber nicht lohnender als vorher, weil durch den Aufschlag nur die Mehrkosten der Rohmaterialien gedeckt wurden. Die Verkaufspreise sind durch ausländische Konkurrenz beeinflußt und ist der niedrige Zollsatz zu bedauern, der von Deutschland für grobe Holzwaren erhoben wird, während die ausländischen Staaten durchweg höhere Zölle erheben, weshalb ein Export nicht mög- lich ist." — Die Holzstofffabrikation hatte zwar lebhaften Absatz, aber infolge der hohen Holz- preise wenig befriedigende Verkaufspreise.
In der Fabrikation von Sensen, Sicheln, Strohmessern u. s. w war der Absatz im Jahr 1896 befriedigend; da jedoch die Rohstoffe Stahl und Kohlen stetig im Preise gestiegen sind und die große Konkurrenz eine entsprechende Erhöhung der Verkaufspreise nicht ermöglichte, so waren die Betriebsergebnisse wenig befriedigende.
Der Absatz handgejchmiedeter Nägel, welcher längere Zeit durch Maschinenfabrikate hart bedrängt war, hat sich erfreulicherweise wieder gebessert. Die Vorzüge der Handarbeit finden wieder mehr als in den vorausgegangenen Jahren die verdiente Anerkennung. Die Preise des Rohmaterials (Eisen) sind im Jahre 1896 wesentlich gestiegen, die gesteigerte Nachfrage er- möglichte jedoch eine entsprechende Erhöhung der Verkaufspreise, so daß die Geschäftslage als eine einigermaßen befriedigende betrachtet werden kann.
Anstand.
Wien, 13. Nov. Die Aula der Universität war heute vormittag der Schauplatz lärmender Auftritte zwischen Studenten, die teils lärmende Hochrufe auf Bürgermeister Dr. Lueger, teils auf den Abgeordneten Wolfs ausbrachlen.
Die Marseiller Sozialisten sind schwer geprüft worden. Der Schatzmeister des Arbeitsnachweises hat mit 10000 Franken, der gesamten Rücklage der Arbeitervereine Marseilles,
sowie mit Juwelen für 25000 Franken, die ihm als Geschäftsreisenden anvertraut waren, die Flucht ergriffen. Er heißt Gusrin, war einer der Parteiführer und war als solcher mehrfach auf internationalen Kongressen.
AuS Frankreich. 11. Nov. Das dies- jährige Erträgnis der Weinlese im Gard-Depar- tement beläuft sich auf 800000 Hektoliter. Es ist dies dort das reichste Ergebnis, das seit Beginn dieses Jahrhunderts zu verzeichnen war.
Palermo. >13. Novbr. Die Entdeckung von drei Leichen in einem Brunnxn in der Arenella soll auf die Spur einer großen in der Umgebung von Palermo verbreiteten Verbrecherbande geführt haben, welcher sämtliche in den jüngst vergangenen drei Jahren begangenen Verbrechen zugeschrieben werden. Die Bande ist etwa hundert Mann stark. Der Führer, Gastwirt Dalba, ist seit dem 12. Oktober spur- los verschwunden. Eine Razzia steht bevor.
Vermischtes.
Die jetzt vorliegenden Daten über die Reisen der mit dem neuen Schnelldampfer des Norddeutschen Lloyd „Kaiser Wilhelm der Große" in derselben Woche von England abgegangenen fremdländischer« Schnelldampfer bieten einen interessanten Maßstab für einen Vergleich der Leistungen der Dampfer untereinander, bei welchem die Ueberlegenhcit des Dampfers „Kaiser Wilhelm der Große" auf der zweiten Ausreise besonders schlagend hervortritt. Wir lassen die Einzelheiten, die um so mehr Bedeutung gewinnen, als sich hier die Leistungen der gegenwärtig schnellsten Schiffe der englischen, amerikanischen und deutschen Handelsflotte gegenüberstehen, nachstehend folgen. Dampfer „Lucania" der Cunard-Linie verließ Queenstown am 17. Oktober, 6,25 Nachm., und erreichte New Jork am 23. Okt. 1 Uhr nachm, nach einer Fahrtdauer von 5 Tagen 23 Stunden 21 Minuten. Auf Southampton ungerechnet würde die Fahrtdauer 6 Tage 13 Sld. 43 Min. betragen haben. Die durchschnittliche Geschwindigkeit betrug 19,57 Meilen. Dampfer „Majestic" der White Star-Linie verließ Qaeenstown am 14. Okt. 12.25 Nachm, und erreichte New-Iork am 20. Okt. 2,30 nachm, nach einer Fahrtdauer von 6 Tagen 7 Std. 1 Min. Auf Southampton ungerechnet würde die Dhrtdauer 6 Tage 21 Std. 57 Min. betragen haben. Die durchschnittliche Geschwindigkeit betrug 18.41 Meilen. Dampfer „St. Paul" der Amerikan-Linie verließ Southampton am 16. Okt. 1,25 nachm, und erreichte New Jork am 23. Okt. 6 Uhr morg. nach einer Fahrtdauer von 6 Tagen 21 Std. 31 Min. Die durchschnittliche Geschwindigkeit betrug 18.49 Meilen. Dampfer „Kaiser Wilhelm der Große" des Norddeutschen Lloyd verließ Southampton am 13. Okt. 2.50 nachm, und erreichte New-Uork am 19. Okt. 9,55 morg. nach einer Fahrtdauer von 5 Tagen 23 Std. 55 Min. Die durchschnittliche Geschwindigkeit betrug 21.32 Meilen. Nach dieser Liste hat der Schnelldampfer „Kaiser Wilhelm der Große" den Dampfer „Majestic" um 22 Std. 2 Mm., die Lucania um 13 Std. 48 Min. und den St. Paul um 21 Std. 36 Min. geschlagen, die durchschnittliche Geschwindigkeit stellte sich bei „Kaiser Wilhelm der Große" im Vergleich zur Lucania um nahezu 2 Meilen, bei den übrigen Dampfern um fast 3 Meilen in der Stunde höher, ein Erfolg der deutschen Flagge, der uns mit berechtigtem Stolz erfüllen muß.
Konstanz, 10 Nov. Unter der Ueber- schrift „Die Macht der Fremdwörter", erzählt die „Konst. Ztg." das folgende schnurrige Geschichtchen: Sitzen da am Wahltage im Seekreis viele Männer des Ortes beisammen, um das Wahlergebnis abzuwarten. Im Gespräch zeichnete sich besonders ein Bauhandwerker aus. „Herr Lehrer, was ist denn das — ein Ehrenduell ?" fragte der gute Mann. Die Erklärung erfolgte unter Hinweis auf die Duelle bei Oifizieren und Soldaten. Warum er das frage, wollte einer wissen. „Mir ist eins angelragen, sogar vom Landgericht gegen den Sladtbaumeister»
mit dem ich in Prozeß stehe." Allgemeines Staunen und Kopfschütteln. „Was? Ehrenduell zwischen zwei Maurern?" bemerkte boshaft ein anwesender Bezirksrat. „Da ist es ja am allereinfachsten, jeder nimmt seine Kelle und wirft dem anderen zur Ehrenrettung eine Portion Dr.. ins Gesicht!" Allgemeines Gelächter. „Ja, Ihr braucht gar nicht zu lachen; es ist so", erwiderte der Bauhandwerker mit ernster Miene. Er mochte dabei wohl schon in Sorgen um Leib und Leben sein. „Ich hab's ja schriftlich vom Landgericht." Allgemeines Drängen» das Schriftstück zu zeigen. Lehrer und Bezirksrat lesen den Satz. Da stand schwarz auf weiß in flüchtiger Aktuarsschrift: „Eventuell wird gegen den Stadtbaumeister beantragt." Ein allgemeines Hallo und eine übersprudelnde Heiterkeit folgte dieser Erklärung. Ja, diese Fremdwörter!
Frankfurt a. M., 12. Nov. Unter den Geborenen, die das Anzeigeblatt vom 7. Nov. aufzählt, befindet sich ein Mädchen mit den sieben Vornamen Freyja, Iduna, Siguna» Jörda, Brünhilda, Grimhilda, Marigriuta. Nun — etwas Namens-Rabatt hätten sie dem armen Kinde auch mrt auf den Weg geben können.
(Der voraussichtliche Ertrag der italienischen Fahrradsteuer) in dem laufenden Budget 1897/98 zum ersten Mal mit 650000 Lire aufgeführt, welche von 62000 im Gebrauch befindlichen Fahrrädern aufgebracht werden müssen. Die Fahrräder zerfallen nach den Bestimmungen des Gesetzes wieder in drei verschiedene Steuergruppen.
(Seemannslatein.) „Damals, als wir im Stillen Ozean kreuzten," erzählte der alte Kapitän, „kamen wir eines Tages an einer Insel vorbei, die faktisch ganz rot schien von all den Hummern (Seekrebsen), die den Boden bedeckten, um sich da zu sonnen!" — „Aber, bester Herr." fällt da einer ein, „die Hummer werden doch erst rot, wenn sie gekocht sind!" — „Hm — ja, das war ja gerade das Merkwürdige an der Geschichte," meinte der unverbesserliche Kapitän, „wir fanden es auch erst nach einiger Zeit heraus, die Insel war vulkanisch und hatte heiße Quellen!"
(Im Westen Amerikas). Bei Beginn der Theatervorstellung wird von der Bühne herab ins Publikum geschossen. Es entsteht ein Schrecken im Zuschauerraum. Regisseur (vortretend): „Das verehrliche Publikum wird gebeten, ruhig sitzen zu bleiben, wir schießen nur auf die anwesenden Berichterstatter."
(Unangenehm.) Fräulein A.: „Wie, du bist noch nicht verheiratet? Du hast mir doch schon vor einem Jahr gesagt, daß dein Verehrer dir einen Heiratsantrag machen wollte?" —- Fräulein B.: „Ja, weißt du, der arme Mensch stottert, und da ist er bis heute noch nicht damit fertig geworden!"
(Kindliche Anschauung.) Kurt (sechs Jahre)': „Nicht wahr, Mama, wenn ein Neger weint, dann weint er Tinte?!"
Telegramme.
Göteborg, 14 November. Der deutsche Dampfer Hilma Bismarck, welcher regelmäßig Fahrten zwischen Hamburg und der schwedischen Westküste machte, ist heute früh 4 Uhr in der Nähe von Göteborg von einem englischen Dampfer übersegelt worden. Die Hilma Bismarck sank beinahe augenblicklich. Die Mannschaft wurde gerettet und in Göteborg gelandet.
Paris, 14. Novbr. Der „Soleil" versichert, daß die Umbildung des französischen Artilleriematerials bereits soweit vorgeschritten sei, daß 100 Batterieen mit dem neuen Materiale ausgerüstet werden könnten.
New Jork, 14. November. Nach einer Depesche des „New Aork Herald" haben dis Aufständischen bei Neuervitas in der Provinz Puerto-Principe einen Eisenbahnzug mit Dynamit in die Luft gesprengt. 12 Personen wurden getötet und 27 verletzt.
Redaktion, Druck und Verlag von C. Meeh in Neuenbürg.