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76. Iahrgllllg.
Erscheint DienStags, Donnerstags und Samstags. Di« EtnrückunaSgerühr beträgt tm Byirk und in nächster vmgebUrrg S Psg. die Zeile, weiter entfernt 12 Pfg.
Vierteljährlicher AbonncmentSpreiS in der Sladt Mk. 1.1S ins Haus gebracht, Mk. 1. 15 durch die Post btzvgen im Bezirk; außer Bezirk Mk. 1t 35.
Amtliche Aekarmtmachrmgen.
Bekanntmachung.
Die Ortswege in Würzbach sind wieder fahrbar.
Calw, den 2. Dezember 1901.
K. Oberamt. Voelt er.
Bekanntmachung.
Amtsschadens-Umlage pro 1991/1993.
Der auf 38 500 sich belaufende Amts- fchaden für die Zeit vom 1. April 1901/1902 verteilt sich auf die nachstehend ersichtliche Weise. Auf 1 Staatssteuer kommt an Amtsschaden 37,33 Pfg.
Die Gemeindebehörden haben für alsbaldige vorschriftsmäßige Umlage Sorge zu tragen und die Beträge pünktlich an die-Llmtspflege. abzulieferu. Gedruckte Hilfstafeln zur Umlage gehen den Herren Verwaltungsaktuaren von der Amtspflege zu.
Ueber den Vollzug der S teuer-Umlage ist von den mit derselben beauftragten Beamten bis 1. Januar 1993 Bericht hieher zu erstatten.
Dieselben haben auch behufs der kommunalen Besteuerung der Wandergewerbe gemäs den Art. 27 bis 29 des Gesetzes vom 15. Dezember 1899 (Reg.-Bl. S. 1163) spätestens bis zum 19. Dezember d. Js. hieher anzuzeigen, wieviel auf 1 Gewerbestaatssteuer Gemeindeschaden entfällt.
Calw, den 30. Nov. 1901.
K. Oberamt.
V o e l t e r.
Gemeinde
Calw
Agenbach
Aichhalden
Altbulach
Altburg
Althcngstett
Bergorte
Breitenberg
Dachtel
Deckenpfronn
Dennjächt
Emberg
Ernstmühl
Gechingen
Hirsau
Holzbronn
Hornberg
Liebelsberg
Liebenzell
MartinsmooS
WonMm
Möttlingen
Amtsschaden
c).
9467. 05. 476.87. 415.48. 609. 76. 706. 85. 1386.10. 1057.14.
528.19.
561.19. 1502. 74.
137. 48. 289.56. 81.98. 1722. 05. 1767.55. 394. 56. 307.09. 483.33. 1587. 97.
411.78. 319.54.
683.78.
Gemeinde
Amtsschaden
463.80. 281. 37. 684.95. 483. 72. 263.20.
Neubulach Neuhengstett Neuweiler Oberhaugstett Oberkollbach Oberkollwangen 439.21. Oberreichenbach 552.58. Ostelsheim 969.71. Ottenbronn 314.03. Röthenbach 362.74. Schmieh 364.99. Simmozheim 1069.15. Sommenhardt 520.36. Speßhardt 414.07. Stammhcim 2325.08. Teinach 1327.03. Unterhaugstett 307.30. Unterreichenbach 944.05. Würzbach 867.57. Zavelstein 230. 05. Zwerenberg 417.00.
Tagesrreuigkeiten.
* Calw, 2. Dez. Der evang. Kirchengesangverein brachte am gestrigen Adventsfest in der Stadtkirche das Oratorium „Israel in Aegypten" von Händel zur Aufführung. Das großartige Werk, welches nach längerer Pause wieder zur wohlgelungenen Aufführung kam, gewährt dem Sologesang nicht viel Raum, dagegen ist der Chor in ausgiebigster Weise in Anspruch genommen. Dem Programm war eine Erläuterung beigefügt, so daß jeder Zuhörer einen sicheren Führer zu dem Verständnis deS Inhalts hatte. Die Soli wurden von sehr bewähr
ten und hier meist Wohl bekannten Kräften übernommen. Die Sopransoli wurden von Frl. Zoeppritz, die Altpartie von Frau Schuster aus Stuttgart, die Tenorsoli von Hrn. Konzertsänger Sauter aus Ludwigsburg und die Baßpartie von Hr. R. Goethe aus Tübingen gesungen. Sämtliche Solisten entledigten sich ihrer dankbaren Aufgabe in gediegener Weise. Sie überwandten die feinsten dynamischen Schattierungen, führten die Einsätze pünktlichst aus und zeigten eingehendes Verständnis für das herzerhebende Tongebilde. Der Chor unter der vorzüglichen und umsichtigen Direktion von Hrn. Fr. Gundert hatte eine große Aufgabe zu bewältigen; nicht weniger als 16 Chöre waren es, die durch ihn zum Vortrag kamen. Er hat mit dem dramatischwirkungsvollen und hohe Anforderungen stellenden Werke eine Leistung geboten, die der größten Anerkennung wert ist. Die Orchesterpartie wurde durch einige hiesige Musikfreunde und die Kapelle des Grenadierregiments Nr. 119 (Musikdir. Sonntag) aus Stuttgart und die Orgelpartie von Hrn. Vintzon in bekannt meistert)after^Wnse durchgeführt. Das Konzert war sehr gut besucht; die Aufführung hinterließ bei allen Zuhörern einen nachhaltigen, tiefen Eindruck, die Wiedergabe des Werkes darf als künstlerisch vollendet bezeichnet werden.
Calw, 2. Dez. In der Frage, wer der Käufer des „Bad. Hofes" sein wird, steht die Entscheidung vor der Thüre. Den Besitzern lagen 2 Angebote vor: 1) von der Straßenbaudirektion in Stuttgart ein Gebot von 50 000 Mk. und hiezu ein zu 5000 Mk. bewerteter Bauplatz im Teuchelweg ; 2) Mk. 55 000. — welche ein von der Versammlung hiesiger Bürger gewähltes Komitee zu bieten den Auftrag hatte. Dem elfteren Liebhaber
Nachdruck »irbolni
Lady Mana's Geheimnis.
Roman von Florence Marriat.
Fortsetzung.
„Den Empfang habe ich vorausgesehen!" lachte die Lady höhnisch. „Wie alle Leute der niederen Klaffen zeigt er seinen Aerger, indenr er die über ihm Stehenden beleidigt. Ich bin überzeugt, seine Mutter war eine Hausmagd. Und ebenso wenig bezweifle ich. daß er die ihrn von meinem verstorbenen Gatten ausgesetzte Rente annehmen wird.
Diese letztere Voraussetzung erwies sich als unrichtig, denn als Mr. Ashfold am nächsten Tage von Dearham zurückkehrte, teilte er der Gräfin mit, Antony weigere sich entschieden, die ihm vermachte Summe zu nehmen. Es sei thöricht von ihm, aber er ließe sich nicht von seinem Entschluß abbringen.
„Sagten Sie ihm, weshalb ich gestern bei ihm war?" fragte Philipp ungeduldig.
„Gewiß that ich es, Milord, und Mr. Melstrom dankt Ihnen für die gute Absicht; er meint jedoch, unter den obwaltenden Umständen sei es bester, jede Begegnung zu Unterlasten."
„Er muß mich aber sehen!" rief der junge Lord ungestüm, „ich werde noch einmal hinüberreiten."
„Sparen Sie sich die Mühe, Milord! Die Herren sind bereits abgereist; wohin — kann ich Ihnen nicht sagen und sie werden Ihnen wohl auch schwerlich ihre Adresse zukommen lasten."
„Ich hätte viel darum gegeben, wenn dies alles nicht geschehen wäre!" sagte Philipp reuevoll und verließ das Zimmer, seine Mutter in unbehaglichster Stimmung zurücklastend.
Seit diesem Tage war das Leben im Schloß ein fast unerträgliches geworden. Die Gäste hatten sich zerstreut. Miß Paget ging schweigend und niedergedrückt, wie ein Geist im Hause herum; Lily war nur noch der Schatten ihres früheren Jchs, der Lord zeigte für nichts mehr Interesse und Lady Culwarren legte die schlechteste Laune an den Tag.
„Was ist nur mit euch geschehen?" stellte sie ihren Sohn wenige Wochen nach dem verhängnisvollen Ereignis zur Rede. Man sollte meinen, wir hätten einen Trauerfall in der Familie, so still und ungemütlich ist es bei uns. Warum thust du nichts, um mich zu erheitern, Philipp?"
„Weil ich selbst nicht heiter bin," war die mürrische Antwort.
„Ich verstehe das nicht. Wo ist Lily?"
„Du solltest doch mit ihr reiten, ausfahren," meinte die Lady. Deine Bewerbung ist recht flau geworden. Hast du denn auf deinen Wunsch, Lily zu heiraten, verzichtet?"
„Durchaus nicht, Mutter. Aber ick zweifle, daß sie einwilligen wird, nachdem sie damals erklärt hat, Antony sei ihre erste und einzige Liebe und sie werde nur ihm angehören. Du wirst zugeben, daß das für mich keine angenehmen Worte waren."
„Pah, du mußt sie nicht so ernst nehmen! Lily wußte in der Aufregung nicht, was sie sagte und hat alles längst vergessen. Mir wenigstens versicherte sie, einwilligen und sich meinen Wünschen fügen zu wollen."
„Das ist ja möglich, aber wenn sie Antony wiedersieht-"
„O, das wird nie geschehen!" fiel die Lady rasch ein. „Niemand in meinem Hause darf mit ihm in Verbindung stehen oder seinen Namen vor mir erwähnen."
„Wie du denkst, Mutter! Jedenfalls werde ich glücklich sein, wenn Lily mich heiraten will."