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Anwendung. Im Pcivatweg hergestellte Karlen, briete sind wie bisher zulässig. Ebenso werden im Privatweg hergestellte Kartenbriefe wie bisher mit dem Postwcrtzeichenstempel bei der Druckerei und Drucksachenverwaltung der Verkehrsanstalten versehen gegen eine Vergütung von 1 -//Hl 75 für je 1000 Stück oder einen überschießenden Teil und unter den bei den Postanstalten zu erfragenden weiteren Bedingungen.

Maulbronn, 27. Okt. Für die Gemeinden Lomersheim. Dürmenz und Mühlacker wird gegenwärtig von den Gcbr. Bühler in Lomersheim ein Elektrizitätswerk mit einer Dynamomaschine von 27 800 Watt, zwei Zusatz» dynamos und einer Accumulatorenbatterie von 158 Elementen errichtet, dessen Ausführung der Maschinenfabrik Eßlingen übertragen worden ist.

Großbottwar. 28. Okt. Der gestrige Holzmarkt war mit etwa 40 Wagen Holz in allerlei Gattungen besetzt und fand alles bei etwas gedrückten Preisen Absatz. Pfähle kosteten von 33,20 Pr. 100 Stück.

Maulbronn, 27, Okt. Ein hiesiger Schuhmachermeister erhielt aus Johannisburg in Südafrika den gewiß seltenen Auftrag, für 250 Schuhwaren dorthin zu liefern. Laut übersandter Zahlungsanweisung kann das Geld bei jeder Bank erhoben werden.

In Freuden st ein (Amts Maulbronn) begeht Adlerwirt Hähnle demnächst das 50jähr. Gemeinderats.Jubiläum. Er dürste wenige Kollegen haben, die in gleicher Lage sind.

Gerabronn, 27. Okt. Ein hiesiger Schreinermeistcr wurde heute glücklicher Vater von 3, sage drei Buben. Das genügt auf ein- mal.

Obstpreiszettel.

Stuttgart, 27. Ott. (Mostobstmarkt auf dem Nordbahnhof.) Zugeführt: 28 Waggon aus Belgien und Holland, 2 aus Oestreich-Ungarn, 2 aus Frankreich, 6 aus Italien, zus. 36 Waggon zu 1180 bis 1220 -/t. Im Einzelverkauf: 6 ^ ^ bis 6

30 ^ per Ztr.

Ausland.

Paris, 28. Okt. Die Regierung beab­sichtigt die Prägung einer Denkmünze zur Erinnerung an die Reise des Präsidenten Faure nach Rußland.

Das Königreich Italien ist in seinem nördlichen Teile von schweren Ueber- schwemmungen heimgesucht worden, seit 1842 soll das nördliche Italien nicht mehr eine derartige (Überschwemmungskatastrophe zu .ver- verzeichnen gehabt haben. Namentlich sind die Provinzen Ancona. Porli, Teramo u. s. w. be­troffen worden. Der angerichtete Sachschaden ist sehr groß, doch ist leider auch der Verlust vieler Memchenleben, welche dem Hochwasser zum Opfer sielen, zu beklagen. Ueberaü be­teiligte sich das Militär mit bewundernswerter Hingebung an den Rettungsarbeiten.

Die englischen Truppen im Norden von Ostindien haben einen von den Asridis und Odoczois besetzten und befestigten Berg Dargai mit schweren Verlusten und großer Bravour er­stürmt, aber damit noch wenig erreicht, denn die Afrivis haben alsbald darauf zur Nachtzeit das englische Lager angegriffen. Der Angriff wurde zwar abgeschlagen, aber General Stockhart kann in den Thälern nicht weit vorrücken, da die Berge rechts und links von Feinden besetzt sind.

Unterhaltender Heil.

Die letzten Gravensteiner.

Kriminal-Novelle von C. Meerfeld t.

(Fortsetzung)

Georg hatte die wenigen Trostgründe, die ihm zu Gebote standen, nur zu rasch erschöpft. Vermochte er doch selbst eine männliche Fassung nur mit Mühe zu bewahren. Er wollte und durste ihr nicht zeigen, wie namenlos auch er unter dieser neuen Prüfung litt unter einer Prüfung, die das Glück seines Lebens für immer zu vernichten drohte! Wohl sträubte er sich mrl ihm zu Gebote stehenden Kräften gegen die Gedanken, daß der Förster wirklich schuldig sein könnte, und er halte sogleich, als man ihm HagemeisterS Verhaftung mitgeteilt hatte, seine ganze Beredtsamkeit aufgrboten. um den Unter­

suchungsrichter, und später auch den Staatsanwalt von der Schuldlosigkeit des Verdächtigen zu überzeugen; aber die Bestimmtheit, mit welcher diese Beamten bereits an die Schuld des Försters glaubten, die schwerwiegenden Gründe, welche sie dafür anzuführen vermochten. hatten doch endlich auch ihn irre gemacht! Er hatte nicht den Mut und die Kraft gefunden, selbst zu Lisbeth zu eilen und sie durch seinen Trost aufzurichten; denn er wußte ja nicht, woher er diesen Trost nehmen sollte, dessen er selbst vielleicht nicht minder bedürftig war. als sie. Ihre Verzweiflung zerriß ihm das Herz, und gern hätte er die Hälfte seiner Lebenstage dahin- gegeben, wenn er damit ihren Vater hätte befreien können. Aber selbst, wenn das wirklich in feiner Macht gestanden hätte, wäre cs nicht trotzdem ein heiliges Gebot seiner Ehre und seiner Kindespflicht gewesen, jeden Gedanken an eine Vereinigung mit Lisbeth aufzugeben so lange wenigstens, als noch der geringste Schatten eines Verdachtes auf dem Förster lag? War eS nicht ein Verbrechen gegen das Andenken seines ermordeten Vaters, wenn er aus Liebe für die Tochter seines Mörders wünschen konnte, daß dieser seiner gerechten Strafe entgehe, und machte er sich damit nicht eines schlimmen Eid­bruchs, ja gewissermaßen einer Teilnahme an der Unthat schuldig?

Alle diese Gedanken jagten sich wirr in seinem Kopf, während er mit totenbleichem Antlitz und starren Augen die schluchzende Lisbeth betrachtete. Schon seit einer geraumen Weile war kein Wort mehr zwischen ihnen gewechselt; plötzlich richtete sich Lisbeth mit einem festen Entschluß auf, trocknete ihre Thränen und trat dicht vor Georg hin.

Wie konntet Ihr, Dein Bruder und Du, es geschehen lassen, daß dieser schmähliche und thörichte Verdacht auch nur eine Stunde lang auf dem Haupte meines Vaters ruhte? Hättet Ihr Euch nicht für ihn verbürgen können?«

Man nimmt in solchen Fällen keine Bürg­schaft an Lisbeth! Wir sind den Verfügungen der obrigkeitlichen Beamten gegenüber machtlos. Und die Verdachtsmomente schienen von so gewichtiger Art«

Wie Du das sagst, Georg! Es klingt fast, als ob Du selbst o, mein Gott, mein Gott, wäre es denn möglich! Aber nein, es kann nicht sein! Sieh mich fest an, Georg, und antworte mir auf meine Frage! Aber zuvor mußt Du mir feierlich, bei Allem, was Dir aus Erden heilig und teuer ist. geloben, daß Du mir Deine wahrhaftige Herzensmeinung sagen wirst! Bist Du von meines Vaters Unschuld überzeugt?«

Lisbeth, Du weißt, wie ich Dich liebe"

Aber sie fiel ihm mit flammenden Augen ins Wort.

Antworte mir aufrichtig und ohne Be­schönigungen ! Eine Unwahrheit in dieser Stunde würde ich Dir niemals, niemals verzeihen! Könntest Du für die Schuldlosigkeit meines Vaters mit derselben Bestimmtheit eintreten, wie für Deine eigene?

Lisbeth, Du verlangst Unmögliches!« sagte er düster.Wohl bin ich davon überzeugt und würde, wenn es sein müßte, mit meinem Leben dafür eintreten, daß Dein Vater nicht mit Vor. bedacht und aus niedrigen, gemeinen Motiven gehandelt haben kann, aber daß er unschuldig sei, daß es nicht seine Hand gewesen sei. die in einem Augenblick der Selbstvergeffenheit den unglücklichen Schuß abgefeuert, das kann ich wohl mit der ganzen Kraft meiner Seele hoffen und wünschen; aber ich kann mich nicht unbedingt davon überzeugt halten, so lange die unseligen Widersprüche nicht aufgeklärt sind, welche hier vorliegen!«

Lisbeth war totenblaß geworden und sie wich einen Schritt zurück. Sekundenlang war es ganz still zwischen ihnen; dann legte sie das Tuch, das ihr vorhin entglitten war, wieder um ihre Schultern und ging. ohne ein Wort zu sagen, zur Thür. Georg, dessen Selbstbeherrschung nahezu am Ende war, machte eine Bewegung als wenn er auf sie zusturzen und sie gewaltsam zurückhallen wollte, aber stolz aufgerichtet und

mit abwehrend ausgestreckten Armen wies sie ihn zurück.

Lassen Sie mich, Herr Baron.« sagte sie mit erstickter Stimme.Sie können nichts mehr gemein haben mit der Tochter eines Mannes, den Sie für den Mörder Ihres Vaters halten müssen! Fürchten Sie nicht, daß ich Ihre Wege jemals wieder kreuzen werde!«

Lisbeth, mein Gott. Lisbeth!« rief er aus, nicht so darfst Du von mir gehen, nicht so! Sage mir, was ich thun kann, um den Schleier von dieser unglückseligen Thal zu heben und Deinem Vater zu helfen, und sicherlich werde ich es thun!

Aber sie schüttelte nur mit entschiedener Verneigung den Kopf und legte ihre Hand auf den Griff der Thür.

Sie sollen aus Liebe zu mir wahrlich nichts thun, was Ihnen nicht zugleich Ihr Gewissen geböte! So wie mir die Liebe zu meinem Vater höher und heiliger ist. als jede andere, so darf auch in Ihrem ganzen Herzen jetzt nur noch der Wunsch leben, den Tod des Ooerst zu rächen um jeden Preis! Damit scheiden sich unsere Lebenswege für immer, Herr Baron!

Georg stand wie angewurzelt auf seinem Platz. Er fand im Augenblick kerne Erwiderung, und als er sich aus seiner Betäubung aufgerafft hatte, war das junge Mädchen verschwunden. Er wollte ihr Nacheilen, aber schon nach wenigen Schritten blieb er wieder stehen und schlug sich vor die Stirn.

Mit welchem Recht durfte er sie zurückhaltcn? Was konnte ec ihr noch sagen? Hatte sie nicht vollkommen Recht gehabt, und blieb ihm denn in der That noch etwas Anderes übrig, als eine Liebe zu begraben, die unter den gegen­wärtigen Verhältnissen eine Versündigung war gegen die heiligsten Gefühle und Pflichten?

Aber zugleich mit dieser schmerzlichen Ueber- zeugung kann ihm auch die Gewißheit, daß sich seine Liebe niemals würde ertöten lassen, daß sie nach dieser kurzen Unterredung nefer und inbrünstiger war, als je zuvor, und daß er hoffnungslos zu einem elenden, freudelosen Dasein verurteilt sei, wenn nicht ein Wunder geschähe, um die Wolken, die sich über seinem Haupte zusammengezogen hatten, zu zerreißen.

Lisbeth aber schien, nachdem sie den ersten, wilden Schmerz mutig bekämpft hatte, ihre volle Fassung wieder gewonnen zu haben. Sie konnte von ihrer eigenen Unschuld nicht besser überzeugt sein, als von derjenigen ihres Vaters, und diese Zuversicht gab ihr auch die Gewißheit, daß seine schmachvolle Gefangenschaft nur von kurzer Dauer sein könne.

Mit thränenlosen Augen und mit einer Ruhe, die ihn fast in Erstaunen setzte, bat sie den Untersuchungsrichter um die Erlaubnis, den Förster zu sprechen, und nachdem der elftere eine kurze Besprechung mit dem Staatsanwalt gehabt, wurde ihr diese Erlaubnis gewährt, mir dem Vorbehalt jedoch, daß der Pvlizet- kommissac bei ihrer Unterredung anwesend sei.

(Fortsetzung folgt.)

Quitten sind ein ausgezeichnetes Most- klärungsmiitel. Sie klären nicht blaß, sie machen den Saft glanzhell, hochgelb, schmackhaft und haltbar, weshalb sie als Klärungsmittel der künstlichen Klärung mit Gelatine weit vorzu­ziehen sind. Auf 100 Liter nimmt man 1015 Stück, die man m feine Schnitten zerkleinert, im heißen Wasser schwellt, dem Most beischüttet und beim Abzüge im Mai des folgenden Jahres entfernt.

Herbstfarben.

Wenn draußen alles sich zum Schlummer neigt, Den dunkler Winter bringt,

In Wald und Feld ein Farbenglanz aussteigt,

Der bis ins Herz dir dringt.

Ein holdes Abschiedsnehmen ist's vom Blüh'n,

Wie grüßend Tücherweh'n, Verheißungsvolles Leuchten, Strahlen, Glühn:

Auf fröhlich Wiederseh'n!

So leuchten dir an langen Lebens Ende Der Hoffnung Helle Sterne,

Daß sich nach Winters Dunkel zu dir wende Das Glück aus weiter Ferne.

Fritz Ehrenberg i. d. Strßb. P.

Redaktion, Druck und Verlag von C. Meeh in Neue nbürg.