736
Stuttgarl. I Landesproduktenbörse. Bericht vom 4. Oktober von dem Vorstand Fritz Kreglinger.s Auch in der abgelaufenen Woche war die Stimmung für Weizen am Weltmarkt ruhiger und etwas im Preise Nachgebend. Die Angebote von Rußland und Amerika sind trotzdem nicht belangreich. Die Landmärkte sind immer noch schwach befahren, Preise unverändert. — Mehlpreise pr. 100 Kilogr. inkl. Sack: Mehl Nr. 0: 34 ^ bis 35 Nr. 1: 32 ^ bis
33 «kl — Nr. 2 : 30 50 bis 31 50 ^ ,
Nr. 3: 28 50 bis 29 50 Nr. 4: 24 50 ^
bis 25 50 Suppengries 34 -k 50 bis 35
50 Kleie 8 — jj.
Ausland.
Kaiser Franz Josef hat fast unmittelbar nach seinem am Samstag mittag erfolgten Wiedereintreffen aus Pest in Wien dem Ministerpräsidenten Grafen Badeni einen dreiviertel- ständigen Besuch abgestattet. Dieser Vorgang ist wohl der beste Beweis dafür, daß die Stellung des Ministerpräsidenten durch sein Duell mit dem Abgeordneten Wolf nicht die geringste Erschütter- ung erfahren hat.
Das französische Kabinet Moline hat soeben den Radikalen und Sozialisten im Lande eine kräftige Absage erteilen lassen. Auf einem am Sonntag in Bayonne stattgefundenen politischen Bankett hielt der Minister des Innern Barthou eine Rede, in der er über die kommenden Neuwahlen zum Parlament und deren Bedeutung sprach und hierbei betonte, dieselben würden zu entscheiden haben, ob in der französ. Republik künftig eine liberal-fortschrittliche oder eine radikal-jakobinische Richtung vorherrschen solle. Den Anhängern der letzteren warf der Minister vor, daß sie die Errungenschaften der Revolution von 1789 verleugnten und kompromittierten. Energisch bekämpfte er dann das Programm der Radikalen und Sozialisten und empfahl zuletzt als zukünftiges gesetzgeberisches Programm die Entwickelung der Werke sozialer Solidarität. Die Radikalen und Sozialisten in der französischen Deputiertenkammer werden diese Absage von Seiten der Mölin'schen Regierung freilich gewiß nicht ruhig hinnehmen, sondern vielmehr alles versuchen, um in der kommenden Session das gemäßigt-republikanische Kabinet endlich zu stürzen.
In Griechenland hat sich ein neues Ministerium Zaimis endgültig konstituiert und seitens der öffentlichen Meinung Griechenlands eine sehr sympathische Aufnahme gefunden. Die Athener Presse, abgesehen natürlich von den Blättern der dclyanistischen Richtung, fährt fort, sich auf's schärfste gegen Delyannis Und sein selbstsüchtiges Gebühren auszusprechen. „Skrip" nennt den ehemaligen Ministerpräsidenen sogar den griechischen Ollivier und verlangt, daß derselbe aufhöre, das von ihm ruinierte Land herauszufordern, seine Rückkehr zur Regierungsgewalt sei unmöglich, sie würde für Griechenland schmachvoll sein. Ralli und die Trikupisten haben beschlossen, das neue Mini- sterium zu unterstützen. Die nächste Aufgabe desselben wird natürlich darin zu bestehen haben, die Ratifikation des türkisch-griechischen Borfriedensvertrages seitens der griechischen Deputiertenkammer endlich herbeizuführen und dann den definitiven Frieden abzuschließen. In Sachen des letzteren ist Fürst Maurocordatos zum Unterhändler Griechenlands ernannt worden und bereits nach Konstantinopel abgereist.
Auf Kreta nehmen die Aufständischen von Neuem eine herausfordernde Haltung gegen die fremden Truppen an. Zwischen Suva und Jzzudin feuerten Insurgenten auf österreichische Truppen; diese erwiderten das Feuer und nahmen einen Aufständischen gefangen.
Unterhaltender Heil.
Die letzten Gravensteiner.
Kriminal-Novelle von C. Meerfeld t.
(Fortsetzung)
Wohl, dachte ich, steht die Sache so, so muß es mit seinen Besuchen ein Ende haben ; aber er wird vernünftig genug sein, das selbst einzusehen, nachdem ihm das Mädchen eine so deutliche Antwort gegeben. Erst schien es auch wirklich, als ob ich damit Recht haben sollte.
denn er ließ sich um die gewöhnliche Stunde nicht mehr sehen, und ich redete meiner Lisbeth, die ganz verschüchert war, selbst zu, sie möge die Sache nicht so ernst nehmen, da cs nun ein für alle Mal abgethan sei. Aber das war eine heillose Täuschung gewesen denn als ich gestern Abend nach Hause komme, finde ich das Mädchen in Thränen, und sie erzählt mir schluchzend, er sei in meiner Abwesenheit aber- mals dagewesen, habe seine Werbung noch ungestümer als das erste Mal wiederholt und sie schließlich, als sie ihn mit gebührendem Ernst zurückwiesen, mit höhnischen Worten schmählich beleidigt. Es war gut für ihn und für mich, Herr Oberst, daß er nicht zugegen war. als mir mein Kind erzählte, und — bei Gott — wäre er nicht meines lieben hochseligen Herrn Neffe und meines jetzigen Gutsherrn L>ohn, ich hätte mir, trotz meines einfachen bürgerlichen Namens und trotz meines einfachen Standes eine Genug- thuung von ihm geholt, die ihm ein für alle Mal die Lust zum Wiederkommen verleidet hätte! So aber würgte ich den Schimpf hinunter und beschloß, lieber selbst mit meinem Kinde das Feld zu räumen! Es wird nicht Ihre Absicht sein, mich zurückzuhalten, Herr Baron; denn wenn mir noch einmal etwas Aehnliches geschähe, so möchte es leicht für uns Alle ein gar schlimmes Ende nehmen! Das sind die Gründe für meinen Abschied; — und nun mögen Sie mich alten Narren immerhin auslachen, Herr Oberst! Ich habe eben meine Ehre und meine Reputation ebenso wohl, wie jeder Herr vom Adel, der seinem Beleidiger gleich mit der Pistole oder mit dem Degen in der Hand gegenüber tritt!"
Der Oberst hatte den in großer Erregung sprechenden Förster ohne eine Unterbrechung ausredcn lassen. Jetzt aber sprang er vom Pferde, trat dicht auf ihn zu und streckte ihm seine Hand entgegen.
„Sie haben gehandelt und gesprochen wie ein rechtschaffener Mann, Hagemeister." sagte er warm, „aber ich könnte Ihnen böse sein, daß Sie eine so geringe Meinung von mir haben. Mir steht die Ehre eines jeden braven Menschen gerade so hoch und unantastbar, wie meine eigene, und wenn ich Ihnen auch dankbar bin, daß Sie sich Ihre Genugthuung nicht selbst geholt haben, so soll sie Ihnen doch darum wahrlich nicht entgehen! Ich habe wohl noch so viel Macht über meine Kinder, daß ich Sie zwingen kann, ihr Unrecht wieder gut zu machen, und che ich zugebe, daß Sie durch eine bubenhafte Leichtfertigkeit meines Sohnes vor Ihrer liedgewordenen Scholle Vertrieben werden, eher will ich —! Doch genug! Wozu die überflüssigen Worte! Mein Sohn Herbert wird Sie und Ihre wackere Tochter, der ich meine Hochachtung selbst ausdrücken werde, noch vor Ablauf der nächsten vierundzwanzig Stunden demütig um Verzeihung bitten und er wird Ihnen in die Hand geloben, daß dieses strafwürdige Verfahren das letzte gewesen sei, dessen er sich gegen Fräulein Lisbeth schuldig machte. Werden Sie mit dieser Genugthuung zufrieden sein, mein biederer alter Freund?"
Der Förster hatte die dargebotene Hand des Barons ergriffen und sie mit herzlicher Wärme gedrückt.
„Sie sind ein wahrhaftiger Edelmann, Herr Oberst," sagte er gerührt, „und Ihres hochseligen Bruders treues Ebenbild. Wie könnte ich armer, dienstbarer Mann eine größere Genugthuung verlangen? — Und dennoch — wäre es nicht immerhin besser, wenn ich ginge? Baron Herbert wird mich nach einer solchen Demütigung ingrimmiger, hassen, als je zuvor, und ich fürchte, der Friede wird damit für immer aus meinem Hause vertrieben sein!"
„So lange ich am Leben bin, Hagemeister, braucht Ihnen das wenig Kummer zu machen. Nicht mein Sohn ist Herr auf diesem Boden, sondern ich bin es, und den wollte ich sehen, der sich meinen Befehlen zu Wiedersehen vermag! Kehren Sie getrost nach Hause zurück, mein Freund und warten Sre ruhig ab, was weiter geschehen wird! Wir Beide werden gute Freunde bleiben, und ich meine, das wäre dieHaupisache!"
Noch einmal schüttelten sich die beiden Männer herzlich die Hände. Dann schwang sich der Oberst wieder auf sein Pferd, um in schlankem Trab dem Schlosse zuzureiten, während der Förster langsam den Weg nach dem Förster. Hause einschlug.
III.
Als der Oberst die Thür seines Arbeits- zimmers öffnete, meldete ihm der Diener, daß er schon seit mehr als einer Stunde von einem Herrn Peter Michelmann aus der Residenz erwartet werde.
„Michelmann?" meinte der Oberst nachdenklich. „Mir ist es, als müßte ich den Namen schon öfter gehört haben, aber ich weiß ihn doch nirgends hinzubringen. Nun, wir werden ja sehen l — Lassen Sie den Herrn jedenfalls eintreten!"
Er warf die Reitpeitsche auf den Tisch und war eben im Begriff, sich die Handschuhe auszuziehen, als Herrn Michelmann's fette un- saubere Gestalt auf der Schwelle erschien. Der würdige Herr schien es doch für rätlich zu halten, sich hier um Vieles höflicher zu benehmen, als dem jungen Baron gegenüber. Seine Ver- beugung war so tief, als es seine Beleibtheit nur immer zuließ, und seine heisere Stimme klang viel geschmeidiger und verbindlicher, als vorhin.
„Gehorsamster Diener, Herr Oberst." sagte er. „Ich darf wohl nicht annehmen, daß ich noch die Ehre habe, von dem Herrn Oberst gekannt zu sein!"
Der Baron hatte ihn mit einem scharfen, durchdringenden Blick von oben bis unten betrachtet, und die unmutige Falte zwischen seinen Augenbrauneo war noch tiefer geworden.
„Jetzt, wo ich Sie vor mir sehe, erinnere ich mich Ihrer allerdings sehr wohl, Herr Michelmann," sagte er hart. „Wir unterhandelten mit einander, als sich ein junger Lieutenant meines Regiments zu erschießen versucht hatte, weil er durch Wuchergeschäfte mit Ihnen zur Verzweiflung getrieben war. Ist es nicht so?"
„Der Herr Oberst haben ein ausgezeichnetes Gedächtnis! — Aber Sie beurteilen mich doch etwas zu hart! Ich bin ein armer Mann, der sich mühsam durchschlagen muß, und der im Aufträge anderer Leute arbeitet!"
„Um so verächtlicher wäre Ihr Gewerbe! — Aber das kümmert mich nicht, und ich glaube auch, Ihnen meine Ansicht damals deutlich genug ausgesprochen zu haben. Welche Ursache hat also Ihr heuiiger Besuch?"
„Ich hatte ein kleines Geschäft mit Ihrem gnädigsten Herrn Sohn, Herr Oberst!"
(Fortsetzung folgt.)
Den Monat Oktober charakterisiert Falb wie folgt: Die erste Hälfte des Monats charakterisiert sich durch Niederschläge, welche meist als Landregen auftreten. In der zweiten Monatshälfte werden die Regen verhältnismäßig selten. Die Temperatur erreicht in der ersten Hälfte wiederholt eine namhafte Höhe, während sie in der zweiten sich im Allgemeinen nahe am Mittel hält. Der 25. ist ein kritischer Tag erster Ordnung.
Gar mancher Schlosser oder Schmied wird gewiß noch nicht wissen, daß er Hausschlüssel für Nichthausbesitzer nicht ohne weiteres anfertigen darf. Der Z 309 des Reichsstrafgesetzbuches giebt hierüber Aufschluß. Hiernach ist es Schlossern und Schmieden bei Androhung einer Geldstrafe bis zu 90 oder bis zu vier Wochen Haft verboten, für irgend jemand Hausschlüssel ohne Genehmigung des Hauswirts oder dessen Stellvertreters anzufertigen.
fAllerdingsj. (In der Rechenstunde): „Lizzie, löse mir folgendes Cxempel: Wenn ein Dienstmädchen zwei Zimmer in zwei Stunden reinigen kann, wie viel Zeit werden zwei Dienstmädchen zu derselben Arbeit brauchen?" — Lizzie (schnell): „Vier Stunden!" — ....: „Unsinn! Natürlich blos eine Stunde!" — Lizzie: „Ja, wenn sie nicht schwatzen thäten!"
Redaktion, Druck und Verlag von C. Meeh in Neuenbürg.