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Mindestbetrag zu geben und hierdurch dem Wunsche der Landwirtschaft nach einer Sicherung soweit als thunlichst zu entsprechen. Noch weiter zu gehen, verbiete sich das allgemeine Interesse am Abschluß von Tarif-Verträgen. Die Aussichten auf den Ab­schluß neuer Handelsverträge könnten zur Zeit noch nicht überblickt werden. Auf Seiten Deutschlands bestehe die Bereitwilligkeit zu neuen Handelsvertrags- Verhandlungen. Da es noch zu wenig sicher ist, daß die neu zu vereinbarenden Vertrüge schon 1904 in Kraft gesetzt werden können, sei im Entwurf vorgeschlagen, die Festsetzung des Zeitpunktes, mit welchem das Zolltarif-Gesetz in Kraft tritt, kaiser­licher Verordnung vorzubehaltcn.

Berlin, 23. Nov. Die Vossische Zeitung meldet aus dem Haag: Ter Buren-General Viljoen hatte vor einiger Zeit in dem Forts Het Lage Veld bei Krokodil-River 23 weiße Soldaten überwältigt, unter deren Führung eine größere Anzahl bewaff­neter Kaffern gegen ihn gekämpft hatten. Er ließ die Kaffern nach dort völkerrechtlichem Brauch er­schießen und fragte darauf bei Lord Kitchener an, ob er die Weißen, mit oenen die Kaffern Schulter an Schulter gefochten, für Marodeure halte oder als seine Soldaten reklamiere. In letzterem Falle würde er sie als Kriegsgefangene behandeln. Die schriftliche Antwort Kitcheners lautete, daß er sie als Soldaten der regulären englischen Armee an­erkenne. Damit ist die volle Bestätigung der immer wieder geleugneten Thatsache gegeben, daß die eng­lische Heeresleitung die Kaffern nicht nur bewaffnet sondern sogar unter die regulären Truppen eingereiht hat. Das Schreiben Kitcheners befindet sich als Beweisstück in den Händen der Buren-Regierung.

Brüssel, 22. Nov. Die Jndependance belge schreibt zu der Entscheidung des Haager Schiedsgerichtes: Es wäre zu hoffen gewesen, daß England die Gelegenheit benützt hätte, um seine Differenzen mit den südafrikanischen Republiken zu schlichten. Es wäre dies eine ehrenvolle Lösung gewesen und hätte dieser Beweis von Edelmut die Buren die in Südafrika begangenen Ungerechtig­keiten und Grausamkeiten vergessen machen können. Es ist keine Hoffnung vorhanden, den Krieg anders beendet zu sehen, als durch bedingungslose Unter­werfung der Buren. England ist in dieser Sache so engagiert, daß es bis zu Ende gehen muß, auch wenn seine Macht und sein Wohlstand dadurch zu Grunde gerichtet würde.

Haag, 23. Nov: Die geheime Sitzung deS Friedens-Ausschusses, in welcher das Ersu­chen der Buren um Friedensvermittelung verworfen

wurde, dauerte genau 5 Minuten. Der Vorsitzende Baron Melville erklärte, die Buren hätten durch den beleidigenden Ton die diplomatische Etiquette verletzt. Hierauf ging die Versammlung zur Tages­ordnung über. Die Buren wollen jetzt absolut keine Schritte zur Herbeiführung des Friedens mehr unternehmen.

London, 22. Nov. Aus Peking wird gemeldet: Der Hof wird am 26. November aus Kaifengfu nach Peking abreisen und am 22. Dez. in der Hauptstadt eintreffen. Tschang tschi Tung hat dem Gouverneur Jukanlu telegraphisch den Vorschlag gemacht, der Kaiserin ein Memorandum zu überreichen, um derselben die Abtretung von chinesisch-Turkestan an Rußland anzurathen, wenn dieses auf sein Recht auf die Mandschurei ver­zichten wolle. Aukanlu hat diesen Antrag jedoch abgelehnt.

London, 23. Nov. Die englischen Blätter fahren fort, die england-feindliche Bewe­gung in Deutschland zu besprechen. Sämtliche Blätter erkennen an, daß dieser Zwischenfall eine große Bedeutung habe. Auch die ministeriellen Blätter erklären. Chamberlain täusche sich, wenn er annehme, daß diese Bewegung eine erkünstelte sei. Die ministerielle Presse betont die Thatsache, daß in der Chamberlain'schen Rede nichts enthalten sei, was dazu angethan wäre, Deutschland zu be­leidigen.

Bermischles.

Mädchenhandel von Europa nach In­dien. Aus Bombay kommt ein ergreifender Appell an die christl. Kreise Europas. Es handelt sich dies­mal nicht um Hungersnot oder das Elend indischen Heidentums, sondern um weiße Frauen und Mäd­chen, die von gewissenlosen Agenten in die indische Großstadt verschachert und an Leib und Seele zu Grunde gerichtet werden. Eine junge Missionarin von Bombay, Fräulein Helene Richardson, ist bisher den Unglücklichen nachgegangen, um sie womöglich aus ihren Banden zu befreien; sie ist aber kürzlich gestorben. Nun sucht man von Bombay aus nach einem Ersatz für sie, und zwar soll ihre Nach­folgerin neben der englischen Sprache auch französisch und deutsch verstehen, ein Beweis, daß auch eine Anzahl der Opfer deutsche Mädchen sind.

Geflügel-Cholera und Heilmittel dagegen.

(Aus der Südd. Tierbörse,

mitgetcilt von N. Stahl, Cannstatt.)

Im Anfang dieses Jahres verlor ich an einer Seuche (Hühner-Cholera) meinen ganzen Bestand

von mehr als 100 sehr wertvollen Hühnern, im besten Legen begriffen, im Laufe von wenigen Wochen. Alle Versuche, den Tieren zu helfen, waren fruchtlos. Aeltere Gänse und Enten blieben von der Krankheit verschont und nur ca. 12 Stück junge Gänschen, offenbar weniger widerstandsfähig als die alten, gingen schließlich gleichfalls ein.

Nach monatelanger Auslüftung und sorg­fältiger Desinfektion der Stallungen, wagte ich Wiederanschaffung von Hühnern; aber Ende Sep­tember nach regnerischer und trüber Witterung, wurde jeden 2. oder 3. Tag bald eine Henne, bald eine Ente, bald eine Gans, ohne nachweisbare Todes­ursache, verendet im Stall gefunden. Dadurch be­ängstigt, sandte ich unterm 9. Okt. einen Enten- Kadaver an das pathologische Institut der Kgl. Tierärztlichen Hochschule in Stuttgart, und das ge­wünschte Befund-Zeugnis lautete, nach Beschreibung von verschiedenen auf Hühner-Cholera hinweisenden Merkmalen am Schluß:In Ausstrichpräpa- raten eine Unmenge Geflügelcholera- Bakterien." Von befreundeter Seite auf die günstige Wirkung des von Herrn Pofessor vr. Klett (Kgl. Tierärztliche Hochschule) hergestellten Mittels gegen Geflügelcholera aufmerksam gemacht, wandte ich mich in meiner Not an diesen Herrn, der die Freundlichkeit hatte, sofort am Nachmittag des 9. Oktober in ca. 3 Stunden sämtliche Tiere mit seinem Serum zu impfen. Das Resultat dieser Behandlung war, daß bei allen Tieren der Durch­fall in Bälde, wenn auch nicht sofort, aufhörte und die kranken Tiere sich in kürzester Zeit erholten und daß bis heute, am 15. November, nicht ein einziges Tier mehr eingegangen ist, sie sich vielmehr sämtliche gesund und wohl befinden.

Für diese rasche und wirksame Hilfe bin ich Herrn Prof. Ur. Klett zu großem Dank verpflichtet, den ich hiemit auch öffentlich ausspreche, zugleich empfehle ich jedem Geflügelhalter in seinem eigenen Interesse dringend, bei eintretendem Krankheitsfalle zu dem dazuhin billigen Serum seine Zuflucht zu nehmen.

KeMsstschem-Nttckt Calw.

Für das Abschießen von Wafferamsel« und Eisvögeln im Teinachthal wird eine Prämie von 25 pro Stück ausgesetzt. Die Ablieferung hat an Hrn. Hirschwirt Andler in Teinach zu er­folgen, welcher den Betrag hiefür ausbezahlt.

Calw, den 21. November 1901.

Der Vereinsvorstand.

Voelter, Neg.-Rat.

Amtliche und Privat-Äiyeigen.

Revier Enzkkösterle.

Nadelhohstammhoh-Verkauf

am Donnerstag, den 5. Dezember, vorm. 11 Uhr, im Waldhorn in Enzklösterle aus Staatswald Kälberwald Abt. 1 bis 43

Forchenlangholz 373 Stück mit Fm. 30 I., 81 II., 110 III., 88 IV. und 7 V. Cl. Forchensägholz: 20 Stück mit Fm. 11 I.,

4 II., und 4 III. CK

Tannenlangholz: 1899 Stück mit Fm. 271 I., 377 II., 499 III., 468 IV. und 50 V. Cl.

Tannensägholz: 433 Stück mit Fm. 162 I., 63 II. und 81 III. Cl.

Aufforderung zur Wahl von s Gerneiuderatsmitgkiedera.

Die Dienstzeit, auf welche die Gemeinderatsmitglieder

1. Wagner, Hermann, Fabrikant,

2. Georgii, Emil, Kaufmann,

3. ch Frohnmeyer, Karl, Kannenwirt,

4. Kraushaar, Christian Jmanuel, Kaufmann,

5. Schlatterer, Gustav, Seifenfabrikant,

gewählt sind, geht mit Schluß dieses Jahres zu Ende, es ist deshalb für 5 Mitglieder eine Crgänzungswahl auf 6 Jahre vorzunehmen.

Die Wahlberechtigten werden aufgefordert, zur Vornahme dieser Wahl am

Donnerstag, den 5. Dezember 1901, von vormittags 9 Ubr bis nachmittags 2 Uhr,

auf dem Rathaus zu erscheinen und ihre Stimmzettel abzugeben.

Wahlberechtigt sind sämtliche hier wohnende Bürger, welche das 25. Lebensjahr zurückgelegt haben, eine Steuer für die hiesige Gemeinde bezahlen und an keinem vom Wahlrecht ausschließenden Mangel leiden. Ueber alle Wahlberechtigten ist eine Liste auf dem Rathaus aufgelegt, gegen welche von

jetzt ab bis 2. Dezember abends 6 Uhr Einsprachen bei dem Gemeinderat vor­gebracht werden können. Die Versäumnis dieser Frist zieht für die in der Wählerliste nicht Aufgenommenen den Verlust des Stimmrechts für die gegen­wärtige Wahlhandlung nach sich, wenn nicht ein offenbares Versehen stattge­funden hat. Im Uebrigen wird auf die am Rathaus angeschlagene Bekannt­machung hingewiesen.

Calw, den 25. November 1901.

Stadtschultheißenamt.

H a f f n e r.

Unterhangstett.

Gastwirtschaft Md Fikßkvschastsmlmf.

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