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eine besonders große Anzahl von Offizieren angezogen, während die Einjahrig-Freiwilligen bis kurz vor dem Beginn der Musik nur durch zwei Mann vertreten waren. Im Kreise der Stabsoffiziere wurde gerade laut gelacht, als sich zwei jener Reserveoffiziere in sxe mit strammer Front dem Oberst gegenüber aufstellten. Sofort legte sich dessen heitere Miene in erregte Falten, er erwiderte kurz den Gruß, sah kopfschüttelnd die übrigen Stabsoffiziere an, diese sahen achselzuckend den Herren Oberst an. Man hatte anfangs keine Worte, um dem Befremden über die äußere Erscheinung der Freiwilligen Ausdruck zu geben, während diese in aller Seelenruhe chren Tisch aufsuchten. Kaum waren sie den Blicken ihrer Vorgesetzten entschwunden, so tauchten abermals drei andere Freiwillige auf. Das Staunen am Offizierstische wuchs, der Herr Oberst ließ verschiedene Brocken, wie: „Unpropper!" „Absolut nicht, wie aus dem Ei gepellt," u. s. w. fallen, indes ein Einjähriger nach dem andern eintrat, sein Honneur machte und sich zu den übrigen Kameraden begab. Die Gesichter der Offiziere bis zum Hauptmann abwärts wurden lang und immer länger, man schaute ernsthaft drein und das Tuscheln mit der rechten H"lid an der Mütze nahm kein Ende, nur den jüngeren Offizieren sah man es an, daß sie an der Entwickelung dieses Vorganges ihre Helle Freude hatten. Zuletzt erschienen auf der Bildfläche Freund Grundmann mit seinem Intimus, dem vr. MI. Hatte schon das Erscheinen aller anderen Freiwilligen in ihren schlechten Kommisröcken bei den Vordcsetzten Sensation hervorgerufen , beim Anblck dieser beiden waren sie geradezu sprachlos.
Mit den harmlosesten Gesichtern von der Welt präsentierten sich die beiden Helden in ihren schäbigsten Exerzierröcken. Es war nicht zu verkennen, die Situation drängle zur Katastrophe. Man hatte dem Kameraden Grundmann einen Platz freigelassen von dem aus er den Tisch der Offiziere beobachten konnte. „Der Hieb sitzt!" sagte er mit gedämpfter Stimme indes er sich setzte. Entweder es giebt morgen einen Riesenkrach, oder wir sehen uns hier in Extrasachen wieder!
Kaum war der Vorhang nach Beschluß des ersten Aktes heruntergelassen, als sich einige Hauptleute in weitem Bogen, scheinbar ohne jeden Zweck, dem Tische der Freiwilligen näherten. Man merkte dort natürlich die Absicht, wurde aber nicht verstimmt, insbesondere wurde Kamerad Grundmann immer vergnügter. Plötzlich sprang er auf, sein gestrenger Herr Haupt, mann hatte ihn auf kurze Entfernung zu sich gewinkt. Sie verschwanden beide unter dem dunklen Kolonnadengang.
„Sagen Sie mir, Einjähriger", herrschte er ihn an. „wie können Sie sich unterstehen, in einem solchen Anzuge hierher zu kommen? Ihr Rock hat ja ganz Helle Stellen, Ihre Hosen sind mehr hellgrau, als schwarz, Sie tragen eine ganz zerknitterte Feldmütze, ich glaube bei Gott, Sie haben Nägel unter den Schuhsohlen!"
„Zu Befehl, Herr Hauptmann!" war die gelassene Antwort.
„Nun wie kommen Sie und alle übrigen Einjährigen dazu, in solcher unwürdigen Weise hier aufzutreten?"
„Der heutige Regimentsbefehl, Herr Hauptmann, verbietet uns das Tragen eigener Sachen! — Herr Hauptmann drückte mir vor kurzem Zufriedenheit mit meiner militärischen Haltung aus; ich möchte mir diese Anerkennung durch nichts verscherzen und glaubte gerade durch die strengste Befolgung des heutigen Befehls auf dem richtigen Wege zu sein!"
Des Hauptmanns Gesicht glättete sich, augenscheinlich begriff er jetzt die Ursache des Vorganges. Mit milderer Stimme fuhr er fort. „Nun, Sie haben doch aber einen besseren Dienstrock, weshalb trogen Sie diesen nicht?"
„Der Kompagnieschneider hat ihn seit heule früh zu einer kleinen Reparatur tn Händen, Herr Hauptmann!"
„Na, es ist gut; wir werden Morgen weiter darüber sprechen."
Mit kurzem Gruß, aber mit heiterer Wonne entfernte sich der Kompagnieches und begab sich sofort zum Obersten, der im Kreise der anderen Hauptleute Nachrichten zu erwarten schien. Nach Kenntnisnahme der Entschuldigung des Einjährigen Grundmann entspann sich eine längere Debatte. Die Vorstellung war beendet. Die Freiwilligen erhoben sich und erwiesen sämtliche mit einem Male das Honneur; der Herr Oberst grüßte freundlicher und drohte, als ob er den Zusammenhang ahnte, Freund Grundmann mit dem Finger.
In aller Frühe des nächsten Tages wurde Grundmann durch seinen „Putzkameraden" Müller herausgetrommelt: Bitte, geben Sie mir Ihre sämtlichen Extrasachen zur Reinigung: Sie sollen dieselben sofort nach dem Exerzieren vorstellen! So erging es auch den 'übrigen Freiwilligen; pro forma wurde Alles angesehen und zum Schluß jedem Einzelnen vom Hauptmann persönlich gesagt: „Diese Sachen erlaube ich Ihnen zu tragen!"
Am nächsten Abend erschienen wieder sämtliche Einjährige geschniegelt und gebügelt im Theater. Wieder kamen sie einzeln, und mit jedem neuen Ankömmling wuchs die Heiterkeit am Osfizierstisch. „Verfluchte Kerle!" soll der Oberst geäußert haben, „aber so ist es recht, sie wissen sich zu helfen!"
Daß der glückliche Verlauf dieses Vorkommnisses begangen wurde und daß Freund Grundmann dabei im Mittelpunkt stand, bedarf keiner Versicherung. Der Jurist konnte seiner Freude keinen besseren Ausdruck geben, als dadurch, daß er mit dem Helfer in der Not chleunigst Brüderschaft trank.
Baden-Baden, 26. Sept. Hier erzählt man sich folgendes heitere Geschicht- chen: Lin hier weilender Badegast wollte sich heute früh einige Blumen kaufen, fand aber, da 9 Uhr bereits vorüber war, die Blumenbuden in der Luiscnstraße geschlossen. Da bemerkte er, daß sich in einer der Buden noch ein älterer Herr aushielt, der anscheinend das gleiche Bedürfnis hatte, wie er, und trat deshalb von hinten in die Bude ein. Eben war er damit beschäftigt, seinen Bedarf an Blumen auszusuchcn, als ein Schutzmann unter der Thüre erschien, und der Blumenver- käuferin verkündete, daß sie das Gebot der Sonntagsruhe überschritten habe, und daß er den Namen und Stand der Herren feststellen müsse. Der jüngere stellte sich als Oberbürgermeister Rümelin aus Stuttgart vor. Ein sonderbares Gesicht soll aber der Schutzmann
gemacht haben, als nunmehr der ältere der beiden Herren sich als Fürst Hohenlohe, deutscherReichskanzler. zu erkennen gab. Selbstredend ist man hier sehr gespannt auf den ferneren Verlauf dieser Angelegenheit.
sJmmer derselbe.) Professor (einen Schüler auf der Straße treffend): „Ach, Müller, wie spät ist es denn? Ich habe meine Uhr zu Hause vergessen!" — Schüler: „Sechs Uhr, Herr Professor!" — Professor: „Es ist gut, setzen Sie sich!"
(Auch ein Lebensretter.) A.: „Und so könnte man mehrere Fälle anführen, in denen die Hunde als Lebensretter Vorkommen!" — B.: „Ja. ja, auch mein Karo hat mir in der dringendsten Not geholfen, ich habe ihn nämlich für fünfzig Mark verkauft!"
Auflösung des Bilderrätsels in Nr. 151.
Drei Männer umspannten den Schmerbauch ihm nicht.
Silben-Rätsel.
le fal an so i i ve ti di li ni la en dan nun e a us see lus nau blau bel sac da ver in im ca ro il vam cy ri ge ni pyr men.
Aus diesen Silben lassen sich zwölf Worte zusammensetzen: Eine durch die Legende verherrlichte Frau. Ein Tier aus der Familie der Fledermäuse. Ein Dorf am Fuß des Rigi. Ein General im dreißigjährigen Krieg. Name einer Nymphe. Eine deutsche Irrenanstalt. Ein ital. Komponist. Ein Erzvater. Eine heil. Eigenschaft, die der Protestant nur der heil. Schrift zuerkennt. Eine sehr beliebte Farbe. Päpstlicher Botschafter. Ein Flugkünstler aus alter Zeit.
Werden diese Worte richtig aneinander gereiht, so geben die Anfangsbuchstaben, von oben nach unten gelesen, den Schlachtbericht eines berühmten Fsldhcrrn, und die schlußbuchstabert, von unten nach oben gelesen, seinen Namen.
S. 1. i. 8.
Telegramm.
Berlin. 29. Sept. Die Morgenblätter melden: Die ungarische Studentenschaft übersandte den Berliner Commilitonen nachstehendes Telegramm: Indem wir ungarischen Studenten» begeistert von den zu Herzen dringenden Worten eures jungen, ritterlichen Heldenkaisers das innige Bündnis der deutschen und ungarischen Herzen feiern, halten wir es für eine angenehme Pflicht, euch Kollegen die besten Grüße zu senden.
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Redaktion, Druck und Verlag von C. Me eh in Neuenbürg.
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