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Millionen dl. gegen 118 Millionen dl im Jahre 1896.

Italienische Weinernte. Nach den im Ackerbauministerium vorliegenden Nachrichten ist die diesmalige, unmittelbar vor der Thür stehende Weinernte Italiens auf etwa 30 Millionen Hektoliter zu schätzen. 1887 betrug die Ernte 34532000dl. 1888 32846000. 1889 21753000 1890 29457000, 1891 36922000, 1892

33972000, 1893 32164000. 1894 25817000, 1895 24257000, 1896 22000000 dl.

Unterhaltender Heil.

Herzens-Adel.

Von R. B e y e r.

(Nachdruck verboten.^ (Fortsetzung)

II.

ES war zwischen acht und neun Uhr abends.

Ein scharfer Westwind, der kalte Regen­schauer mit sich führte, fuhr brausend durch die fast menschenleeren Straßen der Provinzialstadt, wohin uns der Faden der Erzählung leitet. Eine elegant gekleidete junge Dame durcheilte elastischen Schuttes das Gewirr enger Straßen, jener Stadtgegend zueilend, die unter dem NamenVillenkolonie- bekannt war.

Nur wenige Minuten noch war sie von ihrem Ziele entfernt, als ihr Lauf plötzlich durch eine tragische Straßenszene gehemmt wurde, wie sie im Weichbilde einer verkehrsreichen Stadt leider nicht zu den Seltenheiten gehört.

Mehrere Passanten umstanden einen be­jahrten, anscheinend den besseren Ständen angehörenden Mann der. aus einer Kopfwunde blutend, mit zerrissenen, besudelten Kleidern am Boden lag.

Hinzutretend, erkundigte sich die junge Dame teilnehmend nach den näheren Umständen des traurigen Vorfalls und erfuhr, daß ein im rasenden Lauf herstürmender Wagen den alten Herrn umgerifseo und überfahren habe.

Die Dame beugte sich zu dem Dalicgenden herab.

Gott sei Dank, er atmet noch!" sagte sie, sich wieder ausrichtend.Doch schnelle Hilfe thut hier Not. Bitte, meine Freunde, tragen Sie ihn dorthin nach meiner Wohnung," sie wies mit der Hand nach einer Billa, die nur wenige Hundert Schritte von der Unglücksstätte entfernt war.ich selbst werde unterdessen zu einem Arzt eilen, der hier in der Nähe wohnt. Sagen Sie der alten Frau im Hause, daß Fräulein Olga Sie mit dem Verunglückten her- gesandt habe und daß derselbe in der Schlaf- kammer auf der Gartenseite hingebettet werden solle."

Während nun die Männer den Fremden aushoben und forttrugen, verschwand die junge Dame, nach einer anderen Richtung hinerlend, in der Dunkelheit.

Der Verwundete ruhte, seiner Oberkleider entledigt, bereits auf weichem Lager sanft gebettet, als die Hausherrin die mitleivige Dame war es wohl in Begleitung des Doktors die anmutige Blllenwohnung betrat.

Der Doktor begab sich sofort zu dem Leidenden, und schon nach wenigen Minuten stand auch die Dame, die rasch einen Kleider- Wechsel vorgcnommen hatte,- an der Seite des Lagers.

Mit zarter, geschäftiger Hand leistete sie dem Heilkundigen Beistand, der die Kopfwunde des Verunglückten reinigte und kunstgerecht verbaod.

Nachdem hierauf der Arzt noch bezüglich der Behandlung des Patienten alles Nähere angeordnet hatte, empfahl er sich, mit dem Ver- sprechen, am folgenden Morgen wieder zu kommen.

Welch'ein grundloser, unerschöpfter Brunnen der schönsten, zartesten Empfindungen ist doch ein edles Frauenherz! Das Höchste und Heiligste» was die Vorsehung dem Menschen auf der Pilgerschast durch das trübsalsvolle Dasein als einen Engel zum Geleit beigegeben, die erbarmende Liebe, sie tritt uns nirgends so herrlich und erhaben, so göttlich groß entgegen,

als in den Aeußerungen eines edlen weiblichen Gemütes.

Offen und klar zeigt es sich wie der sonn- beglänzte Spiegel des Meeres, und dennoch unergründlich wie dieses in seinen geheimnis­vollen Tiefen, aus denen wir nur die goldenen Eimer emporsteigen sehen, die aus den Quellen des Ewigen schöpfen Impulse zu Werken erbarmender Liebe!

Mitternacht war nahe. In einem weichen Polstersessel gelehnt, saß die Dame, die bisher unermüdlich ihres Amtes als Krankenpflegerin gewaltet hatte, am Lager des Schwerverletzten.

Der Leidende, der noch kein Wort gesprochen hatte, schien zu schlafen; doch auf ihre, Olga's Augen wollte sich kein erquickender Schlummer herabsenken.

Wehmut, herzliches Mitleiden sprachen sich aus in dem Blick, den sie auf die bleichen Züge des Daliegenden heftete. Unter den Gedanken an sein Mißgeschick, krampfte sich ihr Herz wehevoll zusammen.

Gesund und froh verließ er die Seinigen, ohne zu ahnen, was ihm bevorstand. Gattin und Kinder schauten gewiß mit liebender Sorge nach ihm aus. Und ob er von der Verwundung genas? Wer konnte es sagen! Sollte etwa in ihrem Schlafgemach, auf ihrem Lager viel­leicht ein edles, thalenreiches Menschenleben seinen jähen Abschluß finden?

Wie seltsam, wie wunderbar sind doch die Fügungen des Geschickes! Wie ungewiß, wie wandelbar ist das Loos der Sterblichen! So sann und sann sie, bis der Silberton einer Stutzuhr sie an ihre Pflicht gemahnte. Sie erneuerte die Kompresse, kühlte das Haupt des Leidenden, reichte diesem ein Medikament und brachte die verschobenen Kissen wieder in die rechte Lage. Nachdem sie noch die verlöschende Nachtlampe auf's Neue mit Oel versehen hatte, nahm sie wieder in dem Lehnsessel Platz.

Stunde um Stunde verwich; die Nacht verging, der Tag brach an. Borübergebraust war der Sturm, der so manchen Zweig, so manche Knospe geknickt, und in strahlender Himmelsschöne stieg die Sonne im Osten auf. Zwischen den schneeweißen Gardinen flutete Licht in's Gemach und über das zur Seite geneigte Haupt der schönen Krankenwärterin, die entschlummert war.

Eine Heilige im Glorienschein!" flüsterte der Leidende, aus dessen bleicher Wange eine Thräne der Rührung perlte.

Welch' ein Zauber der Anmut und Lieb­lichkeit lag über den anschuldsvollen Zügen der Schlummernden ausgegossen! Goldblondes Haar umrahmte diademartig die klare Stirn, die wie der Vorhang zu einer bekannten Wunderwelt voll reizender Traumgebilde erschien.

Um den sanstgeschlossenen Mund aber lief ein herber Zug, der von verborgenem Kummer und schwer durchkämpflen Seelenleiden ein beredtes Zeugnis ablegte.

Im Anschauen der holden Schläferin ver- funken, lag der Kranke da, Alles, selbst sein Unglück, seine Schmerzen vergessend.

Ein heftiger Hustenanfall, dessen er sich nicht zu erwehren vermochte, erweckte sie. Rasch erhob sie sich und trat an's Lager.Wie pflichtvergessen von mir zu schlafen!" schalt sie sich im leisen Selbstgespräch, während sie den Verband schnell untersuchte und sich beeilte, die Kompresse zu erneuern. Da fühlte sie sich auf einmal an der Hand gefaßt, fühlte, wie dieselbe mit zärtlicher Inbrunst an ein heißes Lippen­paar gedrückt wurde.

O meine Wohlthäterin!" sprach der Kranke mit matter Stimme.Wie können Sie sich einer Pflichtvergessenheit anklagen? Sie haben mich, eine barmherzige Samariterin, verwundet am Wege gefunden, in Ihr Haus gebracht und pflegen mich, wie nur eine Tochter ihren Vater pflegen könnte?! Wie werde ich Ihnen dies vergelten können?!"

Ach, ich bitte Sie, mein Herr!" unterbrach ihn hier die Dame, tief errötend.Warum die einfache Erfüllung einer Pflicht, der sich kein Mensch, am allerwenigsten ein Christ, rntschlagen

darf, so hoch erheben? Und dann bitte ich Sie auch, sich nicht so aufzuregen, denn der Arzt"

In diesem Augenblick pochte es an die Thür und der soeben Genannte trat herein. Nach Austausch der üblichen Förmlichkeiten, ließ Olga die Herren allein.

Mein herzlichstes Kompliment, verehrtes Fräulein!" sagte der Doktor, freundlich lächelnd, als er nach einer Weile aus dem Krankenzimmer hervorkam.

Wüßte nicht, Herr Doktor, worauf ich Ihr Kompliment beziehen soll?" entgegnete die junge Dame errötend.

Nun. auf Ihren Erfolg," lachte der Arzt, denn der Patient, den ich im heftigsten Wund­fieber anzutrcffen befürchtete, befindet sich bereits auf dem Wege der Genesung, und wie er von mir unwidersprochen behauptet, ist dieser über alles Erwarten günstige Verlauf des Uebels lediglich auf den wunderwirkendcn Einfluß zu setzen, den Ihre Bemühung"

Ach, bitte, Herr Doktor!" fiel sie ihm ins Wort.Ich dächte, daß man eine so ernste Sache nicht zum Gegenstand des Scherzes machen sollte."

Der Arzt bat um Entschuldigung, zugleich erklärend, daß thatsächlich in den meisten Fällen ein großer, wenn nicht der größte Teil des Erfolges der gewissenhaften Ausführung ärzt­licher Verordnungen zuzuschreiben sei.

Der Kranke wünscht heute noch nach seiner auf dem Lande gelegenen Wohnung gebracht zu werden." sagte der Arzt noch. Es kann das ohne Gefahr für sein Leben geschehen."

(Fortsetzung folgt.)

Eine eigentümliche Wette wurde in einer französischen Stadt zwischen einem Ge­meinderat und einem Adbs zum Austrag gebracht. Dieser forderte jenen, einen bekannten Freidenker, auf, 3 verkrüppelte Frauen mit ihm nachLourdes zu bringen, damit er sich durch deren Heilung von der Wunderkraft der Mutter-Gottes mit eigenen Augen überzeuge. Der Preis der Wette betrug 10,000 Frcs. Mit Ungeduld erwartete man die Rückkehr der Gelähmten. Als sie ein­trafen, waren sie nicht nur nicht geheilt, sondern klagten über noch größere Schmerzen als vorher. Der Abbe hatte seine Wette verloren.

Eine Schnurre wird von Aristarchi-Bey, dem verstorbenen früheren türkischen Botschafter in Berlin erzählt. Als er sich um die Hand einer Tochter des Kriegsministers von Bonin bewarb, fragte dieser, welcher mit Töchtern ge­segnet war:Wie viel wollen Sie haben!" Exzellenz, ich bin Christ!"Schade", sagte der alte Haudegen.

W Lehrer (streng):Weshalb hast Du Deine Geographieaufgabe nicht gelernt, Tommy?" Tommy:Weil die Zeitungen schreiben, daß auf der Landkarte von Europa noch Ver­änderungen vor sich gehen."

Scherzfragen.

Welche Ähnlichkeit herrscht zwischen einem Fasse Syrub und einer Armee?

(-qufi zfi istz>ya,Hj sl '«rtzusi oj mn usjnv) sqisg;)

Welche Rosen lieben es, mit Rum begossen zu werden?

(-u-joarvM -;cr)

Welches ist der größte Mann der Welt? (-hah m 8188 lj! rr uusq t uuvmHogx a,(x)

Telegramme.

Hamburg, 9. Sept. DieHamburg- Amerika-Linie" hat der Werft von Blohm und Boß in Hamburg den Bau von zwei großen zwischen Hamburg und Westindien bestimmten Dampfern übertragen.

New-Jork, 9. Sept. Gestern Abend stießen bei Emporia zwei Züge der Atchison-Topeka- und Santa-Fe Eisenbahn zu­sammen. wobei 12 Personen getötet und viele verwundet wurden.

Redaktion, Druck und Verlag von C. Meeh in Neue nbürg.