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markt waren 40 Körbe Milchschweine und 97 Stück Läufer zugeführt. Elftere lösten 25 bis 42 letztere 55100 pro Paar.

Pforzheim, 8. Sept. Auf dem heut- igen Schweinemarkt waren 3 Läufer und 154 Ferkel zugeführt. Die Läufer wurden nicht verkauft, von den Ferkeln 118 Stück zum Durch­schnittspreis von 27 v-L das Paar.

Deutsches Aeich.

Ho mb urg v. d. H., 8. Septbr. Heute wohnten außer dem Kaiser und dem Könige von Italien auch die Kaiserin und die Königin von Italien dem Manöver bei, ebenso unter anderen Großfürst Nikolaus Nikolajewitsch und General Obrutschew. Die Westabteilung hält die sehr beträchtliche Kaicherhöhe besetzt und ebenso die angrenzenden Höhen. Erst gegen Mittag drangen die Bayern, welche die Nidda überschritten, zum Angriffe vor. Die Artillerie leitete das Feuer ein. Auf dem linken preuß- ischen Flügel, welcher von der hessischen Division gebildet wird, entbrannte der Kampf besonders heftig. Hier warteten die Truppen der West- armee den Infanterie-Angriff der Bayern nicht ab, sondern gingen selbst zum Angriff über. Als diesen Vorstoß noch die ganze Reserve unterstützte, gingen die Preußen auf der ganzen Linie vor und drängten die Bayern wieder gegen die Nidder zurück. Ganz am Schluffe des Kampfes meldete weit von links her anhaltendes Feuern, daß auch das VIII. Korps, welches bis­her noch auf dem Marsche nach dem Manöver­gelände sich befano, endlich in das Gefecht ein- greifen konnte. Gegen 1'/, Uhr wurde das Gefecht abgebrochen.

Homburg, 9. Sept. Graf Häseler/ zog bereits im Laufe des Vormittags das Gros seiner Truppen hinter die Nidda zurück. Die Nachhur blieb in ihren alten Stellungen auf den Höhen an der Nidda und hielt die ver­folgenden Bayern auf. Die bayerische Kavallerie, bestehend aus zwei Divisionen und verstärkt durch heute eingetroffene Regimenter, erschien gegen 9 Uhr auf der rechten preußischen Flanke Der Kaiser machte mit diesen Divisionen eine hervorragend ausgeführte Attache auf die rechte Flanke der zurückgehenden Preußen. Um 12 Uhr verließ auch die preußische Nachhut ihre Stellung und folgte dem Gros. Das Gefecht wurde hier abgebrochen.

Berlin, 8. Septbr. Die Nordd. Allg. Ztg. meldet anschließend an die Nachricht von der Ermordung des stellvertretenden Landes- Hauptmanns v. Hagen, daß das deutsche Kriegs­schiff Falke sich bereits an den Thatort begeben hat.

Berlin, 8. Sept. Auf der Suche nach einem neuenReichskanzler, eine Thätigkeit, für die einstweilen wenigstens noch kein volles Bedürfnis vorzuliegen scheint, sind einige Blätter, man weiß wirklich nicht wie, auf den komman­dierenden General des XIV. (badischen) Armee­korps, General der Kavallerie v. Bülow ver- fallen. Wie die Blätter dazu gekommen sind, ist vorläufig unverständlich. Eine Verwechslung mit dem Botschafter v. Bülow, dem gegenwärt­igen Leiter des Auswärtigen Amtes, über den bekanntlich hie und da die Vermutung ausge- sprochen worden ist, daß er einmal Reichskanzler werden würde, kann doch nicht dazu geführt haben. Als neulich der Botschafter v. Bülow die Nachfolge des Frhrn. v. Marschall übernahm, wußte ein amerikanisches Blatt seinen Lesern ernsthaft zu melden, daß der bekannte Klavier- virtuose Hans v. Bülow zur Leitung des Aus­wärtigen Amtes berufen worden sei wahr­scheinlich deshalb weil er eine Aufführung der BeethovenschenEroica" einmal in einen so be­geisterten Bismarckhymnus hat ausklingen lassen. Das war freilich ein amerikanisches Blatt, das indessen auch hätte wissen können, daß Hans v. Bülow schon lange nicht mehr unter den Lebenden ist.

Infolge der Meldungen von der Zunahme derTyphuserkrankungen in dem schlesischen Ueberjchwemmungsgebiete hat der Kultusminister den Oberpräsidenten von Schlesien aufgefordert, den Thatbestand genau feststellen zu lassen und baldigst über das Ergebnis zu berichten, nament­lich auch darüber, in welchem Umfange in letzter

Zeit in den einzelnen Ueberschwemmungs-Gebieten Erkrankungssälle vorgekommen und ob deren Ursachen auf die jüngsten lleberschwemmungen zurückzuführen sind.

Karlsruhe, 9. Sept. Aus Anlaß des heutigen Geburtstages des Großherzogs ist einer Reihe von Arbeitern im Betrieb der Staats­eisenbahnen und der Main-Neckarbahn sowie im Dienste der Domänenkanzlei der Bodenseefidei- kommisse das vom Großherzog unterm 11. November 1895 für Arbeiter und männliche Dienstboten gestiftete (Ehrenzeichen für treue Arbeit) vom Ministerium des großherzoglichen Hauses und der auswärtigen Angelegenheiten verliehen worden. Der Erbgroßherzog und die Erbgroßherzogin haben derKarlsr. Ztg." zufolge dem Unterstützungsallsschuß für die Hagelbeschädigten des Amtsbezirks Eppingen einen zweiten Beitrag in der Höhe von 400 Zu­sehen lassen.

Der städtische Taglöhner Alois Dietrich in Baden-Baden, welcher dort in der Nähe des Kurgartens den größten Teil der einem Eng­länder gestohlenen Wertsachen auffand, hat von der ausgesetzten Belohnung von 10000 »16 die Hälste erhalten, eine Summe, welche der glück­liche Finder bis jetzt in seinem Leben noch nie beisammen gesehen hat.

Württemberg.

Vom Bottwarthal, 9. Sept. Die immer wieder regnerische und kühle Witterung des Septembers, welche nach Prof. Falb sich noch nicht bessern soll, beeinträchtigt die vor etlichen Wochen so befriedigenden Herbstaussichten um ein bedeutendes. Die Reife der Traaben, welche zwar Dank der erklecklichen Anzahl von Sommertagen vorgeschritten ist, ist durch das kühle, nasse Wetter in etwas verzögert und hat auf die ohnehin durch künstliche Einwirkung kaum in Gesundheit erhaltenen Reben nachteilig gewirkt, so daß die 2 Hauplfeinde der Trauben im heurigen Jahrgang das Oidium und die Blattfallkrankheit immer wieder neuen Stoff zum Ansatz erhalten konnten. Auch die übrigen noch draußen stehenden Gewächse, insbesondere die Kartoffeln haben durch die beständige Nässe gelitten. Sehnsüchtig erwartet man daher beständig trockene und warme Witterung.

Aus Stuttgart wird demSchw. M." von sachverständiger Seite mitgeteilt, daß die Trollingertrauben, mit denen die Stuttgarter Markung vorherrschend bestockt ist, bei der bis- herigen nicht gerade günstigen naßwarmen Wit­terung keinen Schaden gelitten haben.

Eßlingen, 6 Sept. Der alljährlich auf den 6. sept. fallende Faßmarkt wurde auch heute hier abgehalten. Zugeführt wurden nur solide und schöne Küfer- und Küblerwarcn. Der Preis belief sich für größere Gebinde von 69 ^ für kleinere von 912 L pr. Liter. Der Verkauf war sehr flau und dies ist darauf zurückzuführen, daß es in hiesiger Gegend auch Heuer wieder kein Obst giebt.

Rottweil, 7. Sept. Gelegentlich einer Feuerwehr - Hauptprobe teilte Stadtschultheiß Glükher den Chargirten mit, daß die Stadt­verwaltung sämtliche 450 Feuerwehrleute in der Weise versicherte, daß bei jedem, der infolge der Löscharbeiten bei einem Brandfalle mit Tod ab­geht, die Hinterbliebenen 2000 o-L erhalten. Es wurde diese Fürsorge mit allgemeiner Be­friedigung ausgenommen.

G ut e n b e r g , 9. Sept. Zu einem hies. Einwohner kam gestern ein Zigeuner mit der Bitte, er möge ihm für alte 1 Markstücke solche neuerer Prägung austauschen, worauf der Mann auch einging. Zu seinem Schrecken bemerkte er nach Weggang des Zigeuners, daß ihm von von seiner Barschaft 1 Zehnmarkstück fehlte, welches der Zigeuner auf geschickte Weise zu entwenden gewußt hatte.

Ausland.

Karlsbad, 6. Sept. In einem hiesigen Juwelierladen wurdea Waren im Werte von 50000 fl. geraubt. Die Decke des Ladens zeigte eine 50 cm weite Oeffnung.. Der Inhaber der Zimmer über dem Laden war ein erst gestern

angekommener angeblicher Kurgast, welcher ver­schwunden ist.

Der österreichische Ministerpräsident Graf Badeni giebt sich die größte Mühe, im öster­reichischen Landtag eine sichere Majorität, be- tehend aus Tschechen, Polen und anderen Gegnern der Deutschen zusammenzubringen. Aber auch mit diesen Bemühungen kommt er nicht vorwärts, da die Tschechen weitere An­forderungen an die Regierung stellen, durch welche die Deutschen erst recht zum äußersten ge­trieben würden. Uebrigens beabsichtigen letztere, wenn nötig, ganz vom Parlament weg zu bleiben und so die Delegationswahlen unmög­lich zu machen. Recht beweglich schreiben die Organe Badenis, man müsse das Parlament lebenskräftig machen und lebenskräftig erhalten, sonst gehe m Oesterreich alles auS den Fugen. Daran scheint Graf Badeni nicht zu denken» daß man den Deutschen ihre Jahrhunderte alten Rechte nicht nehmen dürfe.

Das Ende des Dreibundes glaubt der PariserEclair" aus den Hamburger Trink- sprächen herauslesen zu müssen Italien sei durch das Bündnis ruiniert und könne sein Ge­deihen nur durch Anschluß an Frankreich wieder- gewinnen, der nur durch Trennung vom Drei­bünde möglich sei. (In Paris scheint es noch sehr warm zu sein. Red.)

Infolge des fortgesetzten Widerstandes der Engländer gegen die von den übrigen Groß­mächten mit der Pforte vereinbarten Friedens­vertrag mit Griechenland hat sich der Sultan direkt an den russ. Kaiser gewendet und von diesem die Zusage erhalten, daß Rußland die Türkei in ihren Interessen schützen werde, wo­gegen sich der Sultan verbindlich mache, die Muhamedaner in Zentralasien nicht gegen Ruß- land aufzureizen. Die griechische Regierung hat schon einen Teil ihrer Reservetruppen nach Hause entlassen, rechnet also bestimmt auf einen end- giltigen baldigen Friedensvertrag.

Die Verkündigung des thatsächlichen Be- stehens einer französisch russischen Allianz hat der englischen Presse Veranlassung gegeben, die im vereinigten Königreiche hervorgerufene lebhafte Beunruhigung dadurch zu beschwichtigen, daß sie den Worten des Zaren die Bedeutung beizulegen versucht, derselbe mißbillige die Be­stimmungen des Frankfurter Friebens, die weder dem Rechte, noch der Gerechtigkeit oder Billigkeit entsprächen. Daß diese Auslegung eine thörichte und willkürliche ist, geht daraus hervor, daß der Zar dem deutschen Kaiser Mitteilung von jenem Bündnisse gemacht, und ihm versichert hat. daß Ziele des Zweibundes mit denen des Dreibundes wentisch seien. Auch teilt das britische Kabinet keineswegs die Anschauungen der englischen Journalisten; es ist vielmehr unverkennbar, daß infolge der französisch-russischen Vereinbarungen Lord Salisbury seine Verschleppungspoliti! aufgegeben hat und infolge dessen die griechisch, türkische Angelegenheit einer raschen Erledigung entgegengeht. In der Zuversicht eines baldigen Abflusses des Präliminar-Friedens sowie in der sicheren Erwartung des Gelingens einer An­leihe zur Deckung der ersten Rate der zu ent­richtenden Kriegsentschädigung beginnt die griech­ische Regierung die Armee auf den Friedensfuß zu setzen und sind bereits 10000 Mann zur Reserve entlassen worden. Die Note des Grafen Murawiew, welche die englische Regierung auf die große Verantwortlichkeit einer weiteren Ver­zögerung des Friedensabschlusses aufmerksam macht, hat nicht wenig zu der nun baldigst be­vorstehenden Entwirrung der orientalischen An­gelegenheiten beigetragen.

In wenigen Tagen dürfte die Aufheb­ung der Blokade Kretas vollzogen werden. Da die Ursache, welche zu der Blokade nötigte, geschwunden ist, und die Aufständischen die Autonomie angenommen haben unter der Bedingung des Abzuges der türkischen Truppen, schlagen die Admirale vor, daß vie Blokade am 10. September aufgehoben werbe. Auf der Insel selbst ist freilich von einer Wiederkehr geordneter Zustände noch immer nichts zu spüren.

Paris, 8. Sept. Die hiesigen Zeitungen schätzen die Getreideernte Frankreichs auf 82