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Frankreich, daS Pariser Stadthaus ist die Geburts- und Heimstätte der „Regierung der nationalen Verteidigung", welche eine Prokla- mation erläßt: „Die Republik ist proklamiert. Eine Regierung ist mit Zuruf ernannt worden. General Trochu ist mit den militärischen Vollmachten für die nationale Verteidigung ausgerüstet. Er ist zur Präsidentschaft der Regierung berufen worden. Die Regierung fordert die Bürger zur Ruhe auf; das Volk wird nicht vergessen, daß es dem Feinde gegenübersteht. Die Regierung ist vor allem eine Regierung der nationalen Verteidigung -
Eilig, verkleidet und mit dem unentbehrlichsten, rasch zusammengerafften Gepäck verließ die Kaiserin Eugenie Paris; ihre Regentschaft kam keinen Augenblick in Frage, ihre Getreuen zerstoben in alle Winde. Bei Sedan war das letzte kaiserliche Heer im freien Felde zertrümmert worden, in Paris brach drei Tage darnach der morsche Kaijerthron zusammen mit all seinem falschen Glanz und Schimmer. Auf Eigennutz und menschliche Leidenschaften hatte Napoleon III. seine Herrschaft gegründet; Eigennutz und Leidenschaften stürzten sie. Denn wer nicht auf Gottes des Herrn Namen sein Reich gründet, der wird zu Schanden, und wäre er der Klügste und Gewaltigste.
Möchte unser deutsches Volk die eindringliche und furchtbare Lehre nie vergessen, die damals nicht bloß Frankreich, sondern der ganzen Welt erteilt worden ist, eine Lehre, die in noch grausigerer Form mit flammend blutigen Zügen geoffeubart wurde, als nach dem Falle von Pans die wüsten Unholde der Kommune die Herrschaft an sich rissen und mit Mord und Brand gegen ihr eigen Fleisch und Blut wüteten, bis es mit Not und Mühe gelang, ihrer Herr zu werden. Aehnliche Gefahren drohen auch uns, wenn wir nicht mannhaft denen entgegentreten, die bas Ansehen der Obrigkeit untergraben und sich wider Gott den Herrn empören. Er schütze und bewahre unser deutsches Vaterland!
gemeinnütziges.
Die Bekämpfung der Höstschädlinge.
Im Wesentlichen führen sich die geringen Ernten hauptsächlich an Kernobst der letzten Jahre auf das außergewöhnliche Auftreten der Obstschädlinge zurück. Die Obstblüte vernichtende Maifröste sind in den Jahren 1896 u. 9? im Bezirk nicht eingetreten, auch sind die allgemeinen Witterungsverhältnisse der beiden genannten Jahrgänge der Entwicklung nicht hinderlich gewesen und hätte es nach menschlicher Berechnung Obst in Hülle und Fülle geben sollen, wenn nicht das Vorhandensein von Obstschädlingen aller Art und in ungeahnter Zahl die Mißernten herbeigeführt hätten.
Die Obstschädlinge zerfallen in zwei Abteilungen, wovon die eine dem Tierreich (Insekten), die zweite dem Pflanzenreich (Moose, Flechten, Pilse rc.) zuzuteilen ist. Die Pilse sind es, welche die verheerenden Blattkrankheiten hervorgerufen haben und deren Bekämpfung mit ähnlichen Mitteln wie bei der Weinrebe in die Monate Mai und Juni fällt.
Der September und Oktober sind diejenigen Monate, wo am wirksamsten die gefährlichsten Insekten des Obstbaus vernichtet werden können, und hat es sich der landw. Bezirksoerein zur Aufgabe gemacht, die Hilfsmittel zu deren Bekämpfung zu beschaffen, da blos die allgemeine Anwendung derselben einen durchschlagenden Er- folg haben kann, und zweifellos derjenige um die Früchte seiner Arbeit und seines Aufwands gebracht würde, der einen säumigen Nebenlieger an seinem Obstgut hat, wo die Zweige der Baumkronen sich berühren und den Insekten freien Uebergang gestatten.
Bor allem aber ist es unerläßlich, daß die zu behandelnden Bäume einer gründlichen Reinig, ung unterzogen werden, sind es doch die lockeren Rindenteile und das Moos, die den Insekten einen sicheren Unterschlupf gewähren, und mit deren Entfernung, womöglich gänzlicher Beseitig, ung durch Verbrennen eine große Anzahl der- selben beseitigt werden.
Unter den so vielen, dem Obstbau schadenden Insekten sind es vorzugsweise zwei Arten, denen die letztjährigen Ernten zum Opfer gefallen sind: es ist der Frostspanner Ostoiruatobia dru- mata I.., der als Ei an den Zweigen der Obstbäume überwintert; dann der Apfelblütenstecher ^.ntstonomus xomorum I,., welcher als Käfer an geschützten Orten unter Rindenschuppen, Moos u. s. w. seine Winterruhe hält.
Selbst dem Laien im Obstbau kann es nicht entgangen sein, daß in den beiden Frühjahren 1896 u. 97, als die Obstbäume zu sprossen begannen, die sich entwickelnden Blatt- und Blüten- Organe bis auf die Rippen zerfressen worden sind, es war dies das Werk der aus dem Ei sich entwickelten Raupe des Frostspanners; was von der gefräßigen Raupe an Blütenknospen der Apfelbäume noch verschont geblieben ist, wurde in der Knospenlage vom Apfelblütenstecher oder braunen Rüsselkäfer mittels des spitzen Rüssels angestochen und in die entstandene Oeffnung ein Ei gelegt; aus dem Ei entsteht binnen wenigen Tagen ein weißes, nach erster Häutung ein rötlich gelbes Würmchen, als Kai- wurm allwärts bekannt. Zur Nahrung bedient sich der Wurm der zartesten Teile der noch ge- schlossenen Blüte, der Staubfäden und der Narbe; die angestochenen Knospen kommen nicht mehr zur Entfaltung, die Blumenblättchen entfärben sich und nehmen die Farbe und Form eines braunroten Käppchens an; um die Befruchtung ist es geschehen und die Vorbildung der Früchte, der sogenannte Fruchtknoten fällt ab.
Es ist nun Sache der Obstbaumbesttzer vereint gegen diese gefährlichsten Feinde des Obstbaus anzukämpfen und zwar in erster Linie durch eine ausgiebige. sorgfältige Rindenpflege u. zweitens durch einen Anstrich der Baumstämme mit Lehm gemischter Kalkmilch, der so aufgetragen werden mutz, daß etwaige Wunden, sowie Risse der Rindenborke ausgeebnet werden, damit die Stämme möglichst glatt, und dadurch das Aufsteigen den Insekten erschwert wird. Unter den vielen weiteren Be- kämpfungmitteln der neueren Zeit, welche empfohlen werden, hat sich das Anlegen von Leimgürteln um die Baumstämme ganz besonders bewährt und haben dieselben geradezu überraschende Erfolge aufzuweisen, sofern dieArbeitzurrichtigen Zeit und mit der nötigen Sorgfalt ausgeführt wird.
Das Anlegen der Leimgürtel hat von Ende September bis Mitte Oktober in der Weise zu geschehen, daß ein ca. 10 Elm. breiter, weicher, jedoch starker Papierstreifen in der halben Höhe des Baumstammes, ist ein Stützen vorhanden, auch um denselben so herumgelegt wird, daß der Umfang des Baumes bezw. des Stützens auf angegebene Breite bedeckt ist; durch einen Bindfaden wird der Papierstreifen oben und unten so fest und satt an den Baum gelegt, daß cs den Insekten unmöglich wird, unter dem Papier an dem Stamm hinaufzukriechen.
Der Papierstreifen wird alsdann mittelst eines Pinsels mit einer besonders hiezu Prä- parierten, längere Zeit klebend bleibenden Flüssigkeit, dem sogenannten Brumataleim, überstrichen, wodurch bewirkt wird, daß alle ungeflügelten Insekten, welche die Baumkrone zu erreichen bestrebt sind, an dem Leim hängen bleiben und zu Grunde gehen.
Wenn jemand der Einfachheit halber den Brumataleim ohne Papierunterlage direkt auf die Rinde auftragen wollte, so würde er den Baum schädigen; der Leim hätte in seiner Zusammensetzung die Eigenschaft, die Luftwege der Rinde vollständig und dauernd zu verschließen; ein Aufreißsn und späteres Eintrocknen der bestrichenen Rinde wäre die Folge.
Von besonderer Wichtigkeit ist, daß der Bestrich des Papiers sobald wieder erneuert wird, ehe ein Trockenwerden des vorhergehenden statt- gesunden hat, was bei gewöhnlichen Witterungsverhältnissen in ca. 14 Tagen statifindet. Die Klebegürtel müssen bis zum Eintritt vollständigen Einwinterns, mindestens aber dis Ende Novbr. in Funktion bleiben, was etwa eine viermalige Erneuerung des Bestrichs erfordert.
Das Weibchen des so schädlichen Frostspanners, das durch den Monat Oktober seine
Eier an den Zweigen der Kernobstbäume ablegt, hat keine ausgebildeten Flügel, sondern blos Flügelstümmel, kann also nicht fliegen und ist gezwungen, zur Eierablage an den Baumstämmen empor zu klettern, es wird auf dem Kledegürlel gefangen und geht darauf zu Grunde.
Der Apfelblütenstecher oder Rüsselkäfer hat um diese Zeit sein Winterquartier schon be. zogen, nichtsdestoweniger macht er seine Spaziergänge an warmen Herbsttagen an den Baumstämmen auf und ab, auf dem Leimgürtel ereilt ihn ebenfalls der Tod.
Wie aber schon bemerkt wurde, kann ein vollständiger Erfolg nur dann möglich sein, wenn das Anlegen von Leimgürtel allgemein durchgeführt wird, besonders in Baumgütern, wo die Zweige der Bäume in einander greifen.
Ottenhausen, Ende August 1897.
B. Weiß, O A.Baumwart.
Warnung für junge Mädchen. Eine anscheinend organisierte Vereinigung von Mädchenhändlern, welche ihre lebende Ware nach Holland verschicken, treibt gegenwärtig in Deutschland ihr Unwesen. Dieselben versuchen, junge Mädchen durch Versprechung glänzend bezahlter Stellung zum Verlassen der Heimat und zur Auswanderung nach Holland zu bewegen; die durch solche Versprechungen verlockten Mädchen werden an die in Holland ansäßigen Agenten der Bande gewiesen und sind für die öffentlichen Häuser der größeren Städte bestimmt. Die Polizei hat ein sehr wachsames Auge auf die Mitglieder dieses schmutzigen Gewerbes, wodurch es erst vor wenigen Tagen gelungen ist, zwei Mädchenhändler dingfest zu machen. Dieselben hatten bereits mehrere Mädchen unter Angeld und glänzenden Versprechungen nach Holland engagiert.
(Nährwert des Grummet.) Biele Praktiker behaupten, daß Grummet weniger Nährstoffe enthalte als Heu. Diese Ansicht beruht aus Irrtum, der wahrscheinlich daher rührt, weil das Heu im Hochsommer, wo gewöhnlich Dürre und Hitze herrscht, eingeheimst wird, während die Grummeternte oft lchon bei herbstlicher, regnerischer Witterung statlsindet, zu welcher Zeit es in den seltensten Fällen gelingt, dieses trocken einzubringen. Vermöge seiner Zusammensetzung und Leichtverdaulichkeit muß Grummet zu den besten Hcusorten gerechnet werden; aber eben weil es eine große Menge von leichtlöschen Bestandteilen enthält, auch wegen seiner feinstenge- ligen und weichen Beschaffenheit leichter durch, näßt wird, trocknet es auch schwieriger. Die Voreingenommenheit gegen Grummet rührt also daher, daß cs in den seltensten Fällen gelingt, dasselbe, bevor es vom Regen ausgelaugt ist, vollkommen gesund und trocken einzuheimsen. Trocken eingebrachtes Grummet überlrifft unstreitig das Heu an Leichtoerdaulichkett und Nährwert.
(Zwetschgenwein.) Zu Wein entfernt man zuerst die Steine, zerkleinert dann das Fleisch, setzt dem Zentner des letzteren 50 Liter Wasser und 24 Psd. Zucker zu, legt einen Senkboden auf oder rührt täglich dreimal um und bedeckt wieder, dann überläßt man die Mischung bei 14 bis 16 Grad C. der Gärung. Tritt diese nach 24 Stunden nicht ein, so fügt man 50 Gramm ganz frische Preßhefe bei. Je reifer die Zwetschgen sind, um so besser wird der Wein.
(sein Ideal s Lehrer: „No Sepperl, was magst denn werden, wenn du einmal groß geworden bist?" — Schulbub (treuherzig): „A Sepp!"
Telegramme.
Berlin, 2. Sept. Der „Nordd. Allg. Ztg." zufolge ist die Leiche des Lieutenants zur See v. Hahnke vollständig gefunden worden. Der Kaiser befahl die Absendung eines AvisoS nach Odde, um die Leiche zu holen.
Homburg v. d. H., 2. Sept. Die AnkuNjft des Kaiserpaares erfolgt morgen Mittag. Das italienischeKönigs- paar trifft nachmittags 5,20 Uhr ein.
Redaltion, Druck uud Verlag von C. Meeh in Neuenbürg.