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§s 139 . AMs- Md ANzeigeölaLL für der? Bezirk Galw. 76 . Jahrgang.
Erscheint Dienstags, Donnerstags und SamStags. Die EinrücknngSgebühr beträgt im Btzirk und in nächster Umgebung S Psg. die Zeile, weiter entfernt 12 Pfg.
Donnerstag, den 21. November 1901.
Vierteljährlicher LbonnementSpreiS in der Stadt Mk. 1.1S ins Haus gebracht, Mk. 1. IS durch die Post bezogen im Bezirk; nutzer Bezirk Mk. Ll SS.
Tagesnenigkeiten.
* Calw, 18. Nov. Am Sonntag nachmittag fand im Waldhorn eine stark besuchte Wähler- Versammlung statt, in welcher die Herren Landtagsabgeordneten Kraut und Reichstagsabgeordneten Schrempf über die letzte Session des Land- und Reichstags Bericht erstatteten. Der Vorsitzende, Hr. Prof. Haug, eröffnet« die Versammlung, indem er die Wähler herzlich willkommen hieß und vor Eintritt in die Tagesordnung den bekannten Prozeß gegen den „Beobachter" und den „Wahren Jakob" wegen Beleidigung der deutschen Chinakrieger zur Sprache brachte und hiebei sich als Bezirks-Obmann der Kriegervereine gegen die Aeußer- ungen von Rechtsanwalt K. Haußmann energisch verwahrte. Hierauf führte Hr. Abgeordn. Kraut Folgendes aus: Die Kammer habe vom 15. Jan. bis 19. Juli in 77 Sitzungen getagt. Er (Redner) habe sich der freien Vereinigung angeschlossen; nur durch den Anschluß an eine Fraktion sei es möglich, einen Sitz in den vielbegehrten Kommissionen, wo tüchtig gearbeitet werde;-zw erlangen. Di« Zusammensetzung der Kammer sei im wesentlichen dieselbe geblieben wie beim letzten Landtag. Die stärkste Partei sei die demokratische und sie habe deshalb das Anrecht auf den Präsidenten. Das erste Zusammentreffen der Parteien sei bei der Frage entstanden, ob die Thronrede mit einer Adresse, die die Richtschnur eines Landtags darstelle, zu beantworten sei. Die Volkspartei und Sozialdemokratie erklärten sich für eine Adresse, weil sie die Ver- sassungsrevision an die Spitze der Verhandlungen stellen wollten, sämtliche andern Parteien seien dagegen gewesen, weil sie sich sagten, es hätte keinen Wert, solange zur Frage der Umgestaltung der beiden Kammern kein neuer Vorschlag vorliege. Die Hauptarbeit habe die Feststellung des Etats gebracht. Die Ausgaben und Einnahmen belaufen sich rund auf je 89—90 Millionen Mark. Aus
den Erträgnissen des Kammerguts rühren 31 Mill., aus den direkten Steuern 19 Mill., aus den indirekten Steuern 10 Mill., aus Sporteln 3'/., aus Post und Telegraph 3—4 und aus den Ueberwei- sungen vom Reich 21—22 Mill. her; dagegen seien die Matrikularbeiträge auf etwa 25 Mill. zu schätzen. Auffallend sei es, daß Württemberg unter den Einnahmen keine Rente aus den Eisenbahnen zu verzeichnen habe; das Land sei gezwungen etwa '/. der Einnahmen durch direkte Steuern zu erheben und es liege die Sache so, daß Württemberg den höchsten Steuersatz pro Kopf habe; in Württemberg kommen auf den Kopf 8, dagegen in Preußen und Bayern nur 6,3 Steuer auf den Kopf. Unsere Bürger seien mit Steuern scharf angelegt und bedürfen einer Erleichterung. Es sei keine Hoffnung vorhanden, daß die Steuergesetze bei der gegenwärtigen gedrückten Lage des Weltmarktes höhere Einnahmen bringen werden; dagegen werden die Ansprüche an den Staat immer größer und es könnten die Ausgaben nicht reduziert werden. Uebrigens gebe es in Württemberg eine Anzahl von Gemeinden, die unter dem Steuerdruck noch mehr leiden als der Staat. Es gebe 250 Gemeinden, die keine Steuern erheben, dagegen gebe es Gemeinden, die ebensoviel bis das Doppelte der Staatssteuer als Gemeindeschaden umlegen; so lege die Gemeinde Rothensol, die höchst angelegte Gemeinde Württembergs, 7—800°/° der Staatssteuer um. Es sei notwendig, daß die Gemeinden von Schul- und Straßenlasten erleichtert werden; dies könne aber nur geschehen, wenn der Staat aus seinen Eisenbahnen eine höhere Rente beziehe. Die württemb. Eisenbahnen rentieren sich nur zu 3,09 °/°; Die Rente sei also nicht einmal hinreichend, um die Verzinsung zu bewerkstelligen. Bayern beziehe aus seinen Bahnen eine Verzinsung von 3,9, Sachsen von 4'/, und Preußen von 7 °/°. Thatsache sei es, daß der preußische Staat nicht nur seine Eisenbahnschuld verzinsen sondern auch noch Hunderte von
Millionen zu kulturellen Zwecken zur Verfügung stellen könne. Woher käme nun bei uns die geringe Rente 2 Zunächst aus den ungünstigen Terrainverhältnissen und sodann aus unserer ungünstigen geographischen Lage; uns fehle jeder Durchgangsverkehr sowohl bei Gütern als Personen. Es sei einleuchtend, daß hierin eine Aenderung 'getroffen werden sollte, aber es frage sich, wie soll die Aenderung gemacht Werden s K. Haußmann und seine Freunde suchen eine Besserung in der Tarifverbilligung, in der Herabsetzung des Kilometerpreises z. B. der 3. Klasse von 3,4 A auf 2 A Die Anhänger der Tarifverbilligung hoffen dadurch eine wesentliche Steigerung der Einnahmen, das Volk werde viel mehr reisen und auch die Nachbarstaaten werden für eine derartige Tarifreform zu gewinnen sein; allerdings werden zunächst Mindereinnahmen, später aber höhere Einnahmen zu erwarten sein. Redner verkennnt das Gute dieses Vorschlags nicht, aber er hält das Experiment für gefährlich, zumal die Reform sich bloß auf den Personenverkehr und sich nicht auch auf den Güterverkehr ausdehnen solle. Würden unsere Bahnen die gleiche Rente wie die der preußischen ergeben, so hätten wir eine Mehreinnahme von 20 Mill. Mark; hätten wir davon nur die Hälfte, so wäre uns geholfen. In nächster Zeit ständen dem Staate große Auslagen durch den Umbau verschiedener Bahnhöfe und durch Verbesserung des Oberbaues der Bahnen bevor; der Minister habe von über 100 Mill. gesprochen. An eine Eiscnbahngemeinschaft mit Bayern und Baden werde nicht zu denken sein; am besten wäre eine Reichseisenbahngemeinschaft, dieser Anschluß sei aber verpaßt worden. Es bleibe also, da die Tarifbewilligung wohl nicht der richtige Weg sei, nur ein Anschluß an Preußen übrig. Er (Redner) wolle aber die Eisenbahnen nicht an Preußen verkaufen, aber es könnte ein Vertragsverhältnis gefunden werden, das uns einen besseren Durchgangsverkehr bringen und uns die erwünschte Selbständig-
Nachdruck verbalen
Lady Diana's Geheimnis.
Roman von Florence Marriat.
Fortsetzung.
„Ihr wißt aber nicht, welche Oual es ist, in seiner Nähe zu sein, seine liebe Stimme zu hören, in seine fröhlichen, treuen Augen zu schauen, ihn von anderen loben zu hören und nicht sagen zu dürfen: Er gehört mir! All' die bitteren Jahre, die ich in trauriger Hoffnungslosigkeit dahingelebt, sind nichts gegen diese Marter! Meine Buße beginnt erst jetzt!" — Und von Schmerz übermannt, brach die unglückliche Mutter in heiße Thränen aus. Bestürzt über diesen Ausbruch der Verzweiflung, den sie bei ihrer Herrin nicht erwartet hatte, trat die alte Dienerin auf die Weinende zu. «Fasten Sie sich, Milady!" bat sie mit eindringlicher Stimme, „Sie dürfen und werden sich nicht verraten! Denken Sie an Ihre Ehre und an diejenige Mr. Antony's! Was würde aus uns allen werden, wenn Sie Ihren wahren Namen enthüllen wollten!"
Die Worte waren gut gemeint» aber aus dem Munde der Untergebenen schienen sie Lady Diana zu verletzen. Der ganze Stolz der Aristokratin, der so lange unter dem Joch der Abhängigkeit geschlummert hatte, regte sich wieder und blitzte aus den Augen der Gesellschafterin, als sie abweisend erwiderte: „Ihr braucht mich nicht an meine Pflicht zu erinnern, Matthews! Einmal habe ich mich vergessen, aber es soll nie wird r geschehen. Lady Diana Melstrom ist tot — unter dem freien Himmel Italiens liegt sie begraben. Ihr braucht nicht zu fürchten, daß sie je ins Leben zurrückkehrt. Mag mein Herz auch brechen, Mat- thrwS, mein Kind soll nie über seine Mutter zu erröten haben! Mögen seine
Eltern ihm auch ferner unbekannt bleiben! Meine Lippen werden nicht den Stempel des Bastards auf seine unschuldige Stirne drücken!"
„Milady!" jammerte die Alte, „wird es nicht Ihre Kräfte übersteigen?"
„Ich werde es zu ertragen suchen, so lange es geht, — einmal wird der Tod mich ja von allen Oualen erlösen. Und nun geht, Matthews, ich muß allein sein!"
„Soll ich Lady Culwarren etwas ausrichten?"
„Ja, sagt Ihr, es ginge mir bester, ich sei aber noch schwach und wolle mit Ihrer Erlaubnis bis zum Abend hier bleiben. Sorgt, bitte, daß mich Niemand stört, auch Lily nicht, — ich will ganz allein sein!"
Die Dienerin verließ das Zimmer und Miß Paget trat ans offene Fenster, um die heiße Stirne im leisen Windhauch zu kühlen und das Zucken ihres Herzens zu beschwichtigen
Vom Park herauf klangen Helle Stimmen, heiteres Lachen und Scherzen. Ueber das Gesicht der Gesellschafterin flog ein trauriges Lächeln. „So lachte ich einst!" murmelte sie vor sich hin, „und so scherzte ich, bis er meinen Weg kreuzte und all meine Fröhlichkeit in Elend verwandelte!"
Eine Stimme, Heller und lauter als die Uebrigen, wurde jetzt hörbar. Miß Paget erkannte sie sofort: es war diejenige Antony's, der mit Lily Osprey sprach. Das Herz der Mutter begann heftig zu klopfen und dem ersten Impuls folgend, lehnte sie sich vor, um in das geliebte Antlitz des neugewonnenen Sohnes zu schauen. Aber plötzlich überkam sie ein Gefühl der Furcht; sie trat hastig zurück und die Hände vor das Gesicht schlagend, sank sie wie gebrochen in einen Sessel. „Ich kann meinem eigenen Kinde nicht inS Auge schauen!" stöhnte sie. „Barmherziger Himmel, habe Mitleid mit mir! Meine Strafe ist schwerer, als ich sie zu tragen vermag!"