^ 138. Amts- UKd AyzeigeßlaLL für den Bezirk Galw. 76. Jahrgang.

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Erscheint DienStagS, Donnerstags und SamStagS. ! Li« ^inrückungSgebühr beträgt im Bezirk und in nächster si Umgebung 9 Pjg. die Zeile, weiter entfernt 12 Pfg. l!

Amtliche Aekanntmachnngen.

Bekanntmachung.

Die Ortsstraße in Jgelsloch kann wieder befahren werden.

Calw, den 15. Nov. 1901.

K. Oberamt. Voelter.

Bekanntmachung.

Die Ortsstraße in Zainen ist wegen Grab­arbeiten bis auf Weiteres unfahrbar.

Calw, 18. Nov. 1901.

K. Oberamt. Voelter.

Bekanntmachung.

Wegen größerer Berbreitung der Maul­und Klauenseuche hat das K. Oberamt Böb­lingen die Abhaltung des auf Mittwoch, den 2V. ds. Mts., fallende» Viehmarkts in Aid­lingen verboten.

Calw, den 18. Nov. 1901.

K. Oberamt.

Vo elter.

Tagesneuigkeiten.

* Calw, 16. Nov. Die hiesige Ortsgruppe des Alldeutschen Verbandes hielt gestern abend in der Bierbrauerei Dreiß eine äußerst zahlreich be­suchte Versammlung unter dem Vorsitze von Hrn. BetriebSinspcktor I>r. Supper ab, in welcher Buren­kommandant Jooste über die Buren und den Buren­krieg einen sehr interessanten Vortrag erstattete. Der Redner, welcher zum erstenmal in Württem­berg auftrat und die deutsche Sprache nicht voll­ständig beherrscht, schilderte in packender, fesselnder Weise Land und Leute der kriegführenden südafr. Republiken. In Südafrika seien die Verhältnisse

Dienstag, den 19. Dovember 1901.

ganz anders als in Deutschland, es können deshalb die Begebenheiten von hier aus auch nicht gut be­urteilt werden. Das Land sei sehr-» fruchtbar und schön, jetzt freilich habe das große Albion alle Fluren verwüstet. Daß der Kamps für die Buren sich so lange hinausziehe und so drückend sei, liege an der Uebermacht der Feinde; Transvaal habe zu wenig Männer, um gegen 250 000 Engländer in offener Feldschlacht auftreten zu können; es sei ein Unglück, daß 1 Bur gegen 68 Engländer sich wehren müsse. Trotzdem habAi die Buren nun 2 Jahre lang den Krieg ausgehalten ; ihre Tapfer­keit allein habe diese Erfolge allerdings nicht ge­zeitigt, aber es gebe eine Macht, die höher sei als die Mächte der Welt. Tie Buren kämpfen für eine gerechte Sache und cs sei deshalb unmöglich, daß daszivilisierte" Albion siege. Es werde den Buren verübelt, daß sie am Anfang des Krieges nicht thatkräftiger vorgegangen seien, aber man müsse bedenken, sie haben keine Männer gehabt, die kriegsgcübt gewesen feien; bei ihnen kernen die Jünglinge allerdings das Schießen, aber Kriegs­männer werden sie damit noch nicht. Die Buren haben nur 1 Kaserne, sic haben keine Militärdienst­zeit, sie streifen durch das ganze Land und stählen ihre Kraft in den Kämpfen gegen wilde Tiere und die Natur. Schon die Kinder fahren auf die Far­men 60100 llm weit mit Pferden und Ochsen und so bringe der Bur auch seine Familie zur Kirche; ohne Gewehre seien die Buren aber nicht anzutreffen. Er (Redner) habe gemeint, da die Deutschen im Burenkricge sich so tapfer geschlagen haben, alles sei bei uns mit Gewehren bewaffnet, man habe ihm aber gesagt und er sehe cs selbst, daß dies nicht so sei. Die Führer Dewet und Botha seien früher einfache Bauern gewesen, sie haben das Kriegshandwerk erst lernen müssen. Die freistaatlichcn Buren seien nicht so kriegerisch wie die Transvaalbauern, da letztere schon viel mehr

§ Vierteljährlicher SlbonnementSvreiS in der Stadt Mk. 1.1S

ins Haus gebracht. Mk. 1. IS durch die Post bezogen im Bezirk; ^ außer Bezirk Mk. Ir.

Kriege geführt hätten. Was die Ursache des Krieges betreffe, so müsse er (Redner) aus eine Zeit vor 8090 Jahren zurückgreifen. Tie Buren seien von den Engländern aus dem Kapland vertrieben worden und haben aus Transvaal ein blühendes Land geschaffen. Albion habe dies mit Neid ange­sehen und früher schon die Kaffem auf die Buren gehetzt. Die beiden Republiken seien sehr ungesund gewesen, die zähe Kraft der Buren habe aber ein prächtiges Kulturland daraus geschaffen. Die Bu­ren halten die Koffern nicht als Sklaven, sondern als bezahlte Arbeiter; das Stimmrecht geben die Buren den Kaffem nicht, da diese für Schnaps zu jedem Unrecht bereit seien. Den Hauptgrund zum Kriege haben aber die Goldfelder um Johannis­burg gegeben. Albion sei begierig nach Gold und die Habsucht und Gier nach den Diamant- und Goldfeldern habe die Engländer nicht schlafen lassen. Die Buren wehren sich aber für ihr Vaterland und die Eltern, welche viele Söhne haben, haben sich glücklich -Frflrhkt, baß sie eine große Zahl ins Feld stellen konnten. Die Naturverhältnisse in Afrika bedingen einen anderen Kampf als hier. Die Bu­ren hätten in den letzten 2 Jahren viel gelernt, die Uebung habe sie zu Kriegsmännern gemacht, während die Engländer gerade noch so dumm seien wie vor 2 Jahren. Im Anfang des Krieges gingen die Buren wieder nach Hause, um ihre Felder zu be­stellen, jetzt sei aber keine Farm mehr da und so habe die gemeine Kriegsführung der Engländer jeden der 15 000 noch im Felde stehenden Buren zu einem Soldaten herangebildet; wenn auch Dewet falle, so treten andere ebenso tüchtige Männer an seine Stelle. Tie Buren können im Kampfe nur gewinnen, sie werden kämpfen bis zum letzten Mann, während die Engländer um Geld kämpfen und sich feige er­gäben. Es frage sich natürlich, ob die Buren den Kampf aushalten können; diese Frage sei unbedingt zu bejahen; schon die Natur sei ein kräftiger Beistand

Feuilleton» N°chdn>« v-rb°!-n.

Lady Diana's Geheimnis.

Roman von Florence Marriat.

Fortsetzung.

Mrs. Matthews!" rief die Gräfin gebieterisch dazwischen. Sie scheinen sich zu vergessen!"

Ach, Verzeihung, Milady!" entschuldigte sich die Dienerin,aber es ist zu grausam gegen eine Tote!"

Und ihr Gesicht in den Händen verbergend, sank sie vor Aufregung zitternd auf den Stuhl.

Ich sehe keine Verläumdung darin, gute Frau!" suchte Mr. Ashfold sie zu beruhigen.Lady Diana hielt sich für eine verheiratete Frau, sie ist da­her nicht zu tadeln. Aber ich habe kürzlich Nachforschungen angestellt und heraus­gesunden, daß Lady Diana, nachdem sie sich in den Schutz ihres Bruders begeben hatte, einem Kinde das Leben schenkte, ein Ereignis das der Lord, aus Rücksicht für den Ruf seiner Schwester vor der Welt zu verhehlen suchte. Jedenfalls hat er die Umgebung der Lady zu der Aussage bestochen, das Kind sei tot geboren gewesen und hat es dann heimlich auf seine Kosten erziehen lassen. Lady Diana soll bald darauf in Rom oder in Florenz gestorben sein. Als der Lord später, um Ihr Leben zu retten, Milady. ein Kind als Ersatz seines toten Sohnes brauchte, war es wohl natürlich, daß er diesen Neffen aufnahm. Ich wenigstens zweifle nicht daran!"

Er wurde durch ein leises Stöhnen unterbrochen und als er sich umwandte, sah er, daß die Gesellschafterin ohnmächtig in den Sessel zurückgesunken war.

Ick dachte es gleich!" murmelte er,die Hitze in diesem Zimmer war zu groß für sie!"

Lady Culwarren war erschrocken aufgesprungen und bemühte sich im Verein mit der Dienerin die Besinnungslose zu sich zu bringen.So helfen Sie uns doch, Mr. Ashfold!" rief sie dem Anwalt zu,klingeln Sie, daß man Wasser bringt. Es ist nur Ihre Schuld! Sie hätten die Geschichte in der halben Zeit Vorbringen können."

Lassen Sie mich sie auf ihr Zimmer bringen, Milady!" bat Mrs. Matt­hews, die heftig zitterte,ich habe diese Anfälle schon öfters bei ihr gesehen und weiß, daß nur Ruhe hier helfen kann."

Ta die alte Dienerin seit jeher im Schlosse als Autorität in medizinischen Angelegenheiten galt, so fügte sich die Gräfin ihren Anordnungen; sie ließ Miß Paget auf ihr Zimmer bringen und setzte dann ihre Beratung mit dem Adeokaten fort.

Unterdessen war Mrs. Matthews eifrig um die noch immer ohnmächtige Gesellschafterin bemüht. Nachdem sie sie auf ihr Lager gebettet, liAe sie ihr die Kleidung und nahm ihr das Mullhäubchen ab. wobei eine Fülle prächtigen, gold­blonden Haares sichtbar ward. Dann benetzte sie ihre Stirn und Schläfen so lange mit Wasser, bis sie endlich die Augen öffnete, sich halb aufrichtete und verwundert um sich schaute. Allmählich schien ihr die Erinnerung wiederzukehren, denn sie wandte sich mit dem Ausdruck des Schreckens zu ihrer Pflegerin:Matt­hews haben Sie mich ausfindig gemacht? Kennt dieser Mann mich?"