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Stoffwechsel ist, desto gesunder fühlt sich der Mensch.
Es ist durchaus nicht einerlei, wie viele Personen glauben, was man ißt, im Gegenteil, auf die Güte und den Wohlgeschmack unserer Speisen kommt eS sehr an.
Der Wert und Wohlgeschmack des Fleisches hängen vollständig von der Art ab, wie das Schlachttier gefüttert wurde. Das wertvollste und schmackhafteste Fleisch liefern in der Regel die Rinder, welche ausschließlich mit Zerealien und Heu gefüttert wurden. Auch die Weide hat einen wesentlichen Einfluß auf den Wohlgeschmack; Tiere, welche in gebirgigen Gegenden süßes Heu verzehren, haben ein weit schmackhafteres Fleisch, als solche, die in sumpfigen Niederungen saures Gras oder Heu bekommen. Das schlechteste Fleisch aber liefern die Rinder, welche mit Schlempe und Runkelrübensprößlingen gefüttert werden. Besteht das Futter für das Vieh vorherrschend aus Oelkuchen, so erhalten Fleisch und Fett leicht einen ranzigen Geschmack. Es ist bekannt, daß das Fleisch des Birk- und Auerhahns aromatisch, würzig, nach Fichtennadeln schmeckt. Das Fleisch von Schweinen, welche mit Trebern, Molke und Milchabfällen gefüttert wurden, ist ein vorzügliches, saftiges und wohlschmeckendes. Dagegen ist das Fleisch solcher Schweine, die auf übelriechende Kartoffeln oder sonst verdorbenes Futter angewiesen waren, geradezu widerwärtig und ungesund. Man hüte sich daher. Fleisch unter dem normalen Marktpreis zu kaufen; gute Ware bedingt eben naturgemäß gute Preise. Werden Schweine vorwiegend mit Buchen- und Eichelnahrung bedacht, so schmeckt ihr Fleisch thranig. Ebenso ergeht es den Gänsen, welche mit Fischen gefüttert werden. Kälber, die nur mit Milch gemästet wurden, haben ein schönes, weißes Fleisch, solche dagegen, die nur Heu oder Grünfutter bekommen, liefern ein geringeres, in's Rote stechendes Fleisch. Mit der fortschreitenden guten Fütterung und Mästung ändert sich das Gewichtsverhältnis der Knochen zum Fleisch und zwar zu Gunsten des letzteren; auch nimmt der Wassergehalt ab und der Fettgehalt zu.
Recht fette Tiere haben zehn Prozent Fett mehr und zehn Prozent Wasser weniger als magere.
Ein Nahrungsmittel xar exceUonoa ist die Milch, denn sie enthält alle Stoffe, welche unser Organismus zu feiner Erhaltung bedarf. Ein zweites so vollkommenes Nahrungsmittel kennen wir nicht, alle anderen, auch das Fleisch, bieten nur eine einseitige Ernährung.
Von der Milch leben ganze Völkerstämme, so die Bauern in Schweden, das Volk in Kur. distan, die Beduinen Arabiens. In Deutschland rechnet man 120 Liter für's Jahr und auf den Kopf. Trotz der staatlichen Kontrolle wird die Milch noch vielfach mit Wasser verfälscht. Die Milchwage ist leider wenig zuverlässig; man kann nämlich das spezifische Gewicht der Milch leicht durch Wegnahme von Fett und Zusatz von Wasser richtig stellen. Um die Milch sofort auf ihre Güte zu prüfen, merke man sich Folgendes: Gute Kuhmilch ist weiß mit einem Stich ins Gelbliche oder Bläuliche; sie schmeckt milde, angenehm und fühlt sich fettig an.
Mit Wasser verdünnte Milch ist weiß bläulicher, am Rande des Gefäßes von bläulicher Durchsichtigkeit. Ein auf den Daumennagel gebrachter Tropfen von guter Milch bleibt stets gewölbt; einer von verdünnter breitet sich aus und wird flach. Die Butter enthält vorwiegend das Fett der Milch. Der Nährwert derselben ist zwar kein anderer als jener der übrigen tierischen Fette, aber sie hat einen vorzüglichen Wohlgeschmack und ist leicht verdaulich.
Wird abgerahmte Milch zum Gerinnen gebracht und das Gerinnsel gesammelt, so ist das gewonnene Produkt nur wenig fetthaltig und heißt magerer Käse. Bringt man aber unabgerahmte Milch durch eine Säure oder durch Kälberlab zum Gerinnen, so entsteht fetter Käse, der also höchst nahrhaft ist. Freilich ist er schwer verdaulich und wird auch selten ganz verdaut, besonders nicht von Kindern.
für die Käse stets ein wenig empfehlens- wertes Nahrungsmittel bleibt. Käse enthält bis zu 34°/» Eiweißstoffe, Fleisch 18°/<>; Linsen enthalten 26. Erbsen und Bohnen 22, Kartoffeln dagegen nur 1—2°/«, Eiweißstoffe.
Das Hühnerei gilt beim Volke für sehr nahrhaft, was ja auch richtig ist. aber von Eiern kann man nicht, wie viele Menschen glauben, leben, weil dem Ei die Kohlenhydrate fehlen. Das Dotter ist eiweiß- und fettreicher als das Weiße des Eies. Es ist ein Vorurteil, daß rohe Eier verdaulicher sind als gekochte, im Gegenteil, ein hastig verschlucktes rohes Ei gerinnt im Magen zu einem schwer verdaulichen Klumpen. Je besser ein Ei, ob roh oder gekocht, unter andere Nahrungs- oder Genußmittel verteilt ist, desto nahrhafter ist es.
Die pflanzlichen Nahrungsmittel sind schwerer zu verdauen als die tierischen, weil ihre Nahrungsstoffe meist in unverdauliche, schwer durchdringliche Zellen eingeschloffen sind. Beim Genuß von pflanzlichen Speisen bleibt immer eine Menge derselben unverdaut, die also un- verwendet den Körper wieder verläßt.
Deshalb müssen auch bei Pflanzen fressenden Tieren diese Nahrungsstoffe in großer, über- flüssiger Menge eingeführt werden und viel länger im Verdauungsapparat verweilen, weil sie eben eine weit kräftigere Verarbeitung verlangen als die tierischen.
Völker, welche hauptsächlich von Pflanzenkost leben, sind unkräftig, sanft und von sklavischem Sinne. Völkerstämme dagegen, die vorwiegend Fleischspeisen genießen, sind kriegerisch und freiheitsliebend. Es giebt freilich nur wenige Völker, die ganz ausschließlich, von Pflanzennahrung leben, ja, etwas tierische Nahrung genießen sie wohl alle. So genießen die Eliässer und Irländischen Bauern zu ihren Kartoffeln viel dicke Milch, und das „Ora" der Umwohner von Quito (Südamerika) besteht nicht bloß aus Kartoffeln, wie manche Bücher melden, sondern es enthält viel Käse. Der menschliche Organismus ist für die gemischte Kost, also für tierische und pflanzliche, eingerichtet. Die Geschichte lehrt auch, daß vie Völker, welchen die höchsten Leistungen des Menschengeschlechtes zukamen und zukommcn, von gemischter Kost lebten und leben.
Uebermäßige Fleischnahrung macht das Blut zu reich an eiweißhaltigen Stoffen und dadurch geneigt zur Vollblütigkeit, zu Kongestionen und zu Gicht. Nur bei Blutarmen, Bleich süchtigen, Genesenden und bei schnell Wachsenden ist eine vorzugsweise tierische Kost angebracht. Im Uebrigen lehrt die Erfahrung, daß eine gewisse Mannigfaltigkeit und Abwechslung in den Nahrungsmitteln nicht nur für den Gaumen, sondern auch für unseren Organismus Bedürfnis ist, was auch noch dadurch bestätigt wird, daß die Zentralorgane der Geschmacksempfindung mit den Verdauungsorganen im funktionellen Zusammenhänge stehen und sich gegenseitig beeinflußen. Wohlschmeckende Speisen regen die Thätigkeit des Verdauungsapparates an, reizen seine Muskelthätigkeit zu lebhafter Beweg- ung und steigern die Absonderungsfähigkeit seiner Drüsen. Hier beginnt die Wirkung der sogenannten Genußmittel, wie Thee, Kaffee, Spirituosen und Tabak. Die Wirkung der Genußmittel ist nicht bloß auf den Geschmacksapparat beschränkt, sondern sie beeinflußt auch die Nerventhätigkeit in großem Maße.
Die Genußmittel sind dem modernen Menschen unentbehrlich geworden, und sie erheischen daher die gleiche hygienische Obsorge wie die Nahrungsmittel.
Die neuesteLeistung der Schnellphotographie. Tue neueste Errungenschaft der Photographie, die beweglich erscheinenden, sogenannten kinetoskopischen Aufnahmen, haben bei den Feierlichkeiten in London anläßlich des Regierungsjubiläums der Königin von England einen rechten Triumpf hinsichtlich schneller Herstellung derselben geerntet. Eine photographische Firma Appleton u. Son aus Bradford machte, nach einer Mitteilung des Internat. Patentbureaus von C. F. Reichelt in
Berlin, eine solche kinetoskopische Aufnahme des Festzuges, als dieser die St. Georgskirche verließ. worauf die Photographen in größter Eile nach dem Bahnhof fuhren, wo in dem nach Bradford zur Abfahrt bereit stehenden Eisenbahnzug ein Güterwagen als photographisches Laboratorium hergerichtet war, in dem während der Fahrt die Entwicklung der Bilder und die Herstellung der Positivbänderstreifen vorgenom, men wurde, so daß bereits an demselben Abend die Zeitung Bradford Daily Argus im Stande war, in ihrem Dcpeschensaale mittelst Projektionsapparat den Vorübergehenden die Morgens in London aufgenommene Festzugsepisode als lebende Abbildung vorzuführen, gewiß eine Leistung, von der man sich vor etwa 15 Jahren noch nichts hätte träumen lassen.
(Schlecht eingeschänkt.) Herr Gerum, ein in München wegen seines gesunden Humors bekannter Privaner, ließ sich kürzlich in der Mathäser-Brauerei zwer Liter Bier bringen. Nachdem die Kellnerin das Bier auf den Tisch gestellt, sagt er: „Halt a wengerl," nahm den einen Maßkrug und schänkte den zweiten damit richtig voll. „So", sagte er, „jetzt sagt's an Tchänkkellncr an schönen Gruß vom Gerum, i Hab' mir mei richtige Maß eing'schänkt, was im zwoat'n Maßkrug no übrig blieb'n is, ko er wieder Ham." — Allgemeines Bravog'schrei.
Die Blüten der so beliebten und verbreiteten Marschall Niel-Theerose empfehlen die Baumschulbesitzer Lambert und Reiter , in Trier zur Bereitung einer sehr wohlschmeckenden Bowle. Auf zwei Flaschen Wein rechnet man drei mittelgroße Blüten, läßt dieselben etwa 10 dis 15 Minuten darin ziehen. Ihr köstlicher Duft teilt sich dem Geschmack der Bowle schon nach wenigen Minuten mit. und soll dieselbe an Wohlgeschmack und Aroma einer Waldmeistcr- oder Pfiisichvowle gleichkommen.
(Für Sommerfrischler.) Um sich gegen Mücken und Schnacken zu schützen, reibt man das Gesicht mit einem Papier, auf welches man einen Tropfen Anisöl goß, ein. Ein solches Papier kann man wochenlang benützen, ehe es seine Wirksamkeit verliert.
(Durchsichtig.) .: „Also, unter
durchsichtigen Gegenständen versteht man z. B. das Glas. Paul, kannst du mir noch einen Gegenstand nennen, durch den man sehen kann?" — Paul (zögernd): „Das Schlüsseloch, Herr Lehrer!"
(Hinter den Coulissen .) Kellner der Theaterrestauration (zum Schauspieler): „Ihr bestelltes Schnitzel ist fertig! Kann ich's servieren?" — Schauspieler: „O ja, ich komme gleich, ich Hab' nur noch zu sterben!"
Auflösung des Buchstaben-Rätsels in Nr. 118.
Her, Reh. Ehre, Herr.
Richtig gelöst von Jakob Schmid in Feldrennach,
Dreisilbige Charade.
Die ersten beiden Silben standen Wie Mauern einst in deutschen Landen,
Und nicht zu dämpfen war ihr Mut;
In Strömen floß ihr edles Blut.
Der dritten Silbe Poesie Verwelket und vergehet nie.
O, nimm mich auf in deinen Schoß Und mach mich aller Sorgen los.
Im Ganzen liegt ein wunder Leu Im stillen Groll auf seiner Streu,
Und leise flüstern Buch' und Eiche Das Lied oom neuen» Deuschen Reiche.
Telegramme.
Berlin, 4. Aug. Der Reichskanzler Fürst Hohenlohe reiste gestern Abend 10 Uhr 55 Min. nach Petersburg ab.
Konstantinopel, 4. August. Eine Depesche des Blattes „Sobah" meldet, daß das 2. Geschwader gestern aus den Dardanellen nach dem Mittelmeer abgegangen sei.
Redaktion, Druck und Verlag von C. Meeh in Neuenbürg.