er nun nach den vielen Mühen und Arbeiten seines Lebens, das er auf 68 Jahre bringen durste und nach überwundenen schweren Leiden der letzten Wochen und Tage zu seines Herrn Freude eingehen und ernten dürfen, was er hier gesät hat. Er ruhe im Frieden!
^ Herrenalb, 28. Juli. Ein hochwichtiger Beschluß ist nunmehr endgiltig zu Stande gekommen. Es handelte sich um den Ausgangspunkt der in Ausführung begriffenen Bahnlinie, um die Lage des Bahnhofs, wolür man bisher drei Projekte hatte. Der letzte Plan war die Wiesenpartie, die sog. Schweizerwiese, vor dem Gasth. z, Bellevue und dem Kühlen Brunnen. Nun kommt der Bahnhof auf die andere Seite und mehr thalaufwärts auf den Platz unter der Hummelsburg zu stehen, so daß sich der Bahndamm links der Alb am Thalhang des Falkensteins dahinzieht, wodurch der herrliche Wiesengrund rechts der Alb und die Partie beim Dobelbachbrückle von seinem ganzen Reiz nichts verlieren wird und für evcnt. Erweiterungen des Kurorts ungeschmälert erhalten bleibt. Man darf den nunmehrigen Beschluß als eine glückliche Lösung der Frage an- sehen. Der Eröffnung der ganzen Bahnlinie selbst hoffte man noch in dieser Saison entgegensehen zu dürfen; es sind aber die Arbeiten auf der Strecke von Marxzell hieher noch nicht so weit vorgeschritten, daß mit Ernst daran gedacht werden kann.
Das Regierungsblatt Nr. 15 vom "30. Juli enthälteineBekanntmachung des Ministeriums der ausw. Angel., Abt. für die Berkehrsanstalten, vom 14. Juli, detr. die Erteilung der Konzession zum Bau und Betrieb der Lokalbahn von Karlsruhe nach Herrenalb und von Ettlingen nach Pforzheim für den innerhalb des württ. Staatsgebietes bclegenen Teil dieser Bahn.
Herrenalb, 29. Juli. Gestern mittag gegen 3 Uhr ging ein ziemlich heftiges Gewitter mit starkem Regen nieder. In südwestlicher Richtung gegen Loffenau kam es besonders heftig zum Ausbruch; bald hörte man auch, daß der Blitz in ein Haus in Loffenau eingeschlagen und daserdst einen Mann getötet und 3 weitere Personen getroffen habe. Der so Verunglückte war ein alleinstehender Mann, namens Stickel, der vor 2 Jahren seine Frau durch einen schweren Unglücksfall verloren hat. da dieselbe Brandwunden erlegen ist, die sie in Folge Umwerfens der Erdöllampe erhalten hatte.
Calw. Aus der Verhandlung des Ge- meindewasserverbands zur Schwarzwald. Wasserversorgung ist noch nachzutragen, daß die Zahl der Teilnehmer nun auf 5432 angewachjen ist und sich die Kosten somit nach Abzug des Staatsbeitrags (30"/o) auf 108 pro Kopf belaufen. Das Wasser liefert die Quelle an der Kälbermühle, die Groß-Enz die Wasserkraft, um das Quellwasser auf den 776 Meter hohen Aichelberg in ein Reservoir zu heben. Bon hier aus gehen die Verteilungsleitungen in die einzelnen Gemeinden.
Pforzheim, 30. Juli. Ein schlimmer Gast, der Typhus, von welchem wir schon glaubten, er habe uns endgiltig verlassen, ist neuerdings bei uns eingekehrt. Die Zahl der Erkrankungen hat sich in den letzten Tagen rasch vermehrt. So sollen an einem Tage über 20 Fälle zur Meldung gelangt sein. Es soll hier aber gleich konstatiert sein, daß die Epidemie nicht bösartig auftritt und Geschäftsleute, welche unsere Stadt sonst regelmäßig zu besuchen pflegen, durchaus keinen Grund haben, diese zu meiden. Möglich, daß auch die abnorme Hitze der letzten Zeit auf die Gesundheitsverhältniffe ungünstig eingewirkt hat.
Pforzheim, 29. Juli. Das Großh. Bezirksamt erläßt heute folgende Bekanntmachung: »Seit unserer letzten Bekanntmachung vom 14. v. Mts., nach welcher im Ganzen 65 Typhusfälle zur Anzeige gekommen waren, haben die Anzeigen von Erkrankungen so abgenommen, daß ein Erlöschen der Epidemie erwartet werden durfte. Da aber in der laufenden Woche plötzlich wieder eine hohe Zahl von Anzeigen an jedem Tage erstattet wurde, sehen wir uns veranlaßt, unsere wöchentlichen Bekanntmachungen
über den Stand der Krankheit wieder aufzu- nehmen. Seit dem 17. Mai bis 29. Juli d. I., mirtags kamen zur Anzeige g.. in der Stadt Pforzheim 123 Fälle, b. im Landbezirk 30 Fälle, zusammen 153 Fälle. Bon den 123 Erkrankten der Stadt sind gestorben: 13, genesen: 55, in Genesung begriffen: 7, noch krank: 48, Summa: 123. Die Erkcankungsfälle aus dem Landbezirke verteilen sich auf die Gemeinden: Bauschlott 1 Fall, Brötzingen 17 Fälle, davon 10 in Neustadt-Brötzingen, Büchenbronn 2 Fälle, Dill- Weißenstein 5 Fälle, Dietlingen 1 Fall, Dürrn 1 Fall. Erstngen 2 Fälle und Göbrichen 1 Fill."
Ettlingen, 29. Juli. Auch hier ist der Typhus ausgebrochen und hat rasch eine ziemliche Verbreitung gefunden. Im Spital liegen bereits über rin Dutzend Personen und in einzelnen Häusern deren bis zu sieben. Die Epidemie tritt also hier verhältnismäßig weit stärker auf wie in Pforzheim, dessen Einwohnerzahl ja sechsmal so groß ist wie die hiesige. Die Ursache der Krankheit ist hier so wenig wie anderwärts zu ermitteln. Das Wasser ist hier gut und die Luft rein; höchstens, daß den Aborten eine größere Aufmerksamkeit zugewendet werden dürfte. Einstweilen sind die Schutzmänner beauftragt, ein wachsames Auge in sanitärer Hinsicht zu haben, und demnächst sollen diesbezügliche amtliche Anordnungen erfolgen.
Neuenbürg, 31. Juli. (Schweine- -uiärkt.) Die Zufuhr von Milchschweinen war heute weniger stark, um so mehr aber waren Kaufsliebhaber zur Stelle. Es wurden 25—30 Mark für das Paar bezahlt.
Altensteig, 28. Juli. Die Zufuhr an Bich auf den gestrigen Markt war eine ziemlich starke. Am Platze waren 200 Paar Ochsen und Stiere. 300 Kühe, 200 Kalbeln und Rinder. Bon dem zugetriebenen Vieh wurde weit über die Hälfte verkauft. Die Preise bewegten sich aus seitheriger Höhe, bei Zugochsen war sogar ein mäßiges Steigen bemerkbar. Norddeutsche Händler, die in größerer Zahl am Platze waren, kauften Zugochsen m großen Partien rasch auf. Auch die sonst gewöhnlich unsere Märkte be- suchenden Mastochsenhändler kauften Fettvieh in größerer Anzahl auf. Gute Melkkühe waren sehr gesucht und fanden zu hohen Preisen rasch Absatz. Jungvieh in schöner Qualität war ebenfalls begehrt und wurden viele Käufe zu annehmbaren Preisen abgeschlossen. Landwirte des Nagolder Bezirks und der Nachbarschaft selbst handelten lebhaft. Der Schweinemarkt war ebenfalls stark befahren. Das Paar Milchschweine galt 20—30 Mk.; Läufer je nach Qualität 40—80 Mk. Der Absatz der Tiere war ein reißender. Der Preis für jedes Paar durchschnittlich 6 Mk. höher als auf dem Wildberger Markt am letzten Montag.
Deutsches Aeich.
Kaiser Wilhelm hat seine diesjährige Nordlandsfahrt beendigt, zur Stunde dürfte er den heimatlichen Strand wieder betreten haben. Der mehrwöchige Aufenthalt an den skandinavischen Gestaden ist dem Kaiser auch diesmal vortrefflich bekommen. Nur wenige Tage aber wird Kaiser Wilhelm nach seiner jetzt erfolgten Rückkehr auf deutschem Boden verweilen, da er bereits am 5. August von Kiel aus seine Fahrt nach Petersburg zum Gegenbesuch beim Zaren antritt. Die Kaiserin begleitet bekanntlich ihren hohen Gemahl, vorher wird sie jedoch mit den kaiserlichen Kinder von Tegernsee nach Schloß Wilhelmshöhe bei Kassel übersiedeln, von wo aus sie sich dann nach Kiel begiebt. Im Laufe des August wird am kaiserlichen Hoflager zu Wilhelmshöhe der Besuch der Kronprinzessin Sofie von Griechenland, Schwester des Kaisers, erwartet, welchem Ereignisse unter den gegenwärtigen Verhältnissen eine gewisse politische Bedeutung kaum abzusprechen wäre.
Kiel, 30. Juli. Der Kaiser ist an Bord der Hohenzollern heute Vormittag 10'/, Uhr hier angekommen und alsbald vom Prinzen Heinrich begrüßt worden. — Die Kaiserin reiste heute Mittag 1 Uhr 50 Minuten von Tegernsee nach Kiel ab, wo sie morgen früh eintrifft. — Die Staatsminister v. Miquel
und Frhr. v. d. Recke sind heute Vormittag nach Kiel abgereist.
Ein Straßburger, der die Nordlands - reise auf der Hamburger »Auguste Viktoria" mitmachte, berichtet: Die Nordlandreise ist glänzend verlaufen und hat bei allen Teilnehmern dauernde Eindrücke hinterlaffen. Der Glanzpunkt war für mich Spitzbergen, dessen arktische Natur das Großartigste ist, was ich gesehen. Auch die Barkaffenfahrt in den von riesigen Felswänden, Schneefeldern und Gletschern umschlossenen Troldfjord wird mir unvergeßlich bleiben. Nordkap, Hammerfest, Tromsö boten ebenfalls Bilder von reizvollem Zauber. Das höchst eigenartige Schauspiel der Mitternachts, sonne genossen wir zweimal vollkommen, da- dritte Mal war uns die Sonnenscheibe durch vorliegende Berge verdeckt, was aber ganz ungeahnte Lichteffekte verursachte; dabei stand der bleiche Vollmond im Osten am Himmel. Geradezu verblüffend war es. daß es nachts nicht dunkel wurde und nördlich des Polarkreises nachts 12 Uhr die Sonne am Himmel stand. Bei günstigem Wetter bewegte sich alles bis nachts 1—2 Uhr auf Deck; von Schlaf war keine Rede. Das Leben an Bord des prachtvollen Dampfers war hochinteressant und amüsant, die Verpflegung opulent und stets herrschte daS munterste Leben und Treiben. Nachts 11'/, Uhr verließen wir den Hafen von Bergen, nachdem wir dort zwischen »Hohenzollern" und „Gefion" liegend bei Konzert der „Hohenzollern"- und unserer Schiffskapelle, umschwärmt von zahlreichen Ruderbooten, einen köstlichen, unvergeßlichen Abend verlebt hatten. Feuerwerk, Gesang, Hoch und Hurrahs auf den Kaiser, der bei unserer Abfahrt salutierend auf der Kommandobrücke stand — beschloß unsere Nordpolfahrt. Jo 28stündiger ruhiger Fahrt landeten wir früh 4 Uhr in Kuxhafen.
Im Kieler Kriegshafen werden Anfangs August un Beisein des Kaisers, des Prinzen Heinrich und der Admirale umfangreiche Versuche mit dem Telegraphieren ohne Draht statlfinden, um dessen Verwendbarkeit für die Zwecke der Kriegsmarine zu erproben.
Berlin, 30. Juli. Der Handelsvertrag zwischen dem deutschen Zollverein und Groß- dritanien vom 30. Mai 1865 ist heute von der englischen Regierung gekündigt worden. Derselbe tritt nach Ablauf eines Jahres außer Kraft.
Breslau, 30. Juli. Infolge anhaltender Regengüsse sind von sämtlichen Zuflüssen der Oder Ueberschwemmungen angerichlet worden. Biele Brücken wurden fortgerissen. In Schönau a. d. Katzbach ist der Bahnverkehr unterbrochen. Verluste an Menschenleben wurden bisher nicht gemeldet.
Breslau, 30. Juli. Die »Schlesische Zeitung" meldet aus Görlitz: DasHoch- waiseri st höher als im Jahre 1880. In Ostritz wurde eine Brücke weggerissen. auf der sich acht Kinder befanden, die sämtlich ertrunken sind.
Dresden, 30. Juli. Die Strecke Weiß- kirchen-Ratzau der Linie Zittau-Reichenberg ist durch den Einsturz einer Brücke infolge Hochwassers von heule bis auf weiteres für den gesamten Verkehr gesperrt.
Auf Anregung des deutschen Reichskommissars für die Pariser Weltausstellung, Geh. Regierungsrat Dr. Richter in Berlin, wird für das deutsche Reich ein Preisausschreiben für Werke der Gravier- und Ciselierkunst erlassen, in dem hierfür namhafte Preise ausgesetzt sind. Zu dem hierfür beschiedenen Preisgerichte wurde, wie die „Karlsr. Ztg." mitteilt, unter anderen der Direktor der großherzoglichen Kunstgewerbeschule in Karlsruhe, Professor H. Götz, berufen. Professor Götz war bereits auf der Weltausstellung in Chicago mit größtem Erfolge thätig.
Die Jnvaliditäts- u. Atersversicher» ungsanstalt der Provinz Schlesien beabsichtigt, ein Krankenhaus in Breslau mit einem Kostenaufwand von 600000 »-L zu errichten. DaS Krankenhaus soll den Zweck haben, durch ärztliche Beobachtung der Renten-Antragsteller im Krankenhause zuverlässig festzustellen, ob wirklich