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zeit, Herr Stadtpfarrer Brecht von Gerabronn sprach über den katholischen Priester und seinen Einfluß auf das Volk. Für die vom Unglück betroffene Kirche in Neckarsulm wurde eine Tellersammlung eingeleitet, die 240 ergab; der Landesausschuß hat zum gleichen Zweck 100 genehmigt.

Gundelsheim, OA.Neckarsulm. (Einges.) Das letzte württ. Städtchen am Neckar ist das reizend gelegene Gundelsheim. Ueber demselben thront das alte Schloß Hornegg, das einst 1525 von den Bauern abgebrannt, dann neu aufge­baut wurde und bis in den Anfang dieses Jahr­hunderts ein Sitz der Deutschherrn war. Nach­her ging dasselbe in Privatbesitz über und ist non eine besuchte Kuranstalt. In diesem Schloß war der kleinen evang. Gemeinde, die sich in Gundelsheim sammelte, seit ihrer Gründung im Jahr 1851 ein Saal als gottesdienstliches Lokal eingeräumt. Nun aber ist sie genötigt worden, eine eigene Kirche zu bauen, die im August 1896 eingeweiht in ihrer schlichten Schönheit eine Zierde der Stadt geworden ist. Aber für die nur 220 Seelen zählende Gemeinde ist die Schuldenlast, die ihr damit aufgeladen wurde, unerschwinglich und darum ist es von ihr mit großem Dank begrüßt worden, daß ihr für nächsten Sonntag eine Landeskollekte verwilligt wurde. Möge eine reiche Beisteuer die Hoffnungen der Gundelsheimer Evangelischen erfüllen!

Ludwigsburg. 6. Juli. Aus dem Nachlaß des verstorbenen Fabrikanten Gustav Franck sind in der Stadt Ludwigsb urg Legate und Vermächtnisse zugewitsen worden. Es wurden u. a. bedacht: die Kirchenstiftung mit 20000 M., die Armenstiftung mit 5000 M.; ferner stiftete der Verstorbene für ein Stadtbad einen Baufonds von 20 000 M.

Tübingen, 7. Juni. Universitätsstall­meister Fritz wurde gestern vormittag zu Grabe getragen. An dem Letchenkondukt beteiligten sich die Professoren in Talar, die Studentenkorpora­tionen in Wichs, das hies, Stadtreiterkorps, so­wie zahlreich die hies. Einwohnerschaft. Der Verstorbene, langjähriger Stationschef des Stutt­garter Ätadtreiterkorps. erhielt im Jahre 1890 den ehrenvollen Ruf als Universitätsstallmeister hierher. Es gelang ihm in kurzer Zeit, das Reitinstitut auf eine bedeutende Höhe zu bringen. Stallmeister Fritz, eine liebenswürdige, Humor- volle Persönlichkeit, erfreute sich hier allgemeiner Beliebtheit.

Lauffen a. N., 6. Juli. Heute beginnt hier die Roggen- und Gerstenernte. Der Stand der Feldfrüchte ist ein ganz ausgezeichneter. Die Gewitter der vorigen Woche giengen hier ohne jeden Schaden vorüber. Auch die Weinberge stehen sehr schön; in günstigen Lagen sind die Beeren schon von Erbsengröße. Leider zeigt sich auch Heuer wieder die Blattfallkrankheit. Die Erfahrungen der letzten Jahre haben bewirkt, daß sämtliche Weingutsbesitzcr diesmal mit dem Bespritzen sich beeilen.

Kirchheim u. T., 8. Juli. In der letzteren Zeit hat unsere Stadt mehrfach Zuzug auswärtiger Pensionäre erhalten. Dies dürfte nicht zum wenigsten auf die vor Kurzem von den bürgerl. Kollegien gefaßten Beschlüsse Er­richtung einer rationellen Trinkwasserleitung und Ausbau der Realschule zu einer 6 klassigen An­stalt mit Berechtigung zum cinjährig-freiwilligen Dienst zurückzuführen sein. Diese beiden tief­einschneidenden Fragen haben die Bürgerschaft und Kollegien längere Zeit beschäftigt und ge­wiß gereicht die baldige Durchführung beider Projekte der Stadt nur zum Vorteil.

Leonderg, 5. Juli. Der k. Fasanen- garten Härdtle bei Weil im Dorf birgt, wie derSt.-Anz." berichtet, zur Zeit ein seltenes Schaustück: 1080 junge Fasanen, die von Trut- und japanischen Seidenhühnern aus­gebrütet worden sind. Die Sorgfalt, welche Hofjäger Foitzik auf diese Nachzucht verwendet, läßt den besten Erfolg in Aussicht nehmen. Für Naturfreunde, wie für solche, die die Waldeinsamkeit lieben, bildet das Härdtle einen einladenden Ausflugsort. Sehr interessant ist die Vorrichtung, die zum Fang von Raub­

vögeln an verschiedenen Orten im Wäldchen angebracht ist; desgleichen sind zur Abwehr des vierfüßigen Raubzeugs eine Anzahl Fallen Tag und Nacht bereitgestellt; alljährlich kommt auf diese Weise mancher prächtige Rauvogel und manch kapitaler Fuchs und Marder zum Fang.

Ausland.

Paris, 7. Juli. Die Kammer bewilligte einen Kredit von 7 Millionen für die Opfer der jüngsten Elementarereignisse in Frankreich, Algier und Guadeloupe.

Durch Ueberschwemmungen sind in Südfrankreich über 50 Personen um das Leben gekommen.

Saaten st and in Ungarn. Dem amtlichen Saatenstandsbericht vom 1. Juli zu­folge wurden 50/0 des Weizenbaues durch Ele- mentarschäden vernichtet. Der Ertrag wird auf 66 '/, Meterzentner pro Joch, insgesamt 32 */» Mill. Meterzentner geschätzt, 5 V* Mill. weniger als im Vorjahr. Daher ist kaum eine kleine Mittelernte zu erwarten. Bei Roggen beträgt der Verlust 5°/o infolge der Elementarschäden; der Ertrag wird auf 6'/r bis 7 Meterzentner per Joch, insgesamt 1112 Mill. geschätzt und bleibt um 2 Mill. Meterzentner hinter der Mittelernte zurück. Die Herbstgerste verspricht einen befriedigenden Ertrag, die Frühjahrsgerste 6'/r7 Meterzentner per Joch, 1011 Mill, gegen das Vorjahr 300000 weniger. Die Qua- lität steht durchweg der vorjährigen nach. Hafer steht von allem Getreide relativ am besten; es wird auf 6'/»7 Meterzentner per Joch, ins­gesamt 10 Mill. geschätzt.

Bei den Friedensverhandlungen mit den Großmächten macht der türkische Großvezier noch immer bedeutende Schwierig­keiten wegen der Räumung Thessaliens. Ueber- dies richten sich die türkischen Truppen auf dem Kriegsschauplatz dazu ein, erforderlichenfalls gleich wieder mit der Offensive beginnen und Griechenland vollends ganz niederwerfen zu können. Die Türken haben eben die Ohnmacht der Großmächte, die von deren Uneinigkeit her­führt. gründlich kennen gelernt, weil die Groß- Mächte nicht einmal Griechenland von dem tollkühnen Abenteuer eines Krieges gegen die Türkei abhalten konnten, und ziehen aus dieser Uneinigkeit nunmehr ganz richtige Konsequenzen. Die Griechen, welche ihre eigenen Feldtruppen nicht mehr unterhalten können, winseln bei den Großmächten um Beschleunigung der Friedens­verhandlungen und letztere versichern fortgesetzt, sie seien durchweg einig, weshalb der Großvezier nächstens entlassen werden müsse. Aber diese Melodie ist so bekannt, daß ihr kein Vernünftiger mehr Gehör schenkt.

Brüssel. 5. Juli. Vermummte Räuber drangen in die Wohnung des Fabrikanten Duval ein, welche mitten in der Stadt liegt, knebelten die allein anwesenden Dienstmägde, erbrachen den Geldschrank und raubten aus ihm 45 000 Fr. Wertpapiere. Die Räuber sind spurlos ver- schwunden.

vermischtes.

Karlsruhe, 6. Juli. Heute Vormittag 9 Uhr fuhr ein riesiger Möbelwagen, die Pferde mit Schellengeläute versehen, durch die Straßen Karlsruhe's. Niemand würde geahnt haben, daß im Innern eine fidele Studenten­schaft bei einem großen Faß Bier ihren Früh­schoppen auf eigene Art einnahm, wenn nicht dann und wann die Thüre zurückgeschoben worden wäre und man die Musensöhne, mit grünen Mützen im dichtesten Qualme sitzend, zechen sah.

(Johannisbeer - Marmelade.) Nachdem von den Beeren die Stiele entfernt, sie sauber geputzt sind, werden sie in einem Kessel zum Aufkochen gebracht. Darauf wird die Masse durch ein feines Sieb getrieben auf daß die Kerne Zurückbleiben. Die zurückgebliebene Kernwaffe wird besonders ausgequetscht; die gesamte Saftmssse wird nun nochmals in den Kessel gebracht, mit Zucker auf 2 Kilo Saft

1'/, Kilo Zucker versetzt und auf scharfem Feuer so schnell als möglich eingedickt und gut abgeschäuml. Wenn die Marmelade breit vom Löffel tropft ist sie fertig und wird nun in Conservegläser, gefüllt. Am besten eignet sich hierzu das bekannte ConserveglasIdeal", denn dieses schließt völlig luftdicht, und sichert dadurch die Marmelade wirksam vor einem frühzeitigen Verderben. (Nachdruck verboten.)

(Das beste Körnerfultcr für Legehühner), und zugleich im Allgemeinen das billigste ist der Buchweizen. Nächst diesem gute Gerste und als Abwechslung schwerer weißer Hafer oder ge. sunder kleiner Weizen.

(Ein klassischer Feldwebel.) (Casars Aus- spruch: Veni, villi, viel. Ich kam, ich sah, ich siegte!) Einjähriger:Heut' sind Sie wieder einmal geistreich!" Feldwebel:Ja, i bin halt wie der alte Cäsar sagt g wem' wieder witzi'!"

(Modern.) Handwerksbursche:Ein

Skandal, wie lang man herumbetteln muß, ehe man Geld zu einem Rad beisammen hat!"

Kreuz und Quer-Charade.

Zwei zweisilbige Wörter.

Das erste Wort.

Es ruht nah' an der Stadt, das erste Wort,

Ein Mädchen einer Posse kam von dort.

Das zweite Wort.

Für Bürgerwohl und Wohlfahrt der Gemeinde Sind hier versammelt Themis treue Freunde.

Die erste Silbe des ersten, und die erste des zweiten Wortes.

Von der Ameise lerne wohl den Wert Des Wortes, das bei Mißwachs dich ernährt.

Die zweiteSilbe des ersten, und die erste des zweiten Wortes.

Ein Titel ist es für den weißen Mann,

Der der Gemeinde Wohl beraten kann.

Die erste Silbe des ersten, und die zweite des zweiten Wortes.

Bin vor dem Haus', gehöre doch zum Haus,

Durch mich gehst du zur Wohnung ein und aus.

Die zweite Silbe des ersten, und die zweite des zweiten Wortes.

Ein Ort, für Wohlfahrt und Justiz ernannt,

Bin nnt dem zweiten Wort ich nah' verwandt. Die zweite und die erste Silbe des zweiten Wortes.

Bequemlichkeit und Nutzen schaffe ich,

Und Küche wie Salon gebrauchen mich.

Telegramme.

Berlin, 8. Juli. Nach übereinstimmen­den Berichten verschiedener Abendblätter soll die Ernennung des Botschafters v. Thielmann zum Staatssekretär des Reichsschatzamts bereits erfolgt sein oder doch mit Sicherheit bevorstehen.

München, 8. Juli. Der Reichskanzler Fürst Hohenlohe hatte während seines hiesigen Aufenthalts eine längere Unterredung mit dem Ministerpräsidenten Frhrn. v. Crailsheim über die Frage des Militärstrafprozesses. Die Neuesten Nachr." melden, Fürst Hohenlohe habe im Gespräch mit hiesigen Politikern erklärt, er werde die Geschäfte solange weiterführen, wie die Kräfte es ihm gestatten. Den Besuch beim Fürsten Bismarck, dem er Grüße des Kaisers übermittelte, begründete der Reichskanzler mit den alten freundschaftlichen Beziehungen.

Konstantinopel, 8. Juli. Die heute bekannt gewordene Note Rußlands an die Groß­mächte, worin diesen eine scharfe Haltung empfohlen wird, um die Türkei zu einer baldigen Annahme der Friedensbedingungen zu bewegen, soll im Mdiz-Kiosk nicht ohne Eindruck ge­blieben sein.

Unsere heutige Nummer enthält eine Bei­lageNützliche Winke zur praktischen Hand­habung der Kranken-, Unfall-, sowie Allers­und Invaliditäts-Vers icherungs-Gesetze" von Hch. Haag. Kassier der Fabrikkrankenkasse derVereinigte Deckenfabriken" in Calw und Lehrer des Versicherungswesen an der Handels­schule. Der Verfasser hat sich der Mühe unter­zogen, weniger Bekanntes aus dem Gesetz gemein­verständlich und übersichtlich niederzuschreiben und möchten wir namentlich den meist Inter­essierten die Beachtung und auch die Aufbewahr­ung dieser Beilage empfehlen.

Redaktion, Druck und Verlag von C. Meeh in Neuenbürg.