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der Stadt grundsätzlich außer Zweifel steht. Die , Arbeiten dürfen wohl schon in etwa 2 Monaten beginnen.
? .. . Karlsruhe, 7. Mai. Vor einigen Tagen versuchte eine Radfahrerin, vom Turmberg bei Durlach herabzufahren; sie war aber des Bremsens nicht genug mächtig und erlitt bei dem Sturz einen Schädelbruch. Heute erfolgte der Tod, ohne daß die Verunglückte das Bewußtsein noch einmal erlangt hätte.
Mannheim, 7. Mai. Der Gewinner des ersten Preises der Maimarkt Lotterie ist der in Heidelberg wohnhafte Kaufmann Goldmann. Auf einer Zimmerthür präsentierte der Gewinner des 2. Preises, Maurer Keller von Neckarhausen, das Gewinnlos. Dasselbe war auf der Thüre aufgeklebt und aus Furcht, dasselbe könnte beim Abmachen zerreißen und deshalb vielleicht un- giltig werden, nahm er kurzbesonnen die ganze Thüre mit, von welcher es die Lotteriekommisston ablöste.
Freiburg, 8. Mai. Der „Frb, Ztg." wird geschrieben: F, Bauer beginnt in einigen Tagen ein 30tägiges Fasten unter ärztlicher Aufsicht.
Vom Bodensee, 4. Mai. Im Ge> wächshaus eines Fabrikanten in Radolfzell befindet sich ein von Gärtner Enter gepflanzter Rosenstrauch (Naräckal Mel), der diesen Frühling schon über 1200 Rosen lieferte. Rechnet man das Hundert Rosen zu 10 so macht das schon über 120 und der Ertrag des R o s e n st r a u ch s übenrifft also den des mächtigsten Ob st bäume s.
Unterhaltender Teil.
Falsche Spuren.
Criminal-Novelle von Ferdinand Hermann.
(Fortsetzung.)
Bon besonderer Wichtigkeit für die Beurteilung der Person des jungen Ulrich waren die Aussagen des Herrn Steinmetz, des Besitzers der Apotheke „zum goldenen Einhorn," bei welchem der jetzt so schwer Verdächtigte seit einem Jahr bedienstet war. Steinmetz betonte zwar zunächst, daß er sich kaum entschließen könne, an eine verbrecherische Handlungsweise seines Gehülfen zu glauben; aber diese wohlwollende persönliche Anschauung siel kaum ins Gewicht gegenüber den sonstigen Angaben, welche der Apothekenbesitzer der Wahrheit gemäß machen mußte. Während ihm, wie er sagte, in den ersten Monaten gerade das freundliche, offene, ruhig heitere Wesen des in seinem Beruf tüchtigen jungen Mannes recht wohl gefallen hatte, war ihm späterhin eine merkwürdige Veränderung in seinem Wesen ausgefallen. An die Stelle der früheren Lebhaftigkeit und Liebenswürdigkeit war eine Wortkargheit und Zerstreutheit getreten, für die er keine Erklärung zu finden gewußt habe, als daß der junge Mann mit seinem Beruf und seiner Lage höchlichst unzufrieden sei und sich nach einer Berbtsserung seiner Verhältnisse sehne, an deren Erreichung aus dem gewöhnlichen Wege während der nächsten Jahre nicht zu denken war. Diese schwermütig finstere Stimmung des Apothekergehilfen habe sich dann von Woche zu Woche verschlechtert und namentlich während der letzten Tage einen geradezu bedenklichen Charakter angenommen. Daß Julius Ulrich gerade an dem Tage, an welchem die Ermord- ung des Fräuleins Hegemeier ausgeführt worden war. eine unerklärliche Aufgeregtheit gezeigt habe, vermochte Herr Steinmetz mit größter Bestimmtheit zu behaupten, und es wurde zum Ueberfluß durch den Hausknecht der Apotheke in unzweideutigster Weise bestätigt.
Als man dem Verhafteten diese Depositionen eines durchaus glaubwürdigen Mannes vorhielt, legte er eine nicht zu verkennende Verlegenheit an den Tag und verweigerte nach einem kurzen Zögern jede weitere Erklärung, obwohl er freimütig zugestand, daß die Beobachtungen seines Chefs keineswegs irrig gewesen sein möchten.
Auf die Frage des Beamten, ob Ulrich im Stande gewesen sei, sich Chloroform und Blausäure aus den Vorräten der Apotheke in unauffälliger Weise zu verschaffen, konnte Steinmetz
nicht unbedingt bejahend antworten; das Chloroform sei ihm allerdings jederzeit zugänglich gewesen; die Blausäure aber sei in einem besonderen Giftschrank aufbcwahrt worden, welcher stets verschlossen gehalten sei und zu welchem er den Schlüssel immer bei sich getragen habe, — wobei er indessen eines Umstandes Erwähnung thun müsse, den er zwar im Interesse des jungen Mannes gern verschwiegen hätte, der aber doch späterhin, wenn er seine Aussagen etwa unter dem Zwange dcsZeugen- eides machen müsse, jedenfalls zur Sprache gekommen wäre. Am Mittage eines der letzten Tage habe er nämlich, als er das Laboratorium unerwartet betreten, die Wahrnehmung machen müssen, daß sich Ulrich am Schlosse seines Giftschrankes beschäftigte, — ob mit einem Nachschlüssel oder mit einem anderen Instrument, vermöge er nicht zu sagen, da er die Sache aus Schonung für den jungen Mann nicht weiter verfolgt habe, nachdem er sich überzeugt, daß das Schloß unversehrt und im Schranke Alles in Ordnung sei.
Es war selbstverständlich, daß diese Eröff nung für den Glauben an die Unschuld des jungen Mannes geradezu vernichtend war, wie er denn auch seine Bestürzung nicht verbergen konnte, als man ihm dieselbe vorhielt. Er errötete wie ein Mädchen, und seine Augen suchten in höchster Verwirrung den Boden. Als aber der Staatsanwalt den bedeutsamen Moment für geeignet hielt, ihn noch einmal in eindring, lichen Worten zu einem unumwundenen, reu- wütigen Geständnis aufzufordern, da richtete er sich mit wieder aufflammendcr Entrüstung empor und gab noch einmal eine klare und bestimmte Versicherung seiner Unschuld an jener Schand- that ab, die ihm da zur Last gelegt werden sollte. Wenn er in der That an jenem unglückseligen Mittag den Versuch gemacht habe, den Giftschrank zu öffnen, so sei es geschehen, weil er damals nicht Herr über seine Sinne gewesen sei, und weil ihm in seiner verzweifelten Stimmung für einen Augenblick der wahnwitzige Gedanke gekommen sei, Hand an sich selber zu legen. Ueber die Ursache dieser Verzweiflung müsse er ebenso rundweg jede Auskunft ver- weigern, als über seine Privatangelegenheiten überhaupt, die mit der vorliegenden Sache nichts zu schaffen hätten, und deren Heranziehung man zur Erweisung seiner Unschuld sicherlich nicht bedürfe.
So lagen die Dinge, als der Untersuchungs- richter difinitiv die Wetterführung der Angelegenheit übernahm und dann ihm und seinem jungen Protokollführer, dem jungen Referendar Dr. Tronow, die Schneiderin Therese Ulrich zum ersten Mal zur verantwortlichen Vernehmung vorgeführt wurde.
Obwohl das junge Mädchen erst zwei Tage im Untersuchungsgefängnis zugcbracht hatte, war in ihrem Aussehen doch eine gewaltige Veränderung vor sich gegangen. Die blühenden Rosen der Gesundheit waren von ihren Wangen verschwunden, ihre sonst so Hellen und glänzenden Augen blickten matt und trübe, und neben ihren feinen Mundwinkeln hatte sich ein schmerzlich bitterer Zug eingegraben, wie ihn nur der grausame Griffel tiefster Verzweiflung zu zeichnen vermag.
Therese blieb natürlich auch jetzt bei den Versicherungen ihrer Unschuld, und die Kreuz- und Querfragen des erfahrenen Untersuchungsrichters vermochten sie weder zu irgend einem Widerspruch zu führen, noch ihre Fassung zu erschüttern. War doch auch außer den allge- meinen Verdachtsgründen, und außer den Indizien, welche speziell gegen ihren Bruder sprachen, noch immer kein positiver Anhalt vorhanden, aus Grund dessen man sie für halbwegs überführt hätte ansehen können. Das Einzige, was dem Untersuchungsrichter eine Handhabe dafür zn bieten schien, und auf das er darum immer wieder mit besonderer Hartnäckigkeit und Schärfe zurückkam, war der angebliche Spaziergang nach dem Kirchhof zu der nämlichen Zeit, in welcher in dem einsamen Häuschen des Fräulein Hegemeier das schändliche Verbrechen verübt worden war. Therese hatte einer eingehenden Erörter
ung dieses Punktes bisher auszuweichen gesucht; aber als der Untersuchungsrichter nicht müde wurde, sie mit Fragen zu bestürmen und sie auf die Unglaubwürdigkeit dieser Erzählung aufmerksam zu machen. da siegte doch endlich die Entrüstung und der Wunsch, sich zu rechtfertigen, über die Scheu, ihre heiligsten Gefühle vor fremden und rücksichtslosen Männern preiszugeben, und mit erhobenem Antlitz, in dessen Augen für einen flüchtigen Moment etwas von dem alten Glanze aufleuchtete, sagte sie:
„Nun wohl, meine Herren, so will ich versuchen, zu erklären, was Ihnen so unerklärlich scheint! Mein Bruder hatte sich für diesen Abend um die siebente Stunde freigemacht, und um diese Stunde war es, als er mich der vorher getroffenen Verabredung gemäß zu dem Besuch bei Fräulein Hegcmeier, meiner unvergeßlichen Freundin und Wohlthäterin, abholte. Es war der Todestag meiner teueren Mutter, und ich hatte schon am frühen Morgen den Kirchhof ausgesucht, um ihren Grabhügel mit einem frischen Kranze zu schmücken. Julius war dazu nicht im Stande gewesen; denn ihn hielt die Pflicht in seinem Laboratorium zurück. Auch wäre ich sicherlich nicht auf den Gedanken gekommen, ihn noch zu später Stunde zu dieser Handlung der Kindesliebe aufzufordern, wenn mich nicht sein schwermütiges, trauriges Wesen mit aufrichtigster Betrübnis erfüllt hätte. Schon bei seinen letzten Besuchen war mir dasselbe ausgefallen, und ich hatte mich vergeblich bemüht, die Ursache zu erfahren, obwohl er sonst niemals ein Geheimnis vor mir gehabt, und obwohl ich mir vergebens den Kopf darüber zermarterte, was ihn bedrücken könne. So tief gebeugt und gebrochen wie an jenem Abend aber war er noch nie zuvor gewesen, und vergebens suchte er seinen Gemütszustand vor mir zu verbergen. Ein trauriges Kopfjchütteln war seine einzige Antwort auf meine bewegten Bitten und Vorstellungen, und als ich gar nicht abließ, in ihn zu dringen und ihn bei dem Andenken an unsere geliebte Mutter beschwor, mir sein Vertrauen zu schenken, da stürzten ihm die Thränen aus den Augen, und er flehte mich an, ihm Zeit zu seinem Bekenntnisse zu lassen, da er mir unmöglich berichten könne, was er kaum sich selber einzugestehen wage. Da quälte ich ihn denn freilich nicht weiter; aber an die Ausführung unseres Besuches bei Fräulein Hegemeier war natürlich nicht mehr zu denken, und ohne Zögern willigte Julius ein, als ich ihm vorschlug, statt dessen zum Friedhof hinauszugehen, wo er sich am Grabe unserer armen Mutter, die Jahrzente hindurch einen harten Kampf gegen die Grausamkeit des Schicksals um ihrer Kinder willen mit dem Opfermut einer Heldin geführt, Kraft und Ergebung für die Ertragung seines eigenen Herzenskummers zu holen. So, meine Herren, ist es gekommen, daß wir auf den Gottesacker gingen, und daß wir dort bis zum Einbruch der Nacht verweilten, trotz der Finsternis und trotz des Regens, von dem wir Beide sehr wenig bemerkt haben. Wenn Sie es auch sitzt noch unbegreiflich finden, so habe ich freilich kein Mittel mehr, Sie zu überzeugen." Ihre Wangen hatten sich sanft gerötet, ihre vorher so malte Haltung war wieder fest und elastisch geworden, und wie ein Schimmer lieblicher Verklärung halte es sich über ihr jugendlich schönes Antlitz gebreitet.
(Fortsetzung folgt.)
Seit der Katastrophe in der Rue Jean- Goujon sind in Paris die Preise für lebend e Blumen ins Ungeheure gestiegen. So wurde ein Fliederstrauß, der für gewöhnlich 30—40 Cts. kostet, gestern mit 5. ja mit 10 Franken bezahlt. Sliefmütierchenbouquets, die für gewöhnlich 20 Cts. kosten, erreichten die Höhe von 2—3 Fr. Nur der Preis der Rosen blieb sich so ziemlich gleich, wenigstens derjenige der roten, die für gewöhnlich für Kränze nicht verwendet werden.
^Grausames Schicksal.j Hausfrau: „Weshalb haben Sie eigentlich nicht geheiratet, lieber Herr Registrator?" — Registrator: „Die Damen konnten nie meine Liebesbriefe entziffern!"
Ske-Mott, LrnS rmb Nrrlag vv» L. Wreh i» Rroeubürg.