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vom Staat bis jetzt in anerkennenswerter Weise zu Teil wurde, ermöglicht.

Tübingen, 22. April. Die Wand er« Versammlung der württb. Gewerbevereine findet dieses Jahr im August in der Universiläts' stadt statt. Der hies. Gewerbeverein wird allem aufbieten, die Gäste in würdiger Weise zu be- Herbergen. Geplant ist: Samstag abend Bankett, wobei lebende Bilder zur Aufführung kommen werden, sowie ein Kellerfest im Schloßkeller. Montag: Ausflüge.

Ulm, 24. April. Heute ist es hier kalt wie im Februar. Das Thermometer zeigt kaum 3 Grad Wärme. Das Barometer steht 8 imu unter Mittel. Heute früh fiel hier Schnee. In letzter Nacht sind im Hotel zum »Hirsch« und im Gasthaus zumFalken« Einbruch, diebstähle auSgeführt worden.

Besigheim. 23. April. Gestern wurden die Hauptarbeiten für die hier zu erstellende Hochdruck-Wasserleitung mit Haus- anschlüssen vergeben. Die Rohrlieferungen er­hielten Grbr. Benckiser in Pforzheim zu dem von ihnen gemachten billigsten Offert von 39 885 «-L Die Erdarbeiten (ErdauShub und Felsausbruch) und die Bauarbeiten (Quell faffungen, Reservoir. Maurer» und Pflästerer» Arbeiten für die Rohrleitungen) wurden an hiesige Unternehmer vergeben. Im ganzen wurden an den Boranschlagspreisen abgeboten rund 18000 «iL

Ausland.

Eine amtliche Arbeit schätzt Frankreichs derzeitiges Gesamtvermögen auf 220 Milliarden.

Athen, 24. April. Die halbamtliche Proija« veröffentlicht nachstehende Mittest, ung: Gestern fand bei Maku ein blutiger Kampf statt. Unsere Truppen kämpften bis 6 Uhr heldenmütig und warfen den Feind zurück. Nachdem aber dieser erhebliche Berstärkerungen erhalten hatte, erwiesen sich unsere Stellungen als unhaltbar und es begann nun der Rückzug. Ob auch an anderen Punkten der Rückzug angetreten werden mußte, ist noch nicht bekannt. Eine Depesche des Generalstabes meldet, daß unsere Truppen auf der Linie nach Phersala (Pharsalus) konzentriert sind. Infolge dieser Beweg- ung betrachtet man die Aufgabe von TyrnavoS und Larissa für unser» weidlich

Bon ihrem Konstantinopeler Korrespon- deuten erhielt die »D. W.« folgendes Tele­gramm : Pera, 24. April. Was den angeb. lich von einer türkischen militärischen Kommission ausgearbeiteten Kriegsplan anbelangt, so kann ich aus bester Quelle versichern, daß dieser vor Jahren von dem früheren Reorganisator der türkischen Armee von derGlotz-Pascha ausgearbeitet ist und jetzt bis in die Einzel­heiten befolgt wird.

London, 24. April. Ein Telegramm der »Times« aus Meluna von gestern er­klärt. die Türken dringen stetigdurch die Ebene gegen Larissa vor. Die Griechen suchten ein allgemeines Treffen zu vermeiden und seien in langsamem Rück­zug begriffen. Gelochten werde hauptsächlich an dem vordringenden linken Flügel. In der Richtung auf TyrnavoS ist alles ruhig. Die Türken nahmen und besetzten die Stadt. Das JngenieurkorpS stellt eine fahrbare Mstitärstraße durch den Melunpaß her.

England und die Delagoabai. Unsere vor Kurzem ausgesprochene Vermutung, daß es England auf die Delagoabai abgesehen habe, scheint sich schon jetzt zu bestätigen, wenig- stens verlautet mit aller Bestimmtheit, daß England die Delagoabai als Handelsterri- torium unter Fortbestand einer portugiesischen Scheinherrschast erworben habe.

Auf den Präsidenten von Uruguay ist in diesen Tagen in Montevideo ein Pistolenschuß abgegeben worden. Der Schuß ging glücklicher- weise fehl. Der Uebelthäter wurde verhaftet.

Präsident Krüger hat eine Vorlage in AuS- ficht gestellt, welche Uirländern, die 2 Jahre in Transvaal ansässig find, das Stimmrecht

für alles, ausgenommen die Bolksraadswahlen, verleiht. Uitländer. die 4 Jahre ansässig sind und den Treueid leisten, erhalten das Stimm­recht auch für die Bolksraadswahlen.

Aus Nicaragua liegen beunruhigende Nachrichten vor. Die wirtschaftliche Lage ist äußerst schwierig Geld ist nicht vorhanden und der Geschäftsverkehr stockt Man hat kein Ver­trauen zum Frieden und lebt in beständiger Aufregung. Die Regierung ist wachsam, denn Verschwörungen sind an der Tagesordnung. Biele Leute wandern nach Costa Rica, San Salvador und Guatemala aus.

Vermischtes.

Gefälschte Schweizer-Pillen. Der frühere Apotheker Karl Thelen aus Esch, jetzt Inhaber eines chemischen Laboratoriums in Köln a. Rhein, welcher vor einigen Tagen von der dortigen Strafkammer auf Grund des § 14 des Gesetzes -mm Schutze der Warenbezeichnungen zu einem Monat Gefängnis verurteilt wurde, erhielt gestern wegen eines weiteren Betruges eine Gefängnisstrafe von fünf Monaten. Es handelte sich dies Mal um die Nachahmung von Richard Brandt'schen Schweizerpillen, die der Angeklagte nach seinem Geständnis in Ver- viers anfertigte.

Aus der Schweiz, 21. April. Jo einem Lausanner Blatte prangte dieser Tage m schwarzer Umrahmung folgende Anzeige: »Ge- horsam der Stimme Jesu Christi, meines gött- lichen, heißgeliebten Retters, zeige ich meiner Kundschaft an. daß meine Apotheke von nun an des Sonntags geschlossen sein wird.« Eine schöne Blüte des »Geschästschristentums«.

Brüssel, 17. April. Einem ingeniösen Verfahren, um ein und dieselbe Briefmarke mehrere Male zu verwenden, ist man hier auf die Spur gekommen. Dasselbe besteht darin, daß der Absender eines Briefes auf die von ihm benützte Briefmarke ein ganz dünnes und durch­sichtiges Stückchen Papier klebt, und dieses Papier, auf welches der Poststempel gedrückt wurde, hat der Empfänger nur zu entfernen, um wiederum eine völlig intakte Marke in Hän. den zu haben. Dieses Verfahren soll besonders bei den wertvolleren Marken von '/,5 Frcs. in sehr ausgedehntem Maße zum Schaden des Fiscus zur Anwendung gelangt sein.

Mißverstanden.) Der kleine Emil ist un- artig gewesen und hat sich, als er Mama mit dem Stocke nahen sieht, unter das Bett geflüchtet. Der Vater, der gerufen wird, macht sich sofort daran, ihn hervorzuholen. Vater (unter das Bett kriechend): »Da bist du ja!« Emil (flüsternd):Ja, Papa, will sie dir auch was thun?«

(Pünktlich) Hauswirtin: »Ich höre Sie jede Nacht um zwölf Uhr aufstehen; was machen Sie dann eigentlich immer?« Z'mmerherr (alter Junggeselle): »Was ich dann mache . .. ich reiße den alten Tag vom Abreiß-Kalender herunter!«

(Ein Wortklauber.) Onkel: »Deine Bitte wegen der zwanzig Mark muß ich dir leider abschlagen! Neffe:Nun, dann gieb mir etwas abschläglich!«

Rätselfrage.

Wie kann man aus den WörternGitter«, »Mast«, »Binse«, »Most«, »Sitte« den Anfang eines bekannten schönen Liedes erhalten?

Telegramme.

Berlin, 25 April. Die jetzt vorliegenden Nachrichten lassen keinen Zweifel mehr darüber bestehen, daß die griechische Armee aus sämtlichen Positionen an der thessalischen Grenze zurück­gedrängt ist und sich in einer teilweise unge­ordneten Rückzugsbewegung befindet. Bei allen Kabinetten zeigt sich große Geneigtheit wie früher für die Erhaltung, so jetzt für die Wieder»

Herstellung des Friedens sich zu bemühen. Naturgemäß müßte nach den gemachten Erfahr, ungen jedem derartigen Schritt die bindende Erklärung der griechischen Regierung vorher, gehen, daß die wohlerwogenen Ratschläge Europas diesmal Beachtung finden werden.

Wien, 25. Apr. Kaiser Franz Joseph ist heute Mittag in Begleitung deS Erzherzogs Otto nach Petersburg abgereist. Auf der Fahrt zum Bahnhose wurde der Kaiser von einer zahl» reichen Menschenmenge begeistert begrüßt.

Paris, 26. Apr. Der »Temps« schreibt: Die Stunde sei gekommen, wie die glorreich Besiegten von Meluna und Mali den einzigen Sieg erringen könnten, welchen ihnen noch das Schicksal vergönnt, nämlich den Sieg über sich selbst. Mögen sie Europa das ungeduldig er. wartete Zeichen geben, damit dieses »bis hierher und nicht weiter« sprechen könne. Offiziell wird gemeldet, Admiral Pottier entsendet den Kreuzer »Bugeaud« aus der Suda Bai nach Saloniki. Depeschen der hiesigen türkischen Botschaft zufolge sind die Griechen von Larissa in großer Unord» nung geflohen. Sie ließen eine Menge Kriegs» material und Munition zurück.

Rom, 25. April. In verschiedenen Pro­vinzen Italiens wurden Freiwillige, die sich nach Griechenland begeben wollten, von den Behörden an der Abreise verhindert.

Athen, 25. April. Agence Havas. Die Regierung hat beschlossen den Kampf fortzusetzen »nd mit einer um so größeren Energie Wider- staich zu leisten, als die neue Verteidigungslinie für Thessalien stärker angesehen wird, als die bisherige an der Grenze. Eine Depesche aus Arta von Mitternacht besagt, daß Pentepygadier gestern besetzt, Plaka genommen wurde. Die Türken, welche Plaka räumten, stießen mit den Griechen zusammen. Das Ergebnis des Gefechts ist unbekannt. DasWestgcschwader bombardiert Nicopolis Preveja wird von der Seeseite durch Kanonenboote und von der Landseite durch die griechischen Truppen blockiert Gerüchtweise ver» lautet, daß im Innern von Epirus ein Aufstand ausgebrochen sei.

Athen, 25. April. Die Griechen haben Larissa vollständig geräumt. Bor ihrem Ab­marsch haben die Truppen die in den befestigten Batterien befindlichen Geschütze vernagelt. Die Feldgeschütze und Munition jedoch haben sie dem Vernehmen nach milnehmen können.

Athen, 25. April, l'/i Uhr nachmittags. Es verlautet, das griechische Ostgeschwader be­schieße Dedeagharsch. Einem weiteren Ge» rächte zufolge ist in Prevesa die weiße Flagge gehißt, doch bedarf dieses Gerücht noch der Bestätigung. Auf der Verteidigungslinie von Pharsalos stehen 3 griechische Brigaden.

Athen, 26. April. (Agence Havas.) In der Ebene von Pentepygadia Hst ein heftiger Kampf zwischen 2200 Griechen und 2500 Türken stattgefunden. Die Griechen wurden nach mehr­stündigem Kampfe geschlagen. Sie griffen mit verstärkten Kräften wieder an und eroberten Pentighadia. Die Türken zogen sich zurück. Der Verlust der Griechen ist bedeutend.

Konstantinopel, 25 April. Ed hem Pascha telegraphierte, daß die türkische Kavallerie heute Mittag Larissa besetzt habe.

S a l o n i k i, 25. April. Ghazi Osman Pascha ist gestern hier eingetroffen und von der Bevölkerung begeistert empfangen worden. Er reiste sofort nach dem Kriegsschauplätze weiter, wohin auch der deutsche, österreichische, fran­zösische und italienische Militärattache heute Nacht abgereist sind.

London, 26. April. Reutermeldung: Die in Dorchester liegende 13. Batterie Artillerie hat Befehl erhalten, sich zum Abgänge nach Südafrika bereit zu halten.

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